• Detroit in ruins: Yves Marchand and Romain Meffre's extraordinary photographs documenting the dramatic decline of a major American city

    Schulen, Kirchen, Bibliotheken, Arztpraxen - alles ist von einem Verfall betroffen, der einen glauben lässt, die Einwohner einer Millionenstadt seien urplötzlich allesamt vom Erdboden verschluckt worden. Nur wenige westliche Länder sind sozial derart unterentwickelt und zu einer solchen Verwahrlosung befähigt.

    "Meistens belehrt uns der Verlust über den Wert der Dinge."
    Arthur Schopenhauer

  • Das Thema Detroit finde ich äußerst spannend. Die Michigan Central Station ist faszinierend, ein Riesenbahnhof in Grand-Central Qualität, der vor sich hin vergammelt. Ich bin ja nun konkreter Gegner dieser aktuellen Wutbürger, die gegen alles sind, aber hier hat sich ein amerikanischer Wutbürger einen Orden verdient.

    Zitat Wikipedia: "On April 7, 2009, the Detroit City Council passed a resolution aimed at the demolition of the Depot. Seven days later, Detroit resident Stanley Christmas sued the city of Detroit to stop the demolition effort, citing the National Historic Preservation Act of 1966."

    Offenbar hat hier wirklich genau ein Bürger (vorläufig) den Abriss des Gebäudes verhindert, wenn ich mich recht entsinne, wurde das Gesetz, auf das er sich beruft, nach dem Abriss der New Yorker Penn Station ins Leben gerufen. In jedem Fall komme ich im nächsten September in die Gegend und werde mir das mal anschauen. Das Umfeld des Bahnhofs könnte nicht besonders sicher sein. Vielleicht kann ich mit einem lokalen gangleader eine Besichtigung klarmachen.

  • Zitat von "[url

    http://diepresse.com/home/wirtschaf…tional/index.do[/url]"]Detroit: Downsizing einer Großstadt

    [...]

    Mehr als 1,8 Millionen Einwohner zählte die City in den Fünfzigerjahren, heute ist es die Hälfte, Tendenz stark fallend. Hier hält sich eigentlich nur, wer nicht weg kann. Der Großraum Detroit dagegen ist über die Jahrzehnte auf über fünf Millionen Einwohner angeschwollen. Der Zug der Weißen in die Suburbs – als milde Form der Segregation – begann schon in den Fünfzigern, als es noch jede Menge Jobs gab. Nach den Rassenunruhen Ende der Sechziger machten sich dann die Letzten, die noch Kaufkraft im Stadtzentrum verteilten, aus dem Staub.

    Die Entvölkerung der alten Stadtzentren, ihre Reduktion auf Geschäfts- und Bankenviertel ist ein Phänomen amerikanischer Großstädte. Es gehört nicht Detroit allein. Doch nirgendwo ist der Niedergang so gründlich und offenbar unumkehrbar wie hier.

    [...]

    "Meistens belehrt uns der Verlust über den Wert der Dinge."
    Arthur Schopenhauer

  • Gestern kamen die Zahlen des Zensus 2010 für den Staat Michigan heraus. Demzufolge ging die Einwohnerzahl Detroits um 25% auf jetzt 713777 zurück. Damit folgt Detroit dem Trend anderer Städte des rust belt, die ebenfalls stärkere Rückgänge als erwartet gegenüber 2000 verzeichnen: Pittsburgh -9%, Cleveland -17%, Cincinnati -10%, St. Louis -8%. Selbst Chicago, das schon als erfolgreiches Beispiel eines urban renewal galt, verlor 7%.

    Gerade St.Louis und Cincinnati sind bedeutende Ziele deutscher Auswanderer gewesen, die entsprechenden Viertel erreichten aber auch aus politischen Gründen nie die Prominenz von Little Italy oder des French Quarters in New Orleans. Während Over-the-Rhine in Cincinnati noch großteils, wenn auch stark heruntergekommen, steht, hat man in St. Louis kurzen Prozeß gemacht: Pruitt-Igoe, ein Musterbeispiel modernistischer Stadterneuerung:

    http://en.wikipedia.org/wiki/Pruitt%E2%80%93Igoe

    Der Zensus berichtet für Detroit eine Leerstandsquote von 23%, die Bevölkerungsdichte der Innenstadt ist kaum noch höher als in den vorstädtischen Reihenhauskolonien. In den nächsten Wochen sollen die Zensusergebnisse bis auf Blockniveau heruntergebrochen ins Internet gestellt werden. Der Bevölkerungsrückgang von 33% (-80% von der Spitze) in der von Detroiter Stadtgebiet umschlossenen Enklave Highland Park läßt allerdings vermuten, daß auch die ursprünglich stärker verdichteten Bereiche der Stadt entlang der Woodward Ave weiter stark geschrumpft sind.

    Die eingangs des Fadens erwähnte Michigan Central Station war übrigens in den oberen Etagen selbst zu Boomzeiten nie voll vermietet, stand auch an der falschen Stelle, nämlich in der Wallachei weit von Zentrum und Woodward Ave entfernt. Der Bauherr erwartete ein Wachstum wie in Chicago und trachtete als Grundstücksspekulant, durch den Bau des Bahnhofs die Bodenpreise zwischen Bahnhof und CBD zu erhöhen. Für eine Sanierung würden ca. 300 Mio.$ benötigt, die finanziell wohl kaum zu rechtfertigen wären. Schade, aber prioritär wären m.M. Sanierungen downtown wie etwa von diesem Hotel:

    http://www.tripadvisor.de/Hotel_Review-g…t_Michigan.html

    Wer wissen will, was längerfristig den US-Städten dräut, kann sich End of Suburbia zum Thema Peak Oil ansehen. Wenn Gebäude wie die MCS lange genug durchhalten, besteht dann vielleicht doch noch eine Chance:

    http://www.youtube.com/watch?v=Q3uvzcY2Xug

  • Es gibt ja hier ein recht umfängliches Album zu Detroit.

    Im ZDF gab es kürzlich einige Dokumentationen über Detroit und die allmähliche Renaissance der Stadt, ein wenig erinnert dabei manches an das Berlin der frühen 90er:

    Comeback in Detroit (ZDF makro)

    Detroits wundersame Auferstehung (ZDF aspekte)
    In dem Maße, in dem Detroit zum "armen" und "gefährlichen" Ort wurde, stieg die Anziehungskraft der Stadt für Künstler. Während der öffentliche Haushalt Detroits bankrott ist, blüht die Kunstszene.

    Und heute kam: Moderne Ruinen - Detroit. Sicher auch demnächst in der Mediathek zu finden.

  • Snork 9. Oktober 2021 um 19:17

    Hat das Thema aus dem Forum USA nach USA verschoben.