Sehe ich komplett anders. Der Vorgänger des Hollein-Baus war keine Schönheit, wäre mit einigermaßen cleverer Sanierung aber ein angenehmer, unauffälliger und sich in den Platzkontext fügender Bau gewesen. Der Hollein-Bau hingegen zeugt von mangelndem Respekt. Er ist wie gesagt für sich genommen interessant und wäre außerhalb des historischen Kontextes auch definitiv erhaltenswert, doch hier, im Herzen Wiens, passt das so gut wie ein Glasdildo auf den römischen Petersplatz.
Hier müsstest du auch mal konsequenter sein Ursus. Deine Abneigung gegenüber dem Historismus ausblendend, doch hier steht ja auch der gotische Stephansdom. Du plädierst sonst vordringlich für intakte Ensembles, dies ist hier nicht mehr gegeben. Aus meiner Sicht wurde mit diesem zentralsten aller Wiener Kontraste erst die Büchse der Pandora geöffnet, welche die ganzen unpassenden Neubauten und Dachausbauten in Wien überall erst möglich machte, wie überhaupt den scheinbar immer respektloseren Umgang mit Wiener Ensembles und Baudenkmälern. Siehe hier für erschreckende Beispiele!
Mittlerweile ist ja sogar der UNESCO-Weltkulturerbestatus Wiens in akuter Gefahr, weil die Sozialdemokraten-Clique unbedingt völlig unpassende Hochhausklötzer im Zentrum will. Und wenn dieser Status erstmal weg ist, kann es städtebaulich nur noch rasanter bergab gehen, gerade im Ersten Bezirk und den anderen bisher streng geschützten Teilen!
(Nicht falsch verstehen: die DonauCity ist ein anderes Bier, das ist quasi Wiens "La Defense", ein autarkes Hochhausviertel, in dem man sich mit neuen Hochhäusern ruhig etwas austoben kann - aber nicht in der Kernzone der Stadt!)