Berlin-Mitte - Schinkelplatz und Werderscher Markt

  • Nun ja, bedeutend wird die Rolle des Platzes im öffentlichen BEwußtsein eher nicht werden, dafür ist der zu klein und etwas abseits gelegen. Da wird er wohl dem Pariser Platz und dem neuen Platz vor dem Schloß den Vortritt lassen müssen. Zusammen mit der aber am Schinkelplatz neu entstehenden Architektur wird sich ein sehr interessanter Ort ergeben, der durchaus das Zeug zu sehr hochwertiger Klientel hat. Arme Leute werden jedenfalls dort nicht wohnen.
    Schon aus diesem Grund habe ich keinen Grund anzunehmen, warum der Platz verwahrlosen sollte? Wie können wir das vorher sagen, bloß weil einer von uns mal eine Dreckecke in Neukölln oder sonstwo gesehen hat? Berlin wird sich seiner kaufkräftigen Klientel dort durchaus bewußt sein, keine Angst.

    Den Willigen führt das Schicksal, den Unwilligen zerrt es dahin. (Seneca)

  • Zitat von "Wolfsheim_Jena"

    Warum immer dieses Provinz-Genöle? Insofern ist es mir sehr recht, daß Berlin als einzige ernstzunehmende Weltstadt Deutschlands einige Renommierorte bekommt (Entschuldigung, München und Düsseldorf sind schöne Städte, aber die Kö und die Ludwigstrasse kennt keine Sau im Ausland, den Pariser Platz dagegen schon). Da darf dann auch ruhig Geld ausgegeben werden, das nicht unbedingt berlinisches Geld sein darf. Berlins hoffentlich bald glanzvolle Hauptstadtrolle fällt auch indirekt auf Provinzorte wie Münster, Erfurt oder Landshut zurück.

    Was macht denn für dich die Gruppe der "ernstzunehmenden Weltstädte" aus, zu der Berlin gehört? Und wo beginnt die von so oft zitierte Provinz?

    "Meistens belehrt uns der Verlust über den Wert der Dinge."
    Arthur Schopenhauer

  • Provinz beginnt dort, wo den Leuten im Ausland erst einmal erklärt werden muß, wo das liegt oder dass es die Stadt gibt. Berlin gehört definitiv nicht zur Provinz. Hier konzentriert sich nun einmal alles, was in Deutschland medial und kulturell wichtig ist. Damit erfährt Berlin die meiste Aufmerksamkeit.

    Hamburg, Köln und München meinetwegen auch, aber damit verbindet niemand was Konkretes. Vor allem aber gilt das für unsere gewesene Hauptstadtkarikatur Bonn, das heute wieder zu muffig und provinzlerisch ist wie es immer schon gewesen ist.

    Nach den ersten vier Orten ist eigentlich schon Schluß. Ich habe jedenfalls noch nie jemanden im Ausland getroffen der was mit Rostock, Landshut oder Görlitz anfangen konnte. Wollen hier mal absehen von mit Absicht zum Idealbild der deutschen Provinz hochstilisierten Orten wie Rüdesheim, Rothenburg und Dinkelsbühl. Dort werden die Japaner und Amis busseweise hingekarrt im Glauben, sie sähen sich Deutschland an.

    Wobei: Gerade in Deutschland hat "Provinz" ja nichts mit ökonomischer Schwäche zu tun. Traditionell verdient bei uns die Provinz das Geld für die Metropole. Genau umgekehrt wie überall sonst, etwa in Frankreich oder Großbritannien. Dieser Fakt führt zwar zu einem insgesamt recht angeglichenen Lebensniveau und einer sehr großen Vielfalt, aber auch zu Neid, da die Provinz geistig-kulturell nicht mit der Metropole mithalten kann.

    Den Willigen führt das Schicksal, den Unwilligen zerrt es dahin. (Seneca)

  • Zitat von "Wolfsheim_Jena"

    Provinz beginnt dort, wo den Leuten im Ausland erst einmal erklärt werden muß, wo das liegt oder dass es die Stadt gibt. Berlin gehört definitiv nicht zur Provinz. Hier konzentriert sich nun einmal alles, was in Deutschland medial und kulturell wichtig ist. Damit erfährt Berlin die meiste Aufmerksamkeit.

    Demnach sollen also Bildungslücken im Ausland dafür maßgeblich sein, was in Deutschland als Provinz zu gelten hat? Städte mit 200.000 Einwohnern oder mehr wie Münster, Rostock, Erfurt oder Bonn als "Provinzorte" zu bezeichnen, empfinde ich jedenfalls als reichlich unpassend.

    In Berlin mag sich ja wieder das politische Leben weitestgehend konzentrieren. Aber sonst? Medial und kulturell ist Berlin eher eines von vielen Zentren in Deutschland.


    Zitat

    Wobei: Gerade in Deutschland hat "Provinz" ja nichts mit ökonomischer Schwäche zu tun. Traditionell verdient bei uns die Provinz das Geld für die Metropole. Genau umgekehrt wie überall sonst, etwa in Frankreich oder Großbritannien. Dieser Fakt führt zwar zu einem insgesamt recht angeglichenen Lebensniveau und einer sehr großen Vielfalt, aber auch zu Neid, da die Provinz geistig-kulturell nicht mit der Metropole mithalten kann.

    London zieht gut ausgebildete Briten scharenweise aus dem ganzen Land an und wirft gleichzeitig dem Norden vor, über zu wenig gut ausgebildete Menschen zu verfügen. Dass ausgleichend dafür vom Finanzsektor der Hauptstadt das ganze Land übermäßig profitieren würde, glauben immer weniger Briten. Ob die großen westeuropäischen Staaten wie Frankreich oder Großbritannien von ihrem zentralistischen Aufbau profitieren, der sämtliche politischen Institutionen, das Gros der ökonomischen Macht und die wichtigsten kulturellen Einrichtungen an einem Ort konzentriert, halte ich für sehr zweifelhaft. Ich bin jedenfalls heilfroh, dass in Deutschland keine Stadt die Bedeutung inne hat, die Paris und London in ihren Ländern spielen. Aber das hat alles kaum noch etwas mit Architektur zu tun...

    "Meistens belehrt uns der Verlust über den Wert der Dinge."
    Arthur Schopenhauer

  • Man muß das von außen sehen: Selbstverständlich weiss man in Deutschland wo Münster und Erfurt liegen. Aber über ihre Region hinaus können sie ja nun eher weniger Impulse setzen. Jedenfalls kennt diese Städte im Ausland nahezu keiner, das hat auch nichts mit der Einwohnerzahl zu tun. Beispielsweise wohnen im Landkreis Unna fast 500.000 Menschen und niemand weiss wo das ist oder was so toll an Unna ist. Bei Berlin ist das eben anders.


    Sehr richtig. Die förderale Struktur steht Deutschland ungemein gut. Es gibt so eine große kulturelle Vielfalt und darüber hinaus einen Wettbewerb zwischen den Bundesländern, den es so in anderen Staaten nicht gibt. Auch deswegen gibt es in allen Regionen Deutschlands starke Zentren, kein Landstrich ist einfach nur "dunkel" wie etwa in Frankreich.

    Das sollte auch unbedingt bebehalten werden, die recht kleinteilige Struktur nützt uns jedenfalls mehr als sie schadet.

    Den Willigen führt das Schicksal, den Unwilligen zerrt es dahin. (Seneca)

  • Schon lustig, wie herablassend bestimmte Berlinfreunde über die "Provinz" sprechen. Berlin ist eigentlich auch nur ein großes Dorf im Vergleich zu echten Weltstädten wie London, Paris oder New York. In Sachen "Metropolfeeling" (wenn man es so nennen will) stehen HH und München Berlin in nichts nach.

    Zitat

    Hier konzentriert sich nun einmal alles, was in Deutschland medial und kulturell wichtig ist.

    Hab ich was verpasst? Berlin hat viele kulturelle Einrichtungen, aber die gibt's im Rest des Landes auch. Was ist denn in Berlin außer der Regierung medial so wichtig? Die sogenannte High-Society trifft sich ja auch gerne in München. TV-Sender und Magazine sind oft auch woanders beheimatet (besonders Köln und Hamburg).

  • Zitat von "Aviller"

    Schon lustig, wie herablassend bestimmte Berlinfreunde über die "Provinz" sprechen. Berlin ist eigentlich auch nur ein großes Dorf im Vergleich zu echten Weltstädten wie London, Paris oder New York. In Sachen "Metropolfeeling" (wenn man es so nennen will) stehen HH und München Berlin in nichts nach.

    HH vielleicht, aber München? Sorry, aber das glaubst du ja wohl selber nicht. Frag mal International unter jungen Leuten bis 30 nach, da ist Berlin ein Topziel, analog London, Barcelona, Rom, etc.

  • Vor dem Krieg war Berlin noch mit diesen Metropolen zu vergleichen: London war die grösste Stadt der ganzen Welt. Danach kamen Paris und New York und dann........Berlin!!!!!

    Berlin ist heute nicht mehr mit den alten (Gross)Berlin zu vergleichen. Der Innenstadt ist fast ganz verschwunden, es gibt kaum noch historisch wertvollen Ensembles: alle "grosse" Gebäuden sind abgebrochen oder schwerstens verstümelt.

    Die Wiederaufbau mit kalte moderne sächliche Architektur macht berlin nicht sofort zu einen Platz wo man gerne rundspaziert.
    Mann baut nur mit moderne Materialen: Stahl, Glas und Beton, am liebsten mit Staffelgeschossen. Fast ein Merkmal / Fetish!!!!
    Die grünlose Townhäuser am Friedrichswerder find ich hier sehr massgebend. Gemütlich oder schön kann ich es nicht nennen. Reine Aussenviertel Bauten.

    Die einstige Gründerzeitviertel wurden auch nicht gerade saniert (wie z.B. in [lexicon='Leipzig'][/lexicon] der Fall ist) und eine superreko wie in Dresden mit der Frauenkirche (und Ausstrahlung) ist bisher auch nicht gekommen.
    Traurige lage.

    Was es an wenige Gebäuden noch gibt? Die Fernsehturm der ehemalige DDR, Schloss Charlottenburg und einige reko's am Unter den Linden, aber mehr nicht!!! Es ist leider zu wenig um Berlin im Schatten von London oder Paris zu stellen. Sogar Buenos Aires, Sidney, Bombay, New Delhi oder Kairo haben viel mehr urbanität, dann Berlin.
    Heute ein ruhiger, leerer und angenehmer Grosstadt ohne Weltstadtflair. Barcelona, Rom, Madrid und Amsterdam bieten mehr an Theater, Cafees, restaurants. Nur an Hotels kann berlin gut mitkommen. Weinige davon sind von vor 1945.

    Daneben hat Berlin kaum noch ein Hinterland. Alle grosse Betrieben von vor 1945 sind auch noch verschwunden. Hamburg, Frankfurt, Bonn haben von die schlechte Lage Berlins profitiert.

    Ich finde Berlin aber kein uninteressante Stadt. Man kann dort gut leben, einkaufen und in Prenzlauerberg oder Friedenau gibt es noch immer wunderschöne Wohnhäuser.

  • Zitat von "nitsche"

    Jedes Mal erzählst du das gleiche uaoj36...


    Die Wahrheit muß man eben immer wieder sagen! :daumenoben:

    Der Wind gedreht
    Albtraum verweht
    Zum Schluss jetzt das Glück
    Das Schloss kommt zurück!

  • Auch wenn ich kein Berliner bin, aber: Berlin wird international als "city of cool" wahrgenommen. Im angelsächsischen Raum wird die Stadt regelrecht gehyped und steht touristisch den großen Metropolen London und Paris kaum noch nach. Was Berlin an Architektur fehlt macht es mit Kultur mehr als wett. Berlin hat allein schon fast mehr Opern als ganz Großbritannien, die Anzahl an Museen und Theatern dürfte europaweit ihresgleichen suchen.
    Mal ein typischer Artikel aus der britischen Presse, der eine Ahnung von der Wahrnehmung der Stadt von außen gibt:
    http://www.guardian.co.uk/world/2007/oct/07/usa.germany\r
    http://www.guardian.co.uk/world/2007/oct/07/usa.germany

    Das Berlin im eigenen Land nichts gilt ist allerdings typisch und keinesfalls neu.

  • Zitat

    Berlin is waiting with bated breath for his reworking of the city's historic Museum Island, a World Heritage site, which, cultural chiefs say, will rival the Louvre. The vision is that Chipperfield's glass and steel colonnade-style construction will turn Berlin into nothing less than the 'new Paris'.

    Satire?

  • Zitat

    Das Berlin im eigenen Land nichts gilt ist allerdings typisch und keinesfalls neu.

    Was soll denn dieser Satz bedeuten? Ist das ´ne Anspielung auf "Long-term residents of the city who cite high unemployment, empty coffers and smelly drains cannot understand the hype."?

    Das ist eben typisch britisch. Wenn man schon über eine Stadt der Krauts schreibt, darf diese aber nicht ZU gut wegkommen. Daher auch der Hinweis auf Chipperfield. Der Retter des Stadtbildes, der es schafft, Berlin auf eine Stufe mit Paris zu stellen.

  • ´Tschuldigung, aber gehts hier noch um den Schinkelplatz?

    Wenn ja wären Bilder, Infos schön. Aber nicht dieses Off-Topic Geschwafel...

    :augenrollen:

    Auf dass das baukulturelle Gedächtnis der Städte in unser
    aller Interesse und für die Zukunft erhalten bleibt !

  • Ja genau, ganz recht!!!.

    Mit einer Reko der ehemalige Schinkelplatz oder Ausführung der Entwwürfe Stuhlemmers kann schon sehr vieles errreicht werden. Aber ich habe doch noch immer die Hoffnung das die ehemalige schönheit und "Grandeur" des ehemalige Berlin mit einer Wiedergeburt des Schlosses (so wie bei der Frauenkirche) doch endlich etwas ändert in der "Mind "der Betonköpfe.

    Schinkelplatz liegt sehr empfindlich in der Mitte. Museuminsel (mit "Chippie" das Trojanische Pferd für Engeland), Schloss, UdL, Dom alle in greifbare und sichtbare Nähe. Es soll doch hier endlich stattfinden, oder????

    Ich bin doch sehr gespannt..........jeder Tag kann die Entscheidung zur rückkehr nach Schönheit, "gemütlichkeit", Harmonie und "Grössartigkeit" fallen.........

  • Nett dieses Herr Flyer :D

    War echt nicht böse gemeint, aber es geht schließlich um den Platz, man könnte ja einen Thread "Hauptstadt Berlin - im Vergleich mit Anderen Städten " oder so aufmachen....


    :zwinkern::zwinkern::zwinkern:

    mfg

    Auf dass das baukulturelle Gedächtnis der Städte in unser
    aller Interesse und für die Zukunft erhalten bleibt !