Leipzig - Innenstadt

  • Nach 18 Jahre Leerstand und Verfall steht eine Revitalisierung des Ring-Messehaus kurz bevor. Vor ca. einem Jahr hat die Leipziger Vicus AG das Objekt mit seiner 38.000qm großen Nutzfläche von der ADO Group (Yenidze DD) gekauft und verkündet, dass sie im prägnanten Kopfbau am Tröndlinring ein Hotel errichten wolle. Vor einiger Zeit wurde ein Betreiber für das Ring-Messehaus gewonnen, nämlich die Acom-Hotelgruppe. Im Herbst soll Umbau und Sanierung beginnen, im Frühjahr 2012 ist die Eröffnung angepeilt. (Quelle)

  • Erfreuliche Neuigkeiten. Das Originaldach wäre eine erhebliche Aufwertung und würde, da die Nachbarbauten offensichtlich komplett erhalten sind, ein schönes Ensemble ergeben. Auf dem neuen Bild sieht es so aus, als ob der Fahrstuhlschacht unter einem rekonstruierten Dach komplett verschwinden würde - aber auf der Vorkriegsaufnahme ist er ja auch schon zu sehen - oder er war damals noch höher.

  • Der erste vollständige Museumswinkel am Bildermuseum in [lexicon='Leipzig'][/lexicon], das Katharinum, befindet sich kurz vor der Fertigstellung. Die Fassade des Gebäudes wurde altstadtgerecht in 4 Abschnitte unterteilt, die von unterschiedlichen Architekturbüros gestaltet wurden.

    Abschnitt von Krier & Kohl:

    Noch einmal mit Blick in den Innenhof am Museum, im Hintergrund der Fuchshuber & Partner -Abschnitt:

    Links Krier & Kohl, rechts HSA:

    Fuchshuber & Partner - Eckbau mit Blick durch die Katharinenstraße:

    Die Hoffassade desselben:

    Spengler & Wiescholek-Abschnitt im Böttchergässchen - deutlich zu erkennen ist, dass dieser Fassadenbereich der "modernste" ist, sich das Katharinum also am Übergang zum rechts sichtbaren Neubau des stadtgeschichtlichen Museums an den Bestand anpasst, genau so wie es die historisierenden Bauten an der Katharinenstraße machen:

    Aus dem Hof gesehen:

    Zum Abschluss noch einmal Krier & Kohl mit Blick durch die Katharinenstraße zum Markt:

    Zum Vergleich der Entwurf.

  • Wahrscheinlich die beste Lösung, die man in D in den letzten Jahren gesehen hat. Gefällt mir. Die historisierenden Elemente sind in sich stimmig und keineswegs plump-peinlich, besser als die Berliner Ta-unha-usis. Auch der "modernste Fassadenabschnitt" ist im Böttchergässchen recht gelungen (in der Katharinenstraße wohl leider weniger, da die Verkleinerung der Fensterachsenanzahl und damit verbunden Vergrößerung der Fenster im OG mE nicht gut wirkt, soll wohl eine bewusste Abkehr von klassischen Gestaltungsprinzipien sein, sofern man deren Kenntnis noch voraussetzen kann).
    Interessant erscheint mir, dass die Wirkung auch auf die gegenüberliegende Seite auszustrahlen scheint - früher überzeugte mich deren Fassadenabwicklung eigentlich nicht, jetzt scheint eine sehr runde und überzeugende Innenstadtstraße herausgekommen zu sein.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Sehr erfreulich. Die Wiedergewinnung der Katharinnenstrasse, zusamen mit der fertigstellung
    des BHs in der Landhausstr. in Dresden, sind sehr bedeutende Neuigkeiten fuer Barockfans.

  • Danke für die Bilder, Dase!

    Ich kann mich der Bewertung meiner Vorredner von ganzem Herzen anschließen. Von einer solchen architektonischen Gestaltungsqualität kann man aber auch in Dresden nur träumen.

    Allerdings gibt es wie fast immer auch hier Kritikpunkte. Der Eckbau von Fuchshuber&Partner erscheint recht plump. Der Gebäudeabschluss mit den liegenden Fensterformaten im Obergeschoss wirkt seltsam unmotiviert. Leider wird gerade dieses Bild für den Blick vom Markt auf die Katharinenstraße prägend sein.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Gleichfalls, vielen Dank für die Bilder. Ich habe mir das gestern in natura angeschaut - und das gleich mit dem Besuch des großartigen Bildermuseums verbunden - kann ich jedem nur wärmstens empfehlen! Die Zeile wirkt sehr edel, und ergänzt die barocke Bebauung der Katharinenstraße bestens. Leiptzsch wird immer mehr zu DER städtebaulichen Perle unter den sonst trüben deutschen Großstadtlandschaften. Ob am Augustusplatz oder sonstwo in der Innenstadt - jeder zweite Passant hat eine Knippse in der Hand. Man sieht das Staunen in den Gesichtern - und wünschte sich, dass ein paar dieser Touris auch mal nach Halle kämen - die Stadt hätte es in jedem Fall verdient.

  • Zitat

    deutlich zu erkennen ist, dass dieser Fassadenbereich der "modernste" ist, sich das Katharinum also am Übergang zum rechts sichtbaren Neubau des stadtgeschichtlichen Museums an den Bestand anpasst, genau so wie es die historisierenden Bauten an der Katharinenstraße machen:

    Danke außerdem für diesen interessanten Hinweis. Wenn man weiß, daß ein schlüssiger (und auch für Nicht-Architekten nachvollziehbarer) Gedanke dahinter steckt, kann man das Ganze auch besser beurteilen. Insgesamt nicht schlecht.

  • Glückwunsch [lexicon='Leipzig'][/lexicon]!
    Was könnte man aus unseren Städten wieder machen, gäbe es mehr Architekten wie Krier/Kohl, Patzschke, Nöfer, Kocher.
    So sieht gelungene Stadtreparatur aus.

    In dubio pro reko

  • Zitat von "Dase"

    Spengler & Wiescholek-Abschnitt im Böttchergässchen - deutlich zu erkennen ist, dass dieser Fassadenbereich der "modernste" ist, sich das Katharinum also am Übergang zum rechts sichtbaren Neubau des stadtgeschichtlichen Museums an den Bestand anpasst, genau so wie es die historisierenden Bauten an der Katharinenstraße machen

    Nun, die Anpassung kann man wohl durchaus als gelungen bezeichnen, allerdings kann man genauso gut das Stadtgeschichtliche Museum als Bausünde im Herzen Leipzigs auffassen.
    Weiterhin gefällt mir die blau-milchige Verglasung überhaupt nicht. Zwar korrespondiert sie „wunderbar“ zur Industrieverglasung des Kunstmuseums, aber auch und speziell hier wünschte ich mir eine andere, hochwertigere Verglasung!

    Zitat von "bilderbuch"

    Der Eckbau von Fuchshuber&Partner erscheint recht plump. Der Gebäudeabschluss mit den liegenden Fensterformaten im Obergeschoss wirkt seltsam unmotiviert. Leider wird gerade dieses Bild für den Blick vom Markt auf die Katharinenstraße prägend sein.

    ^^ Zustimmung

    Höhepunkt und auch optischer Genuss ist der Blick von der Katharinenstrasse Richtung Markt mit dem Entwurf von Krier & Kohl.

    "Wenn wir die ehemalige Schönheit der Stadt mit der heutigen Gemeinheit verrechnen, kommen wir, so die Bilanz, aufs direkteste in den Schwachsinn." (E.H.)

  • ^ Fuchshuber& Partner hätte ich mir an der Ecke auch besser ausgearbeitet gewünscht, m.E. wird der Bau allerdings durch die Erdgeschosszone noch einmal erheblich gewinnen:

    Quelle: Kondor Wessels

    Unterdessen hat heute im Krier&Kohl Bau die [lexicon='Leipzig'][/lexicon]-Information eröffnet, Haupteingang wird wohl derjenige sein, an dem sich später die von Rob Krier geschaffenen Putten befinden werden:

    Quelle: Kondor Wessels

  • Zitat von "Dase"

    ^ Fuchshuber& Partner hätte ich mir an der Ecke auch besser ausgearbeitet gewünscht, m.E. wird der Bau allerdings durch die Erdgeschosszone noch einmal erheblich gewinnen:


    Danke für den Hinweis. Stimmt natürlich. Durch das Mezzanin ergibt sich sehr wohl eine gewisse formale Abrundung.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Der Fuchshuber-Entwurf ist zwar das Gegenteil von dem, was hier meist propagiert wird, aber ich halte ihn gerade aufgrund seiner klaren, aber keineswegs plumpen Architektursprache an dieser städtebaulich sensiblen Ecke für sehr angemessen. Zudem spiegelt das Katharinum die architektonische Vielfalt in [lexicon='Leipzig'][/lexicon] wider. Weniger schön hingegen ist eher die in Sachen Architektur primitivere Rückseite zum Bildermuseum, die Teil des öffentlichen Raums der Innenstadt darstellt. Da ist so 'ne motivationslos hineingeschnittene Tür und eine so große fensterlose Fläche wie auf dem 2. Foto von Dases Bilderbeitrag zu sehen schon sehr ärgerlich. Dies weicht auch vom geplanten Entwurf ab.

  • Er ist ja nicht übel. Allein die Eckausarbeitung, bzw die Positionierung der oberen Fensterreihe hätte man evtl besser machen können. Durch die weitere Ausstattung der Erdgeschosszone, wie auf der von Dase verlinkten Visualisierung zu sehen, wird der Gesamteindruck noch einmal an Qualität gewinnen.

    Insgesamt ist der Katharinenwinkel als sehr gelungen zu bezeichnen und man kann nur wünschen, dass der vierte noch austehende Winkel qualitativ ebenso hochwertig umgesetzt wird!

    "Wenn wir die ehemalige Schönheit der Stadt mit der heutigen Gemeinheit verrechnen, kommen wir, so die Bilanz, aufs direkteste in den Schwachsinn." (E.H.)

  • Kann nur bestätigen, dass der Eckbau vom Sachsenplatz aus sehr gut wirkt. Die querformatigen Fenster erscheinen durch ihre interessante Sprossung nicht so dominant, wie es die Fotos suggerieren.

  • Die gegenwärtig laufende Sanierung des Hôtel de Pologne wurde hier bereits vorgestellt. Der große Saal, der im übrigen vom Berliner Hotel-Architekt Ludwig Heim (Palast-Hotel, Hotel Bellevue) und höchst wahrscheinlich auch von seinem Dekorationsmaler Max Friedrich Koch gestaltet wurde, ist bereits zum großen Teil wiederhergestellt, wie die LVZ in Wort und Bild berichtet und kann erstmals am Tag des offenen Denkmals bestaunt werden. Danach steht er bereits wieder für Mietzwecke zur Verfügung, das Hotel samt Passage wird aber erst im Jahre 2012 fertiggestellt sein. Zur Erinnerung der Zustand im Herbst 2008 mit im Deckenbereich größenteils erhaltenem Stuck, aber ohne farbliche Akzente:

  • Durch Abriss der von mir Rot markierten Plattenbauten würde die Leipziger Innenstadt m.E. weiter aufgewertet.

    Gibt es Hoffnung auf einen baldigen Abriss oder besteht bereits Denkmalschutz für diese Plattenbauten?

  • Ist das Karree an der Marktecke denn überhaupt ein Plattenbau? Meiner Meinung nach ist diese etwa um 1960 entstandene Bebauung gar nicht so schlecht.
    Über den Städtebau lässt sich an dieser Stelle sicherlich stärker streiten. Hier hat man allerdings mit dem Bildermuseum und dem Winkeln auch keine sonderlich günstigen Weichenstellungen vorgenommen, die sich durch die neue Bebauung am Brühl vielleicht sogar noch verstärken werden.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Zitat von "bilderbuch"

    Hier hat man allerdings mit dem Bildermuseum und dem Winkeln auch keine sonderlich günstigen Weichenstellungen vorgenommen...


    Kannst du das näher erläutern, denn ich denke, dass gerade mit der Fertigstellung des zweiten Winkels, des Katharinums, deutlich geworden ist, dass der Bau aus den 60ern zu weit von der Katharinenstrasse nach hinten versetzt ist und die Winkelbebauung somit einen wichtigen städtebaulichen Impuls setzt und gewissermassen Druck auf das Gebäude aus der DDR-Zeit ausübt.

    "Wenn wir die ehemalige Schönheit der Stadt mit der heutigen Gemeinheit verrechnen, kommen wir, so die Bilanz, aufs direkteste in den Schwachsinn." (E.H.)

  • Zitat von "Valjean"

    Kannst du das näher erläutern, denn ich denke, dass gerade mit der Fertigstellung des zweiten Winkels, des Katharinums, deutlich geworden ist, dass der Bau aus den 60ern zu weit von der Katharinenstrasse nach hinten versetzt ist und die Winkelbebauung somit einen wichtigen städtebaulichen Impuls setzt und gewissermassen Druck auf das Gebäude aus der DDR-Zeit ausübt.

    Richtig! Durch die Winkelbebauung werden wichtige alte Straßenräume wieder im Stadtbild erlebbar. Das Karree aus der DDR steht dem mit Sicherheit, zumindest wenn man ein Problem mit der platzartigen Aufweitung von Straßenräumen hat, entgegen.
    Mit "falscher Weichenstellung" meinte ich, dass die Winkel versuchen müssen, eine vollkommen ahistorisch in den Stadtraum gestellte Gebäudemasse, eben das neue Bildermuseum, mühsam in das Altstadtraster einzubinden. Meiner Meinung nach passte da der alte Sachsenplatz besser ins Bild.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe