• Unfassbar, alleine schon der Kai-Palast - so etwas wäre in mancher deutscher Stadt eine Top-Sehenswürdigkeit. Bremen würde sich die Finger einem einzigen solchen Gebäude lecken. Hinzu kommt, dass der Neubaustil in Wien wirklich ausnehmend unerfreulich/schmucklos, nachgerade hässlich ist.

  • Und wenn man bedenkt,das diese Vielzahl von Abrissen und Neubauten erst zwischen 2000 und 2020 entstanden,und nicht in den 60er/70er Jahren. Schon Wahnsinn!! Durch diese Bilder wird einem das ganze Ausmaß von Abrissen intakter Gebäude erst bewusst.Und es wird leider unvermindert auch die nächsten 20 Jahre immer so weiter gehen.:kopfschuetteln:Da kann man irgenwann einmal sagen, in Wien sind weit mehr intakte hist.Gebäude nach 45 abgerissen worden als 1945 Zerstört wurden.

  • Ja, es ist wirklich tragisch wie man in Wien leider mit der Altbausubstanz umgeht. Wenn ich an die wunderbaren Bahnhöfe oder die vielen unzerstörten Palais sowie Stadttheater denke, die mutwillig nach dem Krieg abgerissen und gegen hässlichsten Schrott ersetzt wurden! Von den unzähligen Gründerzeithäusern spreche ich nicht, die munter auch jetzt noch abgerissen werden. Wien ist seit 1945 leider Jahr für Jahr hässlicher geworden. Zumindest am Ring und in der City haben viele private Eigentümer zumindest einiges erhalten und gut renovieren können. Außerhalb schaut es aber bei uns teilweise aus wie im Ruhrgebiet. Als Wiener muss man heute nach Prag fahren um ein noch intaktes Innenstadtbild zu erleben. Es gibt ein gutes, wenn auch trauriges Buch mit den Stadtbildverlusten seit 1945 von Wien. Die Politik erkennt nach wie vor nicht den Wert der Altbausubstanz und so geht die Zerstörung immer weiter.

  • Es gibt ein gutes, wenn auch trauriges Buch mit den Stadtbildverlusten seit 1945 von Wien.

    Wien - Stadtbildverluste seit 1945: Eine kritische Dokumentation von Dieter Klein, Martin Kupf und Robert Schediwy. Ein sehr gutes Buch!

    Dieter Klein ist ein Bekannter von mir, er ist Wiener, lebt aber seit vielen Jahrzehnten in München und ist einer der Gründer der Altstadtfreunde München. Er hat in München Kunstgeschichte studiert und sich auf Historismus und Jugendstil spezialisiert, sich dabei besonders um Martin Dülfer verdient gemacht.

    Zu den Abrissen und sonstigen Verschandlungen in Wien: es ist absolut traurig, was in den letzten Jahrzehnten dort architektonisch passiert ist und immer noch passiert. Trotz dieser katastrophalen Entwicklung muss aber immer noch festgestellt werden, dass es in Wien dermaßen viele, man möchte fast sagen unendlich viele Gründerzeitbauten gibt, Gebiete, in denen man weit und breit fast nur alte, prächtige Gebäude sieht, wie man sich das, vor allem in dieser Pracht, in Deutschland gar nicht vorstellen kann; die Altbausubstanz ist immer noch gewaltig. Und in Budapest ist bei weitem nicht alles so geschlossen schön und alt, wie das hier immer behauptet wird, da wurde in den Straßenkämpfen im 2. Weltkrieg viel zerstört und später im Kommunismus durch unpassende Gebäude ersetzt. Ich würde deshalb Wien immer noch nicht unter Budapest ansiedeln, was die gründerzeitliche Altbausubstanz betrifft. Aber natürlich soll das nicht die stark gegensätzliche Entwicklung beider Städte beschönigen, bei der Wien sich ernsthaft ein Beispiel an Budapest nehmen sollte. Hoffen wir, dass dem Raubbau bald Einhalt geboten wird!

    "In der Vergangenheit sind wir den andern Völkern weit voraus."

    Karl Kraus

  • Die Zerstörung des Stadtbilds: Wie Wien immer hässlicher wird

    https://www.wienschauen.at/die-zerstoerun…esslicher-wird/

    Es ist jetzt 3 Jahre her, dass ich anlässlich einer Bruegel-Ausstellung im Kunsthistorischen Museum und einer Ausstellung im Albertina Museum zum 3. Mal in Wien war und immer wieder begeistert die Gründerzeitarchitektur genossen habe. Dazu bin ich jeden Tag durch die Stadt "getigert", um die Bauten direkt zu erleben und auf mich wirken zu lassen. Ich war ein wenig wie im Rausch, weil Wien noch sehr wenig zerstört auf mich wirkte. Nur einmal habe ich die Stadtbahn benutzt, um mir das Otto-Wagner-Spital und die Kirche am Steinhof anzusehen. Dass Moderne auch interessant sein kann, zeigte mir in Wien Otto Wagners Postsparkasse.

    Was ich hier jetzt aber an Wiener Bausünden sehe, schockiert mich, ehrlich gesagt. Wäre ich einer dieser Architekten, ich würde mich vor meinen Kindern und Freunden schämen. Einmal wegen der Zerstörung eines Gründerzeitgebäudes und dann natürlich wegen dem Neubau. Wie wollen die Architekten diese Doppelzerstörung erklären, das würde mich wirklich interessieren. Mit Sachzwängen, mit großspurig vorgebrachten Theorien über die Moderne, mit der schlechten wirtschaftlichen Lage, unter der Architekten leiden und deshalb jeden Auftrag annehmen müssen oder etwa mit den Baugesetzen, wie kürzlich im Bremer Strang ein Nutzer mit Architekturstudium (wie ich vermute), behauptet hat? Sind denn die Baugesetze überall da, wo die Moderne auftaucht - in ganz Europa und darüber hinaus - immer gleich geschrieben? Zum Architektendasein gehört offensichtlich auch ein gerütteltes Maß an Ignoranz.

    Die Modernen hat ein großes Problem, das sie selbst nicht erkennt: Die Schönheit. Das hängt wohl mit dem Moderneaxiom der Bauhäusler zusammen, dass Funktionalität Schönheit ist. Inzwischen hat die schmerzhafte und nicht enden wollende Praxis gezeigt, dass kein anderer Baustil solche Bausünden fabriziert wie die Moderne. Bei Sichtung der Bilder bin ich mir aber unsicher, ob der Begriff Stil hier überhaupt noch angebracht ist. Warum baut man immer noch mit Bezug auf das inzwischen mehr als 100 Jahre alte Bauhaus "reduziert"? Dieser Bezug scheint sich in vielfacher Hinsicht zu "lohnen", sonst wäre diese Ära längst beendet. Die neue deutsche Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD) ließ jetzt verlauten - und das ist kein Witz - dass wir "eine neue Bauhausbewegung, eine ökologische Bauhausbewegung" brauchen. Was soll das, was soll der Bezug auf das Bauhaus, für mich ist das unverständlich. Das Bauhaus als Symbol für Modernität in der ökologischen Bebauung? Da sehe ich dann schon die Containerbauweise bis zum St. Nimmerleinstag festgeschrieben. Warum verkündet Frau Geywitz nicht, dass wir beispielsweise "eine neue Jugendstilbewegung, eine ökologische Jugendstilbewegung" brauchen. Der Jugendstil ist doch nur 5, 6 Jahre älter als das Bauhaus. Das hätte dann zumindest einen Vorteil: Unsere Städte würden schöner werden.

  • Tragisch was in Wien geschieht: Wiedner Gürtel: Prachtbauten: total vernichtet!!! Modernismus von aller welt. Pleite mit Geschichte und Vergangenheit. Wien bleibt Wien??? Nicht so. Ist vorher auch so gemacht in Berlin, Hamburg, München, FFM und Köln: die Nachkriegsbilder lassen noch viel Erhaltenes sehen, heute alles weg.

    Und niemand die Wien nun schützt vom weiteren Abbruch.....Die letzte, grösste und schönste deutschsprachige Grosstadt fängt spürbar an zu verschwinden......

  • Puh! Ich habe mich in diesem Thema eben erst dazugesellt. Die von Heimdall verlinkte Seite ist ja ungeheuerlich. Die Neubauten sind, bis auf eine oder zwei Ausnahmen, absolut unterirdisch.

    Was da am Wiedner Gürtel passiert ist, macht mich wirklich sprachlos.

    Das ist auch mein "Favorit". Da wurden direkt im Doppelpack Häuser zerstört, die voll in Ordnung waren. Wer es gerade nicht präsent hat:

    VORHER -- NACHHER (Zugegeben, das Erdgeschoss hat sich verbessert).

    Da hat man sich wohl vom Frankfurter Goethe-Platz inspirieren lassen.

  • Ja, das Haus hat seinerzeit beim Dachausbau so einige Schlagzeilen in de Medien gemacht! Das Haus befindet sich im Privatbesitz eines österreichischen Fruchtsaftherstellers (zumindest zum Zeitpunkt der "Zerstörung"). Wenn mir das Haus gehören würde, dann würde ich mich als Privatperson tunlichst bemühen mein Eigentum zu hegen und zu pflegen um es möglichst in einem noch besseren und schönerem Zustand an die nächste Generation zu übertragen. Das ging hier leider total in die Hose. Man muss in Wien aber schon froh sein, dass "nur" die Kuppel abgerissen wurde und nicht auch das Haus darunter...immerhin.

  • Musste auch gleich an Goethe Platz denken. Die Eingriffen in Wien sind wirklich pervers!!! Gravierender dann in D.

    Finde es wirklich nicht zu fassen.........Wien ist doch so wunderbar wegen die gut erhalten Gründerzeit Fassaden und Ensembles?
    In Görlitz, Berlin, Hamburg, Sternstrasse 2 Magdeburg und Chemnitz handelte es zwar nicht um Abbrüchen von Prachtbauten, aber doch immer noch Schade, weil intakte Strassenfront gesprengt wurde ( Görlitz!!) oder intakte Eckbauten (Moabit)

  • Ich schäme mich Wiener zu sein! Schande über diese, meine Stadt und seine kulturfernen Beamten! Ich kenne dieses Haus und das alte Cafe Urania. Es tut weh!

    Ach, was glaubst Du denn, Exilwiener, wie oft ich mich schon für meine Stadt Bremen geschämt habe? Insofern sind die Wiener Verhältnisse beispielhaft, kommen in vielen Städten vor und sind fast schon aus der Sicht der Bewohner anderer Städte, ganz ohne Zynismus, trostvoll. Denn man sieht, nicht nur in der eigenen Stadt passieren diese unglaublichen Vernichtungen von Stadtidentität durch modernistisch gestimmte Architekten und geldgeile Investoren, sondern woanders ist es genauso.

  • woanders ist es genauso

    Aber es gibt schon regionale Schwerpunkte, die es zu untersuchen gäbe. In unserer Region des Rhein-Main-Gebietes gibt es sicherlich auch vereinzelte Abrisse historischer Substanz, es hält sich aber doch noch sehr im Rahmen. Trotz hohen Wohndrucks und Investorenrenditen. Da ist, was ich von Wien, aber auch Westfalen oder Baden-Württemberg mitbekomme, ein anderes Kaliber dominierend.

    Das kann natürlich auch hier wieder im negativen Sinn anziehen, aber momentan erkenne ich eine solche Tendenz noch nicht. Zum Glück, toi, toi, toi.

  • Sicher eines der markantesten Gebäude, die über die letzten Jahre in Wien geopfert wurden. Meist trifft es ja den stillen Ensemblebau, hier ist es aber definitiv ein Gebäude, das mir seit frühester Kindheit gut in Erinnerung ist.

    Die Intitative Denkmalschutz unter Herr Landerer ist sehr engagiert dahinter die Verhältnisse zu verbessern, aber wie es der Standard schon schreibt, man stößt bei der Stadt eigentlich auf taube Ohren. Das Grundübel ist und bleibt eben definitiv der Wiener Richtwert. Solange man sanierte Altbauten nicht kommerziell sinnvoll vermieten kann, wird auch bevorzugt abgerissen werden.

  • Hier bleibt einem wirklich die Luft weg. Was für ein schönes und ästhetisches Gebäude. Dieser Abriss ist eine absolute Schande. Wann hört das endlich auf, dass mit schöner historischer Bausubstanz so umgegangen wird? Ein ansprechendes historisches Gebäude und seine einzigartige Geschichte kann durch keine Reko ersetzt werden. Und schon gar nicht durch diese Betonbunker, die manche Architekten als „Architektur“ bezeichnen.

    Hier der Link, der schlechte Laune garantiert.

  • Ja, leider und das ist nur die Spitze des Eisbergs! Das Problem ist das sozialistische Mietrecht, das Mieten in Gebäuden nach dem 8.5.1945 nach oben hin deckelt und eine Erhaltung für den Eigentümer schwer möglich macht. Erben bleibt in der Regel nichts anderes übrig als an Projektentwickler zu verkaufen, die abreißen und mehr sowie teueren (hässlichen) Wohnraum in Form von Eigentumswohnungen schaffen.

    Es klingt verrückt, aber die seit 1919 in Wien regierenden Sozialisten vernichten dadurch leistbaren Wohnraum und unterstützen Spekulanten, denen es nur um den eigenen, kurzfristigen Gewinn geht! Aufs Stadtbild wird geschissen. Ruinen schaffen ohne Waffen…die DDR lebt in Form der Wiener Stadtregierung weiter. Ein abschreckendere Beispiel, aber der Dumme wählt stets den Dummen (wenn er die Chance dazu erhält). Ende nicht in Sicht. Bonmot am Rande: Die Wiener Stadtregierung hat mittlerweile mehr Wiener Altbausubstanz seit 1945 zerstört als die Alliierten Bomber im Weltkrieg - nicht einmal Bomber Harris hätte vermutlich soviel Blödheit der Wiener Stadtregierung für möglich gehalten! Das muss man erst einmal schaffen…

  • Sperrgasse N°13 unweit des Westbahnhofs.

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    Das sehr hässliche rechte Nachbarhaus N°15 wurde bereits durch einen Abriss (wohl im Jahr 2008) ermöglicht.

    Sperrgasse 15​: Abriss & Neubau - WienSchauen
    Das kleine Haus in der Sperrgasse 15 stammte vielleicht noch aus der Vorgründerzeit. Um 2008 kam der Abriss.
    www.wienschauen.at

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)