Dresden - die Friedrichstadt

  • Der bekommt bestimmt Ärger mit seinem Auftraggeber. Eventuell war das ja die Firma, welche den ursprünglich geplanten Spielplatz dort bauen wollte nach Abriss der Häuser??? Auch brandstiften will gelernt sein. Den Dachstuhl muss man eh austauschen. Von daher kein Problem.

  • Die DNN widmen heute (29.03.2011) über eine halbe Seite einem Artikel von Dankwart Guratzsch, der mit der treffenden Überschrift „Der Herr der Meere hockt im Hinterhof“ für Aufmerksamkeit sorgt.

    Dem Kenner wird bereits hier allzu deutlich sein, dass es sich um den Neptunbrunnen handeln muss, der ab 1744 nach Plänen Longuelunes als Point de Vue am Ende der Hauptachse des Friedrichstädter Palais Brühl errichtet und dessen Sanierung kürzlich beendet wurde. Zu Beginn befasst sich Guratzsch eingehend mit der Entstehungsgeschichte der Anlage und zieht Parallelen zu den berühmten Vorbildern in Versailles, Rom und Wien. Nach der Schilderung einer kurzen Blüte unter Brühl und Marcolini folgt der unaufhaltsame Ruin des Brunnens, dessen Höhepunkt schlussendlich durch den Bau der Chirurgie in der Hauptachse des Parks und das Heranrücken gründerzeitlicher Mietskasernen markiert wird.

    Nach all diesen aufklärenden Worten erscheint die Frage, warum der Brunnen immer noch im Park des Friedrichstädter Krankenhauses steht, fast schon suggestiv. „Das Gesamtkunstwerk ist unwiederbringlich zerstört, seine Platzierung sinnlos geworden.“ Guratzsch nimmt sie zum Anlass, einmal die Planungsgeschichte der nicht erst heute gestellten Frage zu erzählen, die bereits 1850 begann. Damals beauftragte die Stadt verschiedene Künstler Versetzungspläne auszuarbeiten. Müßig bleibt hier zu erwähnen, dass sie am Geldmangel scheiterten.

    Peter Josef Lenné plädierte für eine Aufstellung am Zwingerteich. Hans Erlwein wollte die Chirurgie abreißen und gar das ganze Klinikgelände, allein um dem Brunnen einen würdigen Rahmen zu geben, umgestalten. 1929 gab es dann eine Bürgerinitiative, die Unterschriften für eine Versetzung in den Park des Japanischen Palais sammelte. Relikt dieser Unternehmung blieb eine Fotomontage, die im Artikel abgedruckt, den Brunnen vor dem Hintergrund der Gartenfront des Palais zeigt.

    Heute gab es nun einen Vor-Ort-Termin, zu dem sich ca. 20 Vertreter aus Kunst, Kultur, Wirtschaft und Verwaltung versammelt hatten, um im Anschluss in der Akademie der Künste im Blockhaus über die Zukunft und den Standort des Brunnens zu diskutieren. Mit dabei war Heidemarie Dreßel, eine Dresdner Bildhauerin, die den jetzigen Standort zu Recht als Beleidigung für den Kunstsinn erachtet und sich demnach vehement für eine Versetzung der Anlage einsetzt.

    „Heidemarie Dreßel stellt nun mit vollem Recht die Gewissensfrage an die Stadträte: Warum habt ihr den Gedanken der Versetzung anlässlich der Restaurierung des Brunnens nicht wieder aufgegriffen? Warum steckt ihr Unsummen in ein Projekt, von dem die Öffentlichkeit nichts hat? Wem es um den Ruf Dresdens zutun ist, der kann ihr nur zustimmen. Eine Stadt, die soviel von ihrer Substanz verloren hat, sollte das herausragend Wertvolle, das sie mit Glück bewahren konnte, nicht verstecken.“


    Anmerkung: Die Zitate stammen direkt aus dem Artikel von Herrn Dankwart Guratzsch!

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Sehe ich genauso!

    Ich war ja immer für den Altmarkt als Standort, weil der überhaupt noch keinen vernünftigen Bezugspunkt hat, weder Denkmal noch Brunnen. Aber das wird ja jetzt wegen der Tiefgarage ohnehin nicht mehr gehen. Besonders den Postplatz würde der Neptunbrunnen natürlich auch deutlich aufwerten, im Gegensatz zum aktuellen "Wasserspiel". Auch eine Einbeziehung in die Planung für die Wassergräben wäre möglich, es gäbe genügend Möglichkeiten ihn sinnvoller zu platzieren... :augenrollen:

  • Die Dresdner Neuesten Nachrichten unterrichten uns heute (30.03.2011) pünktlich über das Fazit der gestrigen Expertenrunde zum Neptunbrunnen, die in der Akademie der Künste im Blockhaus stattfand.

    So sei man einhellig zu dem Schluss gekommen, dass eine Versetzung der Anlage aus technischen Gründen unmöglich sei, zuviel Substanz würde unwiederbringlich vernichtet werden. Außerdem scheinen die finanziellen Risiken unkalkulierbar, da u.a. die Stadt ihre bereits gezahlten Fördermittel zurückverlangen könnte. Demnach käme die Diskussion, wen wundert es, definitiv zu spät!

    Nun möchte man den Vorschlag an die Stadt herantragen, Studien für eine günstigere Umfeldgestaltung in Auftrag zu geben. So könnte man den Brunnen mit Bäumen hinterpflanzen, die zumindest die postmodernen Mietshäuser aus den 90’ern verdecken würden. Außerdem solle man den langfristigen Plan verfolgen, an einem publikumsstarken Ort in der Innenstadt eine Kopie des Brunnens aufzustellen, wodurch die Anlage wieder stärker im Bewusstsein der Öffentlichkeit verankert werden könnte.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Naah, ich meine, auf den Altmarkt gehört wieder die Germania. Der Neptunbrunnen passt da nicht wirklich. Am Postplatz dagegen könnte man ihn – wie alles, was neben dem Zwinger die Moderne da aufmischen kann – aber gut gebrauchen

    PS: Weg mit dem Mast!

  • Es wäre natürlich eine tolle Neuigkeit, wenn der einfache aber gut proportionierte Erlwein-Bau tatsächlich endlich saniert würde. Bei der Vergegenwärtigung des aktuellen Zustandes, könnte man durchaus auch mit anderen Konsequenzen rechnen!

    Allerdings sollte man nicht vergessen, dass die Lage des Gebäudes ein Graus ist, was wahrscheinlich auch alle bisherigen Anläufe zu einer Sanierung/Rekonstruktion im Keime erstickt hat. Der Bau steht an einer vom MIV besonders intensiv beanspruchten Stelle und wird von zwei heruntergekommenen Plattenbauten förmlich in die Zange genommen. Zudem zeichnen sich die angrenzenden Grundstücke durch einen hohen Brachflächen- und Ruinenanteil aus, wodurch die Lage nicht gerade attraktiver wird.
    Meiner Meinung nach sollte man deshalb versuchen, den Erlwein-Bau zumindest an der Ecke zur Berliner Straße, wo noch gründerzeitliche Bausubstanz in Größenordnungen vorhanden ist, wieder einzubinden, indem man den dort vorhandenen Plattenbau abreißt und versucht eine adäquate Blockrandbebauung herzustellen.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Zitat

    Neue Ausstellung: Friedrichstadt – ein vergessener Dresdner Stadtteil
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    Ab Montag, 18. April, ist im Kulturrathaus, Königstraße 15, 3. Etage, die neue Ausstellung „Friedrichstadt – ein vergessener Dresdner Stadtteil“ zu sehen. Sie zeigt auf 26 Tafeln über 70 Reproduktionen historischer Ansichten. Manches Vergessene wie die städtische Schäferei oder das Restaurant „Onkel Toms Hütte“ kann auf diesem Streifzug in der Ausstellung wieder entdeckt werden.
    Die Friedrichstadt entwickelte sich in über 800 Jahren aus dem Dorf Ostrov, das 1730 seinen heutigen Namen erhielt. Das Kammergut Ostra sowie das Große Ostragehege waren bis 1917 wichtig für die Versorgung des Hofes der Kurfürsten. Die Eingemeindung der Friedrichstadt erfolgte 1835. Aus der ländlichen Vorstadt, in der viele namhafte Künstler und Intellektuelle lebten und arbeiteten, wurde nach 1878 ein von Arbeiterwohnungen, Industrie- und Verkehrsanlagen geprägter Stadtteil. Die Interessengemeinschaft „Historische Friedrichstadt“ beschäftigt sich seit 1983 mit der Geschichte der Friedrichstadt und ihrer Dokumentation.
    Die Ausstellung ist bis zum 5. Juli 2011 im Kulturrathaus, Königstraße 15, zu sehen. Die Öffnungszeiten sind außer an Feiertagen Montag und Mittwoch von 8:00 Uhr bis 17:30 Uhr, Dienstag und Donnerstag von 8:00 Uhr bis 18:30 Uhr und Freitag von 8:00 Uhr bis 14:30 Uhr. Der Eintritt ist frei.

    Diesen Artikel finden Sie auch im Web-Auftritt.
    http://www.dresden.de/de/02/035/01/2011/04/pm_062.php

  • Bezugnehmend auf den Verkauf und die Sanierung der Gründerzeitgebäude Ecke Löbtauer Str./Schweriner Str. findet sich heute folgender Artikel in der SZ:

    Aus Schandfleck wird Freizeitpark (Wiesenweidauer läßt grüßen).

    Zitat

    Stadtplanerin Gudrun Hanzsch sprüht regelrecht vor Elan, wenn sie von der Fläche an der Ecke Schweriner/Löbtauer Straße spricht. Denn sie steht kurz davor, dass dort ein lange geplantes Großprojekt verwirklicht wird. Derzeit bietet das mit Gestrüpp überwucherte Gelände gegenüber der früheren Großmarkthalle noch einen desolaten Anblick. Doch das soll bald anders werden. Die Stadt will auf dem 4600 Quadratmeter großen Grundstück einen schmucken Freizeitpark ...

    http://www.sz-online.de/Nachrichten/Dresden

    http://www.sz-online.de/bilder/2011_04/kl_2742446_1.jpg

    Das Bild lässt erahnen, dass es sich dabei um das Areal mit den zu sanierenden Häusern handelt. Was ist hier los? Wurde schlecht recherchiert und ist doch ein anderes Gelände gemeint? Oder sollen die Häuser doch abgerissen werden? Oder soll der Park im Hinterhof der Häuser enstehen? Eventuell gibt der gesamte Artikel ja Auskunft, falls diesen jemand hat.

  • Hallo,

    Zitat aus dem SZ-Artikel:

    Zitat

    Bereits seit 2006 bereitet die Stadt das Projekt vor. Peu à peu wurden Grundstücke aufgekauft und seit 2009 marode Nebengebäude abgerissen. Die letzten davon sollen im Sommer fallen, umreißt Gudrun Hanzsch den Zeitplan.

    Erhalten bleiben allerdings die benachbarten Gründerzeithäuser Roßthaler Straße 1 und 2 sowie Schweriner Straße 63. Eigentlich sollten an diesen städtischen Gebäuden im vergangenen Jahr die Abrissbagger anrollen. Doch das konnte Grünen-Stadtrat Thomas Löser mit einem Eilantrag seiner Fraktion verhindern. Der Dresdner Bauträger F & H hat den Komplex bereits gekauft. Der wolle noch vor dem Sommer den Bauantrag für die Sanierung einreichen. Die soll Ende dieses Jahres beginnen. Kürzlich hatte es dort im Dachboden weithin sichtbar gebrannt. Unbekannte hatten Feuer gelegt. Doch an den Sanierungsplänen ändere dies nichts. Derzeit lässt der Bauträger die Häuser bereits beräumen.

    Auf der südlichen Seite des Freizeitparks will der Dresdner Verein Lebenshilfe eine Behindertenwerkstatt errichten. Auch dieser Bau soll noch 2011 beginnen.

  • Ob überarbeitet oder nicht, der Entwurf bleibt schrecklich und hat mit Dresden nichts am Hut. Zugeben muss man allerdings, dass die benachbarten Ecken der Kreuzung ebenso minderwertige Neubebauung aufweisen und damit hier Hopfen und Malz verloren ist.

    Einzig interessant an dem Artikel war für mich:

    "In einem Vertrag zwischen Stadt und Investor soll außerdem festgelegt
    werden, dass das Gebäude Weißeritzstraße26 nach dem Abriss wieder neu
    gebaut wird."

    Wiederaufbau? Neuer Entwurf? Was heißt das nun? Eine Reko würde ich begrüßen.

    Es handelt sich um dieses Gebäude: http://wikimapia.org/p/00/01/14/09/01_big.jpg

    "We live in the dreamtime-Nothing seems to last. Can you really plan a future, when you no longer have a past." Dead Can Dance - Amnesia

  • Samstag, 21. Mai 2011
    (Sächsische Zeitung)

    FRIEDRICHSTADT

    Grüne lehnen 08/15-Bau in Friedrichstadt ab

    (...)

    Mit dem Stadtrat wird das höchste politische Gremium am 31. Mai über den
    Bebauungsplan für das Stadtteilzentrum an der Ecke
    Friedrich-/Weißeritzstraße entscheiden. Auf Antrag der Grünen wurde zur
    jüngsten Bauausschusssitzung beschlossen, dass aufgrund der Bedeutung
    dort die Entscheidung fallen soll. Die Grünen lehnen ein Einkaufszentrum
    an dieser Stelle nicht ab, macht Stadtrat Thomas Löser deutlich. Seine
    Fraktion ist jedoch gegen einen 08/15-Bau, wie er vom Investor Florana
    geplant ist. Immerhin seien in dem vierstöckigen Gebäudekomplex 66
    Prozent der Fläche für Parkplätze vorgesehen. „So eine Vorgehensweise
    verwundert mich“, sagt Löser.

    (...)


    Die Friedrichstraße sei besonders wertvoll fürs Gebiet. Der Eingang dazu
    müsse ordentlich gestaltet werden. Mit dem B & B-Hotel sei bereits
    ein Standardbau dort errichtet worden. Gegenüber dürfe kein weiteres
    derartiges Gebäude entstehen. Zumal geplant ist, dass dieses Grundstück
    zubetoniert wird. 67 teils alte Bäume, darunter zwei fast hundertjährige
    Linden, würden dann den Kettensägen zum Opfer fallen. „Außerdem
    zeichnet sich das Gebäude nicht eben durch eine hochwertige oder gar
    kreative Architektur aus“, so Löser.

    (...)

    Quelle: http://www.sz-online.de/Nachrichten/Dr…ticleid-2770468

    _____________________

    Herr Löser, Herr Löser...beachtlich...wie Sie sich immer öfter positiv hervortun....von Ihnen braucht es mehr.... :thumbup:

    Gruß DV

    "We live in the dreamtime-Nothing seems to last. Can you really plan a future, when you no longer have a past." Dead Can Dance - Amnesia

  • Wikipedia:

    Zitat

    Als eine der wenigen intakt gebliebenen Straßen in Innenstadtnähe,
    hat die Friedrichstraße neben einer barocken Kirche zahlreiche
    Wohnhäuser dieser Stilrichtung, die unter Denkmalschutz stehen.

    Das bedeutet dem Dresdner Stadtplanungsamt leider nicht allzu viel.

    Ich entschuldige mich von Herzen für meine früheren arroganten, provokanten, aggressiven und unfreundlichen Beiträge!
    Jesus ist mein Herr und Retter!


  • (Bild von mir)


    Das unter Denkmalschutz stehende Manufakturarbeiterhaus in der Friedrichstraße 26 gilt mit seinem Erbauungsjahr 1726 als eines der ältesten Gebäude des gesamten Stadtteils. Es ist nicht zuletzt deshalb von gesteigertem Interesse, da es noch vor der Aufhebung des Massivbauverbots von 1734 errichtet wurde und nach dem Abriss zweier einfacher Manufakturarbeiterhäuser vis-á-vis eines der letzten seiner Art in ganz Dresden ist.

    http://de.wikipedia.org/wiki/Manufaktu…hstra%C3%9Fe_26


    Die Hauptfassade zur Friedrichstraße. Speziell an den Gebäudeseiten mussten Balken ersetzt werden, die wohl besonders unter der defekten Dachentwässerung zu leiden hatten.


    Die auch noch offene Rückseite des Gebäudes. Der Seitenflügel mit seinen für die Friedrichstadt einst charakteristischen offenen Laubengängen wurde leider schon vor einiger Zeit abgebrochen.


    Blick in den ersten Stock mit neu ausgemauertem Ständerwerk.


    Blick in das Erdgeschoss. Auf einem originalen Pfeiler wurden neue Stichbögen aufgemauert.

    Bilder sind von mir.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe