Leipzig - Innenstadt

  • Das mal eine PKW-Aufzug (wie bei der Dussmann-Passage) das Bild stört kann man in so einem Umfeld durchaus verkraften.

    Leider ist der Brühl bei weitem nicht so homogen wie es auf dem Bild scheinen mag. Das Bild zeigt den letzten, wenigstens teilweise intakten, Häuserblock des Brühls. Das meiste andere ist allerbilligste kitschige Postmoderne, und ein weiterer großer Teil des Brühls wird von den Schwarzen Glaskästen der viel zu großen "Höfe am Brühl" dominiert.


  • Leider ist der Brühl bei weitem nicht so homogen wie es auf dem Bild scheinen mag. Das Bild zeigt den letzten, wenigstens teilweise intakten, Häuserblock des Brühls. Das meiste andere ist allerbilligste kitschige Postmoderne, und ein weiterer großer Teil des Brühls wird von den Schwarzen Glaskästen der viel zu großen "Höfe am Brühl" dominiert.

    Das ist wohl wahr, allerdings ist der Brühl eine Straße in der Altstadt, sicherlich nicht die einzige, die nicht homogen erhalten ist, aber im Großen und Ganzen gibt es doch in Westdeutschland wenige Großstädte, die eine solche Innenstadt aufweisen.

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • Die Kaufkraft steigt erst in den letzten Jahren stärker an, wo [lexicon='Leipzig'][/lexicon] als attraktive Großstadt mit entsprechender Lebensqualität, Stadtbildschönheit, kultureller Szene und beruflichen Möglichkeiten wahrgenommen wird. Das wird sich alles einpegeln in den nächsten 5-10 Jahren, denke ich. Ab 2020 dürfte man kaum noch Ramschläden in der Innenstadt sehen. Zumal sich der Einzelhandel global insgesamt wandelt, zu höherwertigeren lokalen Erlebnisbereichen (nicht in Konkurrenz, sondern Ergänzung zum Online-Handel).

  • Da sich bereits großer Jubel mit tollen Fotos ausbreitete, möchte ich auf die innerstädtische Kleinteiligkeit aufmerksam machen, die sich bei dem Neubau vom Standort der ehemaligen Töpfergasse/Matthäikirchhof so anschaut:

    Auch falls die Stasi-Garagen mal wegkommen ... - zur Kommentierung freigegeben.

    Bezüglich Kaufkraft kann Entwarnung gegeben werden. Auf der anderen Seite ist im Keller REWE schon eröffnet ...

  • - jedenfalls nach Argumentation der Leipziger Stadtverwaltung.

    Leider ist der Klotz eben nicht nur aus Glas.


    Man sieht das von den Leipziger Bürgern weitgehend gemiedene Bildermuseum, welches mit dem 3. Teil umbaut wird. Am 4. Teil wird noch
    archäologisch aufgearbeitet. So sah es aus von der Katharinenstraße aus gesehen, bevor die Umbauungen begannen:

    Das Hochregallager erhielt sogar einen Kritikerpreis. Aber sicherlich gibt es weitere fundierte Meinungen dazu ...

  • Huch, was ist denn hier los? :cool:
    Der / das "Klotz" / "Hochbunker" / "Hochregallager" (zutreffendes bitte aussuchen), derdiedas selbstredend nicht einmal von der Stasi so verbrochen wurde, steht freilich nicht an exponierter Stelle, sondern dort, wo zu unerreichbar guten Zeiten ein Konglomerat aus Innenhöfen und Hinterhäusern stand. Folgerichtig wurde es - diesmal das Bildermuseum - auch nie als Solitär geplant. Von Anfang an sollte es mit Winkelbauten eingerahmt werden. Die auf dem letzten Bild gezeigte Ansicht wird es es dieser Form alsbald nicht mehr geben.

  • zu #1184:
    Die "Kleinteiligkeit" der Leipziger Innenstadt gibt es schon seit über 100 Jahren nicht mehr. Oft wird ja auf die mittelalterliche Kleinteiligkeit rekurriert, die spätestens mit den Messepalästen aufgehoben und überbaut wurde. Das Zentrum Leipzigs ist ein sehr heterogenes Gebilde aus diversen Epochen, Baustilen und Gebäudegrößen - etwas, das meiner Meinung nach auch ihren besonderen Reiz ausmacht.
    Auch die in dem Foto gezeigte Perspektive ist temporär und nur durch die fehlende Bebauung der gegenüberliegenden Seite möglich

  • Kleinteiligkeit wird gebraucht und hat auch Zukunft

    Es ist zwar richtig, daß gegenwärtig innerstädtisch so betoniert wird, als wäre es die Reichskanzlei, aber das geht nicht gut. Die mondänen Klötze, wie auch einige ausgebaute Passagen sind zu unflexibel und einfach nur trist.

    Die Kaufkraft ist zu gering in [lexicon='Leipzig'][/lexicon], so daß große Ketten ihr Geld meist in anderen Filialen weltweit verdienen müssen. Und aufgrund dieser fehlenden Variabilität wechseln oft die Mieter bzw. gehen Pleite - (wie die Leipziger Bank aus anderen Gründen) - zur Weiterbildung hier als Beispiel:

    Die Klostergasse Ecke Thomasgasse

    und hier im Jahre 2015 mit der "Marktgalerie" und den unerfüllten Wünschen von Breuninger

  • http://www.lvz.de/Leipzig/Lokale…den-vorgestellt

    Tatsächlich! Ein halbwegs brauchbarer Entwurf (mit Ausnahme des Trias eine der wenigen guten Neubauten in [lexicon='Leipzig'][/lexicon] überhaupt) ist für das seit Ewigkeiten bestehende Burgplatzloch vorgesehen. Ich hatte immer, wenn dort schon etwas hinkommt, eine Fortführung der grausigen Petersbogen-Architektur befürchtet.
    Ich würde mich freuen, wenn dieser Entwurf umgesetzt wird, lediglich am Dach und an den beiden Schaufenstergeschossen gäbe es noch etwas zu verbessern. Wenn dann auch noch die Qualität der Ausführung stimmt und nicht noch eine postmoderne Billigbude wie die beiden Nachbarn entsteht, wunderbar. So eine Fassade hätte ich mir auch für die Hainspitze gewünscht, aber naja, dafür is ja nu zu spät.

  • Mit "halbwegs brauchbar" stimme ich Dir zu, ebenso dass mit Dach und Schaufensterfront noch etwas Verbesserungspotenzial besteht. Ich glaube, die Wirkung des Baus hängt extrem von der Fassadenausführung ab. Das kann entweder ein Spitzengebäude werden oder total in die Hose gehen. Warten wird es ab...

    Was stand denn bis 1995 dort?

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • Wiederholung:

    Hirzelhaus und Burgplatz

    Es ist sicherlich gut gemeint, das lokale Provinzblatt zu zitieren, aber leider sind da meist nur einige Kommentare von Interesse, die die fehlerhaften Artikel korrigieren. So muß wiederholt werden, daß es hier nicht um ein "Loch" geht, sondern um gravierende Bildungslücken. [lexicon='Leipzig'][/lexicon] hat eine Bau-, Kultur- und Geistesgeschichte, die man bitte beherzigen möge, bevor man meint, sich über die Altvorderen hinwegsetzen zu können. Daher wieder einiges zur Anregung bezüglich des Burgplatzes:

    Burgplatz - Nordostecke des Neuen Rathauses (gelaufen 23.10.1912)

    mit dem Freisitz bereits im Jahre 1906, noch ohne Stadthaus ...

    Der Blick in die andere Richtung im Jahre 1908

    Gleiches bei Unterkellerung des Platzes und Bau am "Petersbogen" 1998 (noch mit Blick auf ehemals Althoff)

    Gleiches wieder mit Brunnen im Jahre 2001

    Die gesamte Szenerie, wie sie nach dem Kriege und nach der "Wende" weitgehend wiederhergestellt wurde (gelaufen 02.03.1917)

    Neues Rathaus und Stadthaus mit Rathausbrunnen (Nachkriegsdruck mit Abbildung aber vor der Bombardierung)

    Foto 1938 aus Richtung Burgstraße

    Hier sieht man bereits die Differenziertheit durch die vorstehenden Erker, die unterschiedlichen Höhenstrukturen, die "Haus-über-Haus"-Strukturen, die Variabilität und die durchdachte Vielfalt der Ornamentik.

    So ist dies auch beim Hirzelhaus (wie bereits zum Thema Königsplatz gezeigt).

    Das Hirzelhaus und Nebengebäude mit Giebeln und Türmchen strahlen eben Feingliedrigkeit und Vielgestaltigkeit aus, wo auch Individualität mit jeder Markise und Werbung bequem unterkommen können. Aufnahme 1902

    Aufnahme Dr. Trenkler 1908

    Es gibt natürlich weitere Abbildungen(, die ich gegenwärtig nicht in die Sammlung aufgenommen habe).

    Das sind aber die städtebaulichen Maßstäbe, die Leipziger Qualitäten in der Realität(!) ausmachten und auch weltweit bekannt werden ließen. An diese gilt es anzuknüpfen.

    D.h. wenn man sich nun die hiesige Journalie genauer vornimmt, dann wird schon von Anfang gehübscht und
    gelobhudelt, damit Monotonie, Einfalt und Klotzigkeit als "renommiert" präjudiziert wird etc. pp. Die Realität (siehe Burgplatz in Richtung Trias-Haus) ist aber, daß z.B. in dem gepriesenen Entwurf die Zugänge den Parkplätzen verschwunden sind. Hübsch wird wieder nur mit Leutchen eine Idylle drapiert, und ein Weitwinkel wird verwendet, der wie auf alten Lithos jede Kaschemme zu einem Nobelsaal hochstilisieren konnte. Nix für ungut. Bitte genau hinschauen. Möglichst sehr genau ...

  • Und der Entwurf hat gewonnen, sehr schön.
    Daß die Fassade doch über sonst gewohnte Investorenarchitektur weit hinausgeht läßt sich wohl ebenso wenig
    bestreiten als das der Entwurf im Vergleich zur grandiosen Vorkriegssituation immer noch defizitär ist.
    Dennoch, realistisch betrachtet das beste was an dieser Stelle passieren kann.

    Im DAF wurde die Visualisierung samt Details ausführlicher dargestellt, sie weicht in einigen Details von der Visualisierung in der LVZ ab, allerdings nicht zum schlechteren.

    http://www.deutsches-architektur-forum.de/forum/showthre…?t=11751&page=3

    (etwas herunterscrollen)

    Zu sehen sind auch die Alternativen die uns gedroht hätten. An sich nichts schlimmes, so baut man halt heute. Umso mehr sticht dann der Siegerentwurf hervor, der sogar Figurenallegorie nicht meidet! Die Figuren sprechen die Formensprache der Figuren am Petershof, in Gesamtwirkung knüpft es an Kaufhaus und Geschäftsarchitektur des frühen 20. Jahrhunderts an.
    Für die Gesamtwirkung wichtig finde ich, daß der Sandstein nicht einfach nur fugenlos vorgehängt und auch nicht aalglatt geschliffen wird, sondern eine leichte Rustifizierung erhält. Sonst kommt das ganze nicht über das Niveau der Kartstadt-Erweiterung hinaus, dort wurden die selbigen, für die (Spät)postmoderne typischen "Fehler" geamcht, die das ganze dann etwas billig aussehen lassen.
    Neben dem bereits gewünschten Verbesserungen bezüglich dem Dach und des Erdgeschosses würde die Petersbogenerweiterung maßgeblich an Intigrität in der Leipziger Bautradition gewinnen, wenn ein Teil der Fenster, als Erkerfenster, sog. Baywindows ausgeführt werden würden http://img.static.airportmedien.airport-media.com/52562/614504/h…t_main_5100.jpg
    Ein typisches Element de Leipziger Messe- und Geschäftshäuser in der späten Kaiserzeit und die Dreiteilung im bestehenden Entwurf bietet sich dafür schon geradezu an.

    2 Mal editiert, zuletzt von Kaoru (11. Februar 2016 um 23:38)

  • @ Kaoru,

    danke für die Bilder. Der Siegerentwurf kann zwar dem Vorkriegsbau das Wasser bei Weitem nicht reichen, aber der Trend geht dennoch eindeutig in eine gute Richtung. Man darf hoffen, dass in absehbarer Zeit wieder städtische Gebäude mit prachtvollen Giebeln nebst Erkern samt deren Turmhauben errichtet werden. Eben Häuser mit unverwechselbarer Fassade und Siluette als Ausdruck städtischer Lebens- und Sinnenfreude. Hoffen wir das Beste.

    Einmal editiert, zuletzt von Villa1895 (11. Februar 2016 um 16:13)

  • Unbedingt mehr davon. Endlich ein sichtbares Anknüpfen an die Traditionen europäischer Baukunst. Gefühl für das Ensemble statt erneuter "spannender Kontraste". So könnte man viele Wunden auf annehmbare Weise heilen! :daumenoben:

    "Willst du eine Stadt vernichten, baue Kisten, Kisten, Kisten!"

  • Ich bin auch im Nachhinein ziemlich begeistert von dem Entwurf, auch wenn eine Rest-Skepsis bleibt. Vor allem folgendes Zitat auf der Seite der KK-Architekten finde ich spannend:

    "Der auf Konsolen angebrachte plastische figurale Schmuck verstärkt den öffentlichen Charakter der Schaufassade. Im vorgestellten Entwurf stehen für [lexicon='Leipzig'][/lexicon] typische Skulpturen Pate für ein noch näher zu definierendes bildhauerisches Programm, zu dem sich der Bauherr verpflichten sollte. Noch sind nicht alle Geschichten dieser bedeutenden Handelsstadt erzählt. Die Region ist reich an zeitgenössischer bildhauerischer Schöpfungskraft oder vielleicht schlummern im Stadtmuseum bildhauerische Werke, die noch einen geeigneten Standort suchen."

    Moderne Skulpturen mit Bezug zum Ort - das ist etwas, was spätestens seit den 1950er Jahren nicht mehr umgesetzt wurde. Ich freue mich schon.

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • Mal die blöde Frage eines wohl zu naiven Menschens:
    Gäbe es irgendeine Möglichkeit irgendeinem verantwortlichen Verbesserungsvorschläge, am besten in Form von konkreten Entwürfen, zu kommunizieren? (ich meine jetzt speziell das Dach und die beiden Schaufenstergeschosse)
    Ich mache mir natürlich keine Hoffnungen daß ein renomiertes Architekturbüro die Ideen eines Laien wie mir überhaupt zur Kenntnis nimmt, schlimmstenfalls fühlen sie sich auf den Schlips getreten, und bestenfalls werden die drüber lachen...aber fällt irgendwem irgendeine Möglichkeit ein, jemand Verantwortlichen vielleicht einen Inspirationswink zu geben? Auf eine Weise, daß es nicht gar zu naiv und unbeholfen wirkt? Ich fürchte doch fast nein, aber vielleicht hat ja jemand eine Idee...

  • Den Aspekt mit dem Architekturbüro sehe ich auch wie Du. Evtl. macht es Sinn, dem Investor zu schreiben, ihn für seinen Entschluss zu loben und im gleichen Atemzug darauf hinzuweisen, dass mit den von Dir genannten Verbesserungen vmtl. nur wenig Mehraufwand entsteht, dafür aber noch mehr gewonnen wird.

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    Karl Kraus (1874-1936)

  • Ich bin gleichfalls der Ansicht, dass sowohl Investor als auch Architekt für eine anerkennende Resonanz aus der Öffentlichkeit empfänglich wären und beigefügte Verbesserungsvorschläge wie die von dir, Kaoru, ernsthaft bedenken werden. Zumal der Hinweis auf Baywindows als Element der lokalen Bautradition Leipzigs würde sicher geprüft und wenn schon nicht bei diesem Objekt, dann sicher bei einem späteren Geschäftshausentwurf auch eingearbeitet.

    Im Übrigen verweise ich auf meinen neuen Blog-Eintrag auf unserer Website, der sich u.a. diesem Entwurf widmet; leider wird nicht mehr wie früher automatisch im Forum auf Beiträge auf unserer Website hingewiesen.