Berlin-Mitte - Schinkelplatz und Werderscher Markt

  • Ich muss auch sagen, dass die Qualitäten des Quartier sehr unterschiedlich sind und dass ich die Platzfront zum Schinkelplatz durchaus in Ordnung finde. Gerade der Schultes-Bau hat unbestreitbare Qualitäten. Er ist natürlich keine Rekonstruktion, aber er greift zumindest architektonische Elemente auf und ist sehr wertig umgesetzt. Und ja, ihr könnt mich schlagen, aber ich finde auch das Kanzleramt für einen modernen Solitär nicht schlecht.

    Ja. Der Schultes-Bau ist etwas 90-er retro, aber ich finde das nicht schlimm. Man muss bedenken, dass wir mit dem Schloss und der Bauakademie und dem Platz selbst schon die wichtigsten und leitenden Bauten für den Platz haben, die auch ihre Wirkung entfalten müssen, somit finde ich den Schultes-Bau in Form und Sprache dem Ort angemessen.

    Die Staab-Bauten daneben sind schon etwas schwächer, auch wenn sie vor Ort einen besseren Eindruck machen als auf den Bildern. Ich finde sie vor Ort gerade noch okay, auch wenn ich Zweifel habe, ob die Oberfläche gut altern wird.

    Gruselig wird es aber auf der Rückseite. Das orangene Ungetüm neben der Friedrichswerderschen Kirche ist ein Anschlag auf den guten Geschmack. Meiner Mmeinug nach ging da fast alles schief, was schief gehen kann. Proportionen, Gliederung, Materiel, Farbe. Es sieht aus wie eine explodierte Mallorca Finca, die man mit Testosteron und viel viel Farbe zu einer Parodie ihrer selbst gemacht hat. Meiner Meinung nach eine der größten Fehlleistungen in Mitte in den letzten 15 Jahren!

    APH - am Puls der Zeit

  • Und ja, ihr könnt mich schlagen, aber ich finde auch das Kanzleramt für einen modernen Solitär nicht schlecht.

    Das Kanzleramt? Nun ja, über Geschmack lässt sich bekanntlich ja nicht streiten und jeder empfindet anders. Meiner Meinung nach ist das Kanzleramt eine einzige, brutale, zu Beton gewordene Katastrophe. Das gilt übrigens für alle Regierungsbauten am Reichstag, die wie riesige Lagerhallen für Großmärkte wirken und irgendwo in der Peripherie unbedeutender Vororte stehen könnten.

  • Man muss bedenken, dass wir mit dem Schloss und der Bauakademie und dem Platz selbst schon die wichtigsten und leitenden Bauten für den Platz haben

    Noch haben wir die Bauakademie keinesfalls. Es wird noch einige Querschüsse geben. Ich hoffe auf ein gutes Ende, da der Platz sonst ästhetisch verloren ist.

  • Ja, die Bauakademie, originalgetreu rekonstruiert, ist nun wahnsinnig wichtig. Ohne sie, ist der Platz verloren. Die schöne und feine rekonstruierte Platzgestaltung würde ad absurdum geführt, wenn nur schlichte, grobe, moderne Kisten sie umstehen. Genau so absurd wie ein Schinkelplatz, mit Schinkelstandbild aber eine Bauakademie die nicht von Schinkel stammt.

    Einmal editiert, zuletzt von Treverer (13. Oktober 2018 um 00:44)

  • Schauderhaft einfallslose Klötzchenarchitektur.

    Was ich besonders schlimm finde, ist, dass alle Häuser oben nur eine glatte Kante als Abschluss haben. Stuck, Ziergitter, geformte Bleche, o.ä., meinetwegen auch stark in der Form reduziert, würden das Ganze meiner Meinung nach aufbessern.

  • Der Moneobau ist wirklich unter aller Kanone, so etwas Einfallsloses und dann an dieser prominenten Stelle!

    War der Wettbewerb noch unter Stimmann oder schon unter Lüscher?

    Hinterher werden wieder alle sagen: So haben wir uns das nicht vorgestellt. :thumbdown:

    Wenigstens haben die zukünftigen Bewohner einen schönen Blick nach draußen:


  • Ja, Stararchitekt hin oder her, aber der Moneobau ist wirklich der größte Fehlgriff des gesamten Quartiers. Hier wäre mir selbst ein Grau als Fassadenfarbe lieber gewesen, so aber ist es eine Karikatur von Architektur geworden.

    Die Schultes-Bauten wirken dagegen sehr elegant und wertig, ja, etwas aus der Zeit, weil die Verwandtschaft zu den Bauten im Spreebogen offensichtlich ist. Aber seien wir ehrlich, schlecht ist es nicht.

    Wenn die Bauakademie in der historischen Form kommt, dann ist der Schinkelplatz trotz allem ein Schmuckstück. Der Blick auf die Kuppel und das Portal III wird atemberaubend sein.

    Moderationshinweis (Fusajiro): Gekürzt da themenfremd.

    APH - am Puls der Zeit

  • Kann ich ihnen nur zustimmen Spreetunnel.Am Schinkelplatz passt architektonisch einfach gar nichts zusammen.Was mit der historischen Platzgestaltung vor Jahren hoffnungsvoll begann wurde dann mit diesen banalen (Zeitgeist)Neubauten alles wieder zunichte gemacht.Der Platz ist jetzt für die nächsten Jahrzehnte städtebaulich vermurkst.Schade! :(

  • Was ich bei diesem Platz neben den schnöden Fassaden auch sehr schade und als verpasste Chance empfinde, dass keines der Erdgeschosse eine gewerbliche Nutzung erfährt, die öffentlich ist. Hier wäre es einfach herrlich gewesen, ein oder zwei Cafés mit Blick auf das Schloss, den rekonstruierten Schinkelplatz und die Bauakademie zu haben.

    Oder einige Läden. Schließlich sind im Bereich dahinter zwischen Opernplatz, Zeughaus und Universität auch keinerlei Einkaufsmöglichkeiten. Hier wäre zwischendrin der Platz für etwas Nutzungsmischung.

  • Am Schinkelplatz passt architektonisch einfach gar nichts zusammen.Was mit der historischen Platzgestaltung vor Jahren hoffnungsvoll begann wurde dann mit diesen banalen (Zeitgeist)Neubauten alles wieder zunichte gemacht.

    Ich muss zugeben, dass mir die "historische" Gestaltung des Schinkelplatzes überhaupt nicht gefällt. Steril und tot. Dort geht keiner hin. Viel zu abgeleckt.

  • Agon ,habe ich richtig gelesen."Die HISTORISCHE Gestaltung des Schinkelplatzes gefällt ihnen "ÜBERHAUPT NICHT"??Oder meinten sie die"modernen" Gebäude sind "Steril und Tot".Und weil sie so" abgeleckt"sind gehen vielleicht nur SIE dort nicht hin.
    Denn die eigentliche Platzgestaltung nach historischem Vorbild mit Denkmälern,Brunnen ,Pflasterung und Sitzrondell ist perfekt gelungen.Ich meine,nur diesen faden und stadtweiten Neubauten passen mit dieser anspruchsvollen historischen Platzgestaltung überhaupt nicht zusammen. :daumenunten:
    Dieser "schreckliche"Bruch ist von den Verantwortlichen im Bausenat anscheinend bewusst so gewollt.

  • Nun ich kenne den Platz aus eigener Anschauung und saß auch eine Zeit lang auf der Granitbank!
    Fazit: schön gemeint, gut gemacht, aber ungepflegt. Da wird keine Liebe und pflegende Betreuung, noch eine farbenfrohe Bepflanzung investiert. Leider. Sehr schade! In Frankreich würde das ganz anders aussehen und damit auch eine andere anziehendere Wirkung entfalten!

  • Zitat von Argon

    Ich muss zugeben, dass mir die "historische" Gestaltung des Schinkelplatzes überhaupt nicht gefällt. Steril und tot. Dort geht keiner hin. Viel zu abgeleckt.

    Ich finde, da tut man dem "Platz" etwas unrecht. Denn was war der Schinkelplatz denn bis jetzt? Es war eine nach historischem Vorbild gestaltete Platzfläche, nur eben ohne Platzbebauung!

    Wir hatten im Osten lange die Ruine des Palastes der Republik, dann Wiese und jetzt seit Jahren die Schlossbaustelle. Im Süden steht die etwas abgewirtschaftete Simulation der Bauakademie, im Osten und Nordosten war lange ... nichts. Also wo sollte da eine Aufenthaltsqualität herkommen?

    Bisher ging man doch nur als sehr an Architektur interessierter Besucher überhaupt dort hin, um entweder die drei Skulpturen zu besichtigen oder Bilder von der Schlossbaustelle zu machen. Aber ansonsten war dort ja nichts.

    Und ich habe die Befürchtung, dass sich da so schnell nichts dran ändert, weil die Gestaltung der jetzt im Bau befindlichen Quartiere nicht auf Publikumsfrequenz ausgerichtet sein wird. Ferner liegt der Schinkelplatz auch nicht auf den üblichen Tourirouten. Man wird also auf den Wiederaufbau der Bauakademie und deren öffentliche Nutzung warten müssen oder ganz auf den Schlosseffekt vertrauen müssen.

    Aber letztlich ist es ja auch an den Bürgern und Besuchern, sich diesen Platz zu eigen zu machen. Ich bin der Meinung, man muss manchmal auch selbst etwas tun. Politik und Stadtplanung können Rahmenbedingungen schaffen. Letztlich ist es aber an den Menschen, den öffentlichen Raum auch zu nutzen und in Teilen dadurch auch mit zu gestalten.

    APH - am Puls der Zeit

  • Agon ,habe ich richtig gelesen."Die HISTORISCHE Gestaltung des Schinkelplatzes gefällt ihnen "ÜBERHAUPT NICHT"??Oder meinten sie die"modernen" Gebäude sind "Steril und Tot".Und weil sie so" abgeleckt"sind gehen vielleicht nur SIE dort nicht hin.

    Mir gefallen die drei Denkmäler dort nicht. Das Umfeld auch nicht.

    Für mich ein gutes Beispiel dafür, dass historisches Nachschöpfen doch nicht immer besser ist und wie wichtig die Patina eines gelebten Platzes ist. Vielleicht sind auch einfach die Bäume noch zu niedrig. Die Eisenabsperrung gibt dem ganzen einen noch viel artifizielleren Eindruck.

  • Dass man sich jetzt gerade am Schinkelplatz abarbeitet, sorry, da fehlt mir das Verständnis. Da gibt es in Berlin und Deutschland ganz andere Plätze, wo man wirklich drüber diskutieren kann. Manchmal verstehe ich das APH nicht ;(

    APH - am Puls der Zeit

  • Dass man sich jetzt gerade am Schinkelplatz abarbeitet

    Was soll das heissen? Meinst du "den Frust rauslässt" oder "diskutiert"? Das ist doch statthaft, für das ist doch ein Diskussionsforum da. Und wenn ein Mitglied schreibt, dass ihm die historische Gestaltung des Platztes nicht gefalle, dann ist das doch eine Geschmackssache und weder ein Diskussionsbeitrag noch eine "Abarbeitung". Ich finde es noch mutig, gerade in unserem Forum so ehrlich zu sein und der Allgemeinheit kund zu tun, dass ihm eine bestimmte historische Gestaltung mal nicht gefällt.

    Die allgemeine Ernüchterung über die Weiterbebauung des Platzumfeldes ist doch schliesslich auch verständlich. Zuerst wurde "ins Leere hinaus" (mit Ausnahme der Kirche) der Platz rekonstruiert (weshalb das bis an die zwei Jahre dauerte, ist zwar unverständlich, gehört aber offenbar einfach zu Berlin). Daran, dass als nächstes dann die rekonstruierte Bauakademie kommen sollte, glaubten schon ziemlich viele, nur steht dort heute immer noch ein Luftschloss, dessen künftiges Aussehen noch in völliger Schwebe schwebt. Dann wurden in Etappen Gebäude gebaut, mal schlecht, mal besser, mal grottenschlecht, und zu allem Überdruss wurde dabei die Kirche beschädigt.

    Ist da ein bestimmter Frust nicht angebracht? Dem Platz hat irgendwie eine Lobby gefehlt, so wie die GHND in Dresden oder die Altstadtfreunde in Nürnberg. Man kann natürlich nicht für jeden Platz so eine Lobby zusammentrommeln, aber irgend jemand hatte doch vor Jahren den Impuls gegeben, diesen Platz zu rekonstruieren. Bei der Ausführung dann fehlte diese Lobby oder der Initiant, sonst hätte man diese Anlage locker in einem halben Jahr hingekriegt! Auch nach Abschluss der Bauarbeiten hätte diese Lobby die weiteren Projekte mitverfolgen müssen.

    Wenn jetzt halt wieder über den Platz und sein Umfeld diskutiert wird, dann soll dies eine Mahnung sein, bei künftigen ähnlich gelagerten Projekten auch den Aspekt der Begleitung von Anfang bis zum Schluss zu fordern. Beim Schinkelplatz ist es aber so, dass hier zu viele verschiedene Ämter mitreden, untereinander aber zu wenig vernetzt sind. Ich kenne die genauen Bezeichnungen in Berlin zwar nicht, aber ganz bestimmt wird es ein Amt für Strassen- und Platzbau geben, ein Amt für Hochbauten, und dann noch der Bund als Bauherr des Akademiegrundstückes.

    Da gibt es [...] ganz andere Plätze, wo man wirklich drüber diskutieren kann.

    Ja, solche Plätze gibt es zuhauf. Nur wenn dort keine Veränderungen angestrebt werden, dann gibt es auch (noch) nichts zu diskutieren. Also diskutiert man dort, wo effektiv Veränderungen stattfinden oder geplant sind, und wo noch nicht alles fertig gebaut ist (Bauakademie!). Sollten dereinst ein Staab oder ein Kulka hier eine moderne Akademie planen, hat man an diesem kleinen Platz genug Horrorbeispiele in Petto, um zu veranschaulichen, wie es gerade nicht weitergehen soll.