Bundesbauten in Berlin

  • @ Palantir

    heißt das, dass der historische Bau in der Mittelstraße erhalten bleibt oder nicht? Weiß man eigentlich, wie das historische Dach der ehemaligen US-Botschaft mal ausgesehen hat?

    Der Erweiterungsbau des Marie-Elisabeth-Lüders-Hauses ist meiner Meinung nach gelungen und schließt endlich die Lücke zur Luisenstraße. Insbesondere die Kuppel schafft im obigen Bild ein schönes Pendant zur Reichstagskuppel, wie generell der Spreeabschnitt in Mitte einen sehr schönen Eindruck macht. Verbessern wird sich der Zustand weiter, wenn das Gebiet am Schiffbauerdamm (am RTL-Gelände) völlig neu geordnet wird.

    Das Bundesbildungsministerium ist eine Enttäuschung, insbesondere in solch prominenter Lage. Eben ein Bau aus dem Standardprogramm heutiger Architekten. Der Vorteil an Bauten dieser Art ist aber, dass man die Fassade in 20 Jahren problemlos abnehmen kann und etwas völlig anderes vorblenden kann.

    Nicht gezeigt wurde übrigens der Neubau des Innenministeriums gegenüber des Kanzleramtes. Ein aus meiner Sicht ebenfalls sehr enttäuschender Bau im Stile von Verwaltungsbauten aus längst überwunden geglaubten Zeiten. Leider ist die Qualität der meisten Bundesbauten, insbesondere bei jenen aus den letzten Jahren, sehr bescheiden.

    APH - am Puls der Zeit

    2 Mal editiert, zuletzt von Apollo (15. September 2013 um 16:30)

  • Heißt das, dass der historische Bau in der Mittelstraße erhalten bleibt oder nicht?
    Weiß man eigentlich, wie das historische Dach der ehemaligen US-Botschaft mal ausgesehen hat?

    Ad 1: Ich denke, dass die Bauten in den Seitenstraßen umgestaltet werden und die Fassade nicht erhalten bleibt - jedenfalls, wenn der Wettbewerbssieger zum Zuge kommt.
    http://www.huberstaudtarchitekten.de/DEUTSCH/projekte/nk45/index.html

    Ad 2: Es hatte ein Mansarddach und das kommt auch wieder (sh. obigen Link).
    Eintrag in der Denkmaldatenbank Berlin
    Warenhauses für Armee und Marine im 19. Jahrhundert:

    Zu deiner Frage zum IHZ im anderen Thema:
    huh:) , aber nach meiner Einschätzung wird sich da in absehbarer Zeit nichts tun bezüglich eines Rückbaus: Der Bau ist gut in Schuss und leidlich vermietet.

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Aber das Gebäude Mittelstraße 25 ist doch noch ein Altbau, oder? Dann wäre ich allein schon deshalb gegen einen Abriss, weil es in Mitte nicht mehr so viele Altbauten gibt und ich es lieber sehen würde, wenn die Fassade erhalten blieb bzw. in den ursprünglichen Zustand zurückversetzt wird.

    APH - am Puls der Zeit

  • In Mitte beginnt nun der Abriss der Großplatten am Schiffbauerdamm:

    Zitat


    Platte am Schiffbauerdamm kommt weg

    Der DDR-Plattenbau am Schiffbauerdamm wird abgerissen. Noch eine gute Woche steht die karge Häuserreihe dort an der Spree gegenüber dem Bundespresseamt. Dann kommt die Abrissbirne. Dafür erhält der Schiffbauerdamm seinen historischen Verlauf zurück.

    Vor dem Neubau kommt der Abriss. Nachdem bereits vor fünf Jahren ein Wettbewerb für den östlichen Luisenblock am Schiffbauerdamm entschieden wurde, nehmen Bund und Land jetzt die Gestaltung dieses Bereichs im Parlaments- und Regierungsviertel in Mitte in Angriff. Damit will der Bund die Bebauung am Spreebogen komplettieren und sein Band des Bundes mit Kanzleramt und Marie-Elisabeth-Lüders-Haus vollenden. Um Platz zu machen, werden jetzt nach Informationen der Berliner Zeitung große Teile eines DDR-Plattenbaus am Schiffbauerdamm abgerissen....

    Während westlich der Luisenstraße schon das Marie-Elisabeth-Lüders-Hauses für den Bundestag erweitert wird und der Rohbau steht, wird es auf dem angrenzenden Luisenblock noch ein paar Jahre dauern, bis dort neue Häuser errichtet werden. „Wir erarbeiten dafür jetzt den Bebauungsplan“, sagt Sprecherin Petra Rohland. Grundlage dafür sei die Planung von 2009.

    Damals hatte das Berliner Architekturbüro Kusus + Kusus einen städtebaulichen Wettbewerb für das Areal gewonnen. Außer einem Neubau für die Bundestagsverwaltung mit einer anspruchsvollen, geschwungenen Form sollen entlang des Stadtbahnviadukts auch Wohnungen, Restaurants, Cafés sowie Büros entstehen....


    http://www.berliner-zeitung.de/berlin/spreebo…8,26558330.html

    Positiv ist natürlich, dass die Platte fällt, allerdings wird wohl auch der ein oder andere historische Altbau dran glauben müssen, was sehr schade wäre, denn so viele Altbauten an der Spree gibt es nun auch nicht mehr. Leider geht aus dem Artikel nicht eindeutig hervor, welche Altbauten an der Spree erhalten bleiben. Man wird es spätestens dann wissen, wenn die Abrissbirne nächste Woche anrückt.

    APH - am Puls der Zeit

  • Wie die Berliner Zeitung heute berichtet, wird bald abgerissen am Schiffbauerdamm. Der Siegerentwurf sieht ja auch den Abriss des "linken" Altbaus vor, was zwar nicht im Artikel erwähnt wird, aber bisher auch immer gerne verschwiegen wurde, um das ganze klammheimlich über die Bühne bringen zu können.

    Ich verstehe wirklich nicht, warum man diesen nicht in den neuen Block integrieren kann. Hier fehlt nur der Wille. Kulturbanausen, vorallem weil in der Gegend immer bemängelt wird, dass so wenig erhalten geblieben ist, zum Heulen! :kopfwand:

  • Aus der untenstehenden Visualisierung würde ich tippen, dass der linke, weiße Altbau abgerissen wird während der rechte gelbe stehenbleibt. Dazu werden sämtliche kleine Gründerzeit-Gewerbebauten in den Hinterhöfen abgerissen, aber die genießen ja bis heute eigentlich fast nirgendwo Bestandschutz. Der größere Block an der Luisenstraße bleibt aber stehen.
    Insgesamt finde ich die Neubebauung sehr negativ. Die Bundesbauten sind einfallslos und monströs, alles irgendwie grau in grau. Ich bin mal gespannt, ob ich noch erlebe, wie die Gegend komplett abgerissen und neubebaut wird. Die Platte ist zwar unschön, aber städtebaulich wesentlich angenehmer.

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • Der Block Luisenstraße bleibt natürlich. Der "linke" Altbau soll laut Siegerentwurf abgerissen werden, der "rechte" an der Stadtbahntrasse soll "integriert" werden. Es fehlt beim "linken" Altbau einfach der Wille, diesen Altbau zu erhalten und zu integrieren... :weinen:

    p.s. auch die Backsteinbauten, die RTL momentan nutzt, werden erhalten bleiben soweit ich weiß.

  • Meines Wissens gibt es noch gar keine Architekturentwürfe, nur die von Kusus & Kusus entwickelte städtebauliche Idee. Halten wir uns also mit Urteilen zurück. Ich denke, dass sich der bestehende (linke) Altbau schwerlich in die städtebauliche Figur des gerundeten Abschlusses des "Bandes des Bundes" wird integrieren lassen. Insofern und da es sich ohnehin um einen entstuckten Altbau handelt, wäre der Verlust wohl zu verschmerzen.

  • Nunja, also ich würde sagen, der Altbau gehört noch zu den besseren 50%, da sieht der übliche komplett entstuckte berliner Altbau noch viel schmuckloser aus...

    Und warum sollte sich dieser nicht integrieren lassen? Offenbar wird der geplante Neubau ca Traufhöhe haben und an der Stelle der Spreeseite circa auf Höhe des Altbaus seinen Verlauf haben.

  • Das "Band des Bundes" ist nun mal kein kleinteilig und in Parzellenstruktur zu bebauender Stadtteil sondern eine Großform (ein "Grand Pojet"), das bislang nur aus den aufeinander abgestimmten Schöpfungen zweier Architekten (Schultes und Braunfels) besteht. Wahrscheinlich wird sich die Idee durchsetzen, auch östlich der Luisenstraße diese Großform ohne Parzellierung zu vervollständigen. Da passt dann ein Altbau, zumal in ästhetisch minderwertiger Gestalt, einfach nicht hinein. Hier hat m.E. die auf weitgehend abgeräumtem Grund aufgerichtete große städtebauliche Geste Vorrang vor dem Bestreben, alles Vorhandene zu bewahren, auch wenn es mit dem Neuen zusammen eine üble Kakophonie erzeugt (Man stelle sich vor, innerhalb des Paul-Löbe-Hauses auf der anderen Spreeseite hätte ein zufällig erhaltener Altbau auf politischen Druck hin integriert werden müssen - Braunfels hätte sich zu Recht geweigert, seine Idee zu realisieren!)

  • Ich halte es auch für bedenklich, einem Abriss des Gebäudes Schiffbauerdamm 19 das Wort zu reden.
    Immerhin gab es ja auch Entwürfe, die eine Einbeziehung des Gebäudes vorsahen (siehe hier). Wenn man mit der Einstellung beim Jakob-Kaiser-Haus rangegangen wäre, hätte das 'Haus Sommer', Dorotheenstraße 99, auch dran glauben müssen, was m. E. schlimm gewesen wäre.

    Bilder vom Erweiterungsbau des M.-E.-Lüders-Hauses an der Luisenstraße.

    Dann das Areal für den Luisenblock Ost am Schiffbauerdamm.

    Das alte Abfertigungsgebäude der Grenztruppen zu Schiff am Ufer ist schon weg; hier verläuft der Schiffbauerdamm künftig wieder direkt am Wasser.

    Der große Plattenbau an der Dorotheenstraße 85/Schadowstraße 4-6 ist ebenfalls in Bundeseigentum und wird demnächst abgerissen werden, damit der Bundestag dort neu bauen kann.

    Interessant ist, dass in den Auslobungsunterlagen ebenfalls die Adresse Schadowstraße 4 genannt ist. Das würde bedeuten, dass der recht hässliche schmale Bau neben dem Schadowhaus verschwinden könnte.

    Fragt sich nur, wie die Neubebauung mit dem benachbarten Schadowhaus "in Dialog treten wird". Hoffentlich nicht à la Lüscher. :zwinkern:

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Wenn man mit der Einstellung beim Jakob-Kaiser-Haus rangegangen wäre, hätte das 'Haus Sommer', Dorotheenstraße 99, auch dran glauben müssen, was m. E. schlimm gewesen wäre.

    Das wäre sicher bedenklich gewesen, aber es war ja Absicht, das Jakob-Kaiser-Haus in der kleinteiligen Struktur zu entwickeln, die in den Blöcken beiderseits der Dorotheenstraße schon vor dem Krieg bestanden hatte. Leider gab es da nur noch wenig alten Baubestand, aber das Konzept der Neubauten folgte der vorgefundenen Parzellenstruktur, so dass das Unikum entstand, dass ein ganzes Quartier mit mehreren Einzelhäusern (zumindest dem Fassadenbild nach) als "Jakob-Kaiser-Haus" zusammengefasst wurde.

    Etwas ganz anderes liegt bei dem Schultes-Riegel vor, einer Konzeption, die seinerzeit unter hunderten von eingereichten Arbeiten den 1. Preis gewonnen hat. Ursprünglich sollte dieser Riegel bis zum Bahnhof Friedrichstraße reichen, jetzt nur noch bis zu dem östlichen Luisenblock. Dieser Riegel, später "Band des Bundes" genannt, war bewusst nicht als Stadtteil in Parzellenstruktur konzipiert, sondern als Großform, und ich wüsste nicht, warum so etwas auf den vielen Brachen des Nachkriegsberlin nicht auch seine Daseinsberechtigung haben sollte, zumal im Regierungsviertel. Zu allen Zeiten hat die Entwicklung der Städte Großformen hervorgebracht, für die allerhand ältere Bausubstanz geopfert wurde, und wesentlich wertvollere als das Haus am Schiffbauerdamm.

  • Die Ausschreibung für das an das Bundesratsgebäude angrenzende Besucherzentrum auf dem Grundstück Leipziger Straße N°2 ist mittlerweile erfolgt.

    Ich habe es mal überblättert, es steht dort mehrmals sinngemäß, dass alles möglichst schlicht und gestalterisch bloß nicht an das Pr. Herrenhaus angelehnt sein, nicht in Konkurrenz treten. Das Gebäude soll dagegen in Dialog mit der Bestandsbebauung am Leipziger Platz treten, heißt es da, glaube ich, auch irgendwo....
    http://www.bbr.bund.de/BBR/DE/Wettbew….html?nn=551384
    Der Kostenrahmen ist dagegen üppig: Rund 70 Mio. Euro sind veranschlagt. Liege ich jetzt so falsch mit meiner Auffassung, dass das verdammt viel Geld für ein solches Projekt ist? Bin hochgespannt, ob sich eine BI gründet, die stattdessen Kitas, Krankenhäuser, Sozialdienste, Straßenreparaturen etc. fordert.

    Bilder des Baugrundstücks:

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Hoffentlich sprechen die Gebäude auch alle die gleiche Sprache, da sie doch in einen "Dialog" treten sollen.....
    Brrrrrrr! Ich hasse solche Floskeln, die mit schönen Worten verdecken sollen, daß wieder einmal austauschbare Architektur an eine städtebaulich sensible Stelle gesetzt werden soll. :blah: :blah: :blah:
    "Sprechende Häuser" gehören in die Muppet-Show!

  • Jo, die muss weg. Schade ist es allerdings, dass dann der Blick auf die herrlich restaurierten Innenhöfe und das Quergebäude zwischen Herrenhaus und Landtagsgebäude (das früher der Preußischen Landesregierung diente) verbaut wird. In diese Höfe und das Quergebäude kommt man nämlich normalerweise nicht rein... Vielleicht ändert sich das endlich, wenn das Besucherzentrum da ist. Und vielleicht findet der gewinnende Architekt ja einen Weg, diese Höfe und ihre Ästhetik nicht zu verschandeln. Hoffen soll man bekanntlich immer.

    "Die Qualität städtischen Bauens resultiert aus einer Generationen währenden, kollektiven Leistung." Hans Kollhoff

  • In Ergänzung zu Palantirs Dokumentation vom 22.7.13 möchte ich drei Aufnahmen des vor kurzem äußerlich fertiggestellten Funktionsgebäudes am südlichen Ende des Komplexes, Chaussee- Ecke Habersaathstraße, zeigen. Es finden sich die üblichen hochgestellten Fenster in einer Rotziegelfassade, die so vielleicht besser nach Hamburg gepasst hätte. Insgesamt empfinde ich dieses Gebäude allerdings, verglichen mit dem Fassadenelend des Hauptgebäudes, als nicht so schlecht.

    Ansicht von Norden, vor dem Hauptkomplex stehend:

    Ansicht von Süden:

    Näher heran:

    Eingestellte Bilder sind, falls nicht anders angegeben, von mir