• Stadtmuseum: Mut zur Lücke das A und O

    https://www.schwarzwaelder-bote.de/inhalt.rottwei…058999db8b.html

    Nachdem jüngst die Abrissabsichten von zwei geschichtlich bedeutenden Gebäuden (Denkmaleigenschaft!) in der Rottweiler Bürgerschaft kritisiert wurden, an deren Stelle sich die Stadtverwaltung, voran der Oberbürgermeister und seine Beigeordneten, einen Neubau des Stadtmuseums vorstellen können, wurde nun bereits eine Ausfahrt für eine Delegation von über 30 Personen durch die Stadt organisiert, um sich von den sogenannten aktuellen preisgekrönten Vorzeige- und Tophäusern der Museumslandschaft in Meersburg am Bodensee und Ravensburg ein Bild zu machen. Beschwichtigend wie es zur Beruhigung der Stadtbewohner im Artikel am Ende heißt: "Alles ist also noch offen in Rottweil, auch die Frage, ob saniert oder neu gebaut wird."

    Dies wiederum will so gar nicht zu den Aussagen der zukünftigen Ausstellungskonzeption passen, zu der sich der Rottweiler Kulturwissenschaftler und Künstler Thomas Knubben im Schulterschluss mit Rottweils Oberbürgermeister äußert:
    "... die das Historische in die Gegenwart überführt, die Verankerung der örtlichen Spezialitäten in einer globalen Perspektive. Vor allem eines ist wichtig: "Die bestehende Kunst ist es, Dinge wegzulassen."
    Der "Mut zur Lücke" als Teil einer Museumspädagogik, wie sie seit den 90er Jahren des 20.Jh. im Museumsbetrieb praktiziert wird, sie erinnert mich sprachlich stellenweise an das Vokabular und die Umsetzung wie wir sie auch an der modernistischen Architektur kritisieren. Das im Artikel gelobte Museum Humpisquartier in Ravensburg führt diese Vorstellung lediglich fort: "Auch dort werden in den Räumen nur wenige Stücke ausgestellt." (Von 8000 Stück gerade mal 200!)
    Meine Erfahrung ist, dass dem Geschmack einiger weniger Fachleute folgend und vielfach geschehen, nur ein Minimum an Museumsgut zur Schau gestellt wird und der Großteil davon (dauerhaft) in den Depots verschwindet. Insbesondere bei einem Stadtmuseum, einer für die lokale Tradition und den Standort (Identifikation und Identität) bestimmte Ausstellungsform, halte ich derlei akademisch überfrachtete Konzeptionen für problematisch, da die Fülle und der Reichtum örtlicher Ausstellungsobjekte häufig einem modischen Design, modernistischer Architektur und zudem einer unterschwellig politisch einseitigen Erziehung seitens der Museumsmacher/ des -personals hinten angestellt werden, vergl. hierzu beispielhaft das Franziskanermuseum Villingen-Schwenningen.

    Beim zitierten Fundus an Motiven für das neue Rottweiler Museum (oder wäre der Ausdruck City-Showroom dann nicht doch passender?!) wurde schon mal die Kunst des Weglassens erprobt:
    Statt Stadtgeschichte, mittelalterliche Baukunst und Handwerk oder das Brauchtum, voran die mit dem Begriff Rottweil gleichzusetzende Fastnacht wird im Artikel der neue Teststurm als Zeichen von Technik und Moderne genannt. Wenn das mal keine Aussichten sind... quo vadis rotuvilla?

    Jeder, der sich die Fähigkeit erhält Schönes zu erkennen, wird nie alt werden.
    http://www.archicultura.ch

    Einmal editiert, zuletzt von zeitlos (17. April 2018 um 06:49)

  • Zitat

    "... So sollte auch die geplante Hängebrücke als ›Skywalk‹ für den Rottweiler Stadtkern verstanden werden, womit den Menschen ein neuer Blick auf das historische Ensemble eröffnet werde. So trage dieses Projekt zur Aufwertung des mittelalterlichen Stadtbildes bei. Verstärkt werde dieser Effekt dadurch, dass mit dem fußläufigen Zugang eine Reduzierung des motorisierten Verkehrs in der Innenstadt ermöglicht werde ..."

    Zitat

    Die Rottweiler CDU sagt, sie hoffe, dass auch von fachlicher Seite erkannt werde, welch große Chance für den Denkmalschutz mit dem Bau der Hängebrücke verbunden sei. "Um alte Bausubstanz zu erhalten, muss sie immer auch mit Leben erfüllt und behutsam für zeitgemäße Anforderungen weiterentwickelt werden. Sonst droht Erstarrung oder gar Verfall."

    Zitat

    So bewirke die Herstellung von Barrierefreiheit oft einen deutlich sichtbaren Wandel im Erscheinungsbild der vorhandenen Bausubstanz. Als Beispiel nennt die CDU die Rückseite des Volksbank-Gebäudes in der Oberen Hauptstraße.

    Zitat

    Der Denkmalschutz leide nicht unter der Hängebrücke – das ist ja vor allem die Sichtweise der Kritiker des Bauwerks –, nein, die Stadtsilhouette profitiere regelrecht davon, betonen die Christdemokraten.

    Zitat

    Die Beispiele, die die CDU anführt, sind zwar weniger einleuchtend (etwa die Rückseite des Bankgebäudes in der Innenstadt). Ob sich indes die Landesdenkmalbehörde, an die sich die Botschaft richtet, beeindrucken oder gar beeinflussen lässt, ist fraglich.

    [Anmerkung: Möge die zuständige Denkmalbehörde hier bitte nicht diesem absurden Argumentationsgerüst folgen, sondern selbiges mit klarer Haltung zum Einsturz bringen!]

    Quelle: https://www.schwarzwaelder-bote.de/inhalt.rottwei…3ef211cfae.html


    Ich kann das, was hier von besagter politischer Gruppierung vor Ort von sich gegeben wird eigentlich nur noch als Realsatire oder realer Irrsinn bezeichnen, wenn es nicht gleichzeitig so traurig und gefährlich für das Rottweiler Stadtbild wäre, auch in Bezug auf weitere "Ideen", die angesichts eines solchen Geisteszustandes bei betreffenden Mandatsträgern noch drohen...

    Hier der Vollständigkeit halber die angesprochene Rückseite des Bankgebäudes an der Oberen Hauptstraße, unmittelbar gegenüber des Heilig-Kreuz-Münsters am Münsterplatz: http://www.rottweil.net/frame/Ansichte….01.2007_07.jpg

    Jeder, der sich die Fähigkeit erhält Schönes zu erkennen, wird nie alt werden.
    http://www.archicultura.ch

    2 Mal editiert, zuletzt von zeitlos (7. September 2018 um 04:14)

  • [...]

    Hier der Vollständigkeit halber die angesprochene Rückseite des Bankgebäudes an der Oberen Hauptstraße, unmittelbar gegenüber des Heilig-Kreuz-Münsters am Münsterplatz: http://www.rottweil.net/frame/Ansichte….01.2007_07.jpg

    Das hier gezeigte Stadtbild, wenn auch bei schlechtem Licht und außerhalb der Blüte, sieht wie angepaßter `50er-Jahre Wiederaufbau, aber nicht wie ein mittelalterlicher Ortskern aus. Traurig...

  • Danke @Ravensberger, dass Du die Themen aufgreifst.

    Neubau Alte Paketpost/ Höllgasse:
    Merz-Immobilien schaffen es, hier in unmittelbarer Nähe zum Heilig-Kreuz-Münster einen Neubau zu erstellen, der außer zweier Satteldächer keinerlei Bezug mehr zur baulichen Qualität im mittelalterlichen Stadtkern nimmt. Diese standardisierte Massenware, wie wir sie in jedem beliebigen Neubaugebiet vorfinden, ist ein architektonischer Tiefpunkt im historischen Ensemble. Langfristig wird diese unzureichende Gestaltung nur durch bauliche Veränderungen und entsprechende Elemente aufgewertet werden können. Bis dahin mindert dieser Fremdkörper das qualitative Erscheinungsbild von Rottweils Innenstadt.

    Altes Postgebäude, Hauptstraße 26:
    Vorerst ist der zerstörerische Plan der Investoren an diesem Objekt vorübergezogen. Allerdings ist unter dem derzeitigen Oberbürgermeister jederzeit mit neuen Hiobsbotschaften zu rechnen, die im Geheimen eventuell bereits ausklamüsert werden.

    Auch das Herdersche Haus in der Hauptstraße aus städtischem Besitz, in welchem sich das Stadtmuseum befindet, genügt der heutigen Museumspädagogik nicht mehr und steht aktuell auf dem Prüfstand. Sollte das Museum nicht am traditionellen Standort verbleiben, stehen das bisherige Gefängnis an der Hinteren Höllgasse nach Auszug langfristig oder das Areal des ehemaligen Feuerwehrgebäudes zur Option. Letzteres soll auf Empfehlung der Neukonzeption vom Büro Lederer aus Stuttgart ( das sind jene, welche auch leichtfertig für die Interimsoper während der Sanierung des Großen Hauses in Stuttgart das Sophienstift abreißen lassen würden ) durch einen Neubau ersetzt und abgebrochen werden.

  • Erfreuliche Positionierung: Statt Abriss für einen Museumsneubau in Rottweils historischem Stadtkern...

    Zitat

    ...Erhaltung traditioneller Bausubstanz und deren zeitgemäßer Nutzung, ergänzt um angepasste Neubauten sieht die Rottweiler CDU als ihre Linie für den ensemblegeschützten Stadtkern.

    Quelle: https://www.nrwz.de/rottweil/cdu-r…c_hXFpurWOrMonQ

    Hoffentlich hat man in Rottweil am Beispiel der jüngsten Bausünde im Bereich der ehmaligen Paketpost/Höllgasse in Nachbarschaft zum Heilig-Kreuz-Münster gelernt und unterlässt solche Neubauten zukünftig, die sich NICHT in das Ensemble einfügen.


    Aktualisierung
    Auch der Schwarzwälder Bote berichtet zur selben Thematik: https://www.schwarzwaelder-bote.de/inhalt.rottwei…492c7770bc.html

  • Filmische Einblicke in die Sanierung Rottweiler Stadthäuser

    Zum Tag der Städtebauförderung am 8.Mai 2021 bietet die Stadt Rottweil einen Videoführer durch das Sanierungsgebiet „Stadtmitte“ an. Er gibt Einblicke hinter die historischen Fassaden von sieben Rottweiler Stadthäusern und zeigt deren Sanierungsfortschritt. Mit Hilfe von QR-Codes an den jeweiligen Gebäuden können Besucher die Informationen aber auch direkt vor Ort in der historischen Rottweiler Innenstadt abrufen.

    http://www.sanierungsgebiete-rottweil.de

  • Abbruch Königstraße 17

    Die Baugenehmigung für den Neubau , quasi als Anbau an das Gebäude Nummer 19, wurde laut dem Zeitungsartikel auch schon erteilt: „Die Firma Sailerbau habe bereits die Baugenehmigung erhalten“, und weiter: "Die Zusammenarbeit mit der Stadt ist sehr gut".

    Ob das Gebäude Königstraße 17 unter Denkmalschutz stand, ob eine Prüfung zur Unterschutzstellung unterblieben ist und warum eine Einbeziehung und Bewahrung des historischen Gebäudes in Zeiten von Klimanotstand, CO2-Debatte, Nachhaltigkeit und grauer Energie bei diesem Bauprojekt nicht erfolgte, erfährt man aus dem Artikel hingegen nicht. Der drohende Abbruch des Gebäudes bleibt schlicht unerwähnt, welcher aber die traurige Konsequenz dieser Baumaßnahme sein muss angesichts der Ansichtszeichnung des Bauplans:

    https://www.schwarzwaelder-bote.de/inhalt.bauproj…c6fcb8a870.html


    Standort des Abbruchgebäudes Nr. 17:
    https://goo.gl/maps/ZAq5rbqjZoQx3wY18

    Abbildungen zu diesem Gebäude:
    https://archive.rottweil.net/www.rottweil.n…2008/frame.html

    Nach Abbruch von Nummer 17 wird der Neubau hier in den Bildern links angedockt an das Gebäude Königstraße 19 mit seinem modisch fragwürdigen Erscheinungsbild:

    https://archive.rottweil.net/www.rottweil.n…2007/frame.html

    Ergänzend zum Gebäude Königstraße 19; selbiges hier noch in einer Abbildung mit angenehm farblicher Fassung aus dem Jahr 2005:
    https://archive.rottweil.net/www.rottweil.n….01.2005_01.jpg

    Und abschließend von links die Gebäude Nr.17, Nr.19 entlang der Königstraße auf einer Abbildung aus dem Jahr 2000:

    https://archive.rottweil.net/www.rottweil.n….04.2000_03.jpg

  • Bei diesem Ärztehaus kann man die Frage „werden wir das schöne bauen noch erleben?“ klar mit nein beantworten. Das man für so ein Krebsgeschwür in einer historischen Altstadt überhaupt eine Baugenehmigung bekommt. Unglaublich. Rottweil ist/war so eine schöne Stadt? Zitat aus dem Schwabo: “Wir behalten den architektonischen Rhythmus der Königsstraße bei“ Kann man das einem Ahnungslosen mal erklären?

  • Das ist halt eine der inhaltsleeren Phrasen wie wir sie ja regelmäßig im Zusammenhang mit Neubauten hören. Wenn man einem Bau ästhetisch nichts Positives abgewinnen kann, bleibt halt nur noch so was. Von Kommunalpolitikern hört sich das nach sich Schönreden an.

    Immerhin ist es nicht in der historischen Stadt. Der vor einigen Jahren noch beschauliche Eindruck der zu dieser führenden Königstraße, verliert aber immer mehr ihren Charakter.

    Ein Trost: In Köln geht so ein Gebäude ja offensichtlich noch als " neoklassisch" durch.

  • Oberes Solbad, Heilig-Kreuz-Ort, Oberamteigasse 10

    Erfreuliche Nachricht aus Rottweil: Die 'Bürgerinitiative Kapuziner' wird sich nach der unlängst abgeschlossenen Sanierung des gleichnamigen Klostergebäudes, dem späterem Gasthaus zur Sonne, zur BI DENK-MAL umbenennen und dem Denkmal Oberes Solbad an der Oberamteigasse gegenüber der heutigen Jugendherberge, nach jahrzehntelangem Stillstand, neues Leben mit einem Bürgerhaus einhauchen. Eine „Bürger:Werk:Stadt“ soll dabei entstehen.

    Quelle: https://www.schwarzwaelder-bote.de/inhalt.solbad-…06cfa822d7.html

    Weiterführende Informationen zur Geschichte des Gebäudes 'Oberes Solbad': https://archive.rottweil.net/www.rottweil.n…lbad/frame.html

  • Kubus-Neubau/ -Anbau Flöttlinstorstraße 9-11

    Ungemach droht leider an anderer Stelle. Ein Designstudio darf unter Aussetzung der Gestaltungssatzung an der Stadteinfahrt Flöttlinstorstraße auf einem bisher nicht störenden, eingeschossigen Anbau aus den 60er Jahren des 20.Jahrhunderts von einer ehemaligen Wäscherei, der sich zudem leicht versetzt hinter der Stadtmauer versteckt, modernistisch aufstocken in Form eines „Kubus“. Bisher hat das Studio die Pläne seines Projekts noch nicht veröffentlicht. Dass hier am Entree eines historisches Stadtzugangs mit Torhäusern sowie dem geschlossenen Straßenzug der Flöttlinstorstraße kein Gewinn mit solch einem Objekt einzufahren ist, sondern nur ein unnötiger modernistischer Bruch mit bewusster Störung des Ensembles, sollte uns allen eigentlich klar sein. Schwer wiegt in diesem Fall, dass einige Mitglieder des Sanierungsbeirats der Stadt Rottweil eingeknickt sind und die Gestaltungssatzung ad absurdum geführt wird, um Modernismus im intakten Stadtbild durchzudrücken. Vor allem die staatliche Denkmalpflege zeichnet durch ihren Segen für solch eine modernistische Warze auch wieder mit Verantwortung - leider kein bedauerlicher Einzelfall.

    Quelle: https://www.schwarzwaelder-bote.de/inhalt.bauantr…obox=1644593248

  • Und der OB sieht auch keinen Anlass, die Gestaltungssatzung zu ändern. Es gehe darum, im Einzelfall abzuwägen, ob Abweichungen nachvollziehbar sind – wie beim Kapuziner oder nun beim Hak-Anbau.

    Dann kann man auch gleich die Gestaltungssatzung abschaffen! Ein Einzelfall hier, ein Einzelfall da und schon ist das ganze Stadtbild hin! Die reinste Salamitaktik. Denn was man dem einen erlaubt, kann man dem anderen nicht verbieten.

  • Abriss des Gebäude Königstraße 17 im Juli 2022


    https://www.rottweil.net/wiki/Ansichten…se_17/Juli_2022

    Die für den Neubau versprochenen Wohnungen wird es an dieser Stelle im übrigen auch nicht geben.

    In Summe nur ein weiteres Beispiel für das politisch gepriesene "nachhaltige Bauen", für das im großen Stil traditionelle Bausubstanz sinnlos geopfert werden kann...