Frankfurt a. M. - Rekonstruktion der Turmspitze des 'Langen Franz' und weiterer Rathausdächer

  • Es ist in der Tat so, dass in den letzten Jahren immer wieder fragwürdig mit Mäzenen und Initiativen aus der Bevölkerung umgegangen wurde. Da kann ich manchem gar nicht mal mehr übel nehmen, dass er mittlerweile die Sause nach St. Moritz vorzieht. Dazu nur mal zwei Links:

    http://www.faz.net/aktuell/rhein-…ef-1905621.html

    http://www.faz.net/aktuell/rhein-…g-12666925.html

    Der Brückenbauverein wollte sich übrigens auch langfristig für die Rathausdächer einsetzen. :sad:

  • Lieber RMA,

    mir ist schon klar, dass ich das etwas überspitzt geschrieben habe. Mir bleibt ja nur der Blick von außen auf F. Solche Vorgänge kennen wir aus Dresden übrigens ja nur zu gut. Nur hamwer auch nicht soviele geldmäßig potente Mäzene vor Ort ;)

    "We live in the dreamtime-Nothing seems to last. Can you really plan a future, when you no longer have a past." Dead Can Dance - Amnesia

  • Vielleicht hier: (drittes Bild von oben) Rekonstruktion des "Langen Franz" und des Rathausdaches


    Ich bin mir nicht sicher, ob man nicht sogar ein rekonstruiertes Mansarddach über das heutige 60er-Jahre-Ekeldach der Kämmerei drüberstülpen könnte.

    Ähnliches hat man ja beim Gebäude des Bundesgerichtshofs in Karlsruhe, dem Erbgroßherzoglichen Palais gemacht. Dort wurde das in der Nachkriegszeit draufgesetzte Staffelgeschoss im Zuge einer energetischen Ertüchtigung überbaut:

    Man vergleiche Vorher, bis 2010 und heute, seit 2012

    Ein noch sehr viel besseres, sogar farbiges Foto von der Kämmerei mit dem Walmdach aus der Zeit zwischen ca. 1947 bis 1960., das, vor allem verglichen mit dem heutigen Zustand, wirklich gar nicht so schlecht aussah. Und wo habe ich das wieder gefunden? In diesem, unserem Forum... biggrin:)

    Wenn ich das richtig sehe (Vergleich mit heute, dann wurden beim zweiten Umbau Anfang der 60er Jahre sogar weitere erhaltene Teile des ursprünglichen Gebäudes im Dachbereich zum Innenhof abgetragen. Unfassbar.


    Im Vordergrund sieht man die erbärmlichen Reste des Steinernen Hauses. So erfreulich der hier bereits begonnene Wiederaufbau (man kann eigentlich eher von einer Rekonstruktion sprechen) ist, wurmt es mich immer wieder, dass ein paar Gassen weiter diverse deutlich besser erhaltene Ruinen abgerissen wurden.

    Weiter links sind die (selten fotografierten) Nachfolge- und Vorgängerbauten des Samstagsbergs/Ostzeile zu sehen, die wegen des Baus der Tiefgarage und der U-Bahn-Station schon nach kurzer Zeit wieder abgerissen wurden.

  • Interessantes Foto... vor allem scheint eine Art "Oldtimertreffen" auf dem [lexicon='Römerberg'][/lexicon] stattzufinden. Hatte erst versucht, anhand der Autos das Mindestjahr des Fotos zu erraten, aber dann hat mich die Vielzahl an Fahrzeugen der 1910er und 1920er-Jahre am unteren linken Bildrand davon abgelenkt. In solch einer Häufung waren so alte Autos eigentlich schon in den späten 30er-Jahren nicht mehr normal. Und ich dachte immer, die Oldtimerei ging erst in den 1970ern los...

    Nachtrag: Bin der Originalquelle gefolgt, sind Bilder von 1959-1961. Interessant sind auch die weiteren Bilder, z.B. vom noch halbwegs intakten Schauspielhaus oder der ausgebrannten Oper (Link zur Bilderserie)

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • Der letzte Absatz eines Berichts über die Aufstellung des Denkmals Karls des Großen lässt doch aufhorchen.

    Zitat

    [...] Der Brückenbauverein will sich demnächst der Rekonstruktion der beiden mit Notdächern versehenen Rathaustürme widmen: „Der Lange Franz und der Kleine Cohn wurden in Erinnerung an die früheren Brückentürme der Alten Brücke gebaut, die somit im Gedächtnis der Frankfurter sehr präsent waren“, erklärt Mäckler.

    Quelle: FNP

    Bild von 1905

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Du weißt aber hoffentlich, dass ein Quantensprung nicht sehr groß ist...

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Man muss leider den Optimismus etwas zurückfahren. So wie auf dem Bild von 1905 wird's danach nicht aussehen.
    So sieht es heute aus.

    http://commondatastorage.googleapis.com/static.panoram…al/37434434.jpg

    Die ganzen Giebelchen und Türmchen entlang der Bethmannstraße sind nicht zur Wiederherstellung vorgesehen, auch das scheußliche "Dach" des Nordbaus wird bleiben.

    Der deutsche Pfad der Tugend ist immer noch der Dienstweg.

  • Das Zurückfahren kann aber nur Deinen Optimismus betreffen, denn vom Nordbau und den Giebeln war ja auch gar nicht die Rede. Wir wissen, dass das Kämmerei-Dach leider unlängst saniert wurde und uns weitere Jahre erhalten bleibt. Es geht hier um den Langen Franz und seinen kleineren Bruder. Das ist derzeit machbar und wünschenswert.

  • Mir geht es um den angeblichen Quantensprung für das Frankfurter Stadtbild. Es ist schade, dass nicht die von mir angeführten Weglassungen wiederhergestellt werden. Das wäre in diesem Bereich wirklich ein solcher. Beim Festsaalbau hat man ja genau diese Details in den 80ern rekonstruiert. Natürlich würde ich mich dennoch über diese Reko sehr freuen, aber der Vorkriegsanmutung wird nur durch die Reko des Turmhelms leider nicht erreicht werden.

    Der deutsche Pfad der Tugend ist immer noch der Dienstweg.

  • Recht, mit einer Voll Reko des Dresdner Neuen Rathaus, oder des Frankfurter, oder des Kasseler könnte ungeheuer viel erreicht werden: die tolle Pracht des ursprünglichen Entwurfs, mit hohen Dächern. Einmalig, ausgeklügelt und unwahrscheinlich prachtvoll. Besonders das Dresdner Rathaus fasziniert mich ungeheuer wie schön es damals gewesen ist. Nummer 1 in D? Genau wie Dresden selbst: damals voll bestückt mit grossstädtischen Bauten: eine einmalige Landschaft. Deswegen bin ich traurig, dass nur so wenig der alten grossen Bauten rekonstruiert werden. Z.B. Postplatz, Sachsen Platz. War damals von ungekannter Wucht und Grösse!! Für Berlin gilt übrigens dasselbe, da die meisten Grosstadtbauten (wie Wertheim, Tietz, Karstadt, Hertie, Israels) indessen alle ohne Ausnahme (samt vielen Kirchen, Bahnhöfe, Hotels, Geschäftsbauten und Passagen) verschwunden sind.

  • Auch der hier gezeigte Treppenturm neben der Seufzerbrücke gehört zum Rathausneubau Süd und könnte in dem Zuge sehr unproblematisch seinen geschweiften Turmhelm zurückerhalten. Natürlich nur sofern es Spender gibt.

    Alle anderen Vorhaben, wie beispielsweise die Giebel, Gauben und Walmdachformen wiederherzustellen sind nur mit erhöhtem Aufwand und Eingriffen in die Dachlandschaft machbar. -> teuer.
    Die Spitzen der drei Türme werden als Holzkonstruktion aufgesetzt und verankert. (Im Falle des langen Franz wird noch zusätzlich ein Geschoss aufgemauert) Jedenfalls sind die Aktionen überschaubar und dürften nicht unermessliche Kosten mit sich ziehen..

  • Besonders das Dresdner Rathaus faziniert mich ungeheuer wie schön es damals gewesen ist. Nummer 1 in D? Genau wie Dresden selbst: damals voll bestückt mit Grossstädtische Bauten: ein einmalige Landschaft. Deswegen bin ich traurig dass nur so wenig der alten grossen Bauten rekonstruiert werden. z.B. Postplatz, Sachsen Platz. War damals von ungekannter Wucht und Grösse!! Für Berlin gilt übrigens dasselbe, da die meisten Grosstadtbauten (wie Wertheim, Tietz, Karstadt, Hertie, Israels) imdessen allen ohne Ausnahme (samt vielen Kirchen, Bahnhöfe, Hotels, Geschäftsbauten und Passagen) verschwunden sind.

    Das Dresdner Rathaus hat allerdings schon so etwas schweres und plumpes an sich. Die Fassaden sind sehr schlicht und monoton, finde ich. War das schon immer so? Oder erst seit der Wiederherstellung nach dem Krieg? Es fehlt irgendwie die Leichtigkeit. Im Stil passte es zum Wertheim in Berlin.
    Heute zählen sicher das Hamburger, Hannoversche und das Leipziger Rathaus zu den schönsten Deutschlands.
    Das Hamburger Rathaus hat wie durch ein Wunder den Krieg nur leicht beschädigt überstanden. Die Zimmerfluchten sind daher noch alle original erhalten geblieben und wirklich eine Wucht. Viele Schlösser sind dagegen schlichte langweilige Kisten.

    Das älteste Rathaus Deutschlands und sicher auch Europas und daher auch bedeutendste Rathaus steht übrigens hier in Aachen. Die ältesten Teile sind von 795 n. Chr. noch von Kaiser Karl (nicht von mir, sondern vom echten Kaiser :biggrin: )

  • Das Hannoveraner und das Münchner Rathaus ordne ich persönlich noch vor dem Leipziger ein, wenn wir von großen Historismusrathäusern sprechen.
    Hier Bilder vom Dresdner Rathaus vor und nach dem Krieg (für mich kein herauszuhebender Bau): Klick

    Nun bleiben wir aber mal bei den Frankfurter Rathaustürmen. Die übrigens an den herrlichen Brückentürmen der Alten Brücke orientiert sind, hier ein Panorama feinster Qualität (dank RMA): https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Fran….jpg?uselang=de