Frankfurter Bausituation

  • Die Gerbermühle in Frankfurt wird restauriert, außerdem wird ein mittelalterlicher Turm wiederaufgebaut. Erstmals 1311 schriftlich erwähnt beherbergt die Gerbermühle heute ein Ausflugslokal in dem schon Goethe ein- und ausging. Er feierte dort auch seinen 66. Geburtstag und dichtete: "Von der Ilme bis zum Rheine / Mahlen manche Mühlen / Doch die Gerbermühl am Maine / Ist's worauf ich ziele."

    Verantwortliche Architekten sind Jourdan & Müller, Frankfurt.

    Die Gerbermühle war mir bis jetzt überhaupt kein Begriff und für alle denen es genau so geht habe ich hier noch einige links:

    http://www.fr-aktuell.de/ressorts/kultu…tur/?cnt=717401

    http://www.ingenieurgruppe-bauen.de/Deutsch/Projek…bermuehleF.html

    http://www.altfrankfurt.com/Main/Gerbermuehle

    http://www.sachsenhausen-live.de/sachsenhausen_…rbermuehle.html

    Wenn du ein Haus baust, denke an die Stadt (Luigi Snozzi)

  • Verweis zum letzten Beitrag im alten Forum: http://www.naanoo.com/freeboard/boar…id=16288&page=3


    Und so sieht das inzwischen fertige Gebäude "Mainbuilding" jetzt aus:


    Die Architektur wurde damals im Forum m.E. sehr treffend umschrieben:

    Zitat

    Es ist eine "gerade noch so"- Architektur. Wenn man zwischen den drei Kategorien "übliche Todesmoderne", "aktzepable Neubauten", und "schöne, menschengerechte Architektur" einteilen müsste, erreicht sie mit ach und krach ein "akzeptabel". Aber wirklich "gerade noch so". Mit WOHLWOLLEN.

    Vergleichen sollte man diesen Gebäudeteil insbesondere besser nicht mit dem, was vor 1944 dort stand.

    Links daneben steht der Gebäudeteil, dem eine zuvor demontierte historische Fassade (aus den 30er Jahren) vorgeblendet wurde.

    Das Ergebnis ist durchaus passabel geworden - man betrachte etwa das Dach und vergleiche mit dem vergewaltigten Gebäude vom Goetheplatz....


    "Traditionell" (Titel des Diskussionsfadens) ist an diesem Gebäudekomplex allerdings nur die alte Fassade.

  • Ich dachte, wie Berlin und Dresden könnte eigentlich auch Ffm seine eigene "Bausituation" bekommen. Leider habe ich wegen des miserablen Wetters am Samstag bald das Handtuch geworfen; deshalb gibt es erstmal nur wenige Bilder, und für die miese Qualität der Fotos entschuldige mich auch gleich....

    Das "Haus am Dom"

    Wenigstens die Außenwände sind noch die originalen des alten Hauptzollamts (was ja nach den ursprünglichen Entwürfen nicht der Fall gewesen wäre).

    Zumindest das Dach ist eine Verbesserung gegenüber dem bisherigen Zustand (Flachdach) und eine Annäherung an den Vorkriegszustand...

    ...was aber leider wieder dadurch relativiert wird, daß Jourdan statt Gauben eine über die ganze Gebäudelänge reichende "Riesengaube" aufsetzt (das Betonteil oben im Bild).

    Zum Vergleich:
    So sah das Dach (links im Bild) früher aus. Der Architekt Werner Hebebrand hatte, dem Zeitgeschmack (1927) entsprechend ein Flachdach vorgesehen, gab jedoch dem Druck des Bundes der tätigen Altstadtfreunde nach...

    Der Bau von der Schirn aus betrachtet. Was man sieht, ist der neue Teil, der an das alte Hauptzollamt angebaut wird - und einer zu rekonstruierenden Goldenen Waage auf die Pelle rückt...

    Das neue Domizil der Kunsthalle "Portikus" (Ausweichquartier wegen der Rekonstruktion der Stadtbibliothek) von Christoph Mäckler auf der Insel an der Alten Brücke.

    Von der Altstadtseite aus:

    Das Folgende hat nichts direkt mit Bausituation zu tun - ich habe mal ein Vergleichsfoto von der Kannengießergasse in Richtung Dom gemacht.

    Kannengießergasse bis 1944


    Quelle: http://www.altfrankfurt.com">http://www.altfrankfurt.com

    Kannengießergasse heute


    @ Stadtbild-Deutschland-Leute

    Wäre das etwa so in Eurem Sinne?

  • Gute Idee Schloßgespenst!

    Bist du auch an der Baustelle zu "Frankfurt hoch vier" vorbeigekommen?

    Wenn du ein Haus baust, denke an die Stadt (Luigi Snozzi)

  • Die Nachkriegsbebauung in der Kannengießergasse ist insofern in Ordnung, da sie noch vor Ära des Betonbrutalismus entstanden ist. Und die dem Zeitgeist entsprechenden Neuanstriche macht die Gesamtsituation zusätzlich freundlicher. Der direkte Vergleich zeigt aber, dass die jetzige Bebauung sowohl in qualitativer als auch in städtebaulich ästhetischer Hinsicht nicht annähernd an den Vorkriegszustand herankommt.

    Die Kunsthalle finde ich sehr gelungen.

    Ansonsten werde ich an dieser Stelle die Gelegenheit nutzen, Euch ein Projekt vorzustellen, das mich sehr überzeugt, auch wenn es sich um einen modernen Neubau handelt und dafür ein Altbau geschliffen wurde. Im Mainbuilding an der Taunusanlage zieht in naher Zukunft u.a. die Allianz ein. Link: http://www.hochtief-construction.de/construction/1781.jhtml\r
    http://www.hochtief-construction.de/con ... 1781.jhtml

  • @ Spacecowboy

    Schönes Luftbild.

    Zitat von "Stephan"

    Bist du auch an der Baustelle zu "Frankfurt hoch vier" vorbeigekommen?

    Nee, wegen des fiesen Regenwetters hab ich die weggelassen - nächstes Mal. Aber vom Palais dürfte man eh noch nicht viel sehen...

  • Oh, Deine Bilder zum Mainbuilding hatte ich garnicht bemerkt, Schlossgespenst :peinlich:

    Dennoch: im Gegensatz zu dem, was sonst so in Frankfurt hochgezogen wird, kann ich mich für diesen Bau sehr erwärmen.

    Unter dieser Rubrik sollten vielleicht auch mal die neuen Wohngebäude näher beleuchtet werden. Man, was da für ein banaler Mist gebaut wird und wie schwülstig der von Anbietern auch noch umschrieben wird. Einfach finster...

    Achso, und Glückwunsch noch zum eintausendsten Beitrag :D

  • Zitat von "Schloßgespenst"


    Ich habe als Architekturstudent hier ein ähnlich bitteres Gefühl wie meine Eltern, als sie das erste Mal im Westen einkaufen waren: Das also ist es, was man uns so viele Jahrzehnte vorenthalten hatte - aber warum so spät ? So spät für uns ?

    Nein, die werden gedünstet

  • Danke, Schloßgespenst!
    Schön, dass es jetzt auch Bilder aus FFM gibt! :)

    Ich finde den Vergleich der Kannengießergasse eindrucksvoll. Sicherlich ist das Heutige nicht unbedingt hässlich, aber es ist zumindets ziemlich langweilig, was hauptsächlich an den homogenen, schmucklosen Fassaden liegt.
    Diese Vielfalt im ALten strahlt für mich einfach viel mehr Lebendigkeit (und Gemütlichkeit sowieso) aus aus als das Neue.

    Eine der vorzüglichsten Eigenschaften von Gebäuden ist historische Tiefe.
    Die Quelle aller Geschichte ist Tradition. (Schiller)
    Eine Stadt muss ihren Bürgern gefallen, nicht den Architekten.

  • Zitat von "Antiquitus"

    Sicherlich ist das Heutige nicht unbedingt hässlich, aber es ist zumindets ziemlich langweilig, was hauptsächlich an den homogenen, schmucklosen Fassaden liegt.

    Ein so mildes Urteil hätte ich von Dir gar nicht erwartet. :zwinkern:

    Also, ich find's schon ziemlich häßlich - und

    Zitat

    der Umgebung eines Doms, der dazu auch noch ganz gerne mal Kaiserdom genannt wird, ziemlich unwürdig

    Aber es gibt in der Tat noch häßlichere Gassen in der Altstadt; ich werde noch Vergleichsbilder machen, die Dir die Schuhe ausziehen...

    Nur so als Spinnerei:
    Wenn man sich alt und "neu" (immerhin auch schon rund 50 Jahre alt) so anschaut, stellt man fest, daß Zahl der Geschosse der Nachkriegsbebauung in etwa mit der früheren übereinstimmt. Daher könnte man theoretisch einen ähnlichen Weg gehen wie bei den Mainzer Markthäusern, nämlich historische Fassaden einfach "davorblenden" - auch wenn man wegen der vor dem Krieg stärkeren Krümmung der Bebauung (das Kirchenschiff war verdeckt) teilweise etwas mehr als eine Fassade davorbauen müßte...

  • Zitat

    Ein so mildes Urteil hätte ich von Dir gar nicht erwartet.

    Naja, ab und an ist man halt milder gestimmt... ;)

    Eine der vorzüglichsten Eigenschaften von Gebäuden ist historische Tiefe.
    Die Quelle aller Geschichte ist Tradition. (Schiller)
    Eine Stadt muss ihren Bürgern gefallen, nicht den Architekten.

  • Kleine Aktualisierung vom 23.03.2006 (die Spätnachmittagssonne sorgt leider für etwas seltsame Farben...).

    Der Portikus-Neubau auf der Maininsel ist jetzt fast komplett gerüstfrei. Im April soll der Bau eröffnet werden.

    (näher heran kann man noch nicht, weil die andere Straßenseite für Fußgänger gesperrt ist)

    Die andere Seite:


    Das Haus am Dom (ehem. Hauptzollamt):

    Das alte 1944 abgebrannte und nach dem Krieg nicht erneuerte Satteldach


    Bildquelle: http://www.architekten-portrait.de">http://www.architekten-portrait.de

    (anstelle der Häuser rechts im Bild steht das TR)

    Ich bin nicht sicher, ob hier nur Dämmaterial angebracht wird oder ob das schon eine Natursteinverkleidung ist.

    Nichts neues auf der anderen Seite...

  • Danke für die bilder!

    "Der Portikus-Neubau auf der Maininsel ist jetzt fast komplett gerüstfrei. Im April soll der Bau eröffnet werden. "

    Das ist schon ein zwiespältiges Gebilde: In seiner Grundform, seiner wehrhaftigkeit und seinen hauptsächlichen Baumaterialien sicherlich ansprechend, aber die Metalltreppe und das durchlöcherte Dach sind völlig inakzeptabel.
    Ein Neubau im Stil von "denkmalgeschützter Altbau, modernistsich ergänzt" - merkwürdig.

    Aber unterm Strich i.O. :)

    Eine der vorzüglichsten Eigenschaften von Gebäuden ist historische Tiefe.
    Die Quelle aller Geschichte ist Tradition. (Schiller)
    Eine Stadt muss ihren Bürgern gefallen, nicht den Architekten.

  • Ich würde mir wünschen, dass so, wie es bereits in Dresden der Fall ist, dereinst auch im Forumsbereich "Frankfurter Bausituation", die Rekonstruktion der Altstadt mitverfolgt werden kann!

  • Ich begrüsse euch herzlich, bin ganz neu im Forum. Als Wahl-Dresdner begleite ich seit Jahren (als GHND-Mitglied) den Aufbau am Neumarkt. Eine Rekonstruktion der Frankfurter Altstadt wäre auch für mich das Höchste. Leider bin ich nicht auf dem Laufenden. Wie läuft das Bürgerbegehren eigentlich? (Die Homepage wurde ewig nicht aktualisiert)
    Noch ein paar Worte zum Portikus-Neubau: ich finde das Haus, soweit ich das von den wenigen Bildern beurteilen kann, sehr gelungen. Steht der Turmbau gegenüber schon?

  • Alt-Sachsenhausen wird weiter verschandelt:

    Nach dem Abriss der 60er-Jahre-Gebäude an der Kleinen Rittergasse 4-8 soll dieser furchtbare Entwurf verwirklicht werden: Artikel in FNP. Unglaublich wie die Verantwortlichen auch noch die Frechheit besitzen diesem Rohrkrepierer irgendein Einfügen in die Umgebung zu unterstellen. Da waren die Vorgängerbauten ja noch tausendmal besser!

  • Das passt in die völlig verfehlte Sanierungspolitik in Alt-Sachsenhausen der letzten Jahre. Vor etwa fünf Jahren fiel das erste Fachwerkhaus auf Höhe "Kleine Rittergasse Ecke Nähe Klappergasse" - bis heute klafft dort ein Loch. Kurz vor dem Abriss, sagte damals Baud. Hr. Schwarz auf einer Veranstaltung in Alt-Sachsenhausen noch das diese Lücke selbstverständlich schnellstens wieder gefüllt werden würde - nichts ist passiert. Dann wurde eine weitere Baulücke in der großen Rittergasse/nähe Ecke Dreieichstrasse völlig unzureichend mit einem überproportionierten Klotz gefüllt. Die letzten Monate wurden dann weitere Tatsachen geschaffen und noch einige Bauruinen in Alt-Sachsenhausen getilgt. Die augenfälligste Baulücke in der kleinen Rittergasse wird nun mit diesem furchtbaren Entwurf verschandelt. Der Unsinn des Architekten wird auch noch 1zu1 in der FNP zitiert - unglaublich. Warum greift da die Stadt nicht durch und pocht auf eine gestalterische Anpassung an die Umgebung. Und warum gibt es für Alt-Sachsenhausen einen mühsam ausgearbeiteten Farb-Leitplan, der offensichtlich überhaupt nicht beachtet wurde?

    ...

  • Dazu kommt noch, dass dort Hooters einziehen soll. Ich will niemandem zu nahe treten, aber diese Art von "Unterhaltung" passt nach Alt-Sachsenhausen wie Faust mit Schlagring ins Auge. :augenrollen: