Frankfurt a. M. - Rekonstruktion der Turmspitze des 'Langen Franz' und weiterer Rathausdächer

  • "Neußer", hier zeigen sich die Auswirkungen der gesellschaftlichen Veränderungen. Frankfurt ist eine "multikulturelle" Metropole (das stelle ich hier nur fest, ohne eine Diskussion darüber anleiern zu wollen). Über 50% besitzen einen "Migrationshintergrund", davon knapp die Hälfte mit deutscher Staatsbürgerschaft. Jedes Jahr ziehen ca. 8% der Bevölkerung zu und fast ähnlich so viele weg..." .... "...Haben die keine anderen Probleme?", hat mir vor Jahren ein Banker gesagt. Also letztlich fehlt die Spenderschicht. Und der Lange Franz taugt nicht als überregionales, nationales Symbol wie die Frauenkirche zu Dresden oder das Berliner Stadtschloss. Somit bleibt zu hoffen, dass Professor Mäckler einige solvente Unternehmen oder reiche Erben animieren kann, die dann dafür womöglich eine Auszeichnung oder Plakette mit entsprechender Presseberichterstattung erhalten. Das kann aber vor allem nur auf der Beziehungsebene laufen.

    Völlig richtige Analyse Heimdall. Bei der Stichwahl zur OB Wahl 2018 haben sich gerade noch 30,2 % der Wahlberechtigten aufgerafft. Frankfurt am Main ist schon lange keine Stadt mehr mit großem bürgerlichen Engagement. Die wenigen Ur-Frankfurter lassen sich an einer Hand abzählen. Der Rest ist auf der Durchreise oder interessiert sich nicht für die Belange seiner Ankunftsstadt. Für das Lange Franz Projekt braucht man sich trotzdem keine Sorgen zu machen. Irgendwann platzt Mäckler der Kragen und dann zieht er einen Großspender aus dem Hut. Mäckler hat bisher alle seine Projekte durchgebracht - ohne auf Kleinspender aus der Bügerschaft zu warten.

    reklov2708: Am 20. Mai 2019 hat der OV Frankfurt auf seiner FB-Seite auf die Spendenaktion hingewiesen - die Reaktionen waren sehr übersichtlich

    ...

  • Für eine Stadt mit 750.000 Einwohnern, halte ich den Spendenzuwachs für ziemlich spärlich.

    Ich würde mal behaupten, dass die Spendenbereitschaft der Deutschen für kulturelle Zwecke grundsätzlich sehr gering ist. Kulturelle Projekte in Deutschland sind meist staatlich (und oft schlecht). Ganz anders ist die Spendenbereitschaft in den USA. Ich kenne Musiker, die eine Stradivari von einer Stiftung geschenkt bekamen, auch die Opernhäuser werden von Millionäre und Milliardäre finanziert. Im kleinen Maßstab gibt es das bei uns auch: zum Beispiel.: Pfleiderer in Neumarkt der dauerhaft spendete und Werner Diehl für die Altstadtfreunde Nürnberg.
    (Vor 15 Jahren war ich selbst mal Initiator einer lokalen Spendenaktion + Veranstaltung.... das ging daneben. Ich habe daraus gelernt. Schwieriges Pflaster).

    Beauty matters!

  • In keinem Land der Welt wird die arbeitende Bevölkerung derart steuerlich "ausgebeutet" wie in Deutschland.

    Wenn jemand beispielweise 2000 EUR brutto verdient, kostet er dem AG rund 2200 EUR.
    Netto erhält er dann 1150 EUR, davon gehen 19% (Lebensmittel 7%) weg. sonstige Steuern und Abgaben und Umlagen
    wie Ökosteuer, Schaumweinsteuer, Straßenreinigung usw.

    Was bleiben tatsächliche Kaufkraft 750 EUR? D. h. zwischen 2200 EUR und 750 EUR kassiert der Staat. Alles gerundet.

    … und dann bettelt der Staat um Geld für wirkliche Kultur? Für jeden Schmarrn ist Geld da.
    Sorry, dafür habe ich Null Verständnis und würde ich auch niemals spenden.

    Und ich möchte jetzt noch gar nicht von Betriebsprüfungen sprechen, auf welche Art und Weise hier Geld "eingeholt" wird.

  • Ich denke, dass die blosse Bitte, Geld auf ein Konto für einen baukulturellen Zweck zu überweisen, wenig Erfolg haben wird, so lange es keinerlei "Goodie" für die Spender gibt. Die Menschen möchten doch trotz aller Wohltätigkeit eine wenigstens ideelle Gegenleistung für ihr meist sauer verdientes Geld. Im Fall der Potsdamer Garnisonkirche kann man zum Beispiel Ziegelsteine mit eingraviertem Text "erwerben", die dann mehr oder weniger sichtbar verbaut werden sollen. Beim Berliner Schloss wurden Spendensteine verkauft mit späterer fakultativer Namensnennung über ein Projektionssystem, es gab Benefizkonzerte, etc. Auch die vielgerühmten US-amerikanischen Spender tun dies wohl meist nicht nur aus reiner Philantropie, sondern weil sie oft mit Namensbenennungen von Räumen, Gebäuden etc belohnt werden und das dortige Stiftungssystem erhebliche steuerliche Vorteile bietet. Räume und Gebäude nach Geldspendern zu benennen ist bei uns ja eher verpönt, in den USA hingegen allgegenwärtig. Allerdings ist bei uns natürlich auch die ja nicht ganz unberechtigte Erwartung verbreitet, dass der Staat schon irgendwann zahlen wird. Diese Erwartung geht ja auch oft genug auf, siehe Bauakademie etc

    Eingestellte Bilder sind, falls nicht anders angegeben, von mir

  • Die Gegenleistung für meine Spende ist der Wiederaufbau. Dass ein Bauwerk am Ende wieder komplettiert in alter Schönheit zu bewundern ist. Ich weiß nicht, was man darüber hinaus erwarten sollte. Also ich brauche keine Urkunden oder dergleichen als Belohnung. Am Ende habe ich das schöne Gefühl, dass ich einen ganz kleinen Teil zu dem Werk beigetragen habe, das genügt doch. Das kann man dann auch gern andere wissen lassen, wenn man den Wunsch nach etwas persönlicher Anerkennung hat. Völlig verständlich.

    In dubio pro reko

    Einmal editiert, zuletzt von reklov2708 (30. Dezember 2019 um 08:49)

  • Das ist schon richtig. Wenn man sich am Ende einen "Stifterbrief" an die Wand hängen kann, ist das ein gewisser Anreiz. Das würde ich als Initiator einer Spendensammlung auf jeden Fall auch immer anbieten. Ich habe auch mittlerweile diverse Urkunden. Die liegen alle bei mir in der Schublade. Aber ich habe natürlich auch für Projekte gespendet, bei denen es keine Urkunde oder "Goody" gab. So zum Beispiel die Dresdener Frauenkirche. Da habe ich immer mal wieder 10 oder 20 Mark überwiesen. Damals war ich auch recht knapp bei Kasse. Aber die Sache war mir eben wichtig. Wie Königsbau auch ganz richtig sagt, ist die fertige Rekonstruktion die größte Belohnung. Das ist es doch, was wir alle wollen. Schönere Städte und ein gutes Gefühl beim Anblick großartiger Architektur. Deshalb erwarte ich persönlich einfach, daß die Freunde von Rekonstruktionsprojekten hin und wieder mal einen Euro locker machen. Wenigstens die Mitglieder von Verein und Forum. Eigentlich bin ich auch immer davon ausgegangen, daß das so ist. Denn von nichts kommt bekanntlich nichts. Daß viele andere Mitbürger lieber für Tiere spenden, ist ja auch in Ordnung. Muss eben jeder selber wissen.

  • Wer von den Forumsteilnehmern hat denn eigentlich selbst schon gespendet?

    Generell habe ich schon öfter kleine Beträge gespendet. Auch für den "Langen Franz" habe ich schon gespendet.

    Es gibt beim "Langen Franz" aber ein "Goodie", das ich noch einmal erwähnen möchte. Zitat:

    Zitat

    Konrad von Bethmann hat sich bereiterklärt, Ihre Einzelspende (bis max € 120,-) zu verdoppeln. Voraussetzung: Sie spenden per Banküberweisung und ergänzen den Verwendungszweck mit +B: “Spende Langer Franz +B”. Er spendet dann den gleichen Betrag noch einmal. In Erinnerung an die Initiative seines Vaters stellt Konrad von Bethmann hierfür insgesamt € 120.000,- zur Verfügung.

    Wenn man also 50 Euro spendet, wird Dank Herrn von Bethmann ein Hunderter daraus ! :blumen:

  • Wer von den Forumsteilnehmern hat denn eigentlich selbst schon gespendet? Ich habe es getan und spende den gleichen Betrag nochmals. Ich bat vor einem Monat auch darum, den Spendenaufruf nochmals auf FB zu veröffentlichen, was leider bislang nicht geschehen ist.

    Ich, schon 2 mal, wie auch für andere Projekte wie auch generell für das alte Rathaus in Halle, Schloss Berlin, die GHND usw. Das ist MEINE weihnachtliche Spendenaktion.

    "We live in the dreamtime-Nothing seems to last. Can you really plan a future, when you no longer have a past." Dead Can Dance - Amnesia

  • Eine kleine aktuelle Erwähnung zum Reko-Projekt "Langer Franz".

    Es gab einen Schulwettbewerb zum Thema, der mittlerweile beendet wurde.

    (...) Die Schulen Frankfurts waren aufgerufen, dazu beizutragen, dem historischen Rathausturm wieder seinen Hut zurückzugeben. Ziel des Wettbewerbs war es, den „Langen Franz“ wieder in seiner öffentlichen Wahrnehmung zu stärken und die kindliche Begeisterung für die Geschichte der Stadt zu wecken. (...)

    Bei der Gelegenheit sei noch der Spendenstand angesprochen (zuletzt aktualisiert am 31.12.2019).

    EUR 163.579

    https://brueckenbauverein-frankfurt.de/

  • Der Spendenstand wurde kürzlich (02.06.2020) aktualisiert und liegt jetzt bei EUR 170.905

    Im Vormonat (03.05.2020) war der Stand EUR 167.905.

    Das sind genau 3000 Euro mehr in einem Monat. Sollte der Spendenfluss in dieser Geschwindigkeit bleiben, hätte man die angepeilte Summe von 1 Million Euro bereits im Jahre 2043 zusammen. Ist ja gar nicht mehr so lange. :thumbup:

    Mal im Ernst. Kann man dieses schöne Projekt nicht irgendwie bundesweit bekannter und beliebter machen? Ideen?

  • Ich habe schon mehrfach vorgeschlagen, SD sollte auf facebook offensiv dafür werben. Passiert ist nichts. Daher werde ich mich nicht weiter an Ideen beteiligen (mir fällt auch sonst keine realistische ein). Gespendet habe ich.

    In dubio pro reko

  • Dito, mehrfach. Zwar wurden die Gründe von Heimdall dargelegt, aber es ist schon sehr traurig, dass in der Finanzkapitale so wenig Schwung reinkommt.

    "We live in the dreamtime-Nothing seems to last. Can you really plan a future, when you no longer have a past." Dead Can Dance - Amnesia

  • Mit Facebook und Stadtbild Deutschland e. V. rekonstruiert man sicherlich keine Gebäude; da müssen schon tatkräftige Leute vor Ort drangehen.

    Alle hochrangigen Honoratioren (OB Feldmann, OB a.D. Roth, Fischer, Quast etc.) der Stadt unterstützen die Bemühungen des Brückenbauvereins des Frankfurter Hausarchitekten Mäckler. Mehr als 300 Einzelspenden für die Reko des Langen Franz sind bereits eingegangen. Mit Schülerwettbewerben etc. wird mit dem Projekt zudem eine großartige Bildungsarbeit zum Thema Rekonstruktionen gemacht. Auch wenn es gefühlt scheinbar unendlich lange dauert, kann ich mit meiner Erfahrung vor Ort in Frankfurt versichern, dass dieses Projekt auf jeden Fall zu einem erfolgreichen Abschluss finden wird. Irgendwann wird einem der großzügigen Spender und Initiatoren der Geduldsfaden reißen und dann wird es bestimmt eine Großspende geben, die das Projekt finalisiert. 

    ...

  • Mal eine Frage an die gut informierten Forumsmitglieder.

    Ich habe mich auf die Suche nach Neuigkeiten über die Rekonstruktion von Langem Franz und Kleinem Cohn gemacht. Dabei bin ich auf folgendes Bild der Freunde Frankfurts gestoßen:

    Rathaustürme

    Die Rathaustürme „Langer Franz“ (1) und „Kleiner Cohn“ (2) vor der Zerstörung der Altstadt (...)

    Zeigt die Nummer 2 tatsächlich den Kleinen Cohn? Ich war immer der Meinung, daß die beiden Türme auf der gleichen Straße liegen.

    Sind diese zwei nicht der Kleine Cohn und der Lange Franz? -

    https://media0.faz.net/ppmedia/aktuel…1910-hatten.jpg

  • Ja, das ist der Kleine Kohn und er liegt zusammen mit dem Langen Franz an der gleichen Straße, nämlich der Buchgasse, die den Rathauskomplex nach Westen begrenzt. Das von dir verlinkte Foto zeigt die Bethmannstraße mit dem Langen Franz hinten, dem Nordbau rechts und der Paulskirche ganz rechts angeschnitten. Der Treppenturm links ist nicht der Kleine Kohn, aber auch er hat heute nicht mehr seine originale Spitze.

  • Vielen Dank Querido & Riegel! Dann liegt der Kleine Cohn ja doch an der Ecke Buchgasse/Limpurgergasse.

    Also soll diese Turmspitze, zusammen mit dem Langen Franz, rekonstruiert werden? Das wäre ja super. Ich bin, fälschlicherweise, bisher immer von diesem rundlichen/sechseckigen Dach des "Turm 1" ausgegangen. Weil der Brückenbauverein diesen auch mit visualisiert hat.

    Jetzt verstehe ich auch eher die Baukosten von 6 Mio. Euro.

    akluft1x-bez.jpg

    Rosen-Bild-Verlag, Inh. A. Fay, Schwalbach bei Ffm, versandt 1964

    Der Bau der Kämmerei hatte in den 1960er-Jahren noch nicht dieses bekloppte Dach wie heute. Auch interessant.

  • Dass der kleine Treppenturm gegenüber der Kämmerei (auf deiner verlinkten Visualisierung links) auch rekonstruiert werden soll, ist mir neu. Ich ging bisher immer davon aus, dass man sich nur auf den Langen Franz mit Kosten von 2,5 Mio. Euro konzentriert.