Berlin - Wiederaufbau der Bauakademie

  • ...das gilt aber nur in der Hinsicht, dass weitere engagierte Bürger sich Reko-Projekte zum Vorbild nehmen.

    Das ist doch schon viel wert.

    Und je mehr engagierte Bürger und Engagement es gibt, umso grøßer ist der Domonoeffekt.

    ...Da braucht es schon eine Änderung der Meeresströmungen, um im Bild zu bleiben.

    Ob wir die allein bewirken können? Sicher nicht. Doch wir sind viele, global betrachtet. Organisiert vielleicht sogar mehr und schlagkräftiger als jede Modernistentruppe, wenn wir das mal konsequent nutzen.

    Worte, die man gerne liest.

    Nun fehlt nur noch, wie das konkret funktionieren soll, in diesem Land oder "global betrachtet".

    Wenn die "Schlagkraft" oft noch nicht einmal reicht, konkrete Projekte zu verwirklichen, soll sie auf einmal da sein, dass ganze "System" zu ændern, und dies auch noch global.

  • Ich glaube das die Antwort in den letzten Jahrzehnt der DDR geschuldet sein koennte.

    Die DDR aenderte viele Handhabungen im Land um 1980.

    Man wollte wohl die unzufriedene Masse zurueckgewinnen.

    In der Architektur hiess das, eine rolle Rueckwaerts. Traditionalle Gebaude,

    wideraufbau verschiedener Projekte wie dem Nikolaiviertel usw..

    Gebracht hat das nichts. Oder nicht mehr. Die Gruende waren aber eher anders.

    Nun scheinen die selben Leute eine Wiederholung zu befurechten.

    Sie scheinen ein einlenken in Baufragen mit ein Nachgeben in

    Gesellschaftsfragen zu vergleichen.

    Diese Leute leiden unter Verschwoehrungstheorien und wollen die Gesinnung ueberwachen.

    Zu dieser Vermutung bin jedenfals ich gekommen.

  • Nun fehlt nur noch, wie das konkret funktionieren soll, in diesem Land oder "global betrachtet".

    Es gibt bereits diverse Beispiele für systemischen Wandel in einzelnen Ländern. In UK hat z.B. die Initiative "Create Streets" die "Building Better, Building Beautiful Commission" der Regierung initiiert. Über die letzten Jahre wurden im Schlepptau dessen mehrere Gesetze geändert, sodass die Ästhetik von Neubauten tatsächlich wieder ein gewichtiger Faktor zur Genehmigung ist, anhand klarer Kriterien (keine Gummiparagraphen wie unser §34 BauGB). Auch hat die Initiative systematisch diverse Gemeinden und Counties beraten und dort Gestaltungssatzungen auf den Weg gebracht. Siehe Webseite unter "Projects".

    In Schweden und Norwegen hat "Arkitekturupproret" wiederum durch massiven Druck via sozialer Medien und klassischer Medien die Politik und Öffentlichkeit auf ihre Seite gebracht. Dort wurden in mehreren Landesteilen parteiübergreifende Kommissionen gebildet, welche Gestaltungssatzungen erlassen und traditionelles bzw. in die lokalen Stile eingepasstes Bauen befördern. Das reicht sogar in Großstädte wie Göteborg hinein. Und der öffentliche Druck ist dort so groß, dass kaum noch ein schlechtes modernistisches Neubauprojekt einfach so durchgeht ohne massiven Widerstand. Die Entwurfs- und Wettbewerbskultur hat sich dadurch verändert.

    Und in den USA hat das nochmal ganz eigene Ausmaße, mit zahlreichen Institutionen, angefangen beim ICAA, Notre Dame School of Architecture, Traditional Building Magazine, usw.

  • In Schweden und Norwegen hat "Arkitekturupproret" wiederum durch massiven Druck via sozialer Medien und klassischer Medien die Politik und Öffentlichkeit auf ihre Seite gebracht. Dort wurden in mehreren Landesteilen parteiübergreifende Kommissionen gebildet, welche Gestaltungssatzungen erlassen...

    Also ich bin seit Jahrzehnten jedes Jahr in Norwegen und konnte leider noch nicht ansatzweise feststellen, dass sich in den Neubauprojekten dort irgend etwas in Richtung traditioneller Bauweise verændert hætte.

    Die moderne Architektur tobt sich mindestens so aus wie in Deutschland.

    Dass "Arkitekturupproret" (also quasi ein Æquivalent zu Stadtbild) mit rund 50.000 Followern in Schweden dort landesweit "die Øffentlichkeit auf ihre Seite gebracht" haben soll, wære schøn, würde mich aber sehr wundern.

    Im Übrigen: In Skandinavien wie hier gibt es Wahlen zu Gemeinderäten, Stadtverordnetenversammlungen usw. Diese können konkrete Vorgaben in Bebauungsplänen machen, Gestaltungssatzungen erlassen. Leider wird davon viel zu wenig Gebrauch gemacht (und das ist auch der eigentliche Knackpunkt).

    Dass dies in Norwegen "in einzelnen Landesteilen" nun "Kommissionen" übertragen worden sein soll, konnte ich im Web nichts darüber finden.

    Gib mir bitte eine Quellenangabe dazu.


    ..sodass die Ästhetik von Neubauten tatsächlich wieder ein gewichtiger Faktor zur Genehmigung ist, anhand klarer Kriterien (keine Gummiparagraphen wie unser §34 BauGB).

    Also die klaren Kriterien können wie gesagt auch heute schon beschlossen werden, dafür braucht es keine "Systemänderung". Nur liegt die Zuständigkeit für Ästhetik eben auf kommunaler Ebene (ggf. noch bei den Ländern und den Landesbauordnungen), jedoch nicht beim Bund (und seinem BauGB).

    Der Bund, die Zentralgewalt, ist für "die Ästhetik" nicht zuständig. Das ist in Norwegen, den USA aber auch nicht anders und auch nicht der Kern des Problems.

    Hinsichtlich der Bauakademie z.B.wäre der Drops gelutscht, wenn die Gestaltungssatzung dann endlich hoffentlich kommt.

  • Also ich bin seit Jahrzehnten jedes Jahr in Norwegen und konnte leider noch nicht ansatzweise feststellen, dass sich in den Neubauprojekten dort irgend etwas in Richtung traditioneller Bauweise verændert hætte.

    Der Architektur-Aufstand in Norwegen ist erst letztes Jahr so groß geworden. Die sind ständig in den Medien, die Unterseite habe ich dir von Schweden schon verlinkt. Hier ist die Seite von Norwegen. Unter den Presseberichten und in den sozialen Medien findest du auf beiden Seiten viele Berichte, welche Aktivitäten die so gemacht haben und welche Effekte das hatte. Eine solche Kommission habe ich selbst durch Berlin geführt, da waren Politiker aller Parteien dabei. Sie haben sich hier konkrete Inspirationen für gelingende Projekte gesucht.

    Natürlich ändert sich eine seit Jahrzehnten verkommene oder nichtvorhandene Baukultur in einem ganzen Land nicht plötzlich überall über Nacht. Doch sie haben dort ordentlich Wirbel gemacht. Die Architekturdebatte findet da jetzt in breiter Öffentlichkeit mit Medien und Politik statt, während vorher fast alles still und heimlich durchgewunken wurde. Das geht z.B. über deren Architekturpreis für die schrecklichsten und schönsten Neubauten des Jahres.

    In Skandinavien wie hier gibt es Wahlen zu Gemeinderäten, Stadtverordnetenversammlungen usw. Diese können konkrete Vorgaben in Bebauungsplänen machen, Gestaltungssatzungen erlassen. Leider wird davon viel zu wenig Gebrauch gemacht (und das ist auch der eigentliche Knackpunkt).

    Ja, na klar. Und der Grund dafür ist eben die fehlende Öffentlichkeit für diese Themen. Politikern erscheint es nicht wichtig, sich um's Stadtbild zu kümmern. Das ändert sich, wenn es dafür wirklich wahrnehmbare Stimmen gibt. Politiker kümmern sich -wie im Grunde alle Menschen- um die Themen, die sie selbst wichtig finden. Diese Themen kommen durch gesellschaftliche Debatte zu ihnen. Selten auf magischen Erkenntniswegen.

    Der Bund, die Zentralgewalt, ist für "die Ästhetik" nicht zuständig. Das ist in Norwegen, den USA aber auch nicht anders und auch nicht der Kern des Problems.

    Ohne Bund gäb's überhaupt keinen Beschluss zu Humboldt Forum oder Bauakademie. Merkste also selbst, dass deine Argumentation hier ins Leere geht? Gut.

    Und der Bund schreibt z.B. die Zupflasterung der Fassaden mit WDVS-Styroporfassaden regelrecht vor. Auch das Maß der Bebauung, Abstandsflächen, Grundsätze des Städtebaus usw. - all das wird auf Bundesebene geregelt. Der Urbanismus, die Stadtbaukunst ist die notwendige Grundlage gelingender Ästhetik im Kleinen. Also natürlich ist diese Ebene wichtig. Und wenn sich Bundestagsabgeordnete oder gar Bundesparteien/Fraktionen für das Thema Stadtbild einsetzen, bekommt das gleich bundesweit ein ganz anderes Gewicht. Da kann man sich lokal überall abstrampeln, oder eben "die Treppe von oben kehren", wie man so schön sagt.

  • Sehr guter Artikel zur Bauakademie.Aber die hartgesottenen Modernisten dürfte das alles nicht beeindrucken.Ihre Meinungen und Überzeugungen sind und bleiben tief und fest in ihnen manifestiert.

    Wen von uns Rekofreunden könnte ein Modernist mit seinen Argumenten überzeugen und umgekehrt? Ich denke, Rekos in Deutschland sind und bleiben ein schwieriges und angespanntes Thema.

  • Endlich ist der Text von Peter Stephan in der FAZ erschienen.

    Mich graust zwar ein wenig bei dem Gedanken, es "könnten die Freiheitskämpfe des Sozialismus gedanklich mit denen des Liberalismus verbunden werden", oder bei der Idee, "Ein städtebaulicher Bogen" sei "in der Lage, die Monumente der DDR

    einzubeziehen" (mit expliziem Bezug auf Karl Marx).

    Wahrscheinlich ist es aber taktisch klug, die Sprache der heutigen Entscheider zu sprechen, um positiv Einfluss auf die Art des Wiederaufbaus ausüben zu können.

    _______________________________________
    Gutmensch = Gut gemeint, nicht zuende gedacht, schlecht gemacht

  • Mich graust zwar ein wenig bei dem Gedanken, es "könnten die Freiheitskämpfe des Sozialismus gedanklich mit denen des Liberalismus verbunden werden", oder bei der Idee, "Ein städtebaulicher Bogen" sei "in der Lage, die Monumente der DDR

    einzubeziehen" (mit expliziem Bezug auf Karl Marx).

    Wahrscheinlich ist es aber taktisch klug, die Sprache der heutigen Entscheider zu sprechen, um positiv Einfluss auf die Art des Wiederaufbaus ausüben zu können.

    Die Frage ist ja nicht nur, welche Argumente heute bei Politikern mehr Gehör finden, sondern welche überhaupt erst einmal eine Publikationsplattform finden.

    Wer einer Halbwahrheit eine weitere Halbwahrheit hinzufügt, schafft keine ganze Wahrheit, sondern eine ganze Lüge.

  • Ohne Bund gäb's überhaupt keinen Beschluss zu Humboldt Forum oder Bauakademie. Merkste also selbst, dass deine Argumentation hier ins Leere geht? Gut.

    Also ich merke, dass deine Argumentation nicht schlüssig ist bzw. Dir wohl grundlegende Rechtskenntnisse fehlen.

    Du bemängelste in deiner ursprünglichen Beitrag, dass Einzelfälle, wie das Berliner Stadtschloss keine "Strahlkraft" für eine Altstadt hätten, keinen "systemischen Wechsel" bewirken würden usw....

    Und greifst in deiner "Argumentation" dann selbst wieder auf so einen "Einzelfall" zurück.

    Der Bund, der den PdR als Rechtsnachfolger erhielt, baute beim Stadtschloss quasi wie ein privater Bauherr.

    Er hat jedoch keinen Einfluss darauf, wie die Masse der anderen Bauherrn baut.

    Umgekehrt führt dann ein Beschluss des Bundes zur Bauakademie noch nicht zu einem Wiederaufbau der Schinkelschen Bauakademie bzw. der Bund, seine Stiftung könnte dort die belangloseste modernistische Kiste hinsetzen wollen.

    Das Land Berlin wiederrum könnte es durch eine Gestaltungssatzung verhindern, der Bund könnte nichts dagegen tun.

    Die Zuständigkeit für Stadtbild und Ästhetik beim Bauen liegt - was die rechtlichen Vorgaben angeht - grundsätzlich beim Land bzw. der Kommune und nicht beim Bund...auch wenn du versuchst Gegenteiliges zu suggerieren.

    Und der Bund schreibt z.B. die Zupflasterung der Fassaden mit WDVS-Styroporfassaden regelrecht vor. Auch das Maß der Bebauung, Abstandsflächen, Grundsätze des Städtebaus usw. - all das wird auf Bundesebene geregelt. Der Urbanismus, die Stadtbaukunst ist die notwendige Grundlage gelingender Ästhetik im Kleinen. Also natürlich ist diese Ebene wichtig. Und wenn sich Bundestagsabgeordnete oder gar Bundesparteien/Fraktionen für das Thema Stadtbild einsetzen, bekommt das gleich bundesweit ein ganz anderes Gewicht. Da kann man sich lokal überall abstrampeln, oder eben "die Treppe von oben kehren", wie man so schön sagt.

    Du kannst durch die Regelungen, die der Bund im Rahmen seiner Zuständigkeit treffen darf (sei es die in der Baunutzungsverordnung, seien es allgemeinen Grundsätze der Bauleitplanung) das Land mit den hässlichsten Kisten zupflastern oder die schönsten Gebäude verwirklichen.

    Die Regelungen des Bundes sind immer nur allgemeiner Art.

    Die konkrete Bauleitplanung, und letztlich die Frage der Ästhetik, ist und bleibt die Aufgabe der Kommunen - dies ist i.Ü. auch verfassungsrechtlich geschützt.

    Aber wenn Du meinst, dich anstatt mit den eigentlich zuständigen Stellen auseinanderzusetzen, besser an nicht zuständige Bundestagsabgeordnete wenden zu müssen, kannst du das gerne tun.

    Vielleicht kannst du mal von konkreten Erfolgen auf diesem Weg berichten (und ich meine natürlich nicht Bauvorhaben des Bundes als Bauherrn).


    Also du hast bemängelt, dass der tatsächliche Einsatz für konkrete Projekte vor Ort "nicht funktioniere" bzw. nicht ausreiche, dass davon keine "Strahlkraft" ausgehen würde, etwa durch das Berliner Schloss keine "Altstadt-Renaissance" entstanden sei.

    Es gebe kein wirkliches Umdenken in Entscheiderzirkeln, es würde sich nichts "systemisch" ändern. Usw. usw.

    Und kamst schließlich zu deiner Schlußfolgerung bezüglich einer "systemischen Änderung": "Ob wir die allein bewirken können? Sicher nicht. Doch wir sind viele, global betrachtet. Organisiert vielleicht sogar mehr und schlagkräftiger als jede Modernistentruppe, wenn wir das mal konsequent nutzen".

    Also ernüchtert und frustriert von den Ergebnissen in Städten in diesem Land hoffst du nun auf eine Art globale Bewegung.

    Mit Schlagworten wie "global", "Architekturaufstand", "systemischer Wechsel" kannst du hier natürlich Likes sammeln. Es klingt einfach, sehr groß und gigantisch.

    Letztlich ist es doch nur eine Illusion bzw. eine Naivität, die früher oder später wieder zu Ernüchterung führen wird...und von einem realistischen Vorgehen ablenkt.


    Und bei genauerem Hinsehen stimmt es schlicht nicht, was du schreibst:

    Es gibt bereits diverse Beispiele für systemischen Wandel in einzelnen Ländern.

    ....

    In Schweden und Norwegen hat "Arkitekturupproret" wiederum durch massiven Druck via sozialer Medien und klassischer Medien die Politik und Öffentlichkeit auf ihre Seite gebracht. Dort wurden in mehreren Landesteilen parteiübergreifende Kommissionen gebildet, welche Gestaltungssatzungen erlassen und traditionelles bzw. in die lokalen Stile eingepasstes Bauen befördern.



    Ich weiß trotz Nachfrage bis jetzt noch nicht, wie du zu deinen Aussagen kommst. In den von dir verlinkten Seiten der Vereine in Norwegen und Schweden ist nicht die Rede davon, dass Kommissionen Gestaltungssatzungen erlassen können.

    Also du sprichst die Sprachen nicht, und warst wohl auch noch nicht in den Ländern, interpretierst aber irgendetwas hinein, was dort nicht steht.

    Und nur weil in der Aftenposten über die Jahre mal Artikel erschienen und im TV mal ein Bericht gebracht wurde, hat man noch lange nicht "Politik und Öffentlichkeit auf die Seite gebracht" geschweige denn einen "systemischen Wechsel" erreicht.

    Dieses Jahr wurde in Oslo das neue Nationalmuseum eröffnet, der größte Museumsbau Skandinaviens...und m.E. auch der Hässlichste https://www.nasjonalmuseet.no/en/visit/locat…ational-museum/

    Das ist einer der Neubauten 2022, die dort die Hauptstadt prägen, und nicht ein kleines hyggeliges Hotel auf dem Land, dass Arkitekturupproret auszeichnet.


    ....Politikern erscheint es nicht wichtig, sich um's Stadtbild zu kümmern. Das ändert sich, wenn es dafür wirklich wahrnehmbare Stimmen gibt. Politiker kümmern sich -wie im Grunde alle Menschen- um die Themen, die sie selbst wichtig finden. Diese Themen kommen durch gesellschaftliche Debatte zu ihnen. Selten auf magischen Erkenntniswegen.

    Also ein Narrativ von den bösen Politikern, denen das Stadtbild egal ist, die quasi ihrer Verantwortung nicht gerechet werden und den unterschwilligen Willen der Bürger nicht umsetzen, bringt zwar Likes, stimmt einfach aber oft nicht.

    In dieser kleinen Brandenburgischen Kleinstadt wollte z.B. die Bürgermeisterin bzw. die Stadtverordneten ein baufälliges Haus am historischen Markt retten, also es aufkaufen und sanieren.

    Eine Bürgerinitative hatte dagegen die notwendigen Unterschriften gesammelt, die zu einem Bürgerentscheid führte.

    Und im Ergebnis fällt das Haus nun - wie die Jahre zuvor - weiter langsam in sich zusammen.

    Das Stadtbild, der zentrale Markt war es "den Bürgern" schlicht nicht wert.

    Und auch dies ist eben Teil der schmerzhaften Realität, nur eine Minderheit der Bürger interessiert sich wirklich ernsthaft für ihr Stadtbild. Das ist in Berlin und Oslo jedoch auch nicht anders.


    Es tut mir leid, dass der Beitrag nun - wie die vorgehenden - eigentlich off topic ist. Ggf. kann der Moderator die Beträge ja in einen passenderen Strang verschieben.

  • Auf der Webseite des Fördervereins Bauakademie wurde kürzlich eine 16-seitige Broschüre als PDF-Datei publiziert, die die Geschichte und die aktuellen Konflikte um den Wiederaufbau des Gebäudes zusammenfasst. Die inzwischen recht breite Allianz Berliner Vereine und Institutionen, die sich für eine originalgetreue Fassadenrekonstruktion des Bauakademiegebäudes ausspricht, und zu der auch der Berliner Ortsverband von Stadtbild Deutschland zählt, wird unten auf der letzten Seite aufgelistet.

    Wenn man das so liest, erscheint es kaum zu glauben, dass nach dem jahrzehntelangen Engagement des Fördervereins und der breiten Fürsprache und Unterstützung, den eine Rekonstruktion in der Bürgerschaft genießt, nun auf Grund einer problematischen Personalbesetzung an der Spitze der Bundesstiftung Bauakademie wieder alles am seidenen Faden zu hängen scheint.

    Link zur Broschüre (PDF-Datei)

    Eingestellte Bilder sind, falls nicht anders angegeben, von mir

  • Den in den zuständigen Gremien sitzenden Entscheidungsträgern dürften die jüngsten Umfragen bekannt sein, die verdeutlicht haben, dass eine große Mehrheit der Bevölkerung eine Rekonstruktion des Schinkelbaus wünscht. Die Mehrheitsmeinung hat für diese Leute offensichtlich eine genauso große Bedeutung wie bei den Mullahs im Iran.

    Können sich die Berliner Reko-Freunde nicht mal ausnahmsweise ein Vorbild an den Potsdamer Rechenzentrum-Staudenhof-Agitatoren nehmen und ein bisschen mehr auf die Protest-Trommel hauen? Ich denke es muss mehr passieren, die Leute, die sich für Schinkel einsetzen sind zu wenige und sie sind auch nicht "laut" genug.

  • Die TU Berlin und der Architekten- und Ingenieurverein zu Berlin (AIV) hauen derweil einen mächtigen Artikel im Tagesspiegel raus.
    Mit dieser überzeugenden Argumentation können die flachen Standard-Worthülsen von BDA und Architektenkammer nicht mal im Ansatz mithalten. Klasse gespielt! <3 :thumbup:

    Schinkelsche Bauakademie: Wiedererrichten, jetzt!


    Ein Zwischenruf aus Technischer Universität und Architekten- und Ingenieurverein

    Von Hans-Dieter Nägelke (TU), Nicole Parlow (AIV)

    Zum Artikel: https://www.tagesspiegel.de/berlin/berline…zt-9003745.html

  • Ich kann die Aufregung nicht verstehen: der Bund hat die "Bundesstiftung Bauakademie" gegründet, mit Geld ausgestattet und eine Satzung beschlossen. Die Stiftung ist anerkannt gemeinnützig. Grundsätzliche Fragen dürfen nicht gegen die Stimmen des finanzierenden Bundes entschieden werden.


    Ich zitiere:


    "SATZUNG in der Fassung vom 24. Januar 2019

    Präambel

    Der Deutsche Bundestag hat die Wiedererrichtung der von Karl Friedrich Schinkel erbauten Bauakademie beschlossen."


    (...)

    § 2 Stiftungszweck

    Die Stiftung verwirklicht ihre Zwecke insbesondere durch Ausstellungen (Dauer- und Wechselausstellungen) und andere Veranstaltungen in den Bereichen Bauwesen, Stadtentwicklung, Wohnen und Baukultur (z.B. Foren, Seminare, Labore, Werkstätten) einschließlich des Angebots von Ausbildungs- und Qualifizierungsmaßnahmen für technische Berufe in den genannten Bereichen. Die Angebote der Stiftung richten sich auch an Kinder, Jugendliche, Schülerinnen und Schüler, Auszubildende und Studierende. Die Stiftung führt ihre Veranstaltungen vornehmlich im Gebäude der wiedererrichteten Bauakademie durch. "


    Zitat Ende. Unterstreichung durch den Verfasser.


    Die Bundesstiftung darf also gar nichts anderes tun, als die Bauakademie in der Fassung von Schinkel wiederzuerrichten. Alles andere wäre satzungswidrig und es würden sich genug Kritiker finden dagegen rechtlich vorzugehen. Das hatten wir bei der Stiftung zur Wiedererrichtung der Garnisonkirche in Potsdam auch: die Satzung ist verbindlich.


    Das gilt völlig unabhängig davon, wie die persönlichen Vorlieben und Ansichten sind.

  • Ironischerweise ist da die Architektenkammer näher an Unserer Auffassung, als man eventuell meinen könnte. Hier im Forum habe ich oft die Argumentation gelesen, dass Gebäude nicht anhand dessen bewertet werden können, welche Ideologie sie errichtet hat, oder wer sie aufgesucht hat. Selbst Repräsentionsbauten, die ganz klar die Weltdeutung des Bauherrn wiederspiegeln, wurden so verteidigt -m. E. zurecht, siehe z. B. die Debatte um das Berliner Schloss. Insofern ist die Forderung alle Bau-Epochen zu akzeptieren nachvollziehbar.

    Was ich jedoch daran nicht für nachvollziehbar halte, und widersprüchlich Unserer Ziele, ist die völlige Außerachtlassung von Baukunst, Schönheit aber auch Stadtbild und Funktionalität. Wenn man zu dem Gebäude recherchiert, dann fällt vor allem auf, wie wenig über dessen Architektur im Internet zu finden ist. Es wird auch nicht zu den größeren Architekturleistungen der DDR gezählt, trotz seines bekannten Architekten. Dieses Hochhaus war städtebaulich katastrophal, in der Ausführungsqualität minderwertig (Wikipedia spricht von Kunststofffassade) und innen beengt wie eine Legebatterie und undurchdacht. Das Gebäude wirkt architektonisch hauptsächlich durch die Dimensionierung, die Fassadengestaltung ist hingegen enorm eintönig, ein Behördenbau eben.

    Dies alles betrachtend, warum setzt sich eine Architektenkammer, die dem Allgemeininteresse verpflichtet ist, Zitat ,,Die Aufgaben der Kammern umfassen z. B. „die Baukultur, die Baukunst, das Bauwesen, den Städtebau und die Landschaftspflege zu fördern, …“" Wikipedia Architektenkammer, genau für ein Gebäude ein, das eigentlich sämtliche dieser Ziele missachtet hat?