Wuppertal

  • Wirklich erstaunlich, in was für einem Maße, vor allem in jüngster Zeit, für Kriegszwecke eingescmolzene Plastik rekonstruiert wird. Das macht Lust auf mehr!
    Aber gerade die Tatsache, dass hinter derartigen Rekonstruktionen meist Bürgerinitiativen stehen, zeigt, dass es innerhalb der Bevölkerung ein recht großes Bedürfnis nach verlorener Kontinuität und damit auch Identität gibt. Insofern ist es wahrlich traurig, dass sich Rekonstruktionsbefürworter immer noch einem großen Rechtfertigungsdruck ausgesetzt sehen müssen.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Am kommenden Wochenende begeht man auch in Wuppertal den Tag der Architektur.

    Am Samstag und Sonntag sind ausgewählte private & öffentliche Gebäude zu besichtigen. Sind einige interessante Objekte dabei - besonders auf das vorbildlich sanierte gründerzeitliche Schulgebäude der Helmholtz-Realschule bin ich sehr gespannt... :rolleyes:

    Infos:Wohnen, lernen, arbeiten: Tag der Architektur in Wuppertal - Stadtleben - Wuppertal - Lokales - Westdeutsche Zeitung

  • .... kaum zu glauben, gell... ? cclap:) Und das in Wuppertal... Sag ja immer, die Stadt hat wahnsinnig viel Potential!

    Vor allem soll es ja auch im Inneren freigelegte Stuckdecken etc. geben, so dass die Zeitung sich mehr an ein "Opernhaus, denn an eine Schule" erinnert fühlt... :tongue:

  • Na klar, Wuppertal ist ziemlich unterschätzt, weil die meisten Altbauten heute sehr runtergekommen sind. Zur Erbauungszeit waren diese gerade in Wuppertal verhältnismäßig wertig ausgeführt, schließlich waren Barmen und Elberfeld seinerzeit wohlhabend und um 1871 auch kurzzeitig viertgrößte Stadt im deutschen Reich. Aus dieser Ära stammt die gezeigte Schule.

    Hier sind auch Fotos von innen:

    Treppenanlage
    http://www.pbs-architekten.de/cms/upload/Dow…Bild-04-Web.jpg

    Die Schulaula im Obergeschoss des Mittelrisalits
    http://www.pbs-architekten.de/cms/upload/Dow…Bild-03-Web.jpg

    Einmal editiert, zuletzt von Kapitell (22. Juni 2012 um 10:38)

  • ... man stelle sich nur mal vor, über Wuppertal würde eine Sanierunggswelle hinweggehen, wie beispielsweise über [lexicon='Leipzig'][/lexicon].... :trommeln:

    Im Vergleich zum Erhaltungszustand der (zudem wenigen) Gründerzeitquartiere in den nahen Ruhrgebietsstädten muss man aber Wuppertal wenigstens in Teilen schon heute loben - kaum Plastik-,Vollglas,-Oberlicht-dicht-fenster, Fassaden in angemessenen Farbgebungen und eine erkennbare pflege von Details. Man schaue sich weite Teile der Nordstadt, Ostersbaum oder in Vohwinkel an, selbst einige Straßen am Arrenberg oder im Loh haben sich gemausert, von den Villenquartieren ganz zu schweigen... Problematisch bleiben natürlich die Bebauungen entlang der stark befahrenen Straßen und einige Schmuddelviertel hat und wird es immer in jeder Stadt geben.

    Mein erneutes Fazit:Für mich ist Wuppertal, trotz zahlreicher Bausünden der Nachkriegsepoche und manchem Schmuddel, ein Rohdiamant, der nur etwas Schliff braucht, um zu glänzen. Besonders Elberfeld entwickelt sich derzeit sehr positiv - sowohl, was die Sanierung historischer Bauten angeht, als auch die Qualität der Neubauten.

  • Die Meldung ist schon ein paar Tage alt, passt aber gut zu den letzten Beiträgen:

    hhttp://www.wz-newsline.de/lokales/wupper…telle-1.1004925

    Besonders erfreulich: das Relief am Uhrenturm wird wiederhergestellt - es war seit Jahren durch Sicherungsnetze / Jubiläumsbanner verdeckt.

    Ein aufgefrischtes Ziffernblatt samt Zeigern, wird sich sicher auch gut machen...

    Mit den bereits zurückgekehrten Bronzeplastiken wird sich das Herz Elberfelds Ende des Jahres FAST wieder in seinem ursprünglichen Zustand präsentieren.

  • Glückwunsch aus Dresden zur gelugenen Reko des prächtigen Gerechtigkeitsbrunnens.

    Wir hatten in DD bis 1943 ebenfalls einen ( sogar ) mehrfigurigen Gerechtigkeitsbrunnen. Dieser fiel mit weiteren 32 ( ! ) Bronzebildwerken, Brunnen, Denkmalen etc. 1942/43 dem unersättlichen Metallbedarf der Rüstungswirtschaft und den Bilderstürmereien nach 1945 zum Opfer.
    Inzwischen ( nach 1990 ) sind immerhin sechs verloren geglaubte bronzene Bildwerke zur Freude der Dresdner und der Gäste der Stadt wieder neu erstanden.
    Wir bräuchten in Dresden ebenfalls einen Herrn Camphausen . . .

  • Habe heute mal Bilder vom Gerechtigkeitsbrunnen auf dem Platz der Republik in Wuppertal-Elberfeld gemacht.

    Für weniger Ideologie!

  • @'Sebaldt: Danke für die Bilder. Toller Brunnen. Bleibt zu hoffen, dass der Brunnen mit seiner hübschen Dame nicht bald von Graffiti"künstlern" und anderen Vandalen verunstaltet wird.

  • @ Sebaldt:
    Danke für Mitteilung und Bebilderung aus Wuppertal.
    Ich frage mich allerdings, ob die Darstellung des lasziven Hüftwickels der Brunnenstatuenfrau mit den Gesetzen der Physik(hier: Gravitation) vereinbar ist.

    @ Neußer:
    Der Brunnen hat früher wohl auch nicht mehr gespuckt:
    Denkmal-Wuppertal.de: Der Gerechtigkeitsbrunnen (2012)

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Der Vorbau des Elberfelder Bahnhofs, ein 60er Jahre Flachbau, wird abgerissen:


    Zitat


    Wenn sämtliche Anbauten entfernt sind, liegt die markante Sandsteinfassade des Bahnhofsgebäudes aus dem Jahr 1848 wieder frei und prägt am Vorplatz dann das Stadtbild.

    Wie berichtet, gab es zuletzt noch einmal Diskussionen über die Form der nicht minder markanten Bahnhofsfenster: Sie werden weiterhin eckig bleiben und nicht wie ursprünglich wieder mit Rundbögen versehen. Unabhängig aller Diskussionen wird der Hauptbahnhof ohne Vorbau deutlich aufgewertet, und auch Oberbürgermeister Peter Jung bezeichnet gerade diesen Bauabschnitt als „ganz besonderen Schritt“.


    Vorbau am Hauptbahnhof: Abschied von der Bausünde - Der neue Döppersberg - Sonderthemen - Wuppertal - Lokales - Westdeutsche Zeitung

    In der Altstadt die Macht, im Kneiphof die Pracht, im Löbenicht der Acker, auf dem Sackheim der Racker.

    Hätt' ich Venedigs Macht und Augsburgs Pracht, Nürnberger Witz und Straßburger G'schütz und Ulmer Geld, so wär ich der Reichste in der Welt.

  • Mit der Verwendung des Wortes "Bausünde" als solcher habe ich so meine Probleme; und zwar deshalb, weil ein nicht mehr gegebenes Vertrauen in die derzeitigen Mandatsträger auch notwendigerweise dazu führen muß, daß an ein Vertrauen in die Ernsthaftigkeit solcher Aussagen nicht mehr zu denken ist.
    Es ergeben sich zwei Probleme: zum einem sind solche Bausünden damals verwirklicht und realisiert worden und werden heute als Bausünde hingestellt. Zum anderen wird unterschwellig vorgegeben, man sei heute in der Erkenntnis so weit fortgeschritten, diese Elaborate als Bausünde anzusehen, begeht aber heute die exakt gleichen Fehler wie damals. Daß man den größten Teil der jetzigen Bauwerke in einer gewissen Zeit ebenfalls als Bausünde ansehen wird, ist heute schon vorprogrammiert.

  • Wenn man den vollendet schönen Prachtbau der Stadthalle von Wuppertal betrachtet, denkt man neidvoll an stolzen Bürgersinn, der einst solche aufwändigen Gebäude entstehen lassen k o n n t e.

    Unendliche architektonische Armut haben wir überreichlich in unserer Gegenwart.
    Nur wenige Architekten sind Willens und befähigt, an diese alten, reichen Traditionen anzuknüpfen.

    Rekonstruktionen & Reparatur von Denkmalen halte ich für zielführend im Sinne der Wiedergewinnung lokaler Identitäten.
    Wenn russische Förderer dazu finanzielle Unterstützung anbieten, sollte man sich nicht lange zieren, die Gelegenheit sofort
    "beim Schopfe" packen.
    "Stolz" können wir uns schon lange nicht mehr leisten.

  • Es ist ja ganz schön viel Zeit vergangen, seit dieses Projekt hier zuletzt thematisiert wurde.

    Unterdessen haben die Arbeiten begonnen und sind auch schon in der Phase der sichtbaren Veränderungen angekommen.

    Der Abriss der Nebengebäude ist schon Geschichte - an ihrer Stelle befindet sich aktuell eine riesige Baugrube und bald beginnen die Arbeiten für den Bau der Tiefgarage und den darüberliegenden neuen Busbahnhof.

    In wenigen Wochen wird dann auch der Vorbau des Bahnhofsgebäudes abgebrochen - er ist bereits leergezogen und entkernt.

    Aktuelle Infos und einen Überblick über das Gesamtprojekt bietet die offizielle Homepage:

    Stadt Wuppertal - Döppersberg :smile: