Berlin - Wiederaufbau der Bauakademie

  • Mal abseits davon, dass Berlin ja gemeinsam mit der Bundesstiftung die Wettbewerbsrichtlinien zur Bauakademie festlegt, muss doch jeder Bauherr, ob groß oder klein, und dazu zählt auch der Bund, sich mit Berlin verständigen und einigen was und wie in der Stadt gebaut wird.
    Wenn ein Bauherr sich nicht an die Vorgaben von Berlin hält, dann geht die Weiterentwicklung des Projekts einfach nicht in die nächste Runde.

  • Ohne Berlin ist die Bauakademie nicht zu bauen, Punkt. Insofern bestimmt die Stadt hier die Spielregeln nach den bereits erfolgten Festlegungen des Bundes.

    Ob das der Bund genauso sieht? Die gegenseitigen Abhängigkeiten bei einer Reihe von Projekten sind wohl deutlich komplexer.

    Zudem: Ich fürchte die Ampelparteien können sich auch schnell darauf einigen gar nichts zu bauen. Dann baut Berlin einen Spielplatz. Mit Halbmond.

    Oder ein Alterheim:

  • Hehe! :)

    Aus dem Koalitionsvertrag:

    Quote


    Wir wollen eine nachhaltige und klimagerechte Wiedererrichtung der Bauakademie, die zugleich die baukulturellen Werte von Karl Friedrich Schinkel verkörpert und Bezug nimmt zur historischen Umgebung. Die Wiedererrichtung der historischen Fassade der Bauakademie ist durch ein geeignetes Verfahren sicherzustellen. Falls dies nicht durch eine entsprechende mit dem Bund und der Stiftung Bauakademie abgestimmte Ausgestaltung des Wettbewerbstextes für den Gestaltungswettbewerb gelingt, wird der Senat hierzu eine Gestaltungsverordnung erlassen.


    https://www.morgenpost.de/bin/bmo-238061059.pdf

    Es ist zum Glück genau so gekommen, wie meine Kristallkugel es vorausgesagt hat. Ich bin positiv überrascht.
    SPD und CDU wollen die historische Bauakademie, sollte Spars und die Stiftung Stress machen, packt Kahlfeldt ihre Gestaltungsverordnung wieder aus und dann gibts entweder die historische Bauakademie oder gar keine.

  • Guido Spars, Vorstand der Stiftung Bauakademie, gibt sich noch nicht geschlagen und möchte sich nicht zu einer historischen Fassade zwingen lassen:
    https://www.tagesspiegel.de/berlin/berline…en-9618746.html

    Gönnerisch versichert er allerdings:

    "Eine historische Fassade, die sich Schinkel zum Vorbild nimmt, die ihn an heutige Anforderungen und an die räumlichen Bedarfe anpasst, wird als Wettbewerbsbeitrag willkommen sein."

  • Gönnerisch versichert er allerdings:

    Guido Spars weiß vor allem, dass er sich auf die (auch von ihm selbst mit zusammengestellte) Jury verlassen kann: würden beispielsweise 40 internationale Wettbewerbsbeiträge eingereicht, von denen vielleicht 3 eine Rekonstruktion der historischen Fassaden vorsehen, dann wird sich die Jury garantiert nicht für eine dieser 3 entscheiden, sondern für irgendeinen fancy modernistischen Entwurf von einem dänischen Architekturbüro, mit bestechend schönen handgezeichneten Skizzen von einer Art Holzregalbau, bei dem seitlich heraus, oben und drumherum wildes Grün wuchert. Das ist dann "im Geiste Schinkels" und "das Reallabor für zukünftiges Bauen".

    Genau so würde es kommen. Einen Architekturwettbewerb ohne die Vorgabe der Fassadenrekonstruktion könnte man sich sparen.

    Eingestellte Bilder sind, falls nicht anders angegeben, von mir

  • Eben, deswegen meinte ich ja auch er versichert es "gönnerisch", weil er wohl genau weiß, dass seine Jury keine Rekonstruktion gewinnen lassen wird, und er wohl glaubt, andere wären zu blöde, um das zu verstehen bzw. zu durchschauen. :lachentuerkis:
    Die Rekonstruktionsvorgabe muss in die Wettbewerbsregeln oder Schinkels Bauakademie bleibt bloße Geschichte.
    Natürlich gibt er nicht sofort klein bei (wer von uns würde das?) nach der sehr klaren Aussage im Koalitionspapier der CDU und SPD. "Klare Aussage" ist ja noch untertrieben, da wurde ja sogar gleich eine kleine Drohung an ihn/die Stiftung nachgeschoben, was wirklich bemerkenswert ist.
    Er hat sich aber auch echt in eine für ihn unschöne Situation maneuvriert:

    - Als zweite Wahl und nach dickem Zoff in das Projekt einsteigen

    - Erst mal weiterhin alle mit dem Mantra: "So viel Schinkel wie möglich" einlullen

    - Dann allen den Boden unter den Füßen wegziehen und plötzlich nur noch von einer neuen, modernen Bauakademie sprechen.

    - Nach Unstimmigkeiten mit dem jetzigen Berliner Senat in den Medien verkünden, man käme da schon zu einer Lösung (seiner Lösung natürlich!) und zu versichern, die Gestaltungsverordnung wäre wieder vom Tisch
    - Offensichtlich nach der Wahlwiederholung auf einen neuen Senat zu setzen, in dem Grüne, seine Verbündete in der Angelegenheit, mehr Sagen haben, und damit spektakulär zu scheitern (hoffentlich, noch ist ja nichts in ganz trockenen Tüchern)

    - Zu guter Letzt von der Berliner CDU und SPD gleich im Koalitionspapier gemaßregelt zu werden, und die Gestaltungsverordung ist auch wieder auf dem Tisch.

    Er sitzt jetzt echt im Fettnäpchen. Die Frage ist, wie weit und wie lange ist er bereit sein Ego zu verteidigen?

  • Eigentlich müsste man ihn austauschen, wenn man sich ehrlich macht. Ich glaube nicht zwangsläufig, dass er einfach ein Rekonstruktionsgegner ist, sondern dass er seine Vorstellung der Bauakademie nicht mit einer Rekonstruktion in Einklang bringen kann. So deute ich jedenfalls seine steten Aussagen in diese Richtung und jetzt auch die hier zitierte, die ja erst einmal auch Vorbehalte ausdrückt, ob es denn so einen Wettbewerbsbeitrag überhaupt gibt, der beides vereinigen kann, Nutzungsanspruch und Rekonstruktion.

    Natürlich kann ein teilnehmendes Büro ihm da Perspektiven aufzeigen und ihm eventuell die Augen öffnen, wie eine Kombination aus beidem funktionieren könnte. Jedoch muss man als Chef wirklich hinter einer Idee stehen und selbst kompatible Visionen entwickeln können. Und offenbar ist er dazu weder bereit, noch in der Lage, sich auf eine solche Ausgangslage einzulassen und dafür Lösungen zu erarbeiten, stattdessen erwartet er, dass der Wettbewerb ein Konzept ihm dazu zeigen könnte.

    Kurzum, die Stiftung bräuchte einen Chef, der die neue politische Randbedingung einer Fassenrekonstruktion anerkennt, nicht als Gefährdung seiner Ziele versteht, und unter deren Rahmen konkrete Vorstellungen hat, wie sein Haus damit funktionieren kann.

  • Eigentlich müsste man ihn austauschen, wenn man sich ehrlich macht. Ich glaube nicht zwangsläufig, dass er einfach ein Rekonstruktionsgegner ist, sondern dass er seine Vorstellung der Bauakademie nicht mit einer Rekonstruktion in Einklang bringen kann. So deute ich jedenfalls seine steten Aussagen in diese Richtung und jetzt auch die hier zitierte, die ja erst einmal auch Vorbehalte ausdrückt, ob es denn so einen Wettbewerbsbeitrag überhaupt gibt, der beides vereinigen kann, Nutzungsanspruch und Rekonstruktion.

    Natürlich kann ein teilnehmendes Büro ihm da Perspektiven aufzeigen und ihm eventuell die Augen öffnen, wie eine Kombination aus beidem funktionieren könnte. Jedoch muss man als Chef wirklich hinter einer Idee stehen und selbst kompatible Lösungen entwickeln können. Und offenbar ist er dazu weder bereit, noch in der Lage, sich auf eine solche Ausgangslage einzulassen und dafür Lösungen zu erarbeiten, stattdessen erwartet er, dass der Wettbewerb ein Konzept ihm dazu zeigen könnte.

    Kurzum, die Stiftung bräuchte einen Chef, der die neue politische Randbedingung einer Fassenrekonstruktion anerkennt, nicht als Gefährdung seiner Ziele versteht, und unter deren Rahmen konkrete Vorstellungen hat, wie sein Haus damit funktionieren kann.

    Der Stiftungschef hat mit der Modernistenfraktion eine große Lobby hinter sich. So agiert er ja auch, er will ja kein Applaus von Rekobefürwortern, sondern führt das Projekt in ein Konflikt hinein bei dem er auf eine wachsende Aufmerksamkeit und Unterstützung der Modernisten setzen kann. Hoffentlich kommt am Ende nicht sowas raus... https://de.m.wikipedia.org/wiki/Datei:T-C…_%282005%29.jpg

  • Ein Lehrstück für diejenigen, die immer mal schreiben, es brauche "Spielwiesen", in denen sich Modernisten "ausleben" können. Denn erstens haben sie ohnehin überall ihre Spielwiesen, sind also auf das Gönnertum von Traditionalisten und Rekonstruktionsfreunden überhaupt nicht angewiesen. Und zweitens würden sie selbst nie, sofern es in ihrer Macht steht, Rekonstruktionsfreunden "Spielwiesen" anbieten. Sie versuchen im Gegenteil überall nur Hürden aufzubauen. Selbst bei einem so unbelasteten Objekt wie der Bauakademie.

  • Ein Lehrstück für diejenigen, die immer mal schreiben, es brauche "Spielwiesen", in denen sich Modernisten "ausleben" können. (...) Selbst bei einem so unbelasteten Objekt wie der Bauakademie.

    Daran sieht man, dass die "Belastungen" von Gebäuden stets nur vorgeschoben sind. Es geht darum die Heilung von Wunden des Zweiten Weltkriegs zu verhindern, nicht die Welt vor der Reaktion zu bewahren.

  • Den Modernisten und den Klimaaktivisten geht es um die Durchsetzung ihrer rigorosen, sektenhaften Ideologie, den Politikern und Funktionären dagegen um Selbstprofilierung. Manchmal mischen sich die Motivationslagen auch. Jedenfalls zählen in einem solchen Spiel Sachargumente so gut wie gar nicht.

    Und das ist das Problem all jener Idealisten, die meinen, sie könnten mit Sachargumenten überzeugen. Das ist genauso aussichtslos wenn man einen Ochsen ins Horn pfetzen (hochdt. = kneifen) würde.

    Wer einer Halbwahrheit eine weitere Halbwahrheit hinzufügt, schafft keine ganze Wahrheit, sondern eine ganze Lüge.

  • Den Modernisten und den Klimaaktivisten geht es um die Durchsetzung ihrer rigorosen, sektenhaften Ideologie, den Politikern und Funktionären dagegen um Selbstprofilierung. Manchmal mischen sich die Motivationslagen auch. Jedenfalls zählen in einem solchen Spiel Sachargumente so gut wie gar nicht.

    Und das ist das Problem all jener Idealisten, die meinen, sie könnten mit Sachargumenten überzeugen. Das ist genauso aussichtslos wenn man einen Ochsen ins Horn pfetzen (hochdt. = kneifen) würde.

    Das stimmt wohl. Es geht in der ganzen Klimadiskussion nicht mehr um die Rettung des Klimas, sondern als vorgeschobenes Argument darum den eigenen Lebensstil und die eigenen Vorlieben auf alle anderen Menschen zu übertragen. Wer da nicht mitmacht wird zum Verweigerer, Klimasünder oder Anhänger rückwartsgewandter Architektur.

  • Den Modernisten und den Klimaaktivisten geht es um die Durchsetzung ihrer rigorosen, sektenhaften Ideologie, den Politikern und Funktionären dagegen um Selbstprofilierung.

    Wohl wahr. Nur hier treffen sich die wenig Edlen, Guten. Frei von jedweder Ideolgie und rational denkend dem Schönen entgegenstrebend.

    Im Ernst: natürlich gibt es ein Grüppchen Leute, wie du sie beschreibst. Aber natürlich gibt es auch Leute, denen moderne Architektur - aus welchen Gründen auch immer - gefällt, oder Menschen, die sich Sorgen ums Klima machen, fernab irgendeiner Ideologie. Und es gibt auch Politiker, die schlicht eine gute Arbeit machen wollen, sich für ehrbare Ziele einsetzen und auch ans Gemeinwohl denken.

    Dieses ewige Schubladendenken mit "denen da / wir da", das hier bis zum Abwinken zelebriert wird, ist doch zum Größten Teil irrational und hilft im Ergebnis nur Leuten, die auf der einen oder anderen Ideologie rumreiten.

  • Wohl wahr. Nur hier treffen sich die wenig Edlen, Guten. Frei von jedweder Ideolgie und rational denkend dem Schönen entgegenstrebend.

    Im Ernst: natürlich gibt es ein Grüppchen Leute, wie du sie beschreibst. Aber natürlich gibt es auch Leute, denen moderne Architektur - aus welchen Gründen auch immer - gefällt, oder Menschen, die sich Sorgen ums Klima machen, fernab irgendeiner Ideologie. Und es gibt auch Politiker, die schlicht eine gute Arbeit machen wollen, sich für ehrbare Ziele einsetzen und auch ans Gemeinwohl denken.

    Dieses ewige Schubladendenken mit "denen da / wir da", das hier bis zum Abwinken zelebriert wird, ist doch zum Größten Teil irrational und hilft im Ergebnis nur Leuten, die auf der einen oder anderen Ideologie rumreiten.

    Man kann sich Sorgen um das Klima machen und moderne Architektur mögen und dennoch der Rekonstruktion der Bauakademie zustimmen. Denn weder wird durch die Rekonstruktion der Bauakademie das Weltklima gefährdet, noch würde es durch einen ökologischen Musterbau, der stattdessen entstünde, gerettet.
    Ebenso wenig wird durch eine Rekonstruktion der Bauakademie die modere Architektur abgeschafft.

    Wenn Leute die Rekonstruktion eines so bedeutsamen Monuments wie Schinkels Bauakademie mit den Hinweis verhindern wollen, es gehe ihnen darum, das Weltlima oder die moderne Architektur zu retten, dann ist das einfach nur absurd. Dann suchen sie entweder einen Vorwand für ihre politische Agenda, die sie auf geradezu totalitäre Weise verabsolutieren, oder es geht ihnen um ihr Ego. Einen anderen Beweggrund vermag ich nicht zu erkennen.

    Und genau darum sehe ich auch keine Möglichkeiten, mit solchen Personen zu argumentieren.

    Wer einer Halbwahrheit eine weitere Halbwahrheit hinzufügt, schafft keine ganze Wahrheit, sondern eine ganze Lüge.

  • Wohl wahr. Nur hier treffen sich die wenig Edlen, Guten. Frei von jedweder Ideolgie und rational denkend dem Schönen entgegenstrebend.

    Im Ernst: natürlich gibt es ein Grüppchen Leute, wie du sie beschreibst. Aber natürlich gibt es auch Leute, denen moderne Architektur - aus welchen Gründen auch immer - gefällt, oder Menschen, die sich Sorgen ums Klima machen, fernab irgendeiner Ideologie. Und es gibt auch Politiker, die schlicht eine gute Arbeit machen wollen, sich für ehrbare Ziele einsetzen und auch ans Gemeinwohl denken.

    Dieses ewige Schubladendenken mit "denen da / wir da", das hier bis zum Abwinken zelebriert wird, ist doch zum Größten Teil irrational und hilft im Ergebnis nur Leuten, die auf der einen oder anderen Ideologie rumreiten.

    Die Kunst ist ja nicht eine "Bauakademie" als klimatechnisches Musterhaus zu bauen, das dann "Bauakademie" heißt aber eine völlig andere Fassade hat. Viel spannender ist es doch, die historische Kubatur und Fassade der Bauakademie zu rekonstruieren und trotzdem es so auf einen technischen Niveau bringt, dass es klimatechnisch passt. Da dies scheinbar nicht der Anspruch der Bauakademie-Rekogegner ist, muss man dann leider davon ausgehen, dass das Klimathema in diesem Fall nur vorgeschoben ist, um an diesem Ort eine moderne Fassade zu präsentieren.