• Das war wohl mißverständlich. Ich meinte eigentlich das wiedereröffnete Museum für angewandte Kunst IM Gebäude.

    rakete:
    Im Gegensatz zu Deinen Einblicken kann ich mein Urteil ja nur auf ein paar Renderings gründen. Und da sehe ich einen Monolithen, der nur durch das Klötzchenspiel aufgelockert wird. Eine Portion Parzellierung am Brühl fände ich z.B. angemessen.

    Die Fassade scheint das bekannte Spiel mit den verschiedenfarbigen Kunststoffflächen hinter Lamellen zu sein - ausgelutschter zeitgenössisch geht's kaum. Das sind dann auch Materialien, die mit der Zeit elitäre Schäbigkeit erlangen. Im Westen hat man mit der 70erJahre-Architektur genug Erfahrung damit machen dürfen. Da Du fragst und suchst: Das in Duisburg entstehende "Forum" halte ich für gelungener.

    Die Musikerpotraits mag man für originell halten. Ich finde sie so angestrengt und peinlich plakativ, daß dahinter wirklich die Verklemmtheit stecken muss, Wagner nicht allein würdigen zu wollen.

  • rakete: Also Traufhöhen und Straßenraster müssten eigentlich inzwischen eine Selbstverständlichkeit sein, war eigentlich logisch, dass dort kein Hochhaus entsteht. Die Portaits hatte ich tatsächlich vergessen, aber genau die stehen ja mal wieder zur Diskussion. Die alte Kaufhausfassade war grau, aber naturstein-grau. Und nicht angestrichen. Verputzte Häuser waren in [lexicon='Leipzig'][/lexicon] dann doch eher selten grau oder schwarz. Das ist eine modernistische Tugend. Würde der Brühlkomplex aus steinernem Naturmaterial entstehen, hätte das durchaus einen Bezug zur Leipziger Bautradition, das stimmt.

    Ich entschuldige mich von Herzen für meine früheren arroganten, provokanten, aggressiven und unfreundlichen Beiträge!
    Jesus ist mein Herr und Retter!

  • Das Grassi-Museum gefällt mir ganz gut, wenn auch etwas kasernenartig. Aber vom Augustusplatz aus bildet es einen schönen Sichtpunkt.

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  • Das Grassi wurde in seiner (niedrigen) Höhe und mit der Sichtachse des vorgelagerten Hofes, flankiert von den beiden einstöckigen Seitenflügeln zur Johanniskirche hin ausgerichtet. Vom Augustusplatz betrachtet fehlt momentan eindeutig die begrenzende Dominante. Das Museum kann dies nicht erfüllen - der Blick vom zentralsten Knotenpunkt der Stadt verliert sich hier zwischen Hauptpost und Radisson Hotel. Eine Rekonstruktion des Johanniskirchturmes wäre in diesem Zusammenhang von großer Bedeutung für die (gefühlte) Zentrumsverdichtung im großstädt. Kontext (nicht Altstadt!).

  • Thema Johanniskirche / Kirchturm:
    Ich persönlich bin der Meinung, dass die Rekonsturktion des Kirchturms und der Kirche sicherlich ein Fernziel ist, das man in 30-40 Jahren mal angehen kann, wenn alles andere saniert ist. So lange kann ich mit der kürzlich neu angelegten schlichten Rasenfläche vor dem Grassimuseum sehr gut leben. Wenn das Grassimuseum auch zugegebenermaßen nicht bis zum Augustusplatz hin wirkt (was der Kirchturm wohl täte), so finde ich doch, dass es prägnant genug ist, um den Johannisplatz zu beherrschen. Und über die Qualität des Grassimuseums brauchen wir sicher nicht wirklich reden. Selbst man man persönlich den Art-Deko-Stil nicht besonders mag, muss man dem Bau doch eingestehen, dass er zu den Besten in Deutschland gehört, die die Zeit hervorgebracht hat, und die weitgehend unverändert erhalten blieben.

    Schaut euch mal den Johannisplatz und Umgebung an, was es dort noch zu tun gibt:
    - Eckhaus Nürnberger Str. 1, wichtiges um 1860 erbautes Baudenkmal, unsaniert,
    - etliche Häuser in der einzig verbliebenen historischen Häuserfront der Pragerstr. unsaniert,
    - städtischer Wohnungsbau von 1936 an der Ecke zur Johannisgasse unsaniert,
    - Eckhaus Dresdener Str. 1 (ehem. Druckerei Meyer von etwa 1915) unsaniert.
    - etliche unbebaute Flächen (etwa Talstr./Ecke Johannisplatz/Pragerstr), oder die nördliche Flanke mit dem weit zurückgesetzten Wohnriegel Johannisplatz, wo früher das Hotel Sachsenhof und eine Bürgerschule u.ä. stand,
    - Die offene südliche Flanke des gesanten Grimmaischen Steinwegs
    - und, und, und

    Und noch mal zur Johanniskirche:
    Schaut Euch mal die Baupläne der Kirche von Hugo Licht an, was das für ein Kunstwerk war. Das baut man mal nicht so eben mal, wenn es keine wirkliche Nutzung gibt. Und diese für innerstädtische Kirchen zu finden, ist nicht soooo einfach.

  • Zitat von "Leipziger"

    Wenn das Grassimuseum auch zugegebenermaßen nicht bis zum Augustusplatz hin wirkt

    Also ich bin damals extra hingeradelt, weil's vom Augustusplatz aus interessant aussah. (da wusste ich noch gar nichts von dem Gebäude)

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  • Mathias: nichts zu danken, gern geschehen.

    zum johannisplatz: der kirchturm(stumpf) wurde in den 50ern sogar saniert, um ihn in ein geplantes bachmausoleum einzubeziehen. leider wurde dieses projekt nicht verwirklicht und der turm 1963 gesprengt. irgendwann wird er wiedererrichtet, eine reko des neobarocken kirchenschiffes allerdings ist unrealistisch. da die meisten hier bezüglich zeitgenössischer architektur skeptischer eingestellt sind als ich, wundert mich die vorfreude auf eine kommende turmumbauung etwas. aber das ist ja eh zukunftsmusik...

    davila: denk dir einfach mal die lamellen-porträts weg. würden die fassaden dann abwechslungsreicher, interessanter, einprägsamer wirken? wenn nicht, können sie ja keine so peinliche idee sein.
    (gehört ja nicht ganz hier her, deshalb nur in aller kürze:
    das forum duisburg
    - hat eine fast doppelt so grosse verkaufsfläche
    - ist eine shopping-mall mit kreisverkehr
    - hat malltypisch niedrige traufhöhen
    - bietet keine wohnungen
    - nur flachdächer mit rasen darauf
    - und will "marktplatz und hauptstrasse" sein.

    es ist gewiss besser als manch anderes projekt, aber - aus obigen gründen - keines, das man sich an den brühl wünschen würde. da ist der entwurf von grüntuch & ernst innenstadtverträglicher und zugleich prägnanter. meinst du nicht?)

  • rakete, deine plötzliche Begeisterung für Grüntuch & Ernst verblüfft mich sehr, warst du doch anfangs wie alle anderen sehr skeptisch über den Entwurf. Was ist passiert? Du hast ja mal geschrieben, dass du Grüntuch & Ernst was fragen wolltest. Weihe uns ein, so dass wir uns mit dir freuen können.

  • Jetzt geht's aber aneinander vorbei: Ich habe den Entwurf kritisiert, Du bringst Art und Mass der Bebauung ins Spiel (die genannten Punkte werden doch Vorgaben des Wettbewerbs gewesen sein (?) - wofür man dann das Planungsamt loben sollte, nicht Grüntuch & Co.).

    Mit der Einprägsamkeit und Abwechslung als Qualitätsmerkmal ist das so'ne SAche: Mal produziert man echte Blickfänge, mal Peinlichkeiten wie übedimensionierte Waffelhörnchen als Ornament. Wo die Portraits einzuordnen sind, mag nun Geschmacksfrage sein...

  • Ja genau kehren wir zum Entwurf von Grüntuch zurück.
    Gibt es inzwischen neue Entwürfe? Nach wie vor sehe ich wie viele ander eauch die derzeitigen Vorzüge im innern des Ojektes. Jedoch ist die Fassadengestaltung noch nicht annähernd akzeptabel.
    Hier muss noch erhebliches getan werden. Dazu sind jedoch zur Diskusion dessen diverse Weitere Entwürfe sicherlich hilfreich, so das man dort ansetztn kann etwas zu ändern

  • spacecowboy:
    ja, stimmt, anfänglich war ich etwas geschockt, weil ich etwas anderes erwartet hatte. inzwischen habe ich mich jedoch überzeugen lassen. (das gibt´s nämlich auch.) das ist einfacher als gedacht, wenn man sich folgende fragen stellt:
    - entspricht der entwurf den komplexen konzeptionellen anforderungen?
    - vermag er eigenständige gestalterische akzente zu setzen?
    - werden durch ihn diese beiden fragen überzeugender beantwortet, als durch die anderen wettbewerbsbeiträge?

    inzwischen bin ich über den ansatz von grüntuch & ernst eher verblüfft (und darüber, dass sich arcaden-mfi dazu überreden liess).

    davila:
    ausgelutscht zeitgenössisch - so kann man erst recht über bunte fassaden mit versetzten fensterreihen (forum duisburg) urteilen.

    @andreij:
    der entwurf ist in überarbeitung. dabei wird es im inneren leider wohl eher zu einer verwässerung der konzeption kommen (breitere wege). äusserlich hoffe ich auf eine stärkere fassadendifferenzierung und -akzentuierung innerhalb der gewählten gestalterischen ausdrucksform.

    der rest ist viel datailarbeit (muss geleistet werden) und natürlich geschmackssache (kann nicht für alle befriedigend gelöst werden). bei letzterer ist es hilfreich, einfach zwischen "finde ich mist" und "es ist mist" zu unterscheiden. ein blick auf den zweitplatzierten entwurf (ockerfarben und mit "richtigen" fenstern) müsste eigentlich schon reichen, um zu sehen, dass es für einen gelungenen entwurf nicht auf die einhaltung formaler kriterien ankommt, sondern auf die stringente umsetzung einer sowohl funktional als auch ästhetisch begründbaren idee.

    die anderen wettbewerbsteilnehmer hatten keine bessere. architekten anderer einkaufszentren erst recht nicht. angesichts dessen kann man das (zwischen)ergebnis getrost honorieren.

  • vielen dank! eine sehr gute idee, den artikel samt fotogalerie hier zu verlinken. so können wir vergleichen, was aus den gebäuden in einem jahr geworden sein wird. oder in zwei, oder in drei, ...

  • Da sind in der Tat ein paar interessante Objekte aufgelistet. Mich würde mal dieses Pelzhandelsgebäude Thorer am Brühl interessieren, das im Krieg zerstört wurde und für dessen Brachfläche der Eigentümer ein Parkhaus plant.
    Ach ja bevor ich´s vergess, was ist eigentlich aus dem "Kleinen Joachimstal" in der Innenstadt geworden? Müsste so langsam doch fertig saniert sein, oder?

  • Aber was müssen meine geschändeten Augen vernehmen? Da steht doch tatsächlich, dass die Stadt es sich vorstellen könnte, den Asbest-Flachbunker vor'm Westin wieder als Büro- und Einzelhandelsgebäude zu nutzen. Ich glaub ich muss brechen! Das kann doch nur ein Missverständniss sein.

    Diese Stelle ist prädestiniert für ein drittes Hochhaus neben dem Westin und dem Sparkassengebäude! Infrastrukturell sehe ich da keine Bedenken. Also wegreissen und wenn es die Zeit erlaubt, Hochhaus hinsetzen. [lexicon='Leipzig'][/lexicon] hat einfach auch den Drang neben Historischem auch mit der Höhe zu glänzen. Dort und am Goerdeller sehe ich zwei wundervolle Skyscraper stehen (immer im Maßstab zu verträglicher Leipziger Höhe zu verstehen).

  • Ach nein, das Astoria soll entkernt werden!? Ist das nicht schrecklich? immerhin handelt es sich hierbei um die Erbauer des Hauptbahnhofs "Lossow & Kühne".

    Ich habe von denen ein Buch über deren Bauprojekte und da habe ich ein noch schönes Restaurant in Erinnerung. Kennt jemand von den Leizigern das Astoria auch von innen? Ist das Innere wirklich so unbedeutend, dass man gleich alles entkernen muss und wieder nur noch die Fassade erhalten bleibt? Vielleicht gibt es ein noch altes Foyer oder sonstige EG-Flächen, die man in den Neubau noch integrieren könnte.

    Trotzdem finde ich es schade. :(

  • Zitat von "Exilwiener"

    Ach nein, das Astoria soll entkernt werden!? Ist das nicht schrecklich? immerhin handelt es sich hierbei um die Erbauer des Hauptbahnhofs "Lossow & Kühne".

    Ich habe von denen ein Buch über deren Bauprojekte und da habe ich ein noch schönes Restaurant in Erinnerung. Kennt jemand von den Leizigern das Astoria auch von innen? Ist das Innere wirklich so unbedeutend, dass man gleich alles entkernen muss und wieder nur noch die Fassade erhalten bleibt? Vielleicht gibt es ein noch altes Foyer oder sonstige EG-Flächen, die man in den Neubau noch integrieren könnte.

    Trotzdem finde ich es schade. :(

    Total-Entkernungen a la Karstadt finde ich generell nicht das gelbe vom Ei. Ich weiss selbst, wie schwer ein Umbau ("Bauen im Bestand") im der Praxis ist, aber wenn die Entwerfer vorsichtig genug sind und sich mit den Bestand im Vorfeld richtig beschäftigen, kann es gut werden. Man muss eben mit der Pfeile zu Werke gehen und nicht mit der Abbruchbrine.
    Wobei das Astoria in der Wiederaufbauphase nach 1945 auch einiges verloren hat. Von innen kenne ich es nicht.

    Kleines Joachimstal, Kleine Fleischergasse 8:
    Dachsanierung ist seit ca. 2-3 Wochen fertig, alles denkmalgerecht mit roten Biberschwänzen und Verblechungen unter Erhalt der neobarocken Holz- Dachgauben und Dachstuhl im Original, Fassade ist noch eingehüllt und wohl auch noch unfertig.

  • yo, ich war mal im astoria restaurant.
    wenn ich mich recht erinnere, bestand es aus mehren, ineinander übergehenden "salons". die einrichtung würde ich heute als ddr-plüschbarock bezeichnen. trotzdem kam mir der eingangsbereich damals ziemlich mondän vor. die zimmer waren in grösse und austattung auch nicht der kracher. hatte schon seinen grund, warum der laden dicht gemacht hat.
    falls es wieder als hotel hergerichtet werden sollte, wird wohl die positionierung des hauses über den umfang der umbaumassnahmen entscheiden. die grössten knackpunkte sind ja seit jahren bekannt: fehlende parkmöglichkeiten, tagungsräume und wellnessangebote. nur die haustechnik erneuern und alles wieder schick machen - damit liesse sich wohl kaum mehr ein blumentopf gewinnen.

    mit dem grundstück brühl/ecke ritterstrasse ist das so eine sache: wenn man mfi oberirdische parkdecks am brühl genehmigt, bin ich mal gespannt, mit welcher begründung man dem eigentümer dieses grundstücks den parkhausbau weiterhin verwehren will.

    insgesamt scheinen mir das eher zwei beispiele für projekte zu sein, die sich noch lange hinziehen werden.