Aber in dem Artikel steht auch warum und das ist zwar ärgerlich aber mit Sicherheit kein Skandal.
Leipzig - Innenstadt
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Ich bin so frei und verlinkte mal meinen DAF-post zur hiesigen Galeria-Kaufhof-Filiale, die m.M.n. der schlimmste Innenstadt-Bau nach der Wende ist: https://www.deutsches-architekturforum.de/thread/10693-l…4333#post754333
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Nun gut, da ich ja möglichst ausschließlich nur eigene Bestände verwende, genügend Abbildungen zu sehen waren und ich nicht auf Stiche des frühen 19. Jahrhunderts zurückgreife, da die große Feuerkugel noch gepflegter aussah als auf den Innenhoffotos, stellt sich die Frage, ob sich Bürger, Studierende und Touristen heute dort lieber einfinden würden als in der Konditorei und Kaffeehaus Hennersdorf
(Gewandgäßchen 4-5) - Ansicht vermutlich in den 1920er Jahren
oder im Restaurant Palmengrotte
Gewandgäßchen 2 (jetzt meist geschlossener Treppenabgang Galeria-Kaufhof) - gelaufen 19.2.1916 (hierzu gibt es auch eine Außenansicht und mehrere, vorwiegend studentische Innenaufnahmen)
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Nach längerer Zeit mal wieder ein update: Nöfer-Entwurf für das Timonhaus (Neumarkt 20), für das es eine Neukonzeption für die Fassade am Neumarkt gibt. Wie man sieht hat man mit den Bay-Windows Bezüge zu Leipziger Innenstadt-Geschäftshäusern am Beginn des 20. Jhd. aufgegriffen. Als Vorbild wird hier explizit Steibs Hof von 1907 genannt.
Quelle: Nöfer Gesellschaft von Architekten mbH, Berlin / aus ´Gestaltungsforum der Stadt Leipzig Jahresbericht 2022/23´
Ein ähnlicher Vertreter stand mit dem Zeißighaus (Neumarkt 18, ebenfalls Baujahr 1907) übrigens früher direkt nebenan:
Leider ist es aber wohl so, dass durch die Entwurfsverfasser (rkw, Prof. Ringel) der Fassade von 1995 Ansprüche bezügl. Urheberschutz geltend gemacht werden. Mal schauen was bzw. ob sich da zukünftig was tut.
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Vorbild 1907? Nein, sieht dort irgendjemand Ähnlichkeiten? Das ist doch nur zur subjektiven Beruhigung. In Wirklichkeit knüpft dieser Entwurf an die DDR-Plattenbauarchitektur der 80er Jahre an - wie sie in Berlin-Mitte in zahlreichen Beispielen realisiert worden ist (Torstraße, Scheunenviertel). Da ist nix mit Anlehnung an den Vorgängerbau. Die Fenster mögen als Illustration genügen: Wo sind bitte die typischen Oberlichter geblieben? Fehlanzeige. Fensterrahmen waren damals weiß, nicht dunkel. Auch wurde ein Stockwerk hinzugefügt.
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^ Ähem...es ging hier eigentlich ausschließlich um die Bay-Windows (die eben recht typisch für Leipzig sind) und um keinerlei anderen Bezüge. Ansonsten sollte keine Anlehnung an irgendeinen "Vorgängerbau" erfolgen (Steibs Hof steht ja sowieso in einer anderen Straße).
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Vorbild 1907? Nein, sieht dort irgendjemand Ähnlichkeiten? Das ist doch nur zur subjektiven Beruhigung. In Wirklichkeit knüpft dieser Entwurf an die DDR-Plattenbauarchitektur der 80er Jahre an - wie sie in Berlin-Mitte in zahlreichen Beispielen realisiert worden ist
Die Assoziation mit Plattenbauten kann ich nun gar nicht nachvollziehen. Der Entwurf deutet klassische Motive wie Staffelgiebel, Erker, Konsolenfries und Gesims an. Die Proportionen wirken harmonisch. Und insbesondere ist der Bezug zu älteren Bauten in der Stadt durch die fassadenprägenden, stockwerkübergreifenden Erkerkonstruktionen unübersehbar. Die Fassade weist eine Plastizität auf, die man heute kaum noch bei Neubauten erleben darf und den Entwurf fern jedes Plattenbaus rückt. Ich denke, er kann als gelungen bezeichnet werden.
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In der Tat ist das Bildmaterial zur Reichsstraße ziemlich dünn. Das hängt auch mit ihrer relativen Enge zusammen.
Blick vom Brühl in Richtung Neumarkt (Dr. Trenckler Co. 1907) Nr. 684
um 1920 von der Grimmaischen Straße aus gesehen
Blickrichtung zum Brühl, gelaufen 1916
Aber es wäre schon nicht verkehrt, wenn es zumindest mal rechtsseitig mit Deutrichs Hof wieder zu einer Straße werden würde ...
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Das erste Bild scheint mir eher vom Neumarkt in Richtung Brühl wenn ich keinen kompletten Knick in der Optik habe.
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(...) Nöfer-Entwurf für das Timonhaus (Neumarkt 20), für das es eine Neukonzeption für die Fassade am Neumarkt gibt. (...)
Das ist ein richtig gelungener und leipzigtypischer Entwurf. Eine Realisierung wäre wünschenswert.
Allerdings finde ich auch das bestehende Timonhaus gar nicht übel. Der Nöfer-Entwurf könnte ja als Neubau an anderer Stelle umgesetzt werden.
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Danke nochmal für den Korrekturhinweis von LEonline!
Eigentlich wollte ich ältere Stadtsituationen nicht einbeziehen, aber hier ist noch einmal die Szenerie um 1880
Petersstraße Ecke Reichsstraße
Reichsstraße 1899 (Verlag von Max Nierth, Leipzig Nr. 235)
Es fehlen folglich immer noch Aufnahmen aus der Blickrichtung vom Goldenen Apfel.
Da alle Adreßbücher online sind, erschließen sich vielleicht noch andere Bezugspunkte.
In die Formensprach gehört auch die Verlängerung der Plauenschen Straße. Daher mal eine weniger bekannte Aufnahme:
folglich nach Abriß des Goldenen Apfels und vor der Neubebauung. Rechts geht es also direkt in die Reichsstraße.
Wichtiger für das Thema insgesamt ist allerdings der Beitrag von Nikolaus Pevsner in der Monatsschrift für Heimatschutz, Volkskunde und Denkmalpflege, Band XIV, Heft 7 bis 8, Dresden 1925. Wer dies nicht im Bestand hat (kleiner Tip kann dies preiswert erwerben, da die Leute heutzutage kaum mehr in die Konvolute reinschauen), oder es online rezipieren:
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Sorry nochmal. 1880 zeigt natürlich die Grimmaische Straße Ecke Reichsstraße.
Aber der Pevsner ist wirlich wichtig.
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Das ist ein richtig gelungener und leipzigtypischer Entwurf. Eine Realisierung wäre wünschenswert.
Allerdings finde ich auch das bestehende Timonhaus gar nicht übel. Der Nöfer-Entwurf könnte ja als Neubau an anderer Stelle umgesetzt werden.
Geht mir ähnlich!
Der Nöfer-Bau wäre definitiv eine Wohltat. Das bestehende Timonhaus ist aber als 90er-Füllbau ebenfalls absolut in Ordnung. Da gibt es andere Beispiele in der Leipziger Innenstadt für viel furchtbarere Neubauten seit der Wende (siehe Unigebäude Grimmaische Straße).
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Nach längerer Zeit mal wieder ein update: Nöfer-Entwurf für das Timonhaus (Neumarkt 20), für das es eine Neukonzeption für die Fassade am Neumarkt gibt. Wie man sieht hat man mit den Bay-Windows Bezüge zu Leipziger Innenstadt-Geschäftshäusern am Beginn des 20. Jhd. aufgegriffen. Als Vorbild wird hier explizit Steibs Hof von 1907 genannt.
Quelle: Nöfer Gesellschaft von Architekten mbH, Berlin / aus ´Gestaltungsforum der Stadt Leipzig Jahresbericht 2022/23´
Ein ähnlicher Vertreter stand mit dem Zeißighaus (Neumarkt 18, ebenfalls Baujahr 1907) übrigens früher direkt nebenan:
Leider ist es aber wohl so, dass durch die Entwurfsverfasser (rkw, Prof. Ringel) der Fassade von 1995 Ansprüche bezügl. Urheberschutz geltend gemacht werden. Mal schauen was bzw. ob sich da zukünftig was tut.
Gibt es einen Link zum Bericht des Gestaltungsforums mit den entsprechenden Projekten?
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Die Assoziation mit Plattenbauten kann ich nun gar nicht nachvollziehen.
Wenn man etwas nicht nachvollziehen kann, sollte man neurig bleiben und fragen, woher die Assoziationen beim anderen kommen. Da die DDR-Baukultur zum Ende der 80er Jahre sich stark gewandelt hat, denn nun stand in Berlin die Altstadtlückenbebauung im Fokus, wurden traditonelle Elemente in die Plattenproduktion übernommen. An genau diese Elemente erinnert mich der Entwurf.
https://www.tagesspiegel.de/berlin/images/wilhelm5/alternates/BASE_21_9_W1000/wilhelm.jpeg
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Dann stelle uns doch bitte einige Beispiele vor und erläutere daran die Gemeinsamkeiten. Ich habe da nämlich noch immer erhebliche Verständnisprobleme. Und wenn ich mir die Reaktionen auf mein Post anschaue, scheine ich da nicht der einzige zu sein.
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Ich glaube, er assoziiert Erkerfenster mit historisierenden Platten, vielleicht weil er mit diesen groß geworden ist?
Dann darf er sich aber keine Tudorstil-Bauten in Großbritannien oder den USA anschauen, da sieht er dann wohl auch überall nur 80er Plattenbauten. -
Gibt es einen Link zum Bericht des Gestaltungsforums mit den entsprechenden Projekten?
Die Neumarkt-Visu ist aus einer Publikation abfotografiert, die bei der Jahresauftaktveranstaltung zum Gestaltungsforum verteilt wurde. Ein DAF-User hat nun das entspr. PDF online gefunden: https://www.leipzig.de/bauen-und-wohn…estaltungsforum
Nochmal zum Plattenbauvorwurf, den ich überhaupt nicht nachvollziehen kann. Erstens lassen sich Nöfers bisherige Arbeiten nicht wirklich mit Platte 2.0 assoziieren und zweitens betonen Entwurfsverfasser und Bauherr (Zitat aus dem Jahresbericht): "Die Glaubwürdigkeit eines direkten Bezuges zu den Architekturen des frühen 20. Jahrhunderts setzt eine den Vorbildern adäquate Materialität und eine entsprechende handwerkliche Durchbildung bis ins Detail voraus. Darüber besteht Einigkeit auch zwischen Bauherrn und Verfasser. Dieser Anspruch wird ausdrücklich begrüßt". Klingt für mich nun überhaupt nicht nach dem Vergleichsobjekt in Goldsteins Tagesspiegel-Bild.
In die Formensprach gehört auch die Verlängerung der Plauenschen Straße. Daher mal eine weniger bekannte Aufnahme:
Das im Bild gezeigte Gebäude ist die Plauensche Passage von 1873, ihres Zeichens eine der ersten Leipziger Passagen und 83 Meter lang. Abgesehen von den Kopfbauten war sie komplett glasüberwölbt und in der Mitte mit einer Kuppel versehen. Hier mal eine Ansicht in Verbindung mit der Richard-Wagner-Straße:
Links angeschnitten übrigens das Gebäude der Dauernden Gewerbeschau, in dem anfänglich u.a. das Naturkundemuseum beheimatet war:
Zurück zur Plauenschen Passage (der Name geht auf die Tuchhändler aus Plauen zurück, die im Vorgängerbau "Plauenscher Hof" übernachteten).
Hier eine Ansicht vom Brühl hinein in die Plauensche Straße:
Leider sind mir keine Bilder aus dem Inneren also von der eigentlichen Passage bekannt - evtl. kann Dr. Mises hier "nachjustieren".
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Auch wenn es hier nicht das Thema war, möchte ich auf Steibs Hof in der Nikolaistraße einmal zurückkommen.
Wir haben es hier immer mit Menschen zu tun!
Hier geht es um Lebenswirklichkeit, Lebensräume und Erlebtes.
Dies unterscheidet sich eben von dem digitalisierten Schwachsinn und den hübschenden und oft selbstlügenden Entwürfen und Anerkennungen in der ständig Fördergeld erheischen wollenden Leipziger Stadtplanung von Herrn Dienberg & Co.
Also die Frage ist immer, wie werden die Fenster und Balkone tatsächlich genutzt. Die Großkotzglasscheiben kann ein Einzelhändler wohl nicht ständig variabel gestalten. Was ist denn heutzutage tatsächlich in den Erdgeschoßzonen einladend? Die Abwesenheit bewährter und immer wieder geforderter Kleinteiligkeit kann jeder selbst in den Totzonen von Investment-Firmen in der Leipziger Innenstadt erkennen.
Zu dem Inneren der Passagen gab es u.a. wissenschaftliche Arbeiten, wo diese erfaßt und dargestellt wurden. Es wäre folglich unter dem Stichwort der Passagen zu recherchieren.
Nun muß man hier allerdings unterscheiden zu denen mit Überdachungen wie Stieglitzens Hof und Steckners Hof (Postkarten vielleicht auch unter "Kneipen" zu finden, aber da gibt es sehr schöne) und den eigentlich nicht überdachten Innenhöfen wie Quandts Hof (Nierth Nr. 232, 1899). wo auch weitere Höfe dokumentiert wurden. Da ich wie gesagt nur eigene Bestände einbringe, hier als Beispiele noch der Durchgang von der Katharinenstraße zur Reichsstraße
Verlag von Peter Jacob (undatiert) und ein Blick in die Böttchergasse
gelaufen im Oktober 1913 nach Burgstädt.
Natürlich darf hier auch das Goldhahngäßchen nicht fehlen,
vermutlich in den 1920er Jahren. Von diesem Milieu berichtete nicht nur DER DRACHE. Hier gibt es bestimmt reichliches Material in Polizeiarchiven ...
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