Berlin - Steglitz und Zehlendorf

  • Wie versprochen, hier ist der zweite Teil meiner Fotoreihe (gerne lade ich noch mehr Fotos in den kommenden Tagen hoch) aus Lichterfelde in Steglitz-Zehlendorf:

    Beginnen wir mit diesem hübschen Mietshaus, das in zärtlichem Rosa höchst barock anzumuten vermag.

    Der West-Bazar wurde 1897 erbaut und enthält mehrere Geschäfte und Restaurants. Er liegt direkt vor dem S-Bahnhof Lichterfelde-West.

    Verschiedene kaiserzeitliche Bauwerke mit allerhand Gauben, Giebeln, Türmchen und Ornamenten:

    Das Drake-Haus, nahe dem S-Bahnhof Lichterfelde-West:

    Neben diesem eleganten Bauwerk in Ziegelbauweise befindet sich auf rechter Seite ein seltener(!) Fall der Entstuckung in Lichterfelde.

    Im Vordergrund steht eine historische Wasserpumpe.

    Detailaufnahme einer ortstypischen Fassade:

    Viele Abschnitte in Lichterfelde wirken wie unberührt von Kriegszerstörungen und nachträglichen Abtragungen oder baulichen Veränderungen. Fast schon ein Wunder in Berlin...

  • ... hinzu kommt aber auch, dass Westberlin durch seine Insellage viele (nicht alle!) der typischen BRD-Nachkriegsverhehrungen (Mondernisierungswahn, autogerechte Stadt) quasi "übersprungen" hat und heute davon erfreulich profitiert.

  • ... hinzu kommt aber auch, dass Westberlin durch seine Insellage viele (nicht alle!) der typischen BRD-Nachkriegsverhehrungen (Mondernisierungswahn, autogerechte Stadt) quasi "übersprungen" hat und heute davon erfreulich profitiert.

    Da irrst Du aber sehr. Die autogerechte Stadt zeigt sich noch heute durch breite Schneisen, die in den 60ern durch die Innenstadtbezirke Schöneberg, Charlottenburg und Wilmersdorf geschlagen wurden. Und der Modernisierungswahn äußerte sich (wie ich schon mehrmals schrieb) darin, dass Hausbesitzer von Altbauten bei der Renovierung ihrer Häuser vom Senat sogar noch Prämien bekamen, wenn sie den noch verbliebenen Putz abschlugen.

  • Das stelle ich nicht in Abrede. Der Unterschied zeigt sich aber in vielen Details : Bürgersteige mit Kleinsteinpflaster, Gaslaternen, alte Wasserpumpen am Straßenrand, Bäume. Das alles gab es z. B. auch in Frankfurt, ist aber fast flächendeckend ausradiert worden zugunsten von völlig überdimensionierten Fahrbahnen und Parkplatzflächen, häßlichen Monsterlaternen.

  • Frankfurt halte ich für einen Sonderfall durch die Funktion als internationaler Finanzplatz, der eine größere Amerikanisierung als andere deutsche Großstädte zur Folge hatte.

  • Vor ca. 2 Jahren fertiggestellter Neubau an der vielbefahrenen Straße Unter den Eichen (der Chaussee nach Potsdam, Bundesstraße 1), Höhe Lichterfelde West. Gelungen finde ich die Formgebung, die sich gut in das dortige gebaute Umfeld aus großteils einzeln stehenden, größeren gründerzeitlichen Wohnhäusern einfügt. Dazu passend auch die Ausbildung eines mittelständigen, leicht vorstehenden, spitz nach oben zulaufenden Erkers und die geteilten, in unterschiedlichen Gruppen gestalteten Fenster. Zum Dach hin ist ein Gesims ausgebildet. Etwas schade finde ich, dass man die Fensterrahmungen nicht etwas stärker herausgehoben, den Erdgeschossbereich nicht rustiziert und vielleicht noch ein Gesims zwischen den Obergeschossen eingefügt hat - dann wäre der Gesamteindruck noch etwas weiter von dem eines abgestuckten Gründerzeitlers entfernt gewesen. Aber auch so muss man die Intention loben, zu Gunsten der passenden Einfügung in ein gewachsenes bauliches Umfeld einen gewissen Aufwand zu betreiben, sicherlich auch finanziell. Schon das ist in der heutigen Zeit alles andere als selbstverständlich.

    Eingestellte Bilder sind, falls nicht anders angegeben, von mir

  • Der Neubau passt zu dem weiter oben vorgestellten entstuckten Gründerzeitler, zu dem "l´architecture" folgendes geschrieben hat.

    Neben diesem eleganten Bauwerk in Ziegelbauweise befindet sich auf rechter Seite ein seltener(!) Fall der Entstuckung in Lichterfelde.

    Im Vordergrund steht eine historische Wasserpumpe.

  • Also wegen meiner kann das scheußliche Ding weg.

    Das habe ich mir zwar schon Ende der 70er Jahre gewünscht, aber auf mich hört ja keiner.:lehrer:

    Aber da er nun mal da ist und der Turm inzwischen zu Wohnungen umgebaut wird ...und wenn dann der Sockel so wird wie auf dem Bild...

    Ich habe auch irgendwann mal gehört, dass es schwierig wäre, besonders den Turm wieder abzubauen/abzureißen, weil dann das Grundwasser steigen und den U-Bahnhof Steglitz unter Wasser setzen würde. Keine Ahnung, ob das wirklich der Fall ist.

  • Ich könnte mir vorstellen, dass das Gewicht des Turmes dem Druck des Grundwassers entgegenwirkt, damit die unterirdische Station nicht aufgeschwemmt und somit aus dem Boden gedrückt wird. In Hannover musste aus diesem Grund zumindest die U-Bahn-Station "Kröpcke" während des Abrisses des darüber befindlichen Gebäudes mit Gewichten beschwert werden, bis der Nachfolgebau errichtet war.

  • Wenn ich mich nicht irre, dann ist diese geniale Fassadenrekonstruktion noch nicht vorgestellt worden:

    Quelle: https://www.stadtrand-nachrichten.de/jaegerstrasse-…es-monats-juli/

    Ist zwar schon min 2 Jahre her, aber man kann sich einfach nicht daran sattsehen! Wenn sanieren, dann nur so und ohne jeden Wärmedämmsondermüll bitte! Berlin hätte so viel Potential...wenn denn, aber was schreibe ich mir die Finger wund. Solche Altbausanierungen wird es nun leider lange nimmermehr geben. Hoffentlich nicht wieder 40 Jahre warten, aber die Altbauten werden es wieder überleben - der gebaute Nachkriegsrest hoffentlich nicht ;) !

  • Eine sehr lobenswerte Arbeit, meine Hochachtung an Frau Dr. Rupprecht und den Handwerksleut die dieses bewerkstelligten. :daumenoben:

    Beim Dach des Treppenhauses allerdings, bin ich mir nicht sicher ob so das Original ausgesehen hat? Es wirkt für dieses Gebäude zu sehr "dahinimprovisiert" ....aber gut, wahrscheinlich waren da überhaupt keine Vorlagen mehr aufzutreiben und man hat es dann besser so belassen wie es ist, als es unnötig zu verkitschen.

  • Ein besonderes brutalistisches Gebäude ist in Berlin-Lichterfelde die Forschungseinrichtung für experimentelle Medizin ( Tierversuche ) in der Krahmerstrasse / Hindenburgdamm. Der im Volksmund genannte Mäusebunker entstand 1971- 1980 .Er kostete 183 Mio. DM und der Architekt war Gerd Hänska. Da der Bedarf an Tierversuchen nicht mehr gegeben ist, will die Charité den Mäusebunker abreißen lassen. Einige Architekten wollen ihn unter Denkmalschutz stellen !

    Irgendwie erinnert er mich an einen Panzerkreuzer


  • Das Ding ist mal wieder so hässlich, dass es einfach geil ist! Und da es in ner Seitenstraße umgeben von Gebüsch steht, kanns auch stehen bleiben. Ist eben mal wieder ein Unikat, wie der Bierpinsel oder die "Schlange".

  • Man kann mir erzählen, was man will. Aber Architekten, die so etwas entwerfen, können noch so auf liberal oder demokratisch oder "offen" machen, in ihrem Inneren sieht es etwas anders aus. Da bahnt sich die erotische Anziehung zu Militär und Krieg auf solche Weise Bahn. Das Haus sieht aus wie ein Bunker oder Festungsbauwerk mit Kanonen. "Eiserner Pirat" sprach von "Panzerkreuzer". Bei einer realen Festungsanlage wäre das ja aus technischen Gründen erklärbar, hier aber ist es rein bewusst gewählter Stilwille. Daran erkenne ich, dass solche Planer unglaublich gerne dabei gewesen wären, bei Albert Speer senior und Co., es aber "leider" nur in pazifistischen Zeiten stilistisch umsetzen können. Menschlich/Männlich erklärbar, aber solche Leute sollen dann auch nicht die modernen Gesellschaftserneuerer mimen, wenn es zum Sektempfang im Architekturmuseum geht.

  • Ich wäre für den Erhalt - um eine lebendige Anschauung davon zu erhalten, wie schlecht wetterexponierter Sichtbeton altert. Nach einigen Jahrzehnten ist eine Sanierung offenbar kaum noch möglich.

    Eingestellte Bilder sind, falls nicht anders angegeben, von mir