Wien - "Draufsetzen" - Wien beschädigt sein Stadtbild

  • Als ob Wiens Innenstadt nicht jetzt schon extrem dicht bebaut wäre, muss unbedingt noch was draufgepackt werden. Das Argument mit der Erleichterung der Orientierung zeigt durch seine unübertreffbare Dümmlichkeit, wie tief man hier gesunken ist und dass es einfach kein vernünftiges Argument für diese Aufstockungen gibt. Es geht einzig und allein darum, noch mehr Profit rauszuholen. Es wäre die Aufgabe der Stadt, dies im Sinne des Gemeinwohls zu verhindern. Dass es nicht geschieht, zeigt, dass sich die Verwaltung als Zugpferd vor den Wagen der Immo-Haie spannen lässt.

  • So, der nächste Schlag dieser Plempeln gegen die Wienerstadt, diesmal ein gründlicher. Die Vernichtung eines zentralen Altstadtensembles, des zentralen Platzes von Wien. Siehe: Aufstockung Am Hof 11. Gegen die Blödheit und Korrumpierung dieser Stadtverwaltung mit diesem Schnapsfassl obenauf, die Gier von gewissenlosen Konzernen nach immer mehr Raum und der Demenz der Denkmalbehörden scheint kein Kraut gewachsen zu sein.

    http://www.wien.gv.at/stadtentwicklu…pdf/city-08.pdf

    Hier ist einmal der Tageszeitung "Die Presse" beizupflichten, die dazu schrieb: "Es bleibt zu hoffen, dass die UNESCO endlich den Welterbestatus der Inneren Stadt aberkennt."


    Absurd, das Haus ist doch für den Platz sehr wichtig:

    http://www.planet-vienna.com/spots/AmHof/AmHof2.jpg

    Ich fand die Dachaufbauten sehr störend als ich in Wien war. Ein Gespräch mit dem Stadtplanungsamt (ich war beruflich dort) liess aber keine Hoffnung auf besserung hochkommen ("manche sind dagegen - aber das ist politisch so gewollt. Und lässt sich gut an neureichen Russen verkaufen" [sic!]).

    Unsere große Aufmerksamkeit für die Belange des Denkmalschutzes ist bekannt, aber weder ökonomisch noch kulturhistorisch lässt es sich vertreten, aus jedem alten Gebäude ein Museum zu machen. E. Honecker

  • Mit dem Hass der Verzweifung:

    uc an:

    franz.kobermaier@wien.gv.at


    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Ich bin auch entsetzt über diesen brutalen Eingriff in das Platzensemble! Leider muss ich an diesem Ungetüm jeden Morgen vorbeigehen und ärgere mich ständig aufs Neue - so kann ein Tag natürlich nicht gut beginnen.

    Deinen Brief ans Magistrat UC finde ich sehr gut! Vielleicht werde ich auch noch einen ähnlichen Brief an den Herrn Kobermaier verfassen und jemanden von der Unesco/Icomos Österreich in CC setzen, damit die unserer Stadtregierung endlich einmal eine deftige Watschn verpassen!

    Während L und DD tatsächlich von Tag zu Tag schöner werden, zerstört Wien sein Kulturerbe mutwillig und wird auch in sonst unberührten Teilen der Altstadt immer hässlicher.

  • Eine sehr gute Seite zu diesem Thema:

    Wie(n) hässlich!

    "Ich denke an Wien, so wie Sie an Brüder, an Freunde denken, die jetzt an der Front sind. Nun sind sie fern von Ihnen und Sie wissen sie in Gefahr, ohne ihnen beistehen, ohne diese Gefahr teilen zu können" - Stefan Zweig 1940

  • Ein reiner Zufallsfund - ich dachte zunächst, das sei eine scherzhafte Fotomontage, aber das ist real! :schockiert:

    http://v4.datastore.hk24s01php5.de/giata/img/TUID…9/1_508_335.jpg

    http://vienna.nethotels.com/images/hotels/…front_view1.jpg

    http://www.alufenster.at/rte/upload/nov…el_wiencity.jpg

    Es handelt sich um das Novotel Wien-City in der Aspernbrückengasse 1 im 2. Bezirk:
    http://binged.it/OA3Jfa

    Eine Ansicht in XXL:
    http://www.raiffeisenevolution.com/fileadmin/temp…Vienna_City.jpg

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • schon äußerst grotesk....aber gut, wenigstens läßt man die historische Substanz zumindest unten erhalten - das obige G´lump kann man ja dann mal wieder wegreißen (hoffentlich) und die Häusle vernünftig rekonstruieren wenn es den Stadtvätern vielleicht mal auffällt, das es in etwa so gut zusammen paßt wie ein mit Honig überzogenes Bratwürschtl :biggrin:

    Viele Grüße

    Strandfliese

  • Überwiegend bester Historismus kann in Wien schnell versöhnlich stimmen.
    Ich halte WIEN für die schönste Stadt in Europa !

    Davon lasse ich mich keineswegs abbringen. Gibt es auch hier und da Gebäude der "Neuzeit", die man vielleicht besser nicht gebaut hätte. Der Gesamteindruck der Stadt ist bestimmend, - einfach einmalig schön.

    Wien bleibt Wien, trotz solcher komischen "Bratwürscht´l" - wie sehr treffend weiter oben bemerkt wurde.

  • Ich versuche mich dagegen zu wehren, aber erfolglos - irgendwie gefällt mir das obige Beispiel. :cool:

    Hat stilistisch was von der klassischen Streamline-Moderne/Expressionismus a la Erich Mendelsohn, was mir zusagt. Ein wenig kann ich auch verstehen, dass sich Wien gegen sein "Museumsimage" wehren und auch in zentralen Bereichen weiterentwickeln will. Besser als Abrisse, wie sie wohl massenhaft außerhalb Europas vorgenommen worden wären, sind solche Dachaufbauten allemal, insbesondere wenn sie sich etwas bemühen, den Proportionen des Altbaus gerecht zu werden. Viele Dächer von Gründerzeitbauten lassen ja kaum eine praktikable und zeitgemäße Nutzung zu.

  • Der Bau oben hat etwas Prolliges, Neureiches, eben typisch Versicherung. Man kann sich den Standort kaufen, aber eben nicht den guten Geschmack. Auf mich wirkt der Bau wie ein Typ mit maßgeschneidertem Anzug, Kaschmirmantel und Turnschuhen (dazu am Handgelenk eine wuchtige Rolex).

    " Dem Wahren, Schönen, Guten "

  • Das Gebäude steht an der Freyung, einem wunderschönen Barockplatz in der Altstadt. Mir ist das Dach auch negativ aufgefallen, obwohl es den Gesamteindruck des Platzes nicht so sehr störte, wie man vielleicht annehmen mag.

    Hier hammer das ganze vor dem Umbau, immerhin wurde die Fassade wiederbestuckt.
    http://www.podsedensek.at/prj/019/site.html

    Der deutsche Pfad der Tugend ist immer noch der Dienstweg.

  • Das Gebäude steht an der Freyung, einem wunderschönen Barockplatz in der Altstadt. Mir ist das Dach auch negativ aufgefallen, obwohl es den Gesamteindruck des Platzes nicht so sehr störte, wie man vielleicht annehmen mag.

    Hier hammer das ganze vor dem Umbau, immerhin wurde die Fassade wiederbestuckt.
    http://www.podsedensek.at/prj/019/site.html

    Ist ja interessant. Das obere Stockwerk wurde in den Eckbereichen abgebrochen. Die Fassaden sind nun niedriger als ursprünglich.
    Sieht aber auch jetzt sehr schön aus.

  • Um genau zu sein, ist das "Am Hof", die Freyung ist etwas weiter hinten! Aber auch auf der Freyung ecke Renngasse gibt es eine solche Katastrophe, zwar nicht so stark ausgeprägt, aber dennoch:

    http://www.wienbilder.at/i/kraeuterhausfreyung.jpg (rechts das Haus)
    https://c2.staticflickr.com/6/5171/5543277456_98b653c53b_b.jpg
    http://www.wien-maver.com/gallery01/var/…pg?m=1376394600
    http://dydale.altervista.org/2007/Vienna/img_0179.jpg

    Es schaut in der Realität aber schlimmer aus als auf diesen Bildern.

    Was "Draufsetzen" betrifft gibt es momentan ein Projekt, dass mich sehr wütend macht! Es handelt sich um ein Haus im Servitenviertel, in der Servitengasse, welches gerade aufgestockt wird. Für diejenigen, die nicht aus Wien sind - das Servitenviertel ist aufgrund seines dörflichen Charmes und Flairs eines der beliebtesten Grätzel in Wien. Generell ist bei den Bewohnern der Stadt alles was ein bisschen "dörflich" ist beliebt - sei es nun das Servitenviertel, der Spittelberg, oder auch Gebiete weiter außerhalb.

    Aber auch Investoren haben diese Gebiete für sich entdeckt, durch die Nachfrage steigen natürlich die Preise und viele Wohlhabende möchten in oben genannten Orten leben - aber nicht etwa wegen des Flairs - sondern einfach weil diese Orte bekannt sind. Ergibt wenig Sinn, ich weiß. Den Leuten, die dort etwas bauen - man darf sich nicht wundern - ist es selbstverständlich egal, was sie dort hinpflanzen, sie stehen ohnehin schon mit einem Bein im Grab und was sie den jüngeren Generationen hinterlassen ist auch egal, denn bis dahin sind sie schon längst im Tiefschlaf.

    Was an der Servitengasse / der Servitengasse toll war, war die Tatsache, dass es nur Altbestand gab. Das ändert sich jetzt wohl mit folgender Aufstockung. Wer die Gegend kennt, weiß, dass dieser Bau einfach nur zum Heulen ist.

    Nach einer langer Rede… nun zu den Bildern.

    Die Servittengasse
    http://www.rechtsanwaeltin-braun.at/media/Serv2.jpg
    http://immobilien.diepresse.com/images/uploads…21103005506.jpg

    Der geplante Aufbau
    http://www.jpi.at/projekte/1090-wienservitengasse-3

    Die Hofseite von diesem Haus schaut wie der billigste der billigsten Gemeindebauten aus, kaum zu glauben, dass es Idioten gibt, die dafür eine ordentliche Summe bezahlen werden. Ist ja klar, dass es sich da lohnt, so etwas zu machen. So billig wie möglich bauen, so teuer wie möglich verkaufen. Wie auch bei jeder chinesischen Plastikerfindung - die es nicht ohne Grund gibt - könnte man auch hier sagen: "Es gibt immer einen Trottel der's kauft"
    Bei dem Haus handelt es sich um die Servitengasse 3.

    Einfach nur schrecklich. Diese Firma JPI wertet die ganze Gegend ab… diese Leute die so etwas bauen lassen schießen sich aber nicht mal selbst ins Bein, denn wie ich schon sagte, bevor das auf den Wert der Gegend eine Auswirkung hat, sind die schon längst unter der Erde. :lachentuerkis:

    Für mich sind es auch vor allem Pflastersteine, alte Laternen, diese alten "Schutzpfeiler" am Gehsteig … die die Gegend prägen. Pflastersteine werden in Wien immer häufiger durch Asphalt ersetzt. Diese Aufstockung ist einfach nur Fehl am Platz.

    Das komplette Gebäude wird entkernt, unten kommt auch eine komische Öffnung wie man auf den Bildern erkennen kann (da, wo's unten gelb ist!). Dieser Bereich ist bereits geöffnet worden (war vor Ort). Das ist leider auch immer öfter der Fall, unweit von der Servitengasse wird ein anderes Haus gerade "saniert", wo ebenfalls so ein Bereich geöffnet wurde, anscheinend für eine Garage.

    Immer mehr Leute wollen eine Garage, brauchen einen Platz, um ihr Auto irgendwo zu parken. Die Parkplätze werden knapp, also baut man sie einfach in die Häuser hinein. Ich würde vorschlagen die Leute steigen einfach mal auf's Rad um, das wird ihnen sicher nicht schaden… Ich meine, ich habe auch ein Auto, aber in der Stadt gehe ich zu Fuß, oder mit den Öffis. Und in meiner Gasse ist mein Auto das einzige das parkt, also nimmt es keinen unnötigen Platz ein.

    Naja - das war's auch schon von mir. :wink:

  • Da muss ich Dir recht geben. Der DG Ausbau in der Servitengasse - in einer der schönsten gasen Wiens - ist an Brutalität kaum zu überbieten. Man kann nur hoffen, dass man von unten möglichst wenig von dieser Bausünde sehen wird! Es tut schon weh, wenn man mitansehen muss, wie Wien von Jahr zu Jahr hässlicher wird - anstatt den Weg Leipzigs zu gehen, die wiederum von Jahr zu Jahr schöner wird.

    Ob das unserer Stadtbildverwalter auch so sehen bezweifle ich, aber Wien ist auch wirtschaftlich am Abstieg, wenn man sich ansieht wie viele Osteuropazentralen mittlerweile nach Prag abgewandert sind.

  • Ist dieses Unprojekt eigentlich schon fix?
    Und überhaupt - du hast doch prognostiziert, dass mit diesem Schwachsinn aufgrund der EU bzw internationaler Vorgaben wegen Erdbebensicherheit demnächst Schluss sein wird? Einstweilen geht dieser Horror ungehindert weiter. Ich muss sagen, dass ich mich schon gar nicht mehr in die Stadt traue, weil man nie wissen kann, was diese Barbaren als Neues aufführen.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Ja das Projekt ist schon lange fix - leider. Ich dachte auch, dass daraus nichts wird. Oft sieht man ja solche Projekte im Internet stehen, aber es kommt nie zum Bau.

    Irgendwann bin ich aber wie gesagt vorbeigegangen als ich in der Nähe war, und da waren sie schon fleißig am Werkeln. Wie weit sie jetzt sind weiß ich nicht, das war aber schon irgendwann Ende letztes Jahres als ich dort war. Es wird sich also wahrscheinlich inzwischen schon was getan haben. Vielleicht kann ja wer vorbeischauen, wenn er/sie mal in der Nähe ist…

    Von unten wird man das aber denke ich schon deutlich erkennen, das Gebäude ist in Realität gar nicht so hoch. Man sieht eh wie es ausschauen wird, es wird auf gleicher Höhe wie andere Häuser sein. Der Winkel lässt da nicht zu, dass man es nicht sieht, es sei denn man steht wirklich mit der Nase an der Wand.

    Was ich mich auch frage ist ob es tatsächlich diese schreckliche gelbe Farbe bekommen wird. Laut Gesetz sollen sich ja neue Gebäude in die Gegend einfügen bzw. "integrieren". Das hab ich außer beim Schwarzenbergplatz 3 jetzt leider noch nirgends gesehen.

  • Ich muss sagen - ich hasse sie trotzdem, selbst wenn sie gut ausschauen - denn meistens haben sie auch von Innen gar keinen Charme. Ich kenne einige Leute, die solche Wohnungen haben, und das sind die sterilsten Wohnung, die es überhaupt gibt. Sie werden einfach fürchterlich eingerichtet. Und ich rede hier nicht von Möbeln, oder Pflanzen, sondern von Dingen, die vermutlich nur die wenigsten austauschen werden: Parkett, Türen, Bad, Küche oder Treppen…

    Ich hab einige Dachgeschoßausbauten gesehen die Fischgrätenparkett und Altwiener Flügeltüren hatten, aber das waren wirklich die wenigsten - meistens sind es Türen wie aus Plastik mit hässlichen Türklinken in Pseudochrom, das Parkett ebenfalls fürchterlich. Badezimmer werden, wenn ich jetzt daran denke, in neuen Immobilien im Grunde dann doch nicht so schlecht eingerichtet. Unpassend für das Haus meistens, aber die Bäder haben etwas.

    Jetzt denken viele - da das ja bei anderen ist, geht mich das nichts an. Das stimmt schon. Nur bewegt man sich im Leben automatisch auch in anderen Räumen, seien es Büros, Geschäfte, Wohnungen von Freunden… man kann es nicht wirklich umgehen, wenn man ein normales Leben führen will. Und dennoch bekommt man das alles mit. :)

    Viele Leute die ich kenne, würden ihre Wohnung auch gerne anders einrichten, nur fehlt das Geld, und sie lassen ihren DG dann lieber so wie er ist. Eine Freundin von mir ist aber gerade von einer DG-Wohnung ist eine Altbauwohnung umgezogen, und sie genießt jetzt ihre Kastenfenster, ihren alten Parkett und ihren Kachelofen. Umgezogen ist sie, weil sie es musste, hätte sie es nicht müssen, wäre sie wahrscheinlich in ihrer DG-Wohnung geblieben. Und trotzdem gefällt ihr die jetzige Wohnung - im alten Stil - besser.

    Aber naja… :)

  • anstatt den Weg Leipzigs zu gehen, die wiederum von Jahr zu Jahr schöner wird.


    Das meinst Du hoffentlich nicht ernst, oder? Wenn in Deutschland etwas jedes Jahr schöner wird (also mit jedem neu gebauten Haus und nicht etwa mit jedem noch stehenden Rest an Altbauten), dann sind das Städte wie Dresden und Potsdam. Sowas wie das neue Uni-Gebäude im Leipziger Zentrum wünsche ich Wien jedenfalls nicht.

    " Dem Wahren, Schönen, Guten "