Einer „kritischen Rekonstruktion“ darf man durchaus kritisch gegenüberstehen angesichts des zigfachen Unrats, der unter diesem Namen bereits entstand und entsteht. Oder ist den kritischen Rekonstrukteuren eine kritische Geisteshaltung suspekt? Und sofern einer zu kritisch die kritischen Rekonstruktionen kritisiert, bedarf der Kritiker des Ausschlusses aus der Debatte über kritische Rekonstruktionen? Das soll einer noch verstehen...
Ich glaube ja, dass diesen „Architekten“ nur eine kritische Rekonstruktion übrigbleibt. Sobald sie eine Skizze von Schinkels Bauakademie anfertigen (und ihr gesamtes Talent dafür aufbringen müssen), entstünde ohnehin nur ein ungelenkes Kinder-Gekritzel: die Proportionen schief, die Perspektive verzerrt, die bildhauerischen Details bestenfalls Strichmännchen, und die Farbgebung verfehlt. Um das Wort „unbegabt“ zu vermeiden, nennt man es eben „kritisch“. Man besetzt also die eigene Unfähigkeit mit positiven Begriffen und macht rückwirkend aus seinem unfreiwilligen Scheitern eine gewollte und freie Entscheidung.
Im Anschluss holen sie sich für ihr „Werk“ den Applaus bei ähnlich Begabten in den Verwaltungsstellen (ein Hauptgrund, weswegen das Gros moderner Kunst und Architektur so gut ankommt ist ja letztlich der Umstand, dass jeder es mit etwas Übung auch könnte und dadurch -getreu den demokratischen Grundsätzen unserer Zeit- jegliche Hierarchie in der Kunst aufgelöst wird und wir alle uns nur noch in der Horizontalen bewegen). Es sei irgendwie „interessant“ und „besonders“ sagen sie dann, wie ein Vater, der die missratene Zeichnung seines Kindes lobt. Und der weiß, dass er selbst keine bessere hinbekäme.
Vielleicht sollte man ganz einfach nur rekonstruieren, weil, ganz ehrlich: die einzigen, die beim gesamten Entwurfs- und Bauprozess ihr Handwerk immer noch verstehen, sind die Statiker und Maurer.