• Schaut mal,

    hier wird um jeden Preis die Neue Mitte Ulms als Erfolg dargestellt.
    http://www.zdf.de/ZDFde/inhalt/31/0,1872,1021727,00.html (oben rechts sind die videos)

    Erstaunlich finde ich dass der Bürgermeister von Ulm selbst Architekt ist. Da hat er sich wohl ein Denkmal setzen wollen.
    Dass die Straße weg ist, find ich ja gut, aber als ich die Neubauten gesehen habe hätte ich heulen können. Wie kann man nur seine eigene Kultur und Historie so verraten.
    Es ist doch auch unwirtschaftlich, Immobilien in der Alt/Innenstadt haben doch einen vielen höheren Wert als ein Geschäftsgebäude.

  • Zitat von "Schloßplatz"


    Dass die Straße weg ist, find ich ja gut, aber als ich die Neubauten gesehen habe hätte ich heulen können. Wie kann man nur seine eigene Kultur und Historie so verraten.

    Mir ist beim Anblick dieser "Monster" angst und bange geworden (schlecht sowieso) und seitdem wollte ich nicht mehr nach Ulm...

  • Zitat

    hier wird um jeden Preis die Neue Mitte Ulms als Erfolg dargestellt.
    http://www.zdf.de/ZDFde/inhalt/31/0,1872,1021727,00.html" onclick="window.open(this.href);return false;\r
    http://www.zdf.de/ZDFde/inhalt/31/0,187 ... 27,00.html (oben rechts sind die videos)

    Die Seite ist sowieso schrecklich, ein dümmliches Problematisieren und Schlechtreden von historisch gerechtem Wiederaufbau und Stadtreparatur.

    VBI DOLOR IBI VIGILES

  • Zeno: Applaus !!
    ich habe übrigens die ZDF berichte gesehen, und kann nur sagen peinlich !! Rekos wurden als Fälschungen verteufelt, Geschmacksverirrungen, wie scharfe Ecken in Ulm idealisiert. Destruktiven Elementen, wie Pyramiden in mittelalterlichen Städten ein historischer Kontext zugebilligt, um so für versöhnliche Stimmung unter den Zuschauern zu sorgen. Historie findet in ruinösen Gebäuden (konservierten Ruinen) bzw Parkhäusern statt. Entsetzlich. Aber immerhin konnte man die komischen Typen mal sehen und reden hören. Wenn es nicht so traurig wäre, käme man aus dem Lachen nicht heraus.

  • Zitat

    Historie findet in ruinösen Gebäuden (konservierten Ruinen) bzw Parkhäusern statt. Entsetzlich. Aber immerhin konnte man die komischen Typen mal sehen und reden hören.

    ...weil diese Typen (Alt-'68er) sich unter Historie nur den Zweiten Weltkrieg vorstellen können, mehr speziell die deutschen Verbrechen.

    VBI DOLOR IBI VIGILES

  • Im Forum wird UNM generell als schlecht und misslungen dargestellt. Ich hab mir jetzt selbst ein Bild von der Stadt gemacht.

    Man kann generell über Ulm im Ganzen zwei Sachen sagen:

    a) der Wiederaufbau war so inferior wie üblich, ja was die Makrostruktur betrifft, sogar noch schlechter. Eine Stadtautobahn ist kein Stadtzentrum. Diesbezüglich rangliert Ulm sogar noch hinter zB Würzburg.

    b) es blieb erstaunlich viel erhalten: die allerorts angegebenen 80-90% als Zerstörungsgrad sind für mich eigentlich nicht nachvollziehbar (was auch schon Däne eingangs erwähnt hat).

    Aufgrund dieser beiden Spezifika erscheint mir UNM als logische Konsequenz. Irgendetwas musste geschehen, um die Leere auszumerzen, und angesichts des hohen Althausbestandes waren Rekonstruktionen zur Identitätsstiftung nicht besonders erforderlich (anders als zB in Frankfurt). Dazu war die Vorkriegsarchitektur zu anonym und wahrscheinlich zu undokumentiert (anders als in Potsdam).

    So war in Ulm nichts anderes zu erwarten gewesen als das, was uns als UNM präsentiert wurde. Die Konstatierung, dass UNM als solche notwendig und zu einem gewissen Grad folgerichitig war, geht natürlich noch nicht automatisch mit einer ästhetischen Billigung des Ergebnisses einher, wenngleich bei einigen hier die ästhetische Verwerfung gewissermaßen reflexhaft sein dürfte.

    Ästhetische Beurteilungen sind natürlich subjektiv. Hier mein Resumee, für welches ein Blick auf die Stadt als Ganzes notwendig ist:

    Mir hat Ullm abgesehen vom Bereich Bahnhof-Münsterplatz sehr gut gefallen. Ich finde, es ist im Ganzen eine wirklich schöne Stadt. Die NM ist auf ihre Art recht gut gelungen, die Lösung mit der Pyramide gefällt mir in natura sogar gut. Um den Markt wurde ein interessanter Stadtraum geschaffen, der einen gewissen Anspruch auf Einzigartigkeit stellen kann. Die Mischung aus mittelalterlicher Großartigkeit (Rathaus, Münstertürme), eher belangloser, aber behaglicher Kleinstädtigkeit (Oststeite), sehr durchschnittlichem, aber letztendlich annehmbarem, weil die alten Proportionen wahrendem frühem Wiederaufbau (Südseite) und den Neubauten (Pyramide, Giebelbauten auf der ehem. Neuen Straße) ist gut und dem Anspruch auf ein die historische Gewachsenheit der Reichsstadt Ulm angemessen. Die Bauten an der Neuen Straße (Braunfels etc) sagen mir an und für sich weniger zu, sorgen aber immer noch für einen annehmbaren Stadtraum. In einigigen Fällen zeigt sich die Inferiorität des früheren Wiederaufbaus drastisch, in anderen Fällen ergibt dieser eine sinnvolle Ergänzung, sozusagen den historischen Kontrast. Nicht alles nämlich erscheint mir hier nämlich schlecht, es gibt eine Reihe von qualitätsvollen Einzelbauten.

    Auf den Abriss der Sparkasse und eine Weiterführung der Idee der NM nach W bleibt zu hoffen.

    Das Problemkind von Ulm bleibt der Münsterplatz, dessen Inferiorität dieser Stadt einfach nicht angemessen ist. Die zB von Zeno geschätzte Westseite gehört mE beseitigt. Hier würde ich sogar für eine Rekonstruktion der historistischen Vorbebauung plädieren. Das Stadthaus hat zur Verbesserung der Situation nicht viel beigetragen, es steht sehr hilflos in dieser belanglosen Leere herum. Der Münsterplatz bräuchte eine NM-Diskussion.

    Insgesamt war ich vom positiven Eindruck, den die Stadt in mir hinterlassen hat, von der (einstigen und tw auch noch erhaltenen) Weitläufigkeit der Altstadt sehr beeindruckt. Für Ulm braucht man tatsächlich einen ganzen Tag. Angesichts der NM und des noch vorhandenen Bestandes erscheint der (teilweise) Verlust der alten Mitte verschmerzbar. Nur für den Münsterplatz sollte man sich was einfallen lassen (den W-Teil der Stadt erachte ich realistisch als verloren, hier erscheint die Diskussion von Neuansätzen als einfach nicht sinnvoll).

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • b) es blieb erstaunlich viel erhalten: die allerorts angegebenen 80-90% als Zerstörungsgrad sind für mich eigentlich nicht nachvollziehbar (was auch schon Däne eingangs erwähnt hat).

    Die Altstadt ums Münster und weite Teile von Ost- und Weststadt waren zu
    80% zerstört (orange eingefärbt) siehe Stadtplan von 1947

    - verlinkt auf ulm.de http://www.ulm.de/sixcms/media.php/29/5-1-1.pdf


    In Ulm insgesamt waren 43,5 % aller Gebäude (4 834) total zerstört und
    nur 15,9 % völlig unversehrt.

    Und noch ein Hinweis zum folgenden Artikel auf ulm.de zum Wiederaufbau Stadt Ulm -Wiederaufbau und Stadtentwicklung
    mit einem interessantes Zitat: "Schon bei der Verkehrsplanung war die grundsätzlich Frage aufgeworfen worden, ob die Stadt wieder aufgebaut oder neu gebaut werden sollte. Der 1899 gegründete Verein "Alt-Ulm" kritisierte heftig den willkürlichen und planmäßigen Abbruch von Ulmer Sehenswürdigkeiten wie dem Deutschhaus und die geplante Münsterplatzbebauung. Vor allem aber wandte er sich gegen den Zwang durch die Bauverwaltung, nur noch Häuser mit Traufdächern an der Hirschstraße und keine Giebelhäuser mehr zuzulassen."

    ...

    Einmal editiert, zuletzt von Wikos (9. August 2011 um 13:29)

  • Vor allem aber wandte er sich gegen den Zwang durch die Bauverwaltung, nur noch Häuser mit Traufdächern an der Hirschstraße und keine Giebelhäuser mehr zuzulassen.


    Siehe auch hier: Kriegsschicksale Deutscher Architektur - Bundesländerübergreifend - Architectura Pro Homine


    @Ursus: Weitgehende Zustimmung. Leider befinden sich die zerstörten und miserabel aufgebauten Bereiche traditionsgemäß an den zentralsten Stellen. Ein Tourist, der vom Hauptbahnhof zum Münster und zurück marschiert, sieht außer dem Münster eigentlich nur Nachkriegsbanalität.

    Auch hierbei möchte ich Dir unbedingt zustimmen:

    Zitat

    der Wiederaufbau war so inferior wie üblich, ja was die Makrostruktur betrifft, sogar noch schlechter. Eine Stadtautobahn ist kein Stadtzentrum.

    Wobei ich Würzburg in dieser Hinsicht vergleichbar finde.

    Ich entschuldige mich von Herzen für meine früheren arroganten, provokanten, aggressiven und unfreundlichen Beiträge!
    Jesus ist mein Herr und Retter!

  • Wenn man es so "Bahnzentriert" sieht, hast du recht. Schade ist mE vor allem um die vielleicht tollsten Straßenbilder, diese auf den höchsten Kirchturm der Welt zulaufenden Gassen. Die Hirschstraße musste prächtig gewesen sein, und auch ihr kleinstädtisches Pendant, die Walfischgasse. Was waren das für inferiore Geister, die solche Gelegenheiten, im Schatten dieses superlativischen Turmes bauen zu dürfen, so barbarisch vergeudeten? Zu keiner früheren Zeit wäre ein solches Ergebnis denkbar gewesen.

    Ulm kann man sicher in einigen Belangen mit Freiburg vergleichen - zentrales Münster, Teilzerstörung, beträchtliche Altstadtreste. Was in Ulm wohl seit jeher nicht gelungen ist (und worin Freiburg vielleicht unübertroffen ist), ist die Einbettung des Münsters in die Stadt. Das Ulmer Münster lag am Rand der frühesten mittelalterlichen Altstadtzelle und wurde erst durch deren Erweiterung zum Stadtmittelpunkt. Wahrscheinlich war der nachträlich entstandene rechteckige Münsterplatz zu keiner Zeit richtig organisch. Auch die erhaltende Nordostecke überzeugt eigentlich nicht sehr. Die westdeutsche mittelalterliche Baukunst war darin wunderbar, Kleinteiligkeit zu organisieren, pittoreskes Durcheinander anzurichten, aber nicht unbedingt lange geradkantige Platzfronten zu schaffen. So gibt es in Süddeutschland immerhin schön geschwungene und langgezogene Straßenmärkte, aber keine Piazza und keinen Ringplatz. Wahrscheinlich misslang auch deshalb der Ulmer Wiederaufbau, weil es nichts Besonderes als Orientierungshilfe gab.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Bin Neu und Ulmer,
    Möchte zu Beginn einfach aufzeigen das die Neue Mitte nicht nur Beton ist und diesen Thread erwecken. :smile:

    Hotelerweiterung,

    Vor einem Jahr,

    Vor 2 Wochen, an der Fasade im Eg wird noch gearbeitet

  • Ich bin ein bekennender Ulm-Fan. Die Architektur der Neuen Mitte überzeugt mich zwar nicht zur Gänze, doch man muß anerkennen, daß sich die Ulmer bei ihren Neubauten in der Altstadt überwiegend um Qualität bemühen (in Ba-Wü ist das überhaupt nicht selbstverständlich). Man muß auch die Neue Straße in ihrer ganzen früheren menschenfeindlichen Häßlichkeit erlebt haben, um zu ermessen, was für ein gewaltiger Fortschritt die Neue Mitte ist. Die Neue Straße war für jeden Fußgänger ein Todesstreifen, der die Altstadt in zwei Teile spaltete. Die Neue Mitte hat die Altstadt endlich wieder zusammengefügt.

  • Ich hab die Neue Straße in ihrem alten Erscheinungsbild nicht erlebt. Dennoch hat mir Ulm ausnehmend gut gefallen, und in der Neuen Mitte hab ich mich sehr wohl gefühlt. Ich halte Ulm für eine der bestaufgebauten Städte, dies trotz einiger eklatanter Schwachpunkte wie Bahnhofsviertel und die Westseite des Münsterplatzes.
    Danke für die Bilder, auch mehr davon wäre empfehlenswert, wie ich mir überhaupt eine Dokumentation der Neuen Mitte aus der Sicht eines Bewunderers wünschen würde.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • wie ich mir überhaupt eine Dokumentation der Neuen Mitte aus der Sicht eines Bewunderers wünschen würde.

    Wenn ich das nächste Mal nach Ulm fahre, nehme ich meine Kamera mit. Bis dahin empfehle ich allen, die sich für das Ulmer Baugeschehen interessieren, das Bauforum Ulm. Ulm besitzt eine der wenigen Altstädte, in denen ich das Gefühl habe, daß die Gesamtsituation durch die Neubauten der letzten 20 Jahre deutlich besser geworden ist. Diese Tatsache und die immer noch umfangreichen und bedeutenden Reste der historischen Bebauung machen für mich den Reiz Ulms aus. Und das unglaublich riesige Münster wäre schon alleine eine Reise wert.

  • Das alte Gebäude auf dem 3. und 4. Bild hat also ein neues steiles Satteldach mit Zwerchgiebel bekommen! Wow, das nenne ich mal eine positive altstadttaugliche Verbesserung. Und vorne eine Art "Bahnsteigdachbalkonterasse" fürs Cafe!?? An sich keine schlechte Idee, aber leider wird links der Erker überschnitten, sehr schade.
    Das ehemals weiter links anschließende Gebäude ist abgerissen worden!? Jetzt erscheint nach hinten versetzt links ein neues, auch recht attraktiv daher kommend,

    Au ja, bitte viele Bilderlein. Kenne die Neue Straße aus den 80igern noch. In der Tat war das eine gefährliche Verkehrsschneise. Nach Ulm werde ich nicht so schnell kommen, daher freue ich mich auf die Fotos!

  • Das alte Gebäude auf dem 3. und 4. Bild hat also ein neues steiles Satteldach mit Zwerchgiebel bekommen!


    Da war früher der Wienerwald drin.

    Das ehemals weiter links anschließende Gebäude ist abgerissen worden!?


    Müsste Münsterplatz 33 sein. Habe auch in Erinnerung, dass da eine Baumaßnahme war, aber m. W. schon vor Jahren. Als ich davon gehört habe, habe ich es wie den Untergang des Abendlandes empfunden. Kann nicht endlich mal unser gutes altes Ulm so bleiben, wie es früher war? Muss man ständig alles ändern?

  • Nun ja, wie von ursus carpaticus und Tübinger gewünscht ein wenig mehr der Ulmer Neuen Mitte,

    Einst und jetzt, Beginn der Umgestaltung Ende 2001,

    Bilder Stadt Ulm und Architektenkammer Württemberg,


    Quelle Stadt Ulm,

    Quelle Architektenkammer Württemberg,

    Die folgende Fotoserie besteht aus Bildern die alle von mir sind und allgemeinfrei,

    Blick von Westen in die Neue Mitte,

    Gebäude Münstertor,

    Sparkasse,

    Sparkasse von Osten,

    Sparkasse mit Radhaus,

    Der Neue Hans und Sofie Scholl Platz,

    Weishauptmuseum mit H.S.Schollplatz,

    Weishauptmuseum, Mit Steg zum Ulmer Museum,

    Museum im Gegenlicht,

    Wete Bilder von Heute,


    Neue Sparkasse Hauptverwaltung im Bau,

    Östliches Ende der Neuen Mitte,

    Gebäude noch in der Renovierung,

    Ende Teil 1

  • Wenn ich auch all diese Ansichten mehr oder weniger kenne, so dreht sich mir Magen um bei der Betrachtung dieser brachialen Stadtbildzerstörung. Da ist es mir doch egal, wieviel Zäsurwirkung die breite Neue Straße gehabt hat, ich will sie wieder haben, wie sie in den 80ern war. Diese totale Umgestaltung mit massenhaft Neubauten ist unerträglich. Noch nicht einmal das östliche Ende ist ungestört. Frauenstraße 1 und Neue Straße 104 zerstören die einstige Idylle.