Frankfurt a. M. - Rekonstruktion der Turmspitze des 'Langen Franz' und weiterer Rathausdächer

  • Also wenn man die heutige Situation vergleicht mit dem Original, da sind dann schon Welten dazwischen . Vorallem in den Details (Neorenaissancegiebel, Mansarddach in dem Anbau vorne links, das Dach des rechten Anbaus) war natürlich der Historismus tausendmal überlegener als die Nachkriegsrestaurierung keine Frage. Wenn man aber jetzt keine Ahnung hat von dem Vorkriegszustand, dann würde einem das gar nicht auf den ersten Blick auffallen zb mit dem Turmspitzen, denn die aktuelle Situation (Zeltdach beim langen Franz ohne Filialen) macht wenigstens einem halbwegs erträglichen Zustand, immerhin besser als ein Flachdach wie am Nordflügel!
    Störend empfinde ich auch die Aufstockung des früheren Mansarddach vorne links aber dafür hat wohl die Verwaltung nie Geld, um ihr eigenes Rathaus originalgetreu wiederherzustellen ! Eine Schande eigentlich :wuetenspringen:

  • Auf der Webseite der Freunde Frankfurts ist übrigens Folgendes zu den Rathaustürmen zu lesen:

    "Neben den Kirchtürmen bestimmten bis zum Zweiten Weltkrieg als Symbole der weltlichen Macht zwei eindrucksvolle städtische Türme das Bild der Altstadt. Beide wurden im Stil des Historismus von zwei führenden Frankfurter Architekten, Ludwig Neher (1850—1916) und Franz von Hoven (1842—1924), zwischen 1900 und 1908 im Rahmen der Rathausneubauten errichtet. Es ist einmal der an der Ecke Bethmannstrasse und Buchgasse stehende „Lange Franz“, im Volksmund so genannt nach dem damaligen Bürgermeister Franz Adickes (1846—1915), zum anderen der „Kleine Cohn“ an der Ecke von Buch- und Limpurger Gasse. Ob der Name Cohn sich auf einen bestimmten Frankfurter Bürger bezieht ist unbekannt. Als wahrscheinlicher gilt die Erklärung, dass er Zeichen eines grundsätzlichen Respekts vor den der Stadt gegenüber besonders großzügigen jüdischen Mitbürgern so genannt wurde.

    Beide Türme wurden im Krieg beschädigt und weniger hoch und in vereinfachter Form aufgebaut. Schon 1984 bemühte sich der frühere Vorsitzende der FREUNDE FRANKFURTS, Johann Philipp Freiherr von Bethmann um die Rekonstruktion dieser für die historische „Skyline“ Frankfurts wichtigen Türme.
    Trotz einer von ihm angebotenen großzügigen Spende stimmte die Stadt nicht zu. In Anbetracht der sich langsam ändernden Einstellung zu historischen Bauten, lohnt es sich, das Projekt weiter zu verfolgen."

    Quelle: http://www.freunde-frankfurts.de/projekte/rathaustuerme.html


    Haben die Freunde Frankfurts da denn in letzter Zeit mal wieder nachgebohrt? Oder sonst jemand?
    Wir könnten das ja als Stadtbild Deutschland auch mal wieder auf die Tagesordnung bringen. :)

  • Zitat von erbse

    (...) Oder sonst jemand? (...)


    Ja. Herr Christoph Mäckler will sich mit seinem Brückenbauverein doch in Zukunft um den Langen Franz kümmern.


    (...) Derweil hegt der Brückenbauverein bereits neue Pläne. Auch diese stehen indirekt im Zusammenhang mit der Alten Brücke. So sollen in den nächsten Jahren die beiden Rathaus-Türme „Langer Franz“ und „Kleiner Cohn“ rekonstruiert werden. (...)


    Wenn am 01. Oktober 2016 Karl der Große wieder auf der Alten Brücke steht, hat der Verein vielleicht mehr Zeit, sich dem Langen Franz & Kleinen Cohn zu widmen.

  • Das würde Frankfurt so gut stehen! Vor allem, weil Frankfurt derart durch die Skyline der Hochhäuser geprägt ist, finde ich dürfen die historischen "Hochhäuser" dem nicht nachstehen/ vernachlässigt werden!

  • Sehr gute Nachrichten!

    Die CDU, SPD und die Grünen haben innerhalb eines gemeinsamen Etat Antrages zum Produkthaushalt 2017 die vollständige Rekonstruktion des "langen Franzes" und "kleinen Cohn" gefordert. Jetzt muss der städitsche Magistrat offiziele prüfen wieviele eine Rekonstruktion kosten wird!

    Quelle: Stadt Frankfurt

    Das ist doch schonmal ein riesen Schritt in die richtige Richtung! Vielleicht kann dies ein Frankfurter politisch besser einordnen. Aber das dem sogar die Grünen zustimmen, nährt für mich die Hoffnung, dass die dem dann später keine Steine in den Weg legen werden. Ala Kita zuerst oder so.

  • Blick vom Paulsplatz 1924:

    Wenn der o. g. Antrag wörtlich vom "Langen Franz", dem "Kleinen Cohn" und "der Wiederherstellung der historischen Turmdächer" spricht, könnten damit wohl - entsprechend diesem Bild - ggf. auch umfasst sein:
    1) Die Haube des Treppenturms links vor dem Schwibbogen?
    2) Die Giebelhäuser vor dem Langen Franz?
    3) Das gesamte Dach des rechten Baus?

    Ansonsten wäre das doch eher eine halbe Sache. Besser als nichts, aber "Wenn schon, denn schon", sollte das Prinzip sein.

    Eine eher seltene historische Ansicht der Gegenrichtung aus der Bethmannstraße:

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

    Einmal editiert, zuletzt von Mantikor (9. Mai 2017 um 10:27)

  • Naja da man "Franz" und Cohn" von fast überall sehen kann
    (vom Hauptbahnhof-Münchner Straße, von der anderen Main Seite usw.)
    traue ich den Planern zu auch nur diese Rekonstruktion nicht als halbe Sache zu betrachten.

    Die Punkte 1)2) und 3) fände ich aber AUCH überaus wünschenswert, das sehe ich auch so. Vor allem Punkt 3) ist im heutigen Zustand wie ein Dorn im Auge!

    nochmal Detail was uns wuderschönes erwartet:


    Quelle: wikipedia

  • Wenn der o. g. Antrag wörtlich vom "Langen Franz", dem "Kleinen Cohn" und "der Wiederherstellung der historischen Turmdächer" spricht, sollen damit wohl - entsprechend diesem Bild - auch umfasst sein:
    1) Die Haube des Treppenturms links vor dem Schwibbogen?
    2) Die Giebelhäuser vor dem Langen Franz?
    3) Das gesamte Dach des rechten Baus?

    Nein, die von Dir genannten Bauelemente nicht nicht gemeint, sondern nur die beiden Türme. Punkt 3, das Kämmerei-Dach, ist wohl die schlimmste Bausünde am Paulsplatz. Aber das Flachdach wurde erst unlängst saniert, so dass in den nächsten 20 Jahren nicht mit einer Rekonstruktion zu rechnen sein wird. Dabei ist besonders schade, dass ja in der Nachkriegszeit erst ein steiles Dach wieder hergestellt worden war. Außerdem hätte man bei der Sanierung wenigstens Voraussetzungen für eine schrittweise Rekonstruktion ermöglichen können, z.B. den Eckturm und den Giebel erst einmal vereinfacht und ohne Schmuck errichten und dann sukzessive ergänzen.
    Hier ein Artikel von 2013: http://www.bff-frankfurt.de/artikel/index.php?id=452

    Über den Sprung hinsichtlich des Langen Franz freue ich mich aber sehr. Immerhin sprechen sich die Fraktionen positiv gegenüber dem Vorhaben aus. Dennoch ist es erst einmal nur ein "prüfen und berichten"-Antrag. Es wird also nur beschlossen, die Kosten zu ermitteln. Das heißt noch nicht, dass die Maßnahme startet.

  • Als ich vor einigen Jahren erstmals In Frankfurt war und ich mich noch nicht mit den furchtbaren Verlusten in den Kriegsjahren auseinandergesetzt hatte, habe ich nicht erwartet, dass grade in einer solch modernistischen Stadt eine regelrechte Welle von Rekonstruktionsprojekten in Gang kommt. Ich freue mich sehr für alle Frankfurter hier, die dabei zu sehen können wie Ihre Stadt schöner wird.

  • nun auch die FAZ:

    Zitat von faz.net

    Türme am Frankfurter Römer
    Dächerplan für „Langen Franz“ und „Kleinen Cohn“

    Die Türme am Frankfurter Römer sollen rekonstruiert werden. Die Idee ist nicht neu – vor zehn Jahren unternahm schon einmal die FDP diesen Vorstoß.

    Mit seinem spitzen Fachwerkdach war der „Lange Franz“ ein Hingucker, genauso wie die Turmzwiebel auf dem „Kleinen Cohn“. Die beiden Türme an der Südseite des Römer schmücken den Bau seit 1908. Sie stehen noch heute – aber ohne ihre prunkvollen Dächer.

    Annette Rinn, die Fraktionsvorsitzende der FDP im Römer, erinnert sich noch gut, wie sie sich vor zehn Jahren mit ihrer Partei für den Wiederaufbau der Türme an der Bethmannstraße eingesetzt hat. Sie waren im Zweiten Weltkrieg teilweise zerstört worden, ebenso wie das Gebäude, in dem mittlerweile die Stadtkämmerei untergebracht ist. Die Türme wurden nach dem Krieg nur notdürftig wieder aufgebaut. Seit etwa 65 Jahren haben sie nun sogenannte Notdächer, die flacher sind und nicht zu den neogotischen Türmen passen. Außerdem sind sie ein gutes Stück kürzer als zuvor: Der „Lange Franz“ war mit 70 Metern Höhe einmal der höchste Profanbau der Stadt gewesen, nun misst er nur noch 45 Meter.
    [...]

    http://www.faz.net/aktuell/rhein-…r-15008236.html

  • Wie und in der FAZ keinerlei kritischen Töne nach dem Motto "Disneyland", "rückwärtsgewand", "nostalgisch" oder "geht ja gar nicht" etc.?
    Ich kanns kaum glauben....

  • Da verwechselst Du die FAZ wohl mit der Rundschau. Die FAZ hat sich bislang in der Regel aufgeschlossen bis wohlwollend gezeigt, wenn es um die Wiederherstellung des früheren Erscheinungsbilds ging. Nicht nur bei der von Anfang an durchgehend positiven Berichterstattung über die Frankfurter "Neu-Altstadt". Anderes kommt nur dann heraus, wenn man Gastautoren, am besten gelernte Architekten ranlässt.

  • Die FAZ hat sich bislang in der Regel aufgeschlossen bis wohlwollend gezeigt, wenn es um die Wiederherstellung des früheren Erscheinungsbilds ging.

    Hm, nein, also ich kenne die FAZ aus den 80er und 90er Jahren (Stichwort Frauenkirche Dresden und Hildesheimer Knochenhaueramtshaus) nur als strikt rekofreindlich.

  • Hm, nein, also ich kenne die FAZ aus den 80er und 90er Jahren (Stichwort Frauenkirche Dresden und Hildesheimer Knochenhaueramtshaus) nur als strikt rekofreindlich.

    Naja, die Ostzeile/Samstagsberg wurde damals vielleicht noch missbilligt. Aber ich würde mal behaupten, da hat sich seit der Jahrtausendwende einiges geändert. Der mittlerweile verstorbene Dieter Bartezko hat sich zwar immer mal wieder kritisch geäußert, aber was er zum Beispiel am Dresdner Neumarkt kritisiert hat - Betonwände, Abrisse fast aller historischer Keller, verfälschende Rekos - war ja auch nicht von der Hand zu weisen. Die Kritik richtete sich oft mehr gegen das "Wie" als gegen das "Ob". Aber insgesamt kann ich da in den letzten gut 15 Jahren keine allgemeine Stimmungsmache gegen Rekos erkennen. Und gerade wenn ein mit einem Nachkriegs-Provisorium verhunzter Altbau seine alte Gestalt zurückbekommen soll, wird heute von der FAZ mit Sicherheit nichts negatives mehr kommen. Wie gesagt: Gerade beim Thema Frankfurter Altstadt ist die FAZ von Anfang an positiv, schlechtestenfalls neutral aufgestellt.

  • Noch etwas zum grübeln - das Schlusswort aus dem gemeinsamen Etat-Antrag der Fraktionen: "...Die Rekonstruktion des „Langen Franz“ bildet den eigentlichen Schlussstein des Wiederaufbaus der Altstadt." Das ist hoffentlich nicht wörtlich gemeint, sondern soll vermutlich noch einmal die Bedeutung der Turmaufbauten unterstreichen.

    ...

  • Vielleicht hat man in Frankfurt am Main die Ausdehnung der Altstadt noch gar nicht richtig erfasst.
    Ein Beleg dafür, wie wichtig die eigentliche Sichtbarmachung ist.

  • Wer soll denn "man" sein? Wer sich mit der Frankfurter Geschichte beschäftigt, weiß, dass die einstige Altstadt größer als das heutige Dom-Römer-Areal war.
    Es geht doch nicht um das historische Bewusstsein der Größe der ehemaligen Altstadt. Das ist für viele Leute und auch Politiker eher abstrakt und hat auch wenig mit den aktuellen Interessenlagen zu tun. Vor allem die SPD, aber vermutlich auch andere linke Fraktionen, stehen nun einmal auf dem Standpunkt, dass es jetzt aber genug mit der Altstadt-Rekonstruktion sei. Die haben dazu wenig Beziehung. Schließlich haben die ganz andere Prioritäten, z.B. Trabantenstädte auf der grünen Wiese.

    Hier noch etwas Hintergrund bezüglich der ungewöhnlichen Form des Antrags:
    http://www.bff-frankfurt.de/artikel/index.php?id=1168