• Das Gebäude wurde damit in den Originalzustand zurückversetzt. Ein wahrer Prachtbau des Historismus. Ich liebe solche Eckhäuser mit Kuppel, ich weiß ich wiederhole mich. ^^

    In dubio pro reko

  • Der Reichshof war ja vorher schon schön. Es ist wirklich bemerkenswert, dass man da nochmals rangegangen ist, um ihn in den Ursprungszustand zurückzuversetzen.

    Leipzig, Reichsstraße, Ecke Grimmaische Straße, der Reichshof im November 2012 (Foto: Dr. Bernd Gross, CC-BY-SA-3.0)

    Oben der Reichshof vor der jüngsten Sanierung, unten der Reichshof nach der jüngsten Sanierung. Über die Bildlinks lassen sich die Aufnahmen schön vergrößern, sodass man auch Details erkennen kann.

    Der Reichshof am 14. August 2019 (Foto: Krzysztof Golik, CC-BY-SA-4.0)

    Der Reichshof am 14. August 2019, Fassade zur Reichsstraße, dahinter Speck's Hof (Foto: Krzysztof Golik, CC-BY-SA-4.0)

    Früher fand ich den Reichshof eigentlich so akzeptabel, wie er auf dem ersten Bild zu sehen ist. Seit der Fassadenrekonstruktion mag ich den früheren Zustand nicht mehr so sehr. Jetzt spürt man hier wirklich den Geist des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Nur die großen Nägel zur Taubenvergrämung auf dem Balkon und auf den Gesimsen stören etwas. Das Aufsetzen der Dachzier ist im Moment noch nicht abgeschlossen. Die Gerüste stehen noch.

    Es ist schon erstaunlich, wie viel Aufwand man bei der Verzierung der oberen Fassadenbereiche, der Giebel und Dachzonen bei den gründerzeitlichen Prachtbauten getrieben hat. Hier noch ein schönes Detail. Die Aufnahme ist von 2012. Jetzt, nach der Sanierung, ist der Mädchenkopf ocker und somit etwas dunkler als die umgebende Fassade.

    Fassadendetails in der Grimmaischen Straße, links der Reichshof (Foto: Ailura, November 2012, CC-BY-SA-3.0)

  • Dasselbe sollte man in Stuttgart mit dem (ehemaligen) Hotel Marquardt machen. Aber nein, die Nachkriegsversion mit dem abgeschlagenen Bauschmuck ist denkmalgeschützt... :S

    In dubio pro reko

  • Dasselbe sollte man in Stuttgart mit dem (ehemaligen) Hotel Marquardt machen. Aber nein, die Nachkriegsversion mit dem abgeschlagenen Bauschmuck ist denkmalgeschützt... :S

    Man muss einfach konstatieren, dass Leipzig bundesweit eine Ausnahme darstellt, was die detailgetreue Sanierung und Rekonstruktion von Altbauten anbelangt. Leider!
    Wie groß alleine der Segen für das Stadtbild wäre, wenn man die bestehenden Denkmäler wieder konsequent in den Originalzustand versetzen würde, ist kaum vorstellbar.

    Mal ein Beispiel aus Magdeburg: Allein in Magdeburg sind nach meinen Schätzungen über 80% der Baudenkmäler durch fehlende Fassaden-/Dachdetails, falsche Fenster und/oder Ladeneinbauten oder Entstuckung in ihrem Erscheinungsbild beeinträchtigt. Ein riesiges Potential für die Aufwertung des Stadtbildes. Aber dazu muss sich der Denkmalschutz endlich seiner Aufgabe bewusst werden. Hier werden die schlechten Zustände nur konserviert. Verbessert wird nur das Wenigste.

  • So ganz nachvollziehen kann ich das Geschriebene irgendwie nicht:
    Die Fenster im Erdgeschoss wurden der Streben beraubt, viele der Fenster im 1. OG ebenso.
    Für den Laden gibt es nun ein verspieltes Dach am Eingang, lediglich eine Tafel am Eckteil im 4. OG wurde ergänzt.

    Was ist also mit Wiederherstellung gemeint?
    Ich erkenne leider fast nur modernistische Ansätze.

  • Was die Fensterstreben bei den Schaufenstern im Erdgeschoss und beim Eckfenster im 1. OG. angeht, hast Du Recht, "Goldstein". Leider. Aber fällt Dir neben dem Eingangsdach und der kleinen Ecktafel der neue Balkon im 2. OG. auf, samt mächtigen Konsolen? Außerdem bekamen die großen Rundbögen an den Innenseiten ein wenig Stuck zurück. Offenbar auch die runden Fenster in der Turmgaube.

  • Das ist eine enorme Verbesserung und insgesamt ein gelungener Neubau.

    Aber was ist im Vergleich zum Rendering im Übergang zur Dachgeschosszone passiert? Das wirkt jetzt so schrecklich gestaucht.

  • Das ist eine enorme Verbesserung und insgesamt ein gelungener Neubau.

    Aber was ist im Vergleich zum Rendering im Übergang zur Dachgeschosszone passiert? Das wirkt jetzt so schrecklich gestaucht.

    Auf dem Rendering ist der "Knick" im Dach oberhalb der letzten Fensterreihe nicht dargestellt, daran liegts denke ich.

  • Könisbau: Ausserhalb Leipzig, Potsdam und Innenstädte von Frankfurt und Dresden ist es ein grosses jämmerliches Versagen aller Architekten, Baubehörden und Planungsämter. Denkmalschutz schutzt gar nichts Wertvolles und soll wie schnell wie möglich aufgehoben werden. Die schutzen nur mittelmässige Nachkriegsmühl.

    Wie gesagt is nach 75 Jahren von ad hoc Planung und Bau, Abstuckierung und Abbruch noch immer ein riesiges Potential vorhanden, obwohl die schönste Juwellen leider verschwunden sind (war kein Zufall).

    Massenhafte Sanierungen wie in Leipzig und gezielten Rekonstruktionen wie auch in Leipzig gezeigt, könnten überall in Deutschland der Praxis sein. Leider verhindern Linken immer schöne Aufwertungsprojekten wie Karstadt in Neukölln ......

    Was Leipzig aber auch gezeigt hat, dass keine Diktatur notwendig ist um wieder schöne Städte zu schaffen.

    Es wird ungeheuer viel geredet (Deutschen sin Meister in reden) aber wenig wirklich getan.

    2 Mal editiert, zuletzt von Klassiker (17. November 2019 um 21:50)

  • Nochmal zum Reichshof.

    Im DAF hat ein Mitglied, erfreulicherweise, aktuelle Bilder der aufgesetzten "Kugeln" veröffentlicht. Dieser erwähnt auch eine mögliche Rückkehr der Vasen auf der Balkonbrüstung. - Stimmt. Das wäre auch noch eine tolle Maßnahme. Ist aber derzeit eher unwahrscheinlich, da die Gerüste am Haus schon verschwunden sind.


    https://www.deutsches-architekturforum.de/thread/7031-le…3659#post643659

  • So ganz nachvollziehen kann ich das Geschriebene irgendwie nicht:
    Die Fenster im Erdgeschoss wurden der Streben beraubt, viele der Fenster im 1. OG ebenso.
    Für den Laden gibt es nun ein verspieltes Dach am Eingang, lediglich eine Tafel am Eckteil im 4. OG wurde ergänzt.

    Was ist also mit Wiederherstellung gemeint?
    Ich erkenne leider fast nur modernistische Ansätze.

    Das wird vom DAF-User LEonline eher als Joke angesehen.

    Fun fact am Rande: Im APH gibt es zum Umbau doch tatsächlich die Meinung eines Users da "einige Fenster der Streben beraubt" und "lediglich eine Tafel ergänzt" wurde hier "fast nur modernistische Ansätze" zu erkennen seien... (Dank Rundlings Bilderservice wissen wir, dass hier alles histor. korrekt aufgepimpt wurde).


    Das mit den "modernistischen Ansätzen" bedarf einer genaueren Erläuterung. Ich bin gespannt.

  • @Stahlbauer
    Dies ist ein offenes Forum und da kommt es immer mal wieder vor, dass ein Teilnehmer sich gewaltig irrt, so wie @Goldstein oben. Ich hätte auch ohne deinen Hinweis heute nochmal deutlich gemacht, dass Goldsteins Kritik am Reichshof unberechtigt ist. @Neußer hatte bereits am 29. Oktober den Link zu einer historischen Ansicht des Gebäudes gepostet und ich hatte am 1. November geschrieben:

    Der Reichshof war ja vorher schon schön. Es ist wirklich bemerkenswert, dass man da nochmals rangegangen ist, um ihn in den Ursprungszustand zurückzuversetzen.
    [...]

    Früher fand ich den Reichshof eigentlich so akzeptabel, wie er auf dem ersten Bild zu sehen ist. Seit der Fassadenrekonstruktion mag ich den früheren Zustand nicht mehr so sehr. Jetzt spürt man hier wirklich den Geist des ausgehenden 19. Jahrhunderts.

    Klarer kann man wohl nicht ausdrücken, dass es hier keine "modernistischen Ansätze" gibt. Große Glasflächen galten schon im 19. Jahrhundert als Zeichen von Modernität. Ich verweise hier auf die großen - soweit damals technisch möglich - ungeteilten Glasfenster im Potsdamer Schloss Babelsberg. Nach deren Rekonstruktion rieben sich auch einige verwundert die Augen und meinten, so könne das unter Wilhelm I. nicht gewesen sein. Doch, war es! Und natürlich bieten sich große Schaufenster für ein mondänes Geschäftshaus in einer bedeutenden Handelsstadt an. Ich war ja vor Ort. Die ungeteilten Schaufenster wirken unglaublich elegant und passen zum Gebäude. Das Vordach über dem Eingang ist historisch belegt. Der Balkon, der bei der jüngsten Sanierung an der Ecke ergänzt wurde, ist übrigens im Rohbau aus Beton und wartet noch auf die Ziervasen. So schlicht, wie er jetzt ist, ist es noch nicht stimmig. Wenn man dort auf der Straße steht, kommt der Eckbalkon auch stärker zur Geltung als auf den Fotos.

    Auch die Kugelaufsätze entfalten zum Straßenraum hin eine großartige Wirkung - stärker, als es auf den Fotos zu erahnen ist. Sie leuchten in frischem Kupfer und sind handwerklich sorgfältig gemacht. Gegenüber vom Reichshof steht ja das Kaufhaus (irgendwann um 2000 herum oder kurz davor als Kaufhof erbaut). Das hat in der obersten Etage ein Restaurant, von dem aus man die Dachzone des Reichshofs auf Augenhöhe betrachten kann. Die Kugelaufsätze sind wirklich schön geworden. Vorerst wurden nur auf den beiden Giebeln links und rechts der Ecke sowie auf dem baugleichen Giebel an der Grenze zu Speck's Hof je drei Kugelaufsätze montiert. Die von Neußer verlinkte historische Ansicht zeigt, dass es früher noch mehr Kugeln gab. Ich glaube nicht, dass diese später noch zurückkommen. Man vermisst sie aber auch nicht. Die Balkonvasen wird man aber sicherlich noch nachreichen. Dazu würde eine mobile Arbeitsbühne ausreichen.

    Lieber Stahlbauer, ich finde es schade, dass du in letzter Zeit mit der Bemerkung, Leipzig passe nicht zum APH, herumtrollst. Das Interesse an Leipzig ist hier ungebrochen und alle alten Beiträge sind weiterhin vorhanden. Ausnahme: Du hast deine Bildbeiträge in den Leipzig-Galerien zerstört. Ich verstehe solch ein destruktives Verhalten nicht. Du hast dazu auch keine Erklärung gegeben.

    Die Forumsleitung hatte vor einiger Zeit lediglich beschlossen, Leipzig nicht mehr als "Schwerpunktstadt" auszuweisen, da hierzu schon seit Längerem nur wenige Beiträge veröffentlicht wurden. Ein Forum lebt nunmal vom Engagement seiner Mitglieder. Leipzig ist im DAF gut repräsentiert, aber darüber hinaus deckt das DAF in Ostdeutschland nur Berlin, Dresden und Chemnitz gut ab. Selbst Rostock, Erfurt oder Halle (Saale) finden im DAF praktisch nicht statt. Die Eröffnung der Bauhaus-Museen in Weimar und Dessau war den DAF-Aktivisten keine architekturkritische Debatte und keine Bilderstrecke wert. Dabei sind Weimar, Halle und Dessau von Leipzig aus gut zu erreichen. Demgegenüber ist unser Forum geografisch wesentlich breiter aufgestellt. Das ist einer der Gründe, warum ich dieses Forum dem DAF vorziehe. Bei uns kommt auch die Provinz zu ihrem Recht. Abseits der Metropolen gibt es viele interessante moderne Bauprojekte, für die sich die DAF-Leute eigentlich interessieren müssten. Aber das ist euer Problem dort. Das APH braucht sich jedenfalls nicht zu verstecken.

  • @Exilwiener
    Ich antworte zur Katharinenstraße 13 lieber hier, weil das in der Innenstadt liegt.

    Die Sanierung der Katharinenstraße 13 ist im Wesentlichen abgeschlossen. Frische Fotos gibt es dazu (wie so oft bei Leipziger Themen) im DAF (Beitrag 913). Das Haus sieht in natura noch schöner aus als auf den Fotos von Stahlbauer. Hier noch eine ältere Aufnahme zum Vergleich. Am Giebel wurden Schmuckteile ergänzt. Das Dach wurde neu gedeckt. Darüber hinaus gibt es nur ein paar Detailveränderungen im mittleren Fassadenbereich. Insgesamt wurde an dem Haus mit viel Liebe zum Detail gearbeitet, und das Ergebnis kann sich wirklich sehen lassen.

    Leipzig, Katharinenstraße, die Häuser Nr. 13, 15, 17 (Foto: Dr. Bernd Gross, November 2012, CC-BY-SA-3.0)

    Eindrucksvoll sind auch die Nachbarhäuser. Links von der Nr. 13 steht das barocke Fregehaus. Sehenswert ist der Hof der Katharinenstraße 13, durch den eine Passage zur Hainstraße führt (vgl. die im DAF folgenden Fotos von Stahlbauer). Hier wieder die Vergleichsbilder, wie es dort noch vor kurzem aussah: heruntergekommen, aber auch irgendwie romantisch.

    Katharinenstraße 13, Hofansicht vor der Sanierung (Foto: Martin Geisler, März 2018, CC-BY-SA-4.0)

    Reizvoll ist der spätgotisch inspirierte Bauschmuck.

    Katharinenstraße 13, Hofansicht vor der Sanierung (Foto: Martin Geisler, September 2018, CC-BY-SA-4.0)

  • Neubau eines Hotel- und Geschäftshauses am Burgplatz

    Burgplatz, NH Hotel "Leipzig Zentrum", Hauptfassade des Gebäudes zum Burgplatz (Foto: Martin Geisler, Juli 2019, CC-BY-SA-4.0)

    Das Gebäude wird vom Architekturbüro HPP errichtet. Die Fassade stammt von Christoph Kohl Stadtplaner Architekten. Unter dem Link findet ihr eine Visualisierung des Entwurfs von Kohl und eine detaillierte Beschreibung, die sich wohltuend von der üblichen Architektenlyrik abhebt. Die wenigen Abweichungen der realisierten Fassade von der Visualisierung stellen Verbesserungen dar. Die Beschreibung des Fassadenentwurfs wurde genau umgesetzt. Gegenüber dem Foto aus dem Sommer ist aktuell als einzige sichtbare Veränderung die Anbringung des Namens "Petersbogen" über dem Eingang zur gleichnamigen Passage (in der Mitte, unter den Figuren) zu vermelden. Das Hotel (Eingang rechts) konnte bereits im Mai eröffnen. Der Innenausbau der Passage und der zweigeschossigen Ladenzone links davon schreitet nur langsam voran und ist momentan noch nicht abgeschlossen. Die Passage ist noch nicht passierbar. Das vorkragende Hauptgesims wird inzwischen abends durch eine Akzentbeleuchtung schön in Szene gesetzt.

    Fassadenverkleidung und Skulpturen sind aus dem gleichen Material: Cottaer Sandstein. Die Verarbeitung ist exzellent. Es gibt keine unschönen Fugen. Geht man ganz nah heran, so erkennt man feine Profilierungen im Sandstein des Sockelbreichs.

    Die Skulpturen stammen von Andreas Hoferick und beziehen sich auf die Geschichte des Ortes. Direkt gegenüber in der Pleißenburg fand 1519 die Leipziger Disputation statt. Teilnehmer waren ...

    ... Johannes Eck (er steht in der unteren Reihe links und wendet sich der Mitte zu) ...
    (Foto: Martin Geisler, Juli 2019, CC-BY-SA-4.0)

    ... und Martin Luther (unten rechts und ebenfalls der Mitte zugewandt).
    (Foto: Martin Geisler, Juli 2019, CC-BY-SA-4.0)

    Zwischen beiden der Landesherr Leipzigs, der zur Disputation eingeladen hatte ...

    ... Georg der Bärtige, Herzog zu Sachsen.
    (Foto: Martin Geisler, Juli 2019, CC-BY-SA-4.0)

    In der oberen Reihe finden wir die Eröffnungs- und Schlussredner der Leipziger Disputation ...

    ... Petrus Mosellanus (links) ...
    (Foto: Martin Geisler, Juli 2019, CC-BY-SA-4.0)

    ... und Johann Langius Lembergius (rechts), beide Angehörige der Leipziger Universität.
    (Foto: Martin Geisler, Juli 2019, CC-BY-SA-4.0)

    Zwischen ihnen steht - als Reminiszenz an die Schweizer Eigentümer des Gebäudes - der in Leipzig nicht anwesende ...

    ... Reformator Johannes Calvin.
    (Foto: Martin Geisler, Juli 2019, CC-BY-SA-4.0)

    Hier noch einmal der Fassadenabschnitt mit den sechs Figuren:

    Burgplatz, Hauptfassade des NH Hotels "Leipzig Zentrum" mit den sechs Skulpturen zur Reformationsgeschichte
    (Foto: Martin Geisler, Juli 2019, CC-BY-SA-4.0)

    Herzog Georg konnte Luther übrigens nicht überzeugen. Er blieb zeit seines Lebens der katholischen Lehre treu.

    Die Metallrahmungen der Fenster bestehen aus beschichtetem Aluminium. An den Ecken der Fassadenabschnitte sind jeweils drei Fenster durch die dunklen Metallrahmungen zusammengefasst, bei den mittleren Fensterachsen sind es zwei. Das Gebäude strahlt weltstädtische Eleganz aus. Die Skulpturen sind künstlerisch überzeugend gelungen.

  • Der Hotelneubau am Burgplatz wurde auf einem komplizierten Grundstück errichtet. Das Gebäude ist in vorbildlicher Weise auf seine Umgebung bezogen.

    Blick vom Turm des Neuen Rathauses auf den Petersbogen vor Errichtung des Hotelneubaus (Foto: Frank Vincentz, Juli 2015, CC-BY-SA-3.0)

    Der große Gebäudekomplex aus den Jahren 1999-2001 beherbergt links die Juristenfakultät der Universität, rechts ein Kino, dazwischen eine Ladenpassage. Sie heißt "Petersbogen", weil sie an der Petersstraße (im Hintergrund) beginnt und - als einzige Leipziger Passage - eine leichte Biegung macht. Die silbermetallische Wand im Vordergrund war ein provisorischer Abschluss. Das dort geplante Gebäude wurde dann aber über viele Jahre nicht errichtet. Unter dem kreisförmigen Glasdach im Vordergrund befinden sich Rolltreppen, die zur Erschließung der oberen Geschosse des Komplexes gebraucht werden. Die Passage hatte bislang keinen direkten Ausgang zum Burgplatz (ganz im Vordergrund), sondern nur nach beiden Seiten - links zur Burgstraße und rechts zur Schlossgasse. Die weiße Brandwand vorn rechts gehört zum Merkurhaus, einem 1936/37 errichteten Geschäftshaus zwischen Schlossgasse und Markgrafenstraße. Das war die Ausgangssituation.

    Der Neubau schließt nun rechts an das Merkurhaus an, und zwar nahtlos. Die Traufkante wird eingehalten. Er ersetzt dann die provisorischen Metallwände. Im Bereich dazwischen nimmt er die Kreisform des Daches auf und ersetzt die Glaswand nicht gerade, sondern gebogen. Diese Fassadenabschnitte zur Passage entsprechen im Stil der Fassade zum Burgplatz. Es gibt kleinere Adaptionen. Der Neubau bildet also zur Passage eine hochwertige Fassade mit einem Schwung in der Mitte aus. An dieser Rückseite befinden sich auch Hotelzimmer. Der Neubau endet ein kleines Stück (eine Fensterachse) weiter links als die bisherige Kante der provisorischen Blechwand. Hier bildet das Gebäude einen spitzen Winkel aus, wobei die Spitze aus einer Fensterachse besteht, bei der drei Fenster durch die dunklen Metallrahmungen zusammengefasst sind, wie es an den Ecken der Burgplatzfassaden auch zu finden ist. Die bisherigen seitlichen Ausgänge der Passage bleiben bestehen. Zusätzlich gibt es aber künftig ein recht kurzes Stück Passage durch den Neubau zum Burgplatz. Dieses Stück macht eine leichte Biegung, analog zur Biegung der bisherigen Passage, aber in die andere Richtung, sodass sich insgesamt ein S-förmiger Schwung des Petersbogens ergibt. Innerhalb des neuen Passagenabschnitts wird die hochwertige Fassadengestaltung des Neubaus aufgenommen. Lisenen und Deckenbalken verleihen den Passagenwänden Plastizität und unterstreichen die gebogene Form der Passage, da der Abstand zwischen den Lisenen an beiden Seitenwänden ungleich ist.

    Der Neubau beherrscht also gerade Linien und rechte Winkel ebenso wie Rundungen. So wird die einachsige Spitze links zur Burgstraße hin von leicht gerundeten Kanten flankiert. Ein schönes Detail der Fenster bleibt noch nachzutragen: Die Fenster der Hauptgeschosse zur Platzseite sind dreiteilig ausgebildet, wobei das mittlere Fenster geöffnet werden kann. Analog sind in die Schaufenster im Erdgeschoss mittig die Ladentüren integriert. Und noch ein Detail, das nicht sofort ins Auge fällt: An den Fassaden gibt es keine Fallrohre.

    Der Neubau bildet zusammen mit dem Merkurhaus zur Markgrafentraße hin eine eindrucksvolle lange Fassade aus. Sein mittlerer Teil stößt in den Platzraum vor und nimmt Bezug auf die gegenüberliegende Gebäudebrücke zwischen dem Neuen Rathaus und dem Stadthaus. Der linke Fassadenabschnitt des Neubaus bildet in Schrägsicht den optischen Abschluss der Burgstraße, an deren anderem Ende der Turm der Thomaskirche steht. Mit dem Vorstoß in den Platzraum nimmt der Neubau ein Motiv seiner beiden Nachbarn am Burgplatz, des Bauwenshauses links und des Erweiterungsbaus der Deutschen Bank rechts, beide aus den 90er Jahren, auf.

    Der bisherige Abschnitt der Passage "Petersbogen", Blickrichtung vom Burgplatz zur Petersstraße. Die Sitzmöbel wurden kürzlich durch hübschere Exemplare, ebenfalls aus hellem Holz, ersetzt (Foto: Appaloosa, Januar 2011, CC-BY-SA-3.0)

    Das Merkurhaus vor Errichtung des Neubaus, links die Markgrafenstraße, rechts die Petersstraße. Zwischen Merkurhaus und Klingerhaus (rot) geht die Schlossgasse ab (Foto: Martin Geisler, Mai 2016, CC-BY-SA-3.0)

    Der Erweiterungsbau der Deutschen Bank - rechter Nachbar des Neubaus am Burgplatz. Links die Markgrafenstraße und das Merkurhaus, ganz rechts das Neue Rathaus. Der Glaskasten führt zur Tiefgarage unter dem Burgplatz hinab (Foto: Frank Vincentz, Juli 2015, CC-BY-SA-3.0)

    Das Bauwenshaus - linker Nachbar des Neubaus am Burgplatz. Rechts geht die Burgstraße ab (Foto: Martin Geisler, März 2018, CC-BY-SA-4.0)

    Blick annähernd vom neuen Ausgang der Passage "Petersbogen" unter den Figuren zur Reformationsgeschichte zur Gebäudebrücke zwischen Neuem Rathaus (links) und Stadthaus (rechts) (Foto: Michal Gorski, August 2016, CC-BY-SA-3.0)

    Abschließend noch ein authentischer Blick in die DDR. Die Aufnahme stammt von einem ungarischen Besucher Leipzigs.

    Blick vom Burgplatz zur Petersstraße im Jahr 1969. In der Bildmitte der unbebaute Standort des heutigen Gebäudekomplexes "Petersbogen". Im Hintergrund links der Altbau des Karstadt-Kaufhauses, rechts Stentzlers Hof. Die Lücke zwischen ihnen füllt heute der Karstadt-Neubau. Das Kaufhaus steht aber derzeit leer. (Foto: Kristek Pál, Sammlung FORTEPAN, CC-BY-SA-3.0)

  • Der Hotelneubau am Burgplatz stellt einen Höhepunkt in der bemerkenswerten neuen Entwicklung dar, Gebäude wieder mit Skulpturen zu schmücken. Einige weitere Fälle möchte ich hier vorstellen.

    Bleiben wir gleich in Leipzig und bei Christoph Kohl! Das 2008 errichtete Katharinum ist Teil der sogenannten Museumswinkel, die das Museum der bildenden Künste fassen. Federführend beim Katharinum waren Fuchshuber Architekten. Christoph Kohl übernahm die Fassadengestaltung. Für den Kopfbau nahe dem Eingang zum Museum fand Kohl eine überzeugende, ortstypische Elemente aufgreifende Lösung. Den Eingang zur Tourist-Information flankieren Skulpturen auf hohen Sockeln. Ausgewählt wurden barocke Statuen, die einst das Jöchersche Haus zierten. Es stand an der Nordseite des Alten Rathauses und wurde im Krieg zerstört. Die im Lapidarium eingelagerten Sandsteinskulpturen wurden vor der Aufstellung restauriert.

    Leipzig, Katharinenstraße, Kopfbau des Katharinums, Eingang zur Tourist-Information
    (Foto: Martin Geisler, 2014, CC-BY-SA-3.0)

    Hier wurde ein neues Gebäude mit historischen Skulpturen kombiniert, die nicht für diesen Standort geschaffen worden waren.

    Kopfbau des Katharinums, die linke Skulptur (Foto: Martin Geisler, 2014, CC-BY-SA-3.0)

    Kopfbau des Katharinums, die rechte Skulptur (Foto: Martin Geisler, 2014, CC-BY-SA-3.0)

    In Potsdam wurde am einstigen Standort der Alten Post ein historisierender Neubau errichtet. Dieses Projekt haben wir hier im Forum intensiv begleitet. Das folgende Foto zeigt nicht den aktuellen Stand. Inzwischen wurden weitere Statuen auf der Attika aufgestellt. Näheres dazu ist im entsprechenden Strang zu finden.

    Potsdam, Friedrich-Ebert-Straße, Ecke Yorckstraße, Neubau der Alten Post, Berliner Volksbank
    (Foto: Hillenbrand, Juni 2018, CC-BY-SA-3.0)

    Hier wurden historische Skulpturen, die für den Standort geschaffen waren, mit einem neuen Gebäude kombiniert. Die Fassade zeigt mit ihrer kräftigen Gliederung durch Lisenen und Simse und der Zusammenfassung von Fenstern durch dunkle Metallrahmungen übrigens interessante Parallelen zum Neubau am Leipziger Burgplatz.

    In Erfurt zierten einst Steinskulpturen von Kaiser Friedrich Barbarossa und Kaiser Wilhelm I. die Fassade des Rathauses am Fischmarkt. Nach der Zerstörung der Figuren im Jahre 1950 blieben ihre Nischen lange Zeit leer. Im Jahre 2017 wurden dort moderne Bronzeplastiken zweier bedeutender Persönlichkeiten der Stadtgeschichte aufgestellt: Bonifatius und Luther.

    Erfurt, Fischmarkt, Rathausfassade mit Bonifatius und Luther (Foto: Christoph Braun, Oktober 2018, CC0)

    Erfurt, Fischmarkt, Rathausfassade (Foto: Imaschke, Oktober 2018, CC-BY-SA-4.0)

    (Die Fotos lassen sich über die Bildlinks stark vergrößern. Dann kann man die Figuren genau studieren.)

    Hier wurde ein historisches Gebäude mit neuen Plastiken kombiniert.

    Als letztes Beispiel sei das Blobelhaus am Dresdner Neumarkt genannt. Dazu haben wir eine umfangreiche Diskussion mit gutem Bildmaterial im Forum. In diesem Falle wurde ein historisierender Neubau mit neuen Skulpturen kombiniert. Ich finde es schade, dass die Fassadenskulpturen von einigen Foristen heftigst kritisiert wurden. Dabei ist es doch höchst bemerkenswert, dass das Haus überhaupt mit Skulpturen geschmückt wird. Die Fassade würde auch ohne die Karyatiden gut aussehen. Hier zeigt sich eine neue Hinwendung zur Schmuckfreude und zur realistischen Plastik.

  • Die wenigen Abweichungen der realisierten Fassade von der Visualisierung stellen Verbesserungen dar. Die Beschreibung des Fassadenentwurfs wurde genau umgesetzt.

    Das finde ich nicht. Man beachte den Übergang von Fassade zum Dachgeschoss: Eine deutliche Verschlechterung, vorher ein harmonischer Übergang und jetzt plump aufgesetzt mit riesigem Überstand und so gut wie keinem Abstand zu den Fenstern unter der Traufe. Die Proportionen stimmen nicht mehr. Generell natürlich trotzdem einer der besseren Neubauten der letzten Jahre.