Berlin - Wiederaufbau der Bauakademie

  • Das war gar nicht explizit auf Dich gemünzt, Clint. Und es ist vielleicht auch etwas schärfer als nötig formuliert gewesen. Ich finde es nur auffällig, dass Herr Pronold hier zu Beginn als fachfremder SPD-Mann sehr kritisch gesehen wurde ("oha", "nie was Gescheites von dem gehört") und nun, da anscheinend durchsickert, dass er recht leidenschaftlicher Anhänger einer halbwegs originalgetreuen Reko ist, plötzlich ein Mega-Typ sein soll, den es gegen die Machenschaften bundesdeutschen Architektenschar zu beschützen gilt. Dabei wären hier zu 100% dieselben Kritikpunkte an dem Mann (Fachferne etc.) zurecht angebracht worden, die nun gar keine Rolle mehr spielen sollen, weil er ja "auf unserer Seite" ist.

    Ich erlaube mir kein Urteil über Herrn Pronold, habe den Eindruck, dass er durchaus der richtige Mann sein könnte. Ich wollte lediglich auf diesen wahrscheinlich menschlichen, aber eben auch bemerkenswerten kleinen Widerspruch hinweisen.

  • Zitat

    und nun, da anscheinend durchsickert, dass er recht leidenschaftlicher Anhänger einer halbwegs originalgetreuen Reko ist, plötzlich ein Mega-Typ sein soll, den es gegen die Machenschaften bundesdeutschen Architektenschar zu beschützen gilt.

    No, und? Ist ja so. Oder sollma deshalb, also weil er recht leidenschaftlicher … in die Meute der bundesdeutschen Architektenschar einstimmen? Wäre doch widersinnig.
    Herrn Andreas Einwände gehen übrigens völlig ins Leere, sie sind unterm Strich sehr schlicht gestrickt und laufen auf das hinaus: Darf ich als Nichtkoch kritisieren, dass meine Suppe versalzen ist?
    maW: Darf jemand, der nicht künstlerisch veranlagt ist, einem vorgeblichen Künstler mangelndes Künstlertum vorwerfen?
    Um nichts anderes handeln seine Ein- und Vorwürfe, bringt man sie auf den Punkt. Raus kommt natürlich das übliche Duckmäusertum gegenüber formell als solche ausgewiesenen Autoritäten, die ja materiell nicht mehr angreifbar sind.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • "Heinzer", es ging mitnichten darum, Pronold als "Mega-Typ" darzustellen. Zumindest auf meine Äußerungen bezogen hättest Du mich dann missverstanden. Ich schrieb ja z.B.: "Ich weiß zu Herrn Pronold nicht viel, insofern kann ich mich nur überraschen lassen."
    Es ging aber darum, die jetzigen Angriffe gegen ihn, nicht nur als Sorge vor fachlicher Kompetenz, sondern auch als strategische Attacke zu sehen, denn einige der Argumente gegen ihn wirken arg vorgeschoben.

  • Ich finde es schon ziemlich scheinheilig dass die Architektenlobby Herrn Pronold seine "mangelnde Qualifikation" vorwirft. Wenn das tatsächlich ein Einstellungs- und Qualitätskriterium wäre müsste man zahlreiche Protagonisten aus dem Berliner Politikbetrieb vor die Tür setzen. Es ist doch offenbar jeder für jeden Posten geeignet, der sich nur lange genug innerhalb des Parteiklüngels hochgedient hat. Und selbst als Studienabbrecher kann man in diesem Staat bekanntermaßen noch ganz groß rauskommen. :augenrollengruen:

  • Leider hinter der Bezahlschranke:
    Ein Lob der exakten Replik
    Zitat aus oben genannten Artikel der "Welt" als Absatz zum Schluss:
    "Warum soll, was sich in jenen Fällen als richtig erwiesen hat, im aktuellen Fall der Bauakademie falsch sein? Warum sollte man nicht auch Schinkel jene Reverenz erweisen, die man in Barcelona und Dessau den Architekten Mies und Gropius erwiesen hat? Wie kann man glauben, eine Stahl-Glas-Fassade, ein Beton-Würfel, Digital Screens oder was sonst gerade angesagt sein mag, könnten faszinierender sein als die Wiederauferstehung von Schinkels Bauakademie, diesem singulären Werk der Architekturgeschichte? Damit würde zugleich das einzigartige Ensemble aus Schloss und Zeughaus, Altem Museum und Bauakademie im Herzen Berlins rekonstruiert. Und die imaginäre Trias aus Bauhaus, Barcelona-Pavillon und Bauakademie wäre wiederhergestellt."

  • Die Bauakademiesimulation befindet sich in einem bejammernswerten Zustand. Die Planen mit Abbildungen der Fassaden sind beschädigt, die Ostfassade fehlt sogar, und es flattern Baufolien, die einen Blick in das Innere mit Gerüst und "Biotop" erlauben.
    Da mit Wirkung vom 1. Juli 2019 das Grundstück, auf dem sich die bewirtschaftete Simulation befindet, wieder der Berliner Immobilien GmbH (BIM) überging, die es im Rahmen einer Tauschvereinbarung dem Bund zur Verfügung stellt, damit dort die Bundesstiftung Bauakademie das Gebäude der Schinkelschen Bauakademie wieder errichten und betreiben kann, bietet sich eine Reparatur der Simulation nicht mehr an.
    Nach Auskunft des Bundesministeriums des Innern für Bau und Heimat, welches sich z.Z. noch mit dem Bauakademiegeschehen befasst, ist jedoch ohne eine Präjudizierung der Bundesstiftung Bauakademie ein Rückbau vorgesehen. Danach könnten - wie mehrfach mitgeteilt - zunächst archäologische Grabungen durchgeführt werden. Der in der Simulation enthaltene "Rote Saal" soll jedoch zu gegebener Zeit weiter genutzt werden.
    [...]
    Mit dem Abbau der Fassadenplanen ist im Dezember begonnen worden. Eine Fotozusammenstellung können Sie durch Anklicken dieser Zeile aufrufen.

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Nun haben zwei schlechte Verlierer eine Klage beim Berliner Arbeitsgericht eingereicht, weil sie nicht den Posten als Direktor bekommen haben.

    (...) Die Klagen beziehen sich auf die Diskrepanz zwischen den in der Stellenausschreibung genannten Anforderungen und der Qualifikation Pronolds. (...)

    Der Klüngel um die Bauakademie fängt langsam zu nerven an. Die sollen sich jetzt mal entscheiden und die Rekonstruktion über die Bühne bringen.

  • vermutlich verzögert

    Diese ganze Story ist doch eine einzige Verzögerung. Letztlich haben sie es seit 25 Jahren nicht geschafft, dieses nun wahrlich nicht übergroße Gebäude zu errichten. Der Wille ist gering, die dortige Schlafmützigkeit kommt dazu.

  • Die Ablehnung von Pronold ist ja eine ganz bizarre Sache, wie sich der Filz gegen Quereinsteiger verteidigt. So richtig schön Realsatire im Tagesspiegel vom 22.

    Die Empörung in der Fachwelt ist groß und wächst weiter an. Die Verbände und ein vom Deutschen Architekturmuseum initiierter, inzwischen von rund 560 prominenten Architekten, Publizisten und Wissenschaftlern unterzeichneter offener Brief prangern die mutmaßlich politisch begründete Entscheidung an. Der Ruf hochqualifizierter Bewerber, die ernsthafte Programm entwickelt hatten, sei durch die Kür eines Quereinsteigers beschädigt worden.

    Haha! Die denken denen gehört der Staat...

    Dieser Satz ist eine Granate: "Der Ruf hochqualifizierter Bewerber, die ernsthafte Programm entwickelt hatten, sei durch die Kür eines Quereinsteigers beschädigt worden."

    Homerisch, dieser Humor!

  • Leute, lest euch mal die Ausschreibung durch und prüft anschließend, welche dieser geforderten Voraussetzungen Herr Pronold erfüllt. Spoiler: keine einzige. Habt ihr da echt keine Probleme mit? Die Politiker denken, dass der Staat ihnen gehört, und dass sie deshalb Stellen nach Gusto besetzen können, wie es ihnen gefällt, ohne sich nach den (selbst festgesetzten) Voraussetzungen richten zu müssen.
    Nochmal: Habt ihr da echt keine Probleme mit???

  • @UrPotsdamer

    Wundert Dich das denn wirklich? Fachkompetenz ist doch bei (leider) keiner politischen Entscheidung mehr von Relevanz in Deutschland. Die besten und fähigsten Fachleute hat man genau deswegen weggebissen oder schlichtweg entlassen, sofern sie nicht auf Linie gebracht wurden. Die Besetzung dieser Stelle ist jedoch das absolut allergeringste Übel, das wir derzeit haben. Wenn es der 1:1 Rekonstruktion der Baukakademie hilft, ist diese Entscheidung vom "Ende her gedacht" genau die richtige und würde mich an dieser Stelle am wenigsten darüber echauffieren.

  • Das Arbeitsgericht Berlin hat mit einer einstweiligen Verfügung heute entschieden, dass die Direktorenstelle der Bundesstiftung Bauakademie vorerst nicht mit Florian Pronold besetzt werden darf. Der Stillstand nimmt also wohl weiter seinen Lauf, der nächste usselige Unkrautacker wird heranwachsen. rant:)

    >> https://www.morgenpost.de/berlin/article…t-antreten.html

    Ferner hat er Pronold heute der Berliner Zeitung ein Interview gegeben, in dem er sich gegen die Attacken der letzten Wochen gegen ihn deutlich wehrt.

    >> https://www.berliner-zeitung.de/mensch-metropo…von-mir-li.4488

    P.S. bei der Klage entscheidend mit von der Partie war natürlich wieder ein gewisser Philipp Oswalt ... wer auch sonst ... Zur Erinnerung: Herrn Boddien hat er vor einigen Jahren auch so einige üble Knüppel zwischen die Beine gehauen und trotzdem am Ende nichts erreicht ... hoffen wir dass es wieder so kommt.

    Einmal editiert, zuletzt von Maecenas (8. Januar 2020 um 00:06)