Stuttgart - KONTRA (Galerie)

  • Aber wie findest du den Bereich Dom/Markt mit den vielen kleinen Seitengassen? Das eine oder andere Gebäude mag nicht so schön sein, im ganzen und grossen ist die (Innere) Altstadt für mich sehr lebendig und gemütlich (es gibt auch viele Kneipen und Cafés). Hier und da sind interessante Bürgerhäuser zu sehen - von den Kirchen ganz zu schweigen. Aber vielleicht ist das in Pforzheim ähnlich? :)

    Wie findest du Ulm?

    Unsere große Aufmerksamkeit für die Belange des Denkmalschutzes ist bekannt, aber weder ökonomisch noch kulturhistorisch lässt es sich vertreten, aus jedem alten Gebäude ein Museum zu machen. E. Honecker

  • Ich sage ja, daß der Bereich unmittelbar um den Dom herum durchaus attraktiv, aber auch sehr klein ist. Der Vergleich mit Pforzheim bezog sich nur auf den Rest der Stadt.

    Ulm finde ich ehrlich gesagt auch nicht besonders schön...

  • Aber Aachen hat doch auch noch ganz nette Gründerzeitviertel... also ich hatte die Stadt jetzt nicht als so häßlich in Erinnerung.

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • Deftiges Update 2009 !!!



















    :lachen:

    Ich entschuldige mich von Herzen für meine früheren arroganten, provokanten, aggressiven und unfreundlichen Beiträge!
    Jesus ist mein Herr und Retter!

  • Ja, daß die in Stuttgart bei so viel Geld offenbar so wenig in die Wiederherstellung des eigenen (alten) Stadtbildes stecken, ist schon fast kriminell. Aber es gibt natürlich auch noch andere, schönere Ecken in der schwäbischen Hauptstadt.

    Apropos kriminell: Interessant auch der Vergleich der Bilder 9 und 10 vom Marktplatz. Auf dem ersten Bild sind die beiden Damen noch in Begleitung einer Dritten. Auf dem zweiten Bild, ganz offenbar unmittelbar darauf aufgenommen, sind sie nur noch zu zweit. Was ist bloß mit der Frau passiert? Ein Fall für Detektiv Nick Knatterton?... (Vielleicht ist sie auch nur aus der Nachkriegsbau-Hölle geflohen)

  • So, jetzt hatte ich in dieser Woche auch mein Stuttgart-Erlebnis in Bezug auf die unmittelbare Innenstadt rund um S-Bahnstation Stadtmitte und die Umgebung des Schlosses.
    Das Fazit: Der von mir abgelaufene Bereich der Innenstadt ist - abgesehen von Schlossplatz und Schillerplatz - regelrecht die Hölle auf Erden. So etwas habe ich bisher in derart geschlossener Form nur in Siegen (NRW) in ähnlicher Form gesehen und empfunden. In Berlin vergleichbar ist die Gegend zwischen Marienkirche und Prenzlauer Tor. Selbst die Postmoderne ist - wie mir auf meinem unschönen Spaziergang schien - an Stuttgart wohl vorbeigezogen!
    Was umso mehr verwundert ist, dass die unzähligen Betonbrocken (zwangsläufig) bereits verbreitet in schlechtem Zustand sind, während jedes zweite Auto auf den Schneisen von Daimler oder Porsche kommt.

    Ich will da nie wieder hin - und hier kommen die Bilder.

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    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Das Gezeigte ist in der Tat aeusserst deprimierend um nicht zu sagen erschuetternd. :sehrtraurig: Trotzdem vielen Dank, Palantir.

    Es ist erstaunlich, dass dieses Gebaeude ueberlebt hat! Es ist der nahezu einzige Lichtblick weit und breit in einem horrenden Meer von Beton, Glas und regelmaessigen Quadraten und Rechtecken. Und hier haben sie einfuehlsam und behutsam einen Glasan-und Oberbau auferlegt. Die armen Skulpturen!

  • Tja, ein Beispiel für den nur scheinbar "konservativen" Geist der CDU, denn deren Oberbürgermeister regieren Stuttgart immerhin seit 1974. Korrekturen des verhängnisvollen Weges von OB Arnulf Klett fanden seither keine statt.

    Ginge es nach heutigen Architekten bzw. deren herangezüchtetem studentischem Unibestand sähe es sogar noch schlimmer aus, würde all das noch mit schiefen dekonstruktiven Dächern und wabernden Glasstrukturen überwuchert.

    Interessanterweise zieht diese Öde dann auch immer wieder irgendwelchen Kunstnachwuchs an, wie der Kuhfladen die Fliegen. Graffiti blüht, irgendwelche kleinen "Kunstinstallationen" und "kreative" Bemalungen sind bei genauem Hinsehen erkennbar. Schxxx wirkt attraktiv auf noch mehr Schxxx. Wollen wir hoffen, daß der Schrott auch in Folge der Wirtschaftskrise zunehmend vergammelt und die Stadt - faktisch als "Strafe" - hinsichtlich jeder Attraktivität das Rennen endgültig verliert. Erst durch Not wird Einkehr kommen.

    Gerechterweise muß man allerdings dazu sagen, daß es in manch anderer deutschen Stadt (ich erinnere mich z.B. an Essen) auch nicht viel besser aussieht, und daß es auch in Stuttgart schönere Ecken, z.B. Gründerzeitquartiere oder das Bohnenviertel, gibt, die in dieser Fotoreihe nicht auftauchen.

  • Palantirs Bericht bestätigt einmal mehr das große Problem von Stuttgart, nämlich die
    Barrieren in Form überdimensionierter Strassen wie z.B. der B14, die eigentlich zusammenhängende
    Quartiere seit Jahren voneinander trennen. Kaum ein Besucher der Stadt bewegt sich außerhalb
    dieser Autoschneisen, die die Kernstadt/Altstadt wie eine Zange umschließen. In diesem Bereich der
    Kernstadt ist in Stuttgart tatsächlich nur sehr wenig Bausubstanz durch Krieg und Nachkriegszeit
    gekommen, in sofern ist Palantirs Galerie hier ziemlich objektiv, so bedauerlich das ist. Andererseits gibt
    es in Stuttgarts Zentrum eben auch wunderbar geschlossen erhaltene Quartiere mit gründerzeitlicher
    Architektur, wie z.B. dem Heusteigviertel, wie auch einem Großteil von Stuttgart West, eines der größten
    zusammenhängenden Altbauquartiere in Deutschland überhaupt, oder das hübsche altstädtische Bohnenviertel
    u.v.m.
    Das Problem ist nur, kaum ein Besucher dringt in diese Ecken vor, wegen der oben genannten Probleme, und
    nimmt somit nur einen unvollständigen, äußerst negativen Eindruck mit nach Hause.

    Ihr merkt, als alter Stuttgarter muss ich meine Stadt jedesmal etwas verteidigen, unbestreitbar hässlich ist sie
    durch Krieg und Nachkriegsstädtebau in weiten Teilen der Kernstadt geworden, aber wunderschöne historische
    Quartiere existieren daneben, die in dieser Geschlossenheit nur wenige westdeutsche Städte besitzen.
    Mein größer Wunsch wäre ein Rückbau der trennenden Stadtautobahnen wie der B14, damit wieder
    zusammen wächst, was zusammen gehört, in Teilen ist dies auch schon in Planung.

    In dubio pro reko

  • Der Sinn für traditionelle Architektur ist den kriegszerstörten Wirtschaftsmetropolen Westdeutschlands oftmals völlig abhanden gekommen. Man identifiziert sich zwar nunmehr weitgehend über den wirtschaftlichen Erfolg, nachdem man in der eigenen Jahrhunderte alten Kultur keinen immanenten Eigenwert mehr erkennt. Die klassische Schönheit alter Baukunst wird jedoch nicht mehr als Zeichen von Wohlstand empfunden, entsprechend wenig investiert eine reiche Stadt wie Stuttgart in diesem Bereich. Solange die Wirtschaft brummt, ist die Welt in Ordnung; dass man von vergammelten Schrottbauten umgeben ist, fällt vielen Menschen wahrscheinlich gar nicht mehr auf. Als Prestigeprojekte, mit denen man gegenüber anderen deutschen Städten zu punkten glaubt, werden umfangreiche Infrastrukturmaßnahmen mit bisweilen zweifelhaftem Nutzen wahrgenommen, für die man willig Milliardenbeträge bereit stellt. Dass man einen Bruchteil dessen auch in die sukzessive Rekonstruktion des ohnehin immer eher kleinen Altstadtbereichs stecken könnte, kommt den Stadtpolitikern dagegen nicht in den Sinn.:(

    "Meistens belehrt uns der Verlust über den Wert der Dinge."
    Arthur Schopenhauer

  • ^ Wohl wahr.


    Danke an den Freiburger wie auch Palantir für die ernüchternden Einblicke!

    Stuttgarts Innenstadt ist wirklich das reinste Trauerspiel, die Stuttgarter juckt es offenbar aber nicht - es gibt scheinbar nicht einmal so etwas wie eine "Altstadt"-Initiative, oder habe ich was übersehen? Hab mich kurzzeitig auch mal damit beschäftigt vor ein paar Monaten, als ich einen Disput über das Stuttgarter Rathaus hatte, dessen Grundsubstanz ja noch gründerzeitlich ist.
    Paradox ist jedenfalls der Kontrast zwischen der zubetonierten Stuttgarter Innenstadt zu den umliegenden, hangaufwärts gebauten herrschaftlichen Wohnvierteln und den Städten im Speckgürtel der Schwabenmetropole (Esslingen oder das eingemeindete Bad Cannstatt bspw.).


    Übrigens: Wird es nicht einmal Zeit für eine Stuttgart PRO-Reihe? ;)

    Die gibt es jetzt hier: http://www.architekturforum.net/viewtopic.php?f=30&t=2865">viewtopic.php?f=30&t=2865

  • noch peinlicher erschien es mir, als ich vor einigen Jahren in der S-Bahn nach Dresden zwei Stuttgarterinnen in ihrer Unterhaltung hörte, wie sie sich über die Dresdner Plattenbauten am Stadtrand aufregten...Als ich dann 2006 das erste Mal durch Stuttgart lief, traf mich der Schlag...Danke für die erschütternden Bilder...man muss aber dazu sagen..die Stuttgarter Umgebung ist wunderschön.

    Gruß DV

    "We live in the dreamtime-Nothing seems to last. Can you really plan a future, when you no longer have a past." Dead Can Dance - Amnesia

  • Kiel und Stuttgart: Schoene Landeshauptstaedte in Sueden und in Norden. Social realistisch und heiter in ihren Stimmungen. Meine erste Eindruck: da will ich wohnen und erwachsen werden. Die haben alle die Charme von moderne asiatische Metropolen wie Seoul (http://www.preservenet.com/freeways/Seoul_BeforeDongdaemunArea.jpg\r
    http://www.preservenet.com/freeways/Seo ... unArea.jpg) und Tokyo (http://www.spa.ucla.edu/up/webfiles/tokyo-shinjuku-45_4.jpg\r
    http://www.spa.ucla.edu/up/webfiles/tok ... u-45_4.jpg)

  • Stuttgart scheint ja fast eine Ruhrgebietsstadt zu sein. Da fühl ich mich ja scho richtig heimisch, obwohl die Materialwahl ja schon deutlich angenehmer ist. Naturstein, manchmal Klinker oder Putz. Im Ruhrgebiet dagegen sind vielerlei noch schön gekachelte 60er Jahre Fassaden zu bewundern, der Trend geht aber auch langsam über zu etwas wohnlicheren Materialien wie Glas und Stahl. :zwinkern:

    Es ist so furchtbar, in solchen verschandelten Städten leben viele Menschen, denen die brutalste Häßlichkeit oder der ganze Schmutz anscheinend überhaupt nichts ausmachen und denen die historische Gestalt ihrer Stadt unbekannt und egal ist.

    @Palantir: Solltest Du diesen Teil von Stuttgart als

    Zitat

    die Hölle auf Erden

    empfinden, komm doch mal in den Pott! :verrueckteaugengelb:

    Labor omnia vincit
    (Vergil)

  • In Stuttgart liegen Grauen und Schönheit dicht beieinander, hier als Gegenbeispiel das erwähnte Heusteigviertel, ein fast perfektes geschlossenes gründerzeitliches Stadtviertel, leider durch die B14 abgeschnitten und daher selten durchwandert:

    ein halbwegs ordentlich erhaltener Bereich in der Stadtmitte, mit Tagblatturm, Wilhelmsbau und Altem Schauspielhaus:

    auch beim Marienplatz gibt es schöne Straßenzüge, rechts oben entsteht bald ein Neubau:

    oder Stuttgart West, ebenfalls reich gesegnet mit Altbauten:

    So sieht Stuttgart AUCH aus :)

    Bilder:http://maps.live.de/

    In dubio pro reko

  • Danke Palantir für diese Bilder - die einen echt das Gruseln lehren. :schockiert: Solche Ansichten habe ich mir und Euch bei meinem Kassel-Rundgang bewußt erspart (wenngleich Stuttgart noch um einiges schlimmer zu sein scheint als KS). Doch man sollte immer mehrere Meinungen einholen - daher auch vielen Dank an Stuttgarts "Pflichtverteidiger" Dirk. Da sind ja doch noch "andere" Viertel, wie man erleichtert feststellt. Allerdings fällt mir auf, daß bei sehr vielen der zu sehenden Altbauten das Dach an der Oberseite abgeflacht ist (obwohl es auch keine richtigen Flachdächer sind) - ich sehe da keine richtige gründerzeitliche Dachlandschaft. Nach meinem Eindruck kann die Oase Stuttgart-West mit der Oase Kassel-West nicht mithalten. Dennoch ein Lichtblick.