• Ehrlich gesagt...als ich diese wahre Beitragsflut hier hinter mir hatte...wusste ich teilweise nicht mehr ob ich lachen oder weinen soll.
    Es ging nirgends darum, dass man die Nutzung als Museum kritisiert...im Gegtenteil, dass ist stark begrüßenswert...keiner möchte eine Innenstadt, die nur aus hunderten von New Yorker-, Pimkie- und wie sie alle heißen-Filialen besteht...auch nicht, dass man an jeder Ecke fette Burger in sich reinschaufeln kann bei den Häuschen mit dem großen "M" ;)

    Es ging hier auch nicht um ein "nichtverstandenes" Konzept, sondern allein...allein(!!) um die ÄUßERE ...äußerst unansehnliche Erscheinung des Bildermuseums. Dass die Eckbebauung sie künftig weitgehend verdecken wird und im Gegensatz zum BM zu gefallen weiß, macht sie deswegen kein bisschen besser. Die optimale Präsentation der Gemälde wäre sicherlich auch gegeben gewesen...wenn die äußere Hülle gefälliger gestaltet wäre, oder wird das jetzt hier auch abgestritten?

    Von meiner Seite aus...soll es das gewesen sein...denn auf einige hier gemachte teilweise nahezu törichte Aussagen, beispielsweise auch den Verzicht von "unbedeutenden" Vorkriegsbauten, haben andere bereits geantwortet.


    Ansonsten bleibt zu sagen, dass die Renderings wirklich Hoffnung machen, wenn auch der Eckbebaung Böttchergässchen/Katharinenstraße ein Walmdach gut gestanden hätte...

    Gruß DV

    "We live in the dreamtime-Nothing seems to last. Can you really plan a future, when you no longer have a past." Dead Can Dance - Amnesia

  • der museumskern ist kein kubus. er weist rücksprünge und auskragungen auf, jede etage besitzt eine völlig andere grundfläche. die kubusform ergibt sich durch die gläserne hülle, welche den grundriss aufnimmt und die lichthöfe aller etagen umfasst. darum ist sie nicht aus sandstein.
    weil bei diesem konzept die tradition der durchhöfe und passagen konsequent aufgegriffen wurde, lässt sich das erdgeschoss kostenfrei aus jeder richtung und in jede richtung durchqueren. darum gibt es keinen haupteingang, sondern vier gleichrangige eingänge. an jeder seite einen, darum sind alle seiten gleich gestaltet.

    wie schon hundertmal geschrieben: das gebäude ist viel zu komplex, um es nur durch einen blick von aussen beurteilen zu können.

    Helmut: für die anderen winkel gibt es noch keine allzu konkreten pläne. nach den erfahrungen mit dem katharinenwinkel will die stadt jedoch auch bei den anderen winkeln am verfahren (moderierter planungsprozess mit unterschiedlichen architekten für die einzelnen fassadenabschnitte) festhalten.

  • Zitat von "Denk_mal"


    Das meinen Sie nicht ernsthaft, oder? Das "nicht alles" besonders schön war, mag ja noch stimmen. Aber Ihre Aussage klingt ja so verallgemeinernd, als wenn vieles was in [lexicon='Leipzig'][/lexicon] untergegangen ist, verzichtbar wäre.


    Jetzt sind Sie semantisch irgendwo ausgerutscht, lieber Denk_mal: das "nicht alles" ist doch gerade das Gegenteil von "alles" - alles wäre in der Tat verallgemeinernd. 8) Und ich bleibe dabei: nur weil Gebäude vor dem Krieg noch standen, sind sie nicht automatisch herausragend, unverzichtbar, qualitätvoll .... Natürlich ist ZUVIEL und HERVORRAGENDES untergegangen, aber eben nicht nur.
    @ Helmut: von den 4 Winkeln ist einer (Katharinenstraße / Brühl) völlig außen vor: hier ist eine uneinige Erbengemeinschaft Besitzerin, die weder konkrete Pläne hat noch Verkaufsabsichten. Für den Winkel Brühl / Reichsstraße gab es mal Pläne von http://www.frankonia-eurobau.de/de/ für ein Hotel. Die sind aber in der Versenkung verschwunden. Das Ganze sah so aus: http://www.cadman.de/cadman/index.p…lienvermarktung

  • Zitat von "youngwoerth"

    Da hier meist über die Fassadengestaltung des Bildermuseums geredet wird - was ist mit der Form? Muß es denn ein Kubus mit Flachdach sein?
    Das Konzept ließe m.E. auch andere Strukturen zu.


    Der Wettbewerb, d.h. die komplette Bebauung des Sachsenplatzes, hätte natürlich auch andere Formen zugelassen. Dass diese eher klassisch ausgefallen wären, ist m.E. aber zu bezweifeln, schau dir doch mal die weltweiten Museumsbauten der vergangenen 30 Jahre an.

    Beim konkreten Konzept mit der Umbauung durch die Museumswinkel hätten andere Formen aber ein gewaltiges Platzproblem - das Teil geht eine komplette Etage unter die Erde, füllt den Innenhof so auf, dass man die Seitenkanten kaum verlängern könnte und ist trotzdem 36 Meter hoch. Da ein Kubus die kompakteste Form zur Umbauung eines bestimmten Volumens ist, hätten hier andere Formen noch weiter in die Höhe wachsen müssen oder die Hofflächen reduziert - was sich dann natürlich wieder negativ auf die Chancen einer hochwertigen Winkelbebauung (Verschattung, etc.) auswirkt. Nicht zuletzt auch wieder eine Kostenfrage.

    Zitat von "DarkVision"

    Es ging hier auch nicht um ein "nichtverstandenes" Konzept, sondern allein...allein(!!) um die ÄUßERE ...äußerst unansehnliche Erscheinung des Bildermuseums. Dass die Eckbebauung sie künftig weitgehend verdecken wird und im Gegensatz zum BM zu gefallen weiß, macht sie deswegen kein bisschen besser.


    Wenn hier verständnislos gefragt wird, wie so etwas zugelassen wurde, wenn hier Vergleiche mit Kraftwerken angestellt werden, wenn hier der sofortige Abriss gefordert bzw. der mittelfristige prophezeit wird, wenn hier die städtebauliche Wirkung des Gebäudes beurteilt wird, bevor es fertig ist, dann geht es eben nicht nur um die äußere Hülle des Gebäudes. Natürlich lebt sich das Leben leichter, wenn man einzelne Aspekte herauspickt und die weiteren Umstände zur Seite kehrt. obd as die richtige Herangehensweise ist, um ernstgenommen zu werden, darf dagegen bezweifelt werden.

    Zitat von "DarkVision"

    Die optimale Präsentation der Gemälde wäre sicherlich auch gegeben gewesen...wenn die äußere Hülle gefälliger gestaltet wäre, oder wird das jetzt hier auch abgestritten?


    Die Äußere Hülle ist eine zwangsläufige Folge des Konzepts, daher kann das auch nicht isoliert betrachtet werden. Und die bisherigen Alternativen in Form von Sichtbetonbunkern finde ich wenig überzeugend. Vielleicht hast du noch etwas bezahlbares in petto?

    Zum dritten Winkel: letzter offizieller Stand war der hier zitierte Artikel in der LVZ. Zwischenzeitlich kam heraus, dass es sich dabei um den selben Projektentwickler handelte, der auch das Hotel an der Gerberstraße bauen wollte. Das hat sich inzwischen aber wohl erledigt. Die Cadman-Entwürfe sind glaube ich noch älter und werden wohl deifnitiv nicht umgesetzt.

  • Zitat von "Dase"

    Die Äußere Hülle ist eine zwangsläufige Folge des Konzepts


    Form follows function halt.

    Ein Stil in Richtung Mäcklersche Marktgalerie hätte sich m.E. ohne größere Raumverluste umsetzen lassen - die ist ja im Grunde auch nur ein Kubus, aber eben ein städtebaulich angepasster Kubus mit durchstrukturierter Fassade, warmen bzw. regionaltypischeren Materialien und rotem Satteldach.

    Ich entschuldige mich von Herzen für meine früheren arroganten, provokanten, aggressiven und unfreundlichen Beiträge!
    Jesus ist mein Herr und Retter!

  • Dase
    Der Cadman-Entwurf ("Katharinenwinkel") scheint mir an der Stelle zu stehen an der gerade das Katharinum gebaut wird. Man sieht im Hintergrund den unsanierten Handelshof. Allerdings ist diese Perspektive so auch nicht richtig da ja bekanntlich der Pinguineisbarplattenbau dahinter ersichtlich sein müsste. Demzufolge wäre dies dann seitenverkehrt und müsste eigentlich an der Ecke zur Reichsstraße stehen.

  • ^ Bei dem Gebäude im Hintergrund handelt es sich ganz eindeutig um den Handelshof. Das ehemalige Landratsamt hat einen anderen Eckaufbau. Insofern kann die Cadman-Visualisierung nur spiegelverkehrt an der Reichsstraße funktionieren (was sich wiederum mit der Bezeichnung Katharinenwinkel beißt):


    Quelle: Cadman

    Perspektive zum Vergleich.

    Dann verstehe ich aber nicht, warum das stadtgeschichtliche Museum nicht zu sehen ist. Zusammen mit den kleinen Pappelbäumen im Vordergrund, die immer an den Hofeingängen stehen, ist das für mich ein Hinweis darauf, dass auf der Visualisierung die bereits teilweise mit dem stadtgeschichtlichen Museum bebaute Ecke zu sehen ist, auf dem Plan links unten:


    Quelle: baunetz.de

    Insofern wird kann das Gezeigte wie bereits geschrieben gar nicht kommen.

  • ^ Nun ja, von den äußerst dürftigen und fehlerhaften Visualisierungen von Grüntuch & Ernst wissen wir, dass man Visualisierungen generell äußerst kritisch gegenüber stehen sollte.

    Zitat von "Dase"


    Natürlich lebt sich das Leben leichter, wenn man einzelne Aspekte herauspickt und die weiteren Umstände zur Seite kehrt. obd as die richtige Herangehensweise ist, um ernstgenommen zu werden, darf dagegen bezweifelt werden.

    Gut, es gibt mittlerweile vermehrt Bürger denen ist sowohl die Optik des Gebäudes an sich, als auch die städtebaulich harmonische Einpassung mindestens genauso wichtig wie die reine Funktionalität. Es geht hier immerhin um Architektur in einer Innenstadt und nicht um eine Fabrikhalle auf der grünen Wiese. Dass hier bei einigen mehr der funktionale Aspekt überwiegt, zeigt diese endlose Diskussion. Daher kann es hier auch keinen gemeinsamen Konsens geben, solange beide Seiten unterschiedliche Auffassungen von Architektur haben.

    DrZott: Aufgrund ihrer vorhergehenden, detaillierten Äußerungen konnte ich Ihren besagten Satz nur als Zynismus auffassen. Daher meine Unterstellung. :zwinkern:

    Zitat von "DrZott"

    Und ich bleibe dabei: nur weil Gebäude vor dem Krieg noch standen, sind sie nicht automatisch herausragend, unverzichtbar, qualitätvoll .... Natürlich ist ZUVIEL und HERVORRAGENDES untergegangen, aber eben nicht nur.

    Wieso sollen dann Rekos einzelner Gebäude oder Ensemble, so sie denn die Bevölkerung mehrheitlich möchte, nicht zumindest zur Diskussion gestellt und als faire Alternative berücksichtigt werden, wenn sie doch einst das Stadtbild prägten und Identität zu leisten im Stande waren, wie wir heute an den geschätzen Bauwerken sehen?
    Problematisch ist doch eher, dass solche Vorstöße generell von selbsternannten Experten als falsch, unfinanzierbar und rückständig gebrandmarkt werden, um eine Diskussion hierzu schon im Keim zu ersticken.
    Wieso bezieht man also nicht die Einwohner der Städte mehr ein und fragt diese? Ganz demokratisch! Dafür haben wir doch eine Demokratie!
    Denn schließlich wollen bzw. müssen diese Bürger in der Stadt und damit auch der Architektur selbst leben und haben damit ein Anrecht darauf mitzubestimmen.
    Wieso soll die Entwicklung des Stadtbildes also rein dem Zufall und nur Investoren (die oftmals eben nur auf Rendite aus sind) und einzelnen Volksvertretern überlassen werden, wenn die Bevölkerung vorher überhaupt nicht gefragt wurde? Eine breite, offene und ehrliche öffentliche Diskussion, mit echter Bürgerbeteiligung wäre im Sinne der ganzen Stadt wesentlich sinnvoller.

    Im übrigen kann ich nur nochmals auf den Beitrag von Helmut vom 16.06.2009, 16:06 Uhr verweisen.

    Leipzig - Back to the roots

  • denkmal,
    die gebäude, die du gern rekonstruiert sehen möchtest, wurden seinerzeit auch nicht per volksentscheid errichtet. und sie haben wohl damals auch nicht jedem gefallen - sonst hätten nicht ständig die stile gewechselt.

    abgesehen davon: du lässt dir doch sicher auch nicht vorschreiben, wofür du dein geld auszugeben hast. das geht bauträgern nicht anders. jede reko-vorschrift würde sofort dahingehend ausgetestet werden, wie weit man sie umgehen kann. das ergebnis sind dann solche zwitter wie zum beispiel am dresdner neumarkt. dort mag das vielleicht angehen, weil der direkte vergleich mit originaler bausubstanz fehlt. aber entlang der katharinenstrasse würden derartige atrappen nur peinlich wirken.

    im übrigen wird eine reko-debatte nicht unterdrückt. wenn es sie nicht gibt, liegt es daran, dass nach ihr kein hinlänglicher bedarf besteht. jeder, der im altbau mit stuck und gediegenen raumhöhen wohnen will, findet ein riesiges angebot. für jeden, der im neubau - wie etwa in den studiohäusern auf den brühlhöfen - wohnen möchte, ist dies eine bewusste entscheidung für raumhohe fensterfronten und flexible raumaufteilung. nach "neuen barockbauten" mit realtiv niedriger raumhöhe bei gleichzeitig relativ kleinen fenstern besteht schlicht keine nachfrage.

    darum wollen investoren so etwas nicht bauen. und sie würden es auch nicht tun, wenn man es ihnen vorschreiben würde.
    was man tun kann, ist, die legitimen (!) interessen der bauherren mit den ebenso legitimen interessen der stadt möglichst in einklang zu bringen. dazu dienen die moderierten verfahren und die wettbewerbe. von der marktgalerie bis zu uni, vom karstadt bis zu den brühlhöfen, vom motel one bis zur sachsenplatzbebauung, vom stadion bis zur neuen messe, vom gondwanaland bis zur nationalbibliothek - es gab keinen wettbewerb, bei dem nicht der beste entwurf realisiert worden wäre.
    das ist kein zufall, das ist kein glück. das zeugt von grosser sachkenntnis. man sollte foh sein, dass es sie gibt. bei plebisziten ist der ausgang hingegen ungewiss. man betrachte nur den dresdner brückenstreit - und wahrscheinlich hätte man deswegen auch den entstehenden city-tunnel mehrmals bohren und wieder zuschütten müssen.

    alles in allem - und auch trotz aller fehlentscheidungen und geplatzter blasen - steht die stadt heute besser da, als man es vor 20 oder auch vor 10 jahren für möglich gehalten hätte. ganz konkret: es gibt im osten keine lebendigere innenstadt. und das ganz ohne - mehr oder weniger gelungene - kopien von im krieg zerstörten gebäuden. altes bewahren, störendes beseitigen und neues hinzufügen - dieser ansatz hat sich bewährt. und er wird sich auch in zukunft bewähren.

  • Denk_mal

    Eigentlich alle Leipziger im Alter zwischen 20 und 40, die ich gesprochen habe, sind der Meinung, dass ein "Disneyland" a la Dresden doch kein Mensch braucht.

    @ Dase und rakete
    danke für die Ausführungen. Das war mir ganz entfallen, dass der Tunnel der Stadtbahn genau unter diesem Areal verläuft.

  • Zitat von "rakete"

    alles in allem - und auch trotz aller fehlentscheidungen und geplatzter blasen - steht die stadt heute besser da, als man es vor 20 oder auch vor 10 jahren für möglich gehalten hätte. ganz konkret: es gibt im osten keine lebendigere innenstadt. und das ganz ohne - mehr oder weniger gelungene - kopien von im krieg zerstörten gebäuden.


    Gewiss hat sich [lexicon='Leipzig'][/lexicon] seit der Wende prächtig entwickelt und verfügt wohl tatsächlich über die lebendigste Innenstadt aller ostdeutschen Städte. Aber man muss diesbezüglich auch die Relationen sehen, denn [lexicon='Leipzig'][/lexicon] ist einerseits die einwohnerstärkste Stadt der neuen Bundesländer und wurde zudem am wenigsten im Krieg zerstört. Hingegen müssen Städte wie Chemnitz, Magdeburg aber auch Dresden erst mal wieder Stadtzentren schaffen. Es ist demnach kein allzu großes Kunststück wenn [lexicon='Leipzig'][/lexicon] womöglich über die attraktivste Innenstadt im Osten verfügt.

    Zitat von "rakete"

    altes bewahren, störendes beseitigen und neues hinzufügen - dieser Ansatz hat sich bewährt. und er wird sich auch in zukunft bewähren.


    Dieses bewahren, beseitigen, hinzufügen sollte allerdings gemäß bestimmten Qualitätsstandards erfolgen. Manche Neubauten wie die Marktgalerie (Breuninger) können überzeugen aber einige wiederum auch nicht, zum Teil auch ganz und gar nicht. Vom der Galeria-Kaufhof denke ich tatsächlich, dass diese mich nicht allzu lange überleben wird.

    Natürlich steht die Funktion und die Aufwertung und Belebung der Innenstadt und anderer Stadtquartiere im Vordergrund bei der Errichtung neuer Gebäude. In diesem Zusammenhang sind z.B. der Uni-Neubau und die Erweiterung des Campus der HTWK zu begrüßen, allerdings weisen beide Projekte deutliche Schwächen in der äußeren Wahrnehmung auf.

    Zitat von "Kindvon2dresdnern"

    Denk_mal
    Eigentlich alle Leipziger im Alter zwischen 20 und 40, die ich gesprochen habe, sind der Meinung, dass ein "Disneyland" a la Dresden doch kein Mensch braucht.


    Aha, wenn dem so ist, dann erübrigt sich ja jede weitere Diskussion. Ein Architekturstudent oder junger Architekt, so nehme ich an, hat Kommilitonen, Professoren, Architekten und Bekannte „wertneutral“ befragt, ob sie der Auffassung wären, dass die Stadt ein „Disneyland a la Dresden“ benötige. Diese Frage wurde ganzheitlich und sicherlich keineswegs überraschend von diesem Personenkreis verneint und somit ist für den Fragesteller im Umkehrschluss jede Diskussion über mögliche Rekonstruktionen einzelner Leitbauten obsolet.

  • Zitat von "rakete"

    aber entlang der katharinenstrasse würden derartige atrappen nur peinlich wirken.


    Ansichtssache. Attrappe ist ein negativ besetzer Begriff, könnte man ebenso anders formulieren.

    Zitat

    darum wollen investoren so etwas nicht bauen. und sie würden es auch nicht tun, wenn man es ihnen vorschreiben würde.

    An diese absoluten Statements kann ich mich nicht gewöhnen.
    In Dresden gibt es genügend Beispiele dafür, dass diese Thesen beide nicht stimmen. Aber das wurde ja bereits gesagt.

    Zitat

    es gab keinen wettbewerb, bei dem nicht der beste entwurf realisiert worden wäre.

    Die Situation in [lexicon='Leipzig'][/lexicon] will ich diesbezüglich nicht beurteilen, da ich mich nicht genügend mit den Wettbewerben befasst habe. In Dresden aber gab es zahlreiche Wettbewerbe, bei denen sogar mit die SCHLECHTESTEN Entwürfe gewonnen haben und dann auf Grund starken Bürgerprotests modifiziert oder gar nicht verwirklicht wurden. Auch das wurde bereits gesagt.

    Zitat

    das ist kein zufall, das ist kein glück


    Man könnte diese Thesen durchaus hinterfragen.

    Zitat

    das zeugt von grosser sachkenntnis.


    Auch Sachkenntnis kann von tendenziösem Denken durchdrungen sein. In Dresden kam die Sachkenntnis bei allen bisherigen Neumarkt-Projekten fast ausschließlich von der GHND, während bei den Entscheidungsträgern Leute sitzen, die Renaissance nicht von Barock unterscheiden können, um es mal zugespitzt zu formulieren. Es ist nicht immer sinnvoll, der Obrigkeit jegliche mögliche Schwäche abzusprechen.

    Zitat

    man sollte foh sein, dass es sie gibt.


    Du kannst froh sein, dass es sie gibt. "Man sollte" - darüber lässt sich streiten.

    Zitat

    es gibt im osten keine lebendigere innenstadt. und das ganz ohne - mehr oder weniger gelungene - kopien von im krieg zerstörten gebäuden.


    Sie wäre wohl nicht weniger lebendig, wenn es Diese gäbe.

    Zitat

    altes bewahren, störendes beseitigen und neues hinzufügen - dieser ansatz hat sich bewährt. und er wird sich auch in zukunft bewähren.


    Ein Ansatz ist das, ja. Aber Ansätze dürfen weiterentwickelt werden. Die Beurteilung, das Maximum wäre bereits erreicht, solltest Du Dir nicht anmaßen.

    Aber irgendwie habe ich das ja alles bereits geschrieben. Du scheinst Dich nur nicht damit auseinandersetzen zu wollen, während man sich mit Deinen Thesen befassen soll.

    Ich entschuldige mich von Herzen für meine früheren arroganten, provokanten, aggressiven und unfreundlichen Beiträge!
    Jesus ist mein Herr und Retter!

  • Zunächst: leider driftet das hier immer mehr in eine Reko-Diskussion ab, die hier im APH m.E. bereits oft genug geführt wurde. Was ich nicht verstehe, ist, dass hier desöfteren bezweifelt wird, dass es vollständige Rekos in [lexicon='Leipzig'][/lexicon] schwerer haben als anderswo, da die Gründe hierfür bereits desöfteren aufgezählt wurden. Solange die Innenstadt zu renovierende Komplexe wie Handelshof oder Oelsners Hof besaß oder besitzt, kann es nur Aufgabe der Stadt sein, entsprechende Investitionen in die Rettung und Teilreko ebendieser noch vorhandenen Gebäude zu lenken. Was nützt mir eine rekonstruierte Barockfassade an einem Stahlbetonbau (davon gibt es auch am Neumarkt ja genügend Beispiele), wenn dafür ein Gebäude wie der Handelshof verfällt oder das Trifugium beispielsweise modern wieder aufgebaut worden wäre? Dies genau ist eine Folge der geringeren Zerstörungen im 2. WK - die übrigens zum Großteil auch darauf zurückzuführen sind, dass viele ältere Komplexe für Messehäuser aus Stahlbeton ersetzt worden waren und Grund dafür, weswegen in Dresden eher über Rekos nachgedacht wird und in Madgeburg eher nachgedacht werden sollte.

    Was die Leipziger Bürger betrifft, hat es das bereits zitierte Buch "Der große Wurf", dass sich mit der Neugestaltung des Uni-Campus' befasst, und dass einige hier vielleicht mal lesen sollten, gut zusammengefasst: alles, was neu verloren wird, wird ehrlich betrauert - was aber einmal weg ist, darf meist auch weg bleiben. Es gab Demos gegen die Parkpalette im Hauptbahnhof und gegen den Abriss der kleinen Funkenburg - der Paulinerverein hatte dagegen selbst in Hochzeiten nur einen Bruchteil der Mitglieder der GHND. Um diese Tendenz in der Leipziger Bevölkerung zu erkennen, braucht man m.E. keine repräsentativen Umfragen. In letzter Konsequenz zeigt sich das auch bei den zahlreichen hochgelobten Leipziger Sanierungsfirmen: bei Sanierungen bis hin zur Teilreko wird in [lexicon='Leipzig'][/lexicon] ein Aufwand betrieben, wie er m.E. Deutschland seinesgleichen sucht. Gleichzeitig wird bei Neubauten kaum historisierend gebaut. Und das teilweise von der selben Firma. Das macht man natürlich nur, wenn entsprechender Bedarf besteht und zeigt m.E. sehr gut das durchaus ambivalente Verhältnis der Leipziger Bevölkerung zum Thema.

    Zitat von "youngwoerth"

    An diese absoluten Statements kann ich mich nicht gewöhnen.
    In Dresden gibt es genügend Beispiele dafür, dass diese Thesen beide nicht stimmen. Aber das wurde ja bereits gesagt.


    Wieviele Handelshöfe oder größere Komplexe, die potente Investoren denkmalgerecht sanieren und teilrekonstruieren hätten können, gab es denn in Dresden? Die Rekos am Neumarkt stellen keinerlei Konkurrenz zu bestehender Altbausubstanz dar, weil es vergleichbare im Innenstadtbereich eben gar nicht mehr gab. Hätte man dagegen den Sachsenplatz zur großflächigen Reko freigegegeben, wären sicherlich diverse Altbauten im Zentrum noch nicht in dem Zustand, in dem sie jetzt sind.

    Zitat von "youngwoerth"

    Sie wäre wohl nicht weniger lebendig, wenn es Diese gäbe.


    Siehe oben. Rekos hätten eine direkte Auswirkung auf die Investitionen in noch vorhandene Altbauten gehabt. Oder wären auf einmal die Investoren nur so hereingeflogen? Da kann durchaus hinterfragt werden, ob dies der Innenstadt gut getan hätte. M.E. kann gar kein Zweifel daran bestehen, dass der Erhalt von Originalsubstanz vor Reko geht.

    Zitat von "youngwoerth"


    Ein Ansatz ist das, ja. Aber Ansätze dürfen weiterentwickelt werden. Die Beurteilung, das Maximum wäre bereits erreicht, solltest Du Dir nicht anmaßen.


    Nur sollte dafür akuter Bedarf bestehen. Solange der nicht von den Betroffenen, d.h. der Leipziger Bevölkerung, angemeldet wird, kann man durchaus davon ausgehen, dass der bisherige Ansatz gefällt und sich bewährt. Die Höfe am Brühl sind m.E. beispielsweise kein Beispiel für den, nennen wir ihn mal, Leipziger Ansatz.

  • Zitat von "Dase"

    weswegen in Dresden eher über Rekos nachgedacht wird und in Madgeburg eher nachgedacht werden sollte.


    Das ist nachzuvollziehen, dem kann ich zustimmen.

    Zitat

    M.E. kann gar kein Zweifel daran bestehen, dass der Erhalt von Originalsubstanz vor Reko geht.


    Ich finde, das ist situationsbedingt abzuwägen - diese beiden Vorgehensweisen können sich ergänzen, ich würde sie nicht gegeneinander ausspielen.

    Zitat von "youngwoerth"

    Die Höfe am Brühl sind m.E. beispielsweise kein Beispiel für den, nennen wir ihn mal, Leipziger Ansatz.


    Kann man sicher so festhalten.

    Ich entschuldige mich von Herzen für meine früheren arroganten, provokanten, aggressiven und unfreundlichen Beiträge!
    Jesus ist mein Herr und Retter!

  • ^ Nein, das kann "man" so sicher nicht festhalten, denn die Höfe am Brühl sind sowohl was die Architektur als auch was die Nutzung angeht anders als beliebige EKZ in Deutschland. Die Höfe am Brühl öffnen sich der Stadt und schreiben die Leipziger Tradition der Passagen und Lichthöfe (freilich auf moderne Weise) fort. Es werden insgesamt acht statt der üblichen zwei Zugänge geben. Jeder Laden, der sich im EG befindet, wird zusätzlich mit einem Eingang ausgestattet sein. Auch das ist alles andere als üblich bei einem EKZ. Es wird eine große nicht überdachte Nord-Süd-Verbindung geben, die wiederhergestellte Plauensche Straße, die beim Nachkriegswiederaufbau einfach verschwand. Es wird eine große Ost-West-Passage geben, die von 6 Lichthöfen unterbrochen wird, zusätzlich wird es weitere kleinere Passagen geben. Alle Passagen (auch die im 1. OG), Lichthöfe und die Plauensche Straße werden mit Pflastersteinen ausgelegt sein, wie sie sonst nur in der Fußgängerzone oder auf dem Markt anzutreffen sind. In welchem EKZ kann von so etwas die Rede sein? Darüberhinaus entstehen in der 3. und 4. Etage 70 Wohnungen und ein Kindergarten. In welchem EKZ kann ich wohnen und mein Kind in den Kindergarten bringen? Außerdem wird es auch ein wenig Kultur geben. Auch wenn dazu noch keine konkreten Angaben gemacht wurden, die berühmte Leipziger Pfeffermühle, die derzeit das Kosmos-Haus als Interim nutzt (die Pfeffermühle musste aufgrund der Vergrößerung des Bach-Archivs aus dem Bosehaus raus), stehen in Verhandlungen mit einem "großen Investor", der einen Neubau in der Innenstadt plant, und es deutet einiges darauf hin, dass damit die Höfe am Brühl gemeint sind.

    Gerade im aktuellen Vergleich (Youngwoerth liebt ja Vergleiche) mit der Dresdner Centrum-Galerie von Kulka, die kurz vor der Vollendung steht, wird deutlich, dass sich die Höfe am Brühl vom Konzept her für eine lebendige Innenstadt bereichernd auswirken.

    Aber vielleicht das beste Argument für die Höfe am Brühl, gerade auch im Hinblick auf Magdeburg und Dresden. Die hässlichen Plattenbauten, die vorher den Brühl säumten, wurden nicht saniert, sondern für das Vorhaben abgebrochen. Wie rakete schon schrieb, Störendes wird (irgendwann) beseitigt. Wurden in der Prager Straße in Dresden großflächig Plattenbauten abgebrochen (wurden dort überhaupt Plattenbauten abgebrochen)? Was ist denn nun besser, von verbohrten Rentnern bewohnte Plattenbauten oder ein EKZ mit ausgewogenem Nutzungsmix?

  • Ich weiß, was Du von den Höfen am Brühl hältst, Spacecowboy. Deine an mehreren Stellen zu lesenden Argumente (Rakete wird sicher mit Dir konform gehen), sind zwar erwähnenswert, überzeugen mich aber nicht davon, dass dieses Einkaufszentrum ob seiner ebenso zahlreich vorhandenen Problempunkte besonders vorbildlich wäre. Eine differenzierte Betrachtung ist natürlich immer wünschenswert, daher danke ich Dir für die Auflistung der positiven Aspekte. Städtebaulich verlässt dieses Projekt den zuvor häufig bestrittenen Weg in Leipzigs Innenstadt m.E. jedoch leider ebenso wie das Institutsgebäude an der Grimmaischen Straße. Zumindest, wenn man Wert auf Kleinteiligkeit, Anpassungs- und Ensemblefähigkeit, historisierende bzw. regionaltypische Merkmale im äußeren Erscheinungsbild (Fassadengestaltung, Materialität, Dach, ...) u.ä. legt. Dass diese Punkte bei einem Investoren-EKZ auf solch riesiger Grundfläche schwierig zu erfüllen sind, ist klar. Leider. Zuletzt noch mein ganz subjektiver Eindruck: Den Visualisierungen nach wirken die Höfe am Brühl auf mich gänzlich deplatziert, klobig, kalt und abstoßend.

    Ich entschuldige mich von Herzen für meine früheren arroganten, provokanten, aggressiven und unfreundlichen Beiträge!
    Jesus ist mein Herr und Retter!

  • Kindvon2dresdnern:
    Gut hätten wir das also geklärt. Demnach sind wir beide branchenfremd unbedarft aber auch unvoreingenommen in Sachen Architektur. ;)

    spacecowboy:
    Persönlich würde ich zwar niemals von verbohrten Rentnern sprechen, wenn diese nicht so ohne weiteres ihr Heim aufgeben wollen, allerdings begrüsse ich auf jeden Fall den Abriss der Platten am Brühl!

    Die von dir aufgezählten positiven Aspekte zu den Höfen am Brühl klingen alle recht schlüssig und sicherlich ungewöhnlich „vielschichtig“ für ein Einkaufszentrum. Einerseits erscheinen mir die Höfe auf den Visualisierungen doch arg klobig und „fett“ und andererseits bin ich dennoch davon überzeugt, dass mit der Realisierung und der Schliessung der Brache die Innenstadt weiter aufgewertet wird.

    Aber ist es denn jetzt endlich in trockenen Tüchern, dass die Höfe tatsächlich so gebaut werden?
    Zuletzt vernahm ich etwas von einem Baubeginn erst im nächsten Jahr!

  • Helmut, nicht alles auf die Goldwaage legen, "verbohrte Rentner" war von mir sicher überspitzt formuliert. In den Brühlplatten lebten außerdem vorwiegend Ausländer und sozial Schwache, und die Umgebung war bis zum Auszug der letzten Mieter von einer gewissen kriminellen Energie geprägt. Das hat sich jetzt schlagartig geändert. Ein Drogenschwerpunkt war bis zur Errichtung des Bildermuseums übrigens auch die Sachsenplatz-Brache. Das hat sich ebenfalls schlagartig geändert. Auch wenn die These sicher pauschal klingt, Brachen und sozialer Wohnungsbau ziehen irgendwie auch immer zwielichtige Gestalten und Kriminalität an. Auch unter diesem Gesichtspunkt ist es gut, dass das Bildermuseum gebaut wurde und die Höfe am Brühl kommen.

    Der Neubau der Höfe verschiebt sich um ein Jahr, weil die Allianz aufgrund der Finanzkrise als Geldgeber abgesprungen ist. Inzwischen sind aber wieder zwei neue Geldgeber eingesprungen, weshalb es im Oktober losgeht. Als erstes wird wahrscheinlich der rote Plattenbau, hier links im Bild zu sehen, abgerissen.