Künstliche Ruinen, Phantasiebauten und andere Verrücktheiten

  • als Ergänzung zur Pyramiden-Liste:

    Obentraut-Denkmal in Seelze bei Hannover, 1630, Denkmal in Pyramidenform an der Stelle, an der Michael von Obentraut, der "deutsche Michel", in einem Gefecht 1625 fiel

    Pyramide aus Feldsteinen bei Reckahn (Kreis Potsdam-Mittelmark) von 1750 als Mahnung an Umweltschäden (!), die ein preußisches Truppenlager im Schlesischen Kireg dort verursachte

    Denkmal für die Schlacht von Großbeeren bei Berlin, 1906: Pyramide aus Feldsteinen, 10 m hoch, auch "Bülow-Pyramide" genannt wegen des Siegs der Preußen unter Bülow gegen Napoleon 1813

    Quelle: Christian Tietze: Die Pyramide, Geschichte, Entdeckung, Faszination, Potsdam 2005

  • Zitat von "erbsenzaehler"

    Interessanter Strang :) Werden unter dem Term "künstliche Ruinen" auch so Mahnmale wie die Berliner Gedächtniskirche oder die Hamburger Nikolaikirche verstanden? Sind wahrscheinlich die berühmtesten (mehr oder minder) "bewusst belassenen" Ruinen in der BRD...

    Das sind wohl eher "noch nicht wiederaufgebaute" Kriegsschäden. Man kann nur hoffen, dass nachfolgende Generationen mehr Vernunft haben als die vorangegangenen, denn mit der Mentalität, Ruinen in Stadtzentren stehen zu lassen, ist Deutschland ziemlich alleine in der Welt (man vergleiche etwa, was vom WTC in NY gerade mal 6 Jahre später noch da ist). An was mich Jahrgang 1982 speziell Kriegsruinen gemahnen sollen, bleibt mir eh schleierhaft.

  • Nunja, ich kann dir da nur teilweise zustimmen. Speziell in diesen beiden Fällen von "mahnenden" Kriegsruinen finde ich eigentlich, dass sie schon eine gewisse Daseinsberechtigung haben. Und ich glaube kaum, dass man die Gedächtniskirche zu Berlins Top-Sehenswürdigkeiten zählte, wäre sie noch vollständig. Dann wäre sie eben eine stinknormale (wenn auch nicht unbedingt hässliche bzw. langweilige) Kirche unter vielen.

    Was mich viel mehr daran stört, ist die "Verstümmelung" dieser Mahnmale durch ihre Ergänzungsbauten bzw. ihre bauliche Umgebung. Konkret in Berlin ist es der für meine Begriffe nichtssagende, unästhetische Eiermann-Anbau sowie die meisten der umgebenden Bauten, etwa das Europa-Center oder der lange Riegelbau. Bei der Nikolaikirche in Hamburg ist es dann der miserable Nachkriegswiederaufbau mit banalen Schuhkartons, der dem Anspruch einer angemessenen Umgebung für ein "Mahnmal" dieser Dimensionen nicht gerecht wird. Aber wenigstens hat man sich hier so einen störenden Ergänzungsbau verkniffen.

    Und dass du das bisher nur von Deutschland kennst, muss ja nichts schlechtes bedeuten :zwinkern: Zumal es sich ja hier um einen ganz anderen Hintergrund handelt, als etwa bei den WTC-Türmen in New York. Ich denke, dass ich da nicht näher drauf eingehen brauche.
    Außerdem würden 2 ausgebrannte, eingestürzte Boxen inmitten einer Wolkenkratzerlandschaft sicher nicht so einen hohen ästhetischen Wert haben, wie das bei (neo-)gotischen Kirchenruinen der Fall ist.

  • Es gibt heute och sehr wenig Ruinen in der BRD: ich kenne nur 5 (berühmte) Ruinen:

    - Die schöne Nicolaikirche in Hamburg. Deutschlands schönste Kirchenturm ohne Kirche: sofort wiederaufbauen. Genau um die Gänsemarkt endlich auch etwas historisches Wertvolles zu bieten, zwischen mittelmässige Wiederaufbauarchitektur.

    - Kaiser Wilhelm Gedächtniskirche in Berlin. Deustchlands zweit schönste Kirche. Eiermann Turm ist Verwaliging. Sofort totaler Wiederherrstellung!!!
    Berlin wird sich mit der Rekonstruktion besonders freuen. Vielleicht lädet sich ein um in dieser Gegend dann mehr Reko's.

    - Tacheles. Friedrichstadtpassagen. In DDR-Kino zu staunen!! Hoffentlich nützt Berlin (Stadtentwicklung) dieser einmalige Chance zur Wiederaufbau in von zu vielen modernen Bauten geprägte Innenstadt. Dieser Wiederaufbau ist ein MUSS!!!!

    - [lexicon='Schloss Zerbst'][/lexicon]. Sehr schönes barockes Schloss. Wenn wieder da, kann es bedeuten im Zerbst selbst wieder ihres glänzendes Aussehen (wenigstens am Markt) wieder zu geben.

    - Kloster Kirche in Berlin. Im Rahmen der rezente Plänen zur Wiederaufbau dieses Gebiet: sofort die Chance nützen zr Rekonstruktion der heutige Ruine. Dringend erforderlich als Gegenwicht wenn die Wiederaufbau der Spittalmarkt-umgebung nur "schlichte" Neubauten umfasst.

    Dann leichte Erfolgen mit grossen Impakt:

    - Alle Kirchen in deutschland ohne Spitzen: Lukaskirche in Dresden, Parochialkirche in Berlin.

    - Döme in Würzburg und Berlin: Laternen wiederherrstellen. Die machen die Aussenseite so viel schöner!!!

    Rob

  • Zitat von "erbsenzaehler"

    Interessanter Strang :) Werden unter dem Term "künstliche Ruinen" auch so Mahnmale wie die Berliner Gedächtniskirche oder die Hamburger Nikolaikirche verstanden? Sind wahrscheinlich die berühmtesten (mehr oder minder) "bewusst belassenen" Ruinen in der BRD...


    Echte Ruinen, deren Zustand auf Zerstörung oder Verfall beruht, gehören hier nicht her.

    Die berühmteste "bewußt belassene" Ruine dürfte aber das Heidelberger Schloß sein!

  • Ganz ehrlich, die Kaiser Wilhelm Gedächtnis Kirche sollte so bleiben wie sie ist. Genauso wie das Tacheles.

    Beides Wahrzeichen, so wie sie sind meiner Meinung nach.

  • in Hamburg ist vor kurzem das Eismeergehege von Hagenbecks Tierpark abgerissen worden. Es soll laut Hamburger Abendblatt einer gleichartigen oder zumindest an das Original angelehnten Rekonstruktion weichen: http://www.abendblatt.de/daten/2009/04/01/1107140.html\r
    http://www.abendblatt.de/daten/2009/04/01/1107140.html

    Ich finde, falls eines Tages die Diskussion sich um den großen Felsenturm dreht, sollte man sich mehr Mühe geben als Abriss und Rekonstruktion. Der große Felsen ist so etwas wie das Wahrzeichen von Hagenbeck und sollte auf alle Fälle erhalten werden.
    http://www.panoramio.com/photo/5846207\r
    http://www.panoramio.com/photo/5846207

  • Eine künstliche Ruine wurde auch in den "Englischen Anlagen" des Schlosses Hohenheim (heute Stuttgart-Plieningen) errichtet, und zwar im heutigen Exotischen Garten. Internet-Link habe ich momentan keinen, vor Ort steht aber ein entsprechendes Hinweisschild (das Bauwerk ist nicht mehr vorhanden).

    Der Park aus der Luft: http://binged.it/1ojS8Sm

  • Hamburg, "Burg Henneberg" an der Poppenbütteler Schleuse, erbaut 1887. Es handelt sich um einen Nachbau der gleichnamigen Burg in Thüringen im Maßstab 1:4. Ist allerdings keine Ruine, sondern intakt und in guten Zustand inkl. original erhaltenem Parkgrundstück.

    Mehr zu Hamburg's einziger Burg bei Wikipedia .

    Ein Nachtrag zu der in diesem Strang mehrfach erwähnten Hamburger Nikolaikirche:
    Obwohl diese als "Kriegsmahnmal" dient, ist die Kirche im eigentlichen Sinne für mich keine Kriegruine. Im Krieg wurde lediglich - wie bei allen anderen Hamburger Hauptkirchen auch - dass Dach zerbombt. Die eigentliche Zerstörung entstand durch Abriss- und nur teilweise erfolgreiche Sprengungsversuche in den 50er Jahren, mit dem Ziel, Platz für die Ost-West-Straße zu schaffen. Letzlich wurden die Pläne geändert und die Straße dicht neben der Kirche vorbeigeführt.

    Einmal editiert, zuletzt von HelgeK (26. November 2015 um 07:33)