Verlust von Schlössern auf dem Gebiet der ehem. DDR

  • Harmonica: Ich habe die Beiträge zum Abriss von Schlössern, Herrenhäusern etc. vom Dresden-Thread abgetrennt und hiermit einen neuen Thread eröffnet. Das Verschieben des Themas in das Inland-Forum funktioniert gerade nicht - versuche es später erneut.


    >>In Thüringen ist mir übrigens auch kein Schloss bekannt, was von den Kommunisten platt gemacht wurde.
    <<


    Schloß Osterstein, Gera, Residenz des Hauses Reuß jüngere Linie. Solitärer Bombenangriff April 1945, als Folge davon brannte es aus, blieb in Außenmauern erhalten.


    Totalabriß 1961.

    Nein, die werden gedünstet

  • Es ist wirklich erstaunlich und mir bisher eigentlich nicht aufgefallen, daß im wesentlichen Schösser und Herrenhäuser im Bereich des ehem. Preußen gesprengt wurden. Ausnahmen bestätigen die Regel.

    Das Bismarck-Schloß in Schönhausen/Elbe, das Berliner Schloß, das Potsdamer Stadtschloß, Schloß Monbijou in Berlin sowie zahlreiche Herrensitze in der Mark Brandenburg. Zum Glück nicht noch die Potsdamer Garten- und Schlösserlandschaft. Die wurde ja sogar gut in Stand gehalten.

    Warum dieser Hass auf preuß. Schlösser? Waren die Könige von Preußen denn "kapitalistischer oder königlicher" als die in Sachsen? Zumal 1949 (Gründung der DDR(?)) ja seit mehr als 30 Jahren kein König mehr im Schloß war.....

    Es stimmt wohl, daß Erich Honecker einen weitaus liberaleren Kurs fuhr als Walter Ulbricht, Honecker nahm ja sogar an einem Gottesdienst im Greifswalder Dom teil, als dieser wiedereröffnet wurde. Auch ließ Honecker zahlreiche Bauten in Berlin renovieren, wie die beiden Kirchen am Gendarmenmarkt oder den Dom. Sogar Friedrich der Große kehrte unter Honecker auf die Linden zurück.

    Für weniger Ideologie!

  • Zitat von "Sebaldt"


    Warum dieser Hass auf preuß. Schlösser? Waren die Könige von Preußen denn "kapitalistischer oder königlicher" als die in Sachsen? Zumal 1949 (Gründung der DDR(?)) ja seit mehr als 30 Jahren kein König mehr im Schloß war.....


    Irgendwer hat einmal die Parole ausgegeben, daß die "preußischen Junker" Schuld an den beiden Weltkriegen seien und seitdem war das fester Bestandteil der SED-Propaganda und DDR-Schulbücher
    und die Ausrottung des preußischen Junkertums als Klasse beschlossene Sache.

    Das ist so ähnlich wie mit der Sowjetarmee und dem "Reichstag".
    Obwohl der Reichstag 1933 abgebrannt war und Hitler in der Neuen Reichskanzlei saß, hat sich die gesamte Sowjetpropaganda auf den "Reichstag" als symbolisches Kriegsziel No.1 eingeschossen, der überhaupt nichts mit dem 3.Reich zu tun hat.

  • Zitat von "Kindvon2dresdnern"

    Na gut :zwinkern:
    die übrigen 500 stehen aber noch
    (die Schwarzburg wäre übrigens noch ein Beispiel anderer Art)


    Edit: Der Turm steht übrigens noch: http://www.jaho-fotografik.de/nacht/oster_g.jpg\r
    http://www.jaho-fotografik.de/nacht/oster_g.jpg


    Verstümmelt, ja. Es ist ein beträchtlicher Unterschied, ob noch eine mehrfach geschweifte Barockhaube draufsitzt, oder ein simples Zeltdach - in der Wirkung ungefähr mit dem Notdach des Dresdner Hausmannsturms zu vergleichen.


    Einzelheiten unter folgender URL:

    http://www.untermhaus.de/geschichte/gegenwaertig/osterstein.html\r
    http://www.untermhaus.de/geschichte/geg ... stein.html

    Übrigens, bevor die Fragen kommen: Neun, es wird nicht wiederaufgebaut, auch nicht in den nächsten Jahrzehnten. Gera ist chronisch pleite und hat im übrigen eine Bevölkerung, die städtebaulichen Belangen völlig gleichgültig gegenübersteht. Nicht der Krieg, sondern die DDR- und Nachwendezeit haben das Gesicht der barock-klassizistischen Altstadt zerstört. Es gibt fast kein bürgerliches Bewußtsein, dafür viel Stasiseilschaften. Eines der "ostdeutschesten" Gebiete Mitteldeutschlands. Nichts zu machen.

    Nein, die werden gedünstet

  • Daran sieht man mal wieder, woran prachtvolle Gebäude zu Grunde gehen können. Eben auch an Unwissenheit und Geschichtsverdummung!

    :traurigboese:

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  • Nicht nur im ehemals preußischen Teil der DDR wurden viele Schlösser und Gutshäuser zerstört, auch in Mecklenburg, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen.

    In Mecklenburg waren z. B. von dem umfangreichen Residenzsschloss in Neustrelitz bis zum Abriss durch die DDR noch bedeutende Reste erhalten. In letzter Zeit gab es sogar einmal die Idee, es wiederaufzubauen. Auf Rügen wurde Schloss Putbus, das völlig unzerstört den 2. Weltkireg überstanden hatte, zunächst umgebaut, dann abgerissen. Es war der bedeutendste Profanbau auf Rügen und eines der schönsten Schlösser in Vorpommern. In Thüringen wurde z. B. das barocke Schloss Hildburghausen 1949/50 abgerissen, das von 1680 bis 1826 Regierungssitz des Fürstentums Sachsen-Hildburghausen war. In Sachsen-Anhalt wurde z. B. bewusst Schloss Schönhausen zerstört, in dem Bismarck geboren wurde. Ein erhaltenes Nebengebäude ist jetzt Bismarckmuseum. In Oberwiederstedt in Sachsen-Anhalt wollte die DDR das Schloss, in dem Novalis, einer der wichtigsten deutschen Dichter der Romantik, geboren wurde, abreißen. Eine mutige Bürgerinitiative konnte dies in den achtziger Jahren verhindern. Jetzt ist es, saniert und rekonstruiert, Novalis-Gedenkstätte.

  • Zitat

    In Thüringen wurde z. B. das barocke Schloss Hildburghausen 1994/50 abgerissen


    Hab mal versucht mehr darüber zu erfahren, aber die Informationen im Internet sind recht spärlich. Gibt es Bilder von der Ruine? Hat der Abriss mit der Nähe zur ehem. Grenze zu tun? was meinst Du mit 1994?

    Zitat

    auch in Mecklenburg, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen.


    Aber ein sächsisches Schloss hast auch Du nicht genannt :zwinkern:

    Hat übrigens nicht mehr allzuviel mit Dresden zu tun, deswegen sollten wir das an anderer Stelle Fortsetzen, interessant ist das Thema allemal!

  • Man könnte ja mal ein Thema aufmachen:
    "ländliche Schlösser, Rittergüter und Herrensitze in Mitteldeutschland",

    Weiß bloß nicht, ob in der Galerie oder bei >Objekte im Inland<

    In Dresden wurde das Prohliser Schloß 1985 weggerissen,
    ein prächtiges Neorenaissance-Schlößchen derer von Kap-herr,
    denen auch das Schloß Dresden-Lockwitz gehörte und das prächtige Palais Kap-herr in Dresden in der Parkstraße, das 1945 ausbrannte und 1952 gesprengt wurde.

    http://www.prohlis-online.de/heimatverein/daten/inhalt6-6.htm\r
    http://www.prohlis-online.de/heimatvere ... alt6-6.htm

  • So ein neues Thema wäre sehr sinnvoll, am besten bei "Inland"! Hier nur kurz zu Hildburghausen: Das Schloss wurde 1949/50 abgerissen, nicht später. Ursache war sicher, dass es im Krieg ausgebrannt war und man die Kosten für den Wiederaufbau nicht investieren wollte. Es war der Mittelpunkt einer kleinen, aber sehr lebendigen Thüringer Residenzstadt ("Klein-Weimar"). Eine Prinzessin aus diesem Schloss wurde Ursache für das Münchner Oktoberfest, Meyers Konversationslexikon stammt aus Hildburghausen ebenso wie der Erfinder von Tütensuppe und Suppenwürfel.

    http://www.hildburghausen-museum.de/html/dauerausstellung.html

  • Denken wir aber auch an Braunschweig, dort wurde das Welfen-Schloß auch dem Erdboden gleich gemacht, soweit ich weiß von den Sozis! Jetzt erlebt es ja seine Renaissance als Shopping-Meile. Tja, hauptsache es kommt wieder....

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  • Zitat von "Mathias"

    Nicht nur im ehemals preußischen Teil der DDR wurden viele Schlösser und Gutshäuser zerstört, auch in Mecklenburg, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen.

    In Mecklenburg waren z. B. von dem umfangreichen Residenzsschloss in Neustrelitz bis zum Abriss durch die DDR noch bedeutende Reste erhalten. In letzter Zeit gab es sogar einmal die Idee, es wiederaufzubauen. Auf Rügen wurde Schloss Putbus, das völlig unzerstört den 2. Weltkireg überstanden hatte, zunächst umgebaut, dann abgerissen. Es war der bedeutendste Profanbau auf Rügen und eines der schönsten Schlösser in Vorpommern. In Thüringen wurde z. B. das barocke Schloss Hildburghausen 1994/50 abgerissen, das von 1860 bis 1826 Regierungssitz des Fürstentums Sachsen-Hildburghausen war. In Sachsen-Anhalt wurde z. B. bewusst Schloss Schönhausen zerstört, in dem Bismarck geboren wurde. Ein erhaltenes Nebengebäude ist jetzt Bismarckmuseum. In Oberwiederstedt in Sachsen-Anhalt wollte die DDR das Schloss, in dem Novalis, einer der wichtigsten deutschen Dichter der Romantik, geboren wurde, abreißen. Eine mutige Bürgerinitiative konnte dies in den achtziger Jahren verhindern. Jetzt ist es, saniert und rekonstruiert, Novalis-Gedenkstätte.

    Ich möchte gerne auch nog ein paar anderen nennen, die wir leider verloren haben:

    Das Hohenzollern Schloss in Schwedt

    Das Schloss von Remplin

    Schloss Wolfshagen

    Schloss Schwerinsburg

    Das Palais von Neubrandenburg

  • Das wurde tol sein, es war ein sehr schönes Schloss. es ist sehr traurig dass sie zerstört, voral wenn man weiss warum. Die Kommi's wollten das Schloss restaurieren und in die originelle Form von 1830 zurück bringen. Aber das ging falsch, und dann haben sie sich entscheiden das Schloss zu springen.

    Es gibt ein gutes Buch hier über von Heinz Gundlach:

    Das Schloß hinter dem Holunderbusch

    Eine Collage über den Aufstieg und Fall des Schlosses zu Putbus auf der Insel Rügen

    Auf Deutschlands größter und schönster Insel stand in wechselnden Formen jahrhundertelang ein Schloß, das die Handschriften von mehreren Adligen, Architekten und Bauleuten trug, von Malern gemalt, von Schriftstellern beschrieben und von Historikern gewertet worden ist, das Schloß zu Putbus. Es verschwand nach der Mitte dieses Jahrhunderts - erst wurden seine Besitzer verjagt, dann mühsam seine Hülle erneuert, danach die Mitte herausgerissen und letztendlich seine Flügel in die Luft gesprengt.

    Warum verschwand das Schloß Putbus und wie?
    Der Autor, der einen Teil seiner Kindheit in dem Residenzstädtchen verlebte, geht der Geschichte nach, nutzt Zeitzeugen, beschreibt die Ereignisse in der zeitweiligen Sommerresidenz der Preußenkönige, spürt die Geschehnisse bei den drei Aufenthalten Otto von Bismarcks, des später bedeutendsten deutschen Kanzlers, in Putbus auf, erzählt vom Aufstieg und Fall der Herren zu Putbus.
    2. erw. Auflage
    14,5 x 22 cm, 260 Seiten, gebunden;
    26 Abbildungen
    ISBN: 3-931185-71-0
    Preis: 22,00 EUR

    http://www.thv.de/index/55684\r
    http://www.thv.de/index/55684,

  • Der auch für das Berliner Stadtschloss engagierte Steinmetz Carlo Wloch macht/restauriert doch auch etwas in Puttbus?!

    Ein sehr schöner link:

    http://www.gutshaeuser.de/

    &quot;Nichts zeichnet eine Regierung mehr aus als die Künste, die unter ihrem Schutze gedeihen.&quot;
    Friedrich der Große

  • Schloß Wolfshagen wurde noch vor Kriegsende von der SS gesprengt, um dort eingelagertes Kriegsgerät, Munition und Unterlagen zu vernichten.

    Schloß Remplin fiel einer Brandstiftung gegen Kriegsende zum Opfer (der Schloßturm steht übrigens noch)

    Das Palais in Neubrandenburg und Das schloß in Schwedt wurden meines Wissens nach auch durch Kriegseinwirkungen zerstört.


    Abrisse intakter Schloßanlagen waren eher selten, meist ging diesen eine Zerstörung durch Kriegseinwirkung oder Brände voraus.

    Schloß Putbus ist da ein Sonderfall, Das Schloß sollte in den 50ger Jahren von den Umbauten der kaiserzeit befreit und in den klassizistischen Urzustand zurückversetzt werden (eine in den 50gern durchaus übliche Methode der Denkmalpflege, denkt man das Kröpeliner Tor in Rostock, die Stiftskirche in Quedlinburg oder die Frauenkirche in Arnstadt) dann war das Geld alle und das Schloß (ohne Dach) wurde durch Witterungseinflüsse zerstört und schliesslich abgerissen...

    In einigen Uckermärkischen Dörfern hat es vor allem NACH 1990 Abrisse von Schlössern und Herrenhäusern gegeben, viele wertvolle Schlösser verfallen oder sind nur noch Ruinen (so auch das Stammhaus meiner Familie in Jagow)

    &quot;... es allen Recht zu machen, ist eine Kunst, die niemand kann...&quot; (Goethe)

  • Ein trauriges Schicksal fristet auch Schloss Dahme:

    Zitat

    Auf den Resten der mittelalterlichen Wasserburg im Jahre 1711 begann der Bau des Schlosses.

    Während der Befreiungskriege 1813 wurde es von preußischen Truppen als Lazarett genutzt, worunter die Inneneinrichtung enorm litt.

    1873 ging die Anlage durch Kauf an die Stadt, die hier eine Schule einquartierte.

    Das Schloss blieb bis in die 1950er Jahre unversehrt, erst dann setzte der Verfall des Bauwerkes ein. Nutzungsideen gab es viele, deren Umsetzung aber scheiterte jedes Mal.


    http://www.teltow-flaeming.city-map.de/city/db/081702015000.html

    Wie diese Seite mit mehr Infos und Bildern zeigt, geht das, ähnlich wie bei Schloss Schwarzburg, hauptsächlich auf die Kappe der Nazis, die in den 40ern damit begannen das Schloss grundlegend zur Polizeischule umzubauen. Später war dann kein Geld mehr da.

    http://www.dahme.de/html/body_schloss.html