Berlin - Wiederaufbau der Bauakademie

  • Archäologische Grabung im Bereich der Bauakademie 2021

    Freigelegt wurden Fundamente und Reste des Kellergeschosses, rund 800 Fassadenteile wurden auf der Fläche von 200m² gefunden - Wir nehmen Sie mit auf die Grabungsfläche!

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  • Naja, "soviel Schinkel wie möglich" beinhaltet doch die Frage: "Wie viel Schinkel ist möglich?" Herr Spars hätte die Zielsetzung einer Fassadenreko formulieren können. Das hat er aber bewusst vermieden. Ich kenne kein Rekonstruktionsvorhaben, dass mit so schwammigen Formulierungen angegangen wurde. Eine Rekonstruktion muss man wollen. Sonst wird das nichts. Gegebenenfalls macht man dann im Planungsprozess Abstriche vom historischen Vorbild.

    Es soll ja einen Architektenwettbewerb geben. In den Anforderungskatalog muss man die gewünschten Rekoanteile hineinschreiben. Andernfalls bekommt man keine Reko. Da ist der limitierende Faktor der Wunsch des Bauherrn. Wenn man das Anforderungsprofil in Richtung "innovativ" und "klimaschützend" formuliert, dann bekommt man am Ende vielleicht ein kleines süßes Schinkel-Zitat, über das dann die Feuilletons ihr Entzücken äußern können.

    "Siehst du den Schinkel?" - "Wo?" - "Da oben, das kleine rote." - Ach, das ist Schinkel?" - "Ja! Ist sogar noch ein Original. Ein echter Schinkel-Backstein! Mega authentisch!" (Der Rest ist dann "Schinkel neu interpretiert" oder "Schinkel 2.0".)

    Vielleicht bin ich ja auch zu pessimistisch, und man rekonstruiert wenigstens die ganze Fassade zum Schinkelplatz. Dann hat das Schinkeldenkmal den passenden Hintergrund. Braucht es noch mehr Schinkel?

    (Fiktives?) Gespräch mit der Architekt*in:

    "Wie viel Schinkel hätten Sie denn gern, Herr Spars?" - "Och, naja. So'n bisschen wär' schon nicht schlecht. Aber: muss auch nicht sein. Vielleicht haben Sie was Hybrides im Angebot?" - "Ja, da haben wir den Hybrid-Schinkel. Absolut CO2-neutral. Mit Wasserstoff-Heizung. Grüner Wasserstoff natürlich. Deshalb ist auch die Fassade grün. Schinkel liebte Grün! Das ist ein Beton-Algen-Gemisch. Und sehen Sie die vielen rechten Winkel in der Fassade? Das ist Schinkel! Schinkel hat ja den rechten Winkel erfunden. Vorher haben die Architekten alle so krumm und schief gebaut. So mit Schnörkel, wissen Sie? Furchtbar! Totales Mittelalter! Hexenverbrennungen und so. Ja, und dann kam Schinkel und machte die Rasterfassade. Er war einfach total innovativ! Und wir haben Schinkel jetzt weitergedacht. Auf der Rückseite machen wir die Fassade ganz in Glas. Das ist transparent, weltoffen und einfach demokratisch. Natürlich Recycling-Glas. An der Seite zum Schloss machen wir aber kein Glas. Da verzichten wir bewusst auf Fenster. Dann muss man wenigstens das Schloss von innen nicht sehen. Das ist ja noch von vor Schinkel. Totale Geschmacksverirrung! Wir werden da die Fassade beranken. Schinkel liebte Grün. Das bringt unglaublich viel fürs Stadtklima. Auf das Dach setzen wir dann noch richtig große Bäume. Schinkel war ja schon voll der Öko. Klimaschutz war ihm total wichtig. Er besaß nicht mal ein eigenes Auto. Wussten Sie das? Deshalb verzichten wir auch bei der Bauakademie auf eine Garage."

  • nochmalls von der Poltik muessen wir nichts erwarten: Politiek ist wie die Wettervoraussage, nicht gerade zuverlaessig also...

    wenn, dann nur von Privat Personen oder Vereinen: ich hoffe dass Herr von Bodddien hier vielliecht noch etwas beeinflussen kann?

    die Akamadie haette schon vor Jahren wiederaufgebaut worden sein: vor ganz langer Zeit hatte sogare ein Privat dafuer ein Angebot gemacht, aber dass ist ja bekannt: aber man moechte diese Gebauede einfach nicht weil es historisch, konservatif ist, und deshalb soll diese Project eines moegliched Wiederaufbaus ""gecancelled werden, und das gerade diese schoenen Gebaeude, von einem der besten Architekten den wir kennen!

  • Den Streit kann ich irgendwie einfach nicht verstehen: Schinkel ist im gewissen Sinn ja ein Vorreiter des Modernismus. Die Bauakademie ist ein überraschend "modernes" Gebäude für ihre Zeit (mehr noch Schinkel's unbebautes Kaufhaus Unter den Linden, das durchaus in den 1920er Jahren hätte entstehen können). Haben diese Bauakademie-Gegner nicht einmal einen Sinn für ihre EIGENE Geschichte?

  • ich denke es geht unfegaehr so:

    Die Bauakademie gehoert zur Vergangenheit, wir muessen in die Zukunft schauen

    Daneben muessen wir Klima Neutral, und gerade die Regierung muss da ein Bespiel geben mittels modernes, ""Bauhaus"" aehnliches bauen, was in der vergangenenen 25 Jahren ja immer wieder geschiet, und von der Bevoelkerung ohne Ausnahme angenommen wird als Beispiel eines Modernes, Zukunftsorientiertes Deutschland, wo nur nach Vorne geschaut wird , jedenfalls was die Architektur angeht, denn die Vergangenheit hat nur ""Schlechtes"" gebracht usw.

    Ausserdem wurde dies Gebaude gebaut in einer Zeit wo die Arbeiter und Bauern unterdruckt wurden und auch deshalb ""nur noch Modernes Bauen un bitte keine Nostalgie mehr denndas errinnert an schlechte Zeiten de Deutschlen Imperialismus , Kolonialismus, und sonstige´Ismussen``usw.usw.


    so ungefaehr muss das gehen?


    A Propos±

    Im Jahre 1994 hatte ich noch ein kleines Buch gekauft des ""Vereins zur Wiederaufbau der Bauakademie"": und wo sind wir jetzt : 27 Jahren spaeter", kein Meter weiter, aussder die "schoene wiederaufgebaute 'Ecke""

    Uebrigens

    es sind doch auch noch Teile in d er Schinkelklause eingebaut: die koennten ja eventuell auch noch verwendet werden, aber wird wohl von der Denkmalschutz verboten?

  • Tatsächlich besteht für das Kronprinzenpalais, zu dem die Schinkelklause gehört, in die das Bauakademie-Portal eingebaut ist, Denkmalschutz (siehe Nr. 09095949 der Denkmaldatenbank).

    Aber man könnte ja das Portal in der wiederaufgebauten Bauakademie identisch rekonstruieren (wie bei Schloss-Portal IV).

  • Aber man könnte ja das Portal in der wiederaufgebauten Bauakademie identisch rekonstruieren

    Das wäre bei einer äußeren Rekonstruktion der Bauakademie ja der übliche Weg. Insofern keiner Erwähnung wert.

    Aber diese Rekonstruktion steht ja nun erneut in den Sternen.

    Es sei denn, Dir schwebt vor, nur das Portal zu rekonstruieren und als nachgebaute "Spolie" einem modernistischen Glaskubus vorzublenden. Das wäre mir allerdings deutlich zu wenig. Ich vermute aber mal, dass Dir das auch nicht ausreichen würde.

  • Das wäre bei einer äußeren Rekonstruktion der Bauakademie ja der übliche Weg. Insofern keiner Erwähnung wert.

    Aber diese Rekonstruktion steht ja nun erneut in den Sternen.

    Es sei denn, Dir schwebt vor, nur das Portal zu rekonstruieren und als nachgebaute "Spolie" einem modernistischen Glaskubus vorzublenden. Das wäre mir allerdings deutlich zu wenig. Ich vermute aber mal, dass Dir das auch nicht ausreichen würde.

    Das schwebt mir nicht vor.

    M. E. soll es die komplette Fassadenrekonstruktion sein, so wenig das vielleicht auch momentan von den Akteuren gewollt sein sollte.

    Übrigens sind in der Schinkel-Klause neben dem Bauakademie-Portal auch "einige Terrakottaplatten" der Bauakademie eingebaut, worauf auch die Denkmal-Datenbank verweist. Das sind weitere wertvolle, da komplizierte Originale, komplizierter jedenfalls als die einfacheren Wandsteine.

  • Es ist eine Anti-historismus "Krankheit", die man in andere Europäische Staaten kaum spürt. Alles in D. soll unbedingt Modern, Funktionel oder Avant Garde sein: kein Kompromiss. Historismus: das war einmal......

  • Den Streit kann ich irgendwie einfach nicht verstehen: Schinkel ist im gewissen Sinn ja ein Vorreiter des Modernismus. Die Bauakademie ist ein überraschend "modernes" Gebäude für ihre Zeit (mehr noch Schinkel's unbebautes Kaufhaus Unter den Linden, das durchaus in den 1920er Jahren hätte entstehen können). Haben diese Bauakademie-Gegner nicht einmal einen Sinn für ihre EIGENE Geschichte?

    Schinkel ist ein Vorreiter des Historismus. Sein Studium diente den antiken Formen und ihrer Bedeutung. Heute schaut man gerne auf seine innovativen ingenieurtechnischen Bauverfahren und blendet aus, wie Schinkel immer auf antike Formen, Bauschmuck, Ornamentik zurückgriff. Für Schinkel galt Form und Funktion in Harmonie, nicht Funktion über Form.

  • In einem heute im E-Paper des Tagesspiegels erschienenen Interview mit Spars (noch nicht als Link verfügbar) äußert dieser sich etwas offener: Zitat: "Eine Rekonstruktion ist nicht ausgeschlossen, ein hybrides Gebäude, wie das Schloss eines ist, auch nicht, weil der Weg derzeit ja noch völlig offen ist."

    Der mutmaßlich eher pro-Rekonstruktion eingestellte Interviewer erwähnt auch die Mäkelei der taz im Sommer: "Bitte nicht noch eine Kopie" - eine Aussage, die wohl recht gut auf den Punkt bringt, was das Problem ist bei der Bauakademie-Rekonstruktion: obwohl eine komplette 1:1-Rekonstruktion vermutlich eine deutliche Mehrheit bei der baukulturell interessierten Bürgerschaft finden würde, ist es offensichtlich schwer, gegen die rabiate Meinungsführerschaft im öffentlichen Diskurs anzukommen, die nach der Schlossrekonstruktion nun die Devise ausgibt: bis hierhin und nicht weiter. So könnte die Bauakademie-Rekonstruktion daran scheitern, dass die Berliner Mitte damit zu schön, attraktiv und historisch werden würde - was bei vielen der in Berlin an den Schalthebeln der Macht sitzenden Akteuren starke innere Abwehr, ja Abscheu hervorruft.

    So haben sich die Zeiten geändert.

    Eingestellte Bilder sind, falls nicht anders angegeben, von mir

  • Für Schinkel galt Form und Funktion in Harmonie, nicht Funktion über Form.

    Dazu passend ein selbstkritischer Ausspruch Schinkels:

    „Sehr bald gerieth ich in den Fehler der rein radicalen Abstraction, ich entwickelte die ganze Composition für ein bestimmtes Werk der Baukunst aus seinem nächsten trivialen Zweck allein und aus der Konstruction. In diesem Falle entstand etwas Trockenes, Starres, das der Freiheit ermangelte und zwei wesentliche Elemente, das Historische und das Poetische, ganz ausschloss (...).“

  • ..... So könnte die Bauakademie-Rekonstruktion daran scheitern, dass die Berliner Mitte damit zu schön, attraktiv und historisch werden würde - was bei vielen der in Berlin an den Schalthebeln der Macht sitzenden Akteuren starke innere Abwehr, ja Abscheu hervorruft.

    So haben sich die Zeiten geändert.

    Ja Snork,das sieht man ja schon an der schrecklich MODERNEN Bebauung des restlichen Schinkelplatzes.Er sollte bewusst architektonisch nicht zu historisch sein.:kopfschuetteln:

    Ich vermute,es müssen im Hintergrund genug einflussreiche Bremser aktiv gegen die Berliner Mitte arbeiten.Auch seit Jahren gegen die Bauakademie.Wie lange ist sie jetzt in der Diskussion?!Es müssten so an die 30 Jahre sein.Wenn man alles aufzählt was so alles rekonstruiert oder zumindest traditionell an der Museumsinsel unter den Linden usw neu gebaut wurde fällt mir gerade das Schloss, Komandantenhaus, und Adlon + zwei,drei Stadthäuser von Patschke ein,das war's!,mehr ist nicht gewollt ,erwünscht ,......

  • Was mich verwundert bzw mehr erschreckt, dass gerade die Bauakademie doch DAS Werk des Universalgenies Karl Friedrich Schinkels ist, DER deutschen Ikone der Architektur überhaupt und gerade ein paar nicht besonders herausragende, zeitgenössische Architekten (sic!) sind gegen die Wiederaufführung eines wohl für die deutsche und europäische Architekturgeschichte bedeutendsten Gebäudes?! Hallo! Geht es noch?!

    Das Geld ist vorhanden, der Bauplatz steht unbebaut bereit und sogar der rekonstruierte Platz mit den Statuen davor macht ausschließlich Sinn, wenn die Schinkelsche Bauakademie wieder zurückkehrt!

    Diese Diskussion sagt mehr über das derzeitige deutsche Wesen aus als viele andere anstehenden Entscheidungen, aber es zeigt, wie weit sich die deutsche Gesellschaft von der Realität und Pragmatismus verabschiedet hat. Machen! Wenn die Bauakademie steht, zieht die Miesepeterkarawane der Trübys und Oswalts weiter. Lasst diese Neurotiker doch bitte links liegen. Mit Leuten wie diesen würde sogar das optimistische und lukullischste Land depressiv werden.

  • ...wie weit sich die deutsche Gesellschaft von der Realität und Pragmatismus verabschiedet hat.

    Die Gesellschaft? Oder nicht doch eher die Akteure in Kultur und Politik, die auf ihren ideologischen Prinzipen beharren und diese zur Grundlage ihrer Entscheidungen machen? Aus welcher Ecke das meistens kommt darf man hier ja nicht mehr thematisieren, aber zumindest registrieren.

    In dubio pro reko

  • Letztendlich wird wieder eine "Expertenkommission" über die Architektur entscheiden:

    Die geplante Bauakademie in Berlin soll nach Vorstellung des Gründungsdirektors der zuständigen Bundesstiftung, Guido Spars, "ein Leuchtturmprojekt" werden. Der Bau solle zeigen, was heute innovativ möglich sei, und gleichzeitig "soviel Schinkel wie möglich" enthalten, sagte Spars am Mittwoch in Berlin. Für den Wettbewerb, der im kommenden Jahr ausgeschrieben werden soll, will er Kriterien von einem Expertengremium ausarbeiten lassen.

    Solche "Expertengremien" sind wie wir alle wissen mit erheblichen Risiken verbunden. Der Wiederaufbau der Fassaden des Berliner Schlosses ist 2002 nur mit einer Stimme Mehrheit (!) beschlossen worden, in der damaligen "Expertenkommission Historische Mitte" waren neben vielen klugen Köpfen leider auch haufenweise vorfestgelegte Modernisten versammelt.

    Werden im Fall der Bauakademie in erster Linie Modernisten bzw. Reko-Kritiker in das Gremium berufen wird das Motto lauten "so wenig Schinkel wie möglich." Die Frage ist wer über dessen personelle Zusammensetzung entscheidet. Davon dürfte sehr viel abhängen...

  • Da muss einfach mehr oder überhaupt Druck von Initiativen aus der Bürgerschaft gemacht werden.

    Wo sind sie eigentlich die Stimmen von der eigens für die Mitte Berlins gegründete "Gesellschaft Historisches Berlin" der "Förderverein Berliner Bauakademie"und und.......Ich habe den Eindruck diese Initiativen sind alle mit der Zeit langsam untergegangen und die Rekogegner sitzen zur Zeit auf dem hohem Ross und Diktieren wo es Städtebaulich langzugehen hat.Eigentlich schade für Berlins Mitte!:sad: