Frankfurter Bausituation

  • Irgendwie müssen wir Alt-Sachsenhausen doch retten können. Gibt es eine Bürgerinitiative, einen Verein, einen kleinen Haufen Engagierter?
    Wenn nicht, dann ist es an der Zeit, so etwas aus der Taufe zu heben!

    Ein solch zentrales Altstadtquartier kann man nicht einfach aufgeben, das wäre auch den Bestrebungen am Dom-Römer-Areal gegenüber unaufrichtig und töricht.

  • Es gibt natürlich Vereine und Bürger aus dem Quartier, die sich für Alt-Sachsenhausen engagieren. Das Problem liegt bei der Stadt, die seit mehr als zehn Jahren Verbesserungen versucht, aber letztendlich an den Gegebenheiten vor Ort scheitert. D.h. alle Versuche, aus dem Vergnügungsquartier ein gemütliches Wohn- und Bummelareal zu machen haben sich nicht durchgesetzt. Letztendlich bleiben der Stadt nur kleine Möglichkeiten um das Quartier aufzuwerten. Stichworte "Gestaltungssatzung, Plakatwildwuchs, Taubenbefall". Doch selbst da ist keinerlei Fortschritt zu erkennen.

    ...

  • Ich bin auf ein interessantes Projekt am Frankfurter Opernplatz gestoßen, das auch schon der Vollendung entgegengeht. Neo-Mendelsohn scheint gerade en vogue zu sein, was meiner Vorstellung von modern allerdings sehr entgegenkommt.

    http://www.goethe34-frankfurt.de/de/de_main.html


    Natürlich kein Vergleich zur Vorkriegssituation,

    http://www.altfrankfurt.com/NeueStadt/Oper/pic/Opernplatz.jpg

    aber endlich mal ein würdiger Nachfolger.

    Vorher musste dieser Kasten weichen:

    http://abload.de/img/imag0518fwojb.jpg


    Auf jeden Fall eine Verbesserung, wenn auch der Verlust des wiederaufbaufähigen Vorkriegsbaus nach 45 schmerzt.

    Der deutsche Pfad der Tugend ist immer noch der Dienstweg.

  • Gefällt mir weniger, eigentlich sollten die Fensterfassungen das Relief bilden und nicht die Fenster selbst. Scheint mir gerade auch wieder so ne Mode zu sein, diese vorstehenden Fenster, aber immer noch besser als diese Strichcodes der 2000er Jahre. Auch ist die seitliche Fassade viel zu monoton, nur ein Raster aus Glasflächen eben, ohne irgendwelche gliedernde Akzente. Trotz bemühter stilistischer Formgebung wirkt das Gebäude wie eine Sparversion klassischer Moderne, die qualitativ an ihren Vorbildern scheitert. Kein wirklich lobenswertes Beispiel für urbanes Bauen.

    In dubio pro reko

    3 Mal editiert, zuletzt von reklov2708 (21. August 2014 um 19:14)

  • Dennoch scheint sich Frankfurt "zu machen". Was da in den letzten Jahren gebaut, geplant, und projektiert wurde ist immer eine Verbesserung der Ist-Situation gewesen. Auch viele kleinere, wenig beachtete Projekte werten die Stadt immer mehr auf.

    Der deutsche Pfad der Tugend ist immer noch der Dienstweg.

  • Der Entwurf stammt unverkennbar von Mäckler, worauf auch die von Volker angesprochenen Fenster hindeuten.

    @ Pfälzer
    Interessant, dass bei Entwürfen, die an die "dynamische Phase" des Neuen Bauens in den späten 20'er Jahren anknüpfen, immer zuerst der Name Mendelsohn fällt. Liegt es vielleicht daran, dass er mit dem Umbau des Mosse-Hauses eine frühe Blaupause für derartige Architekturen geliefert hat?! Mir zumindest fielen in diesem Zusammenhang spontan noch Vladimir Karfik (Bata-Haus), Emil Fahrenkamp (Kaufhaus Michel, Shell-Haus) oder Hans Scharoun ein. Alles großartige Architekten!

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Und schon wieder ein Mäckler.
    Der blaue Erker ist zwar eine Auflockerung der strengen, fensterlosen Fassade, wirkt m. E. aber ein wenig sakral.

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • @Palantir: Danke für den Link
    Pfiffig, witzig,... das wären wohl die Termini eines Modernisten für diesen 'Erker'. Und nüchtern betrachtet ist das eine überdimensionierte Ikealaterne auf einer Konsole. Aber wenn diese Meistertat an diesem Ort notwendig ist, braucht es das wohl...

  • Das Hauptproblem ist vermutlich weniger das Mäcklersche Romantikmuseum, sondern die links daneben entstehende Wohnbebauung von Landes, die meiner Meinung nach viel zu öde ist, sich optisch zu wenig an dem ursprünglichen Charakter der Altstadtgasse orientiert. Hier wären z.B. vorspringende Geschosse und ein erkennbar herabgezogenes schräges Dach vorzuziehen.

    Weitere Informationen:

    http://www.faz.net/aktuell/feuill…e-13174011.html

    http://www.fr-online.de/kultur/romanti…6,28538294.html

  • Dieter Bartetzko hat in der FAZ vom 6.10.2014 zum Neubau des Frankfurter Romantikmuseums und dem Anbau des Buddenbrookmuseums in Lübeck Stellung bezogen ("Wir sind keinen Schritt weiter"). Darin geht er durchaus sehr angenehm kritisch mit den Neuplanungen um, die aus den alten Bürgerhäusern teils barrierefreie, leergeräumte Museumslandschaften zu machen drohen. Zudem seien die architektonischen Ergebnisse nicht sensibel genug eingepasst bzw. drohen zu austauschbaren Kuben zu werden. Leider aber spielt Bartetzko die Kritik an dieser Entwicklung gegen den Rekonstruktionsgedanken aus, indem er jenem unterstellt, durch seine scheinbare Beliebigkeit bzw. Reproduktionsabsicht den Umgang mit den erhaltenen Denkmalen zu verschlechtern.

  • Gentrifizierung? Stadterneuerung?...

    In der Hedwig-Dransfeld-Straße in Bockenheim weicht ein typisches und kleines Nachkriegswohngebäude einem großen Apartmenthaus im neoklassischen Stil. Exemplarisch erkennt man den Wandel der Zeiten...

  • Großformatige Ansichten finden sich auf der Projektseite:

    Diplomatenpark Frankfurt a.M.

    Unglaublich, denn es soll sich um einen Umbau handeln! :cool:

    Man merkt doch wie -zumindest- bei städtischer Wohnbebauung ein langsames Umdenken stattfindet. Wenn auch beim gezeigten Entwurf nicht alles Gold ist was glänzt, so kann man doch von einer Bereicherung sprechen. Die Fensteraufteilung der straßenseitigen Erker ist etwas befremdlich, aber generell ein tolles Vorhaben.

    Einmal editiert, zuletzt von Ortsbild (16. April 2015 um 12:09) aus folgendem Grund: Rechtschreibung

  • Unstrittig eine Verbesserung. Dennoch beginnt mich dieser "weiße" Neoklassizismus etwas zu langweilen, es muß doch noch mehr geben. Ich würde mir Sandsteinfassaden wünschen, zumindest dezente Ornamentik, das gewisse Etwas das ein Gebäude zu einem Unikat macht. Bin ich da zu anspruchsvoll?

    In dubio pro reko

  • Ich sehe das als Zwischenschritt. Eine breite Architekten- und Bauherrenschicht muss sich erst einmal wieder in die klassische Formgebung hineinfinden. Das fängt natürlich bei den grundlegenden Dingen wie den Gesamtproportionen, Gliederung durch Gesimse, Erker, Risaliten, Giebel, Pilaster, Säulen usw. an... Die allmähliche Evolution führt dann zu Ornamenten.

    Ansätze dafür gibts auch bei manchen Projekten in Deutschland, wenn auch noch spärlich, wird aber sicher zunehmen. Hier mal exemplarisch "zeitgenössische" Ornamente in St. Petersburg.

  • Ich verstehe euch nicht. Das ist doch nix weiter als eine zu allem Übel auch noch symmetrische 0/8/15-Post-Bauhaus-Kiste aus Wärmedämmung mit Betonkern, der man halbherzig einige Kastensimse aufgeklebt hat und sie jetzt mit schönrednerischen Adjektiven wie "klassisch" lobpreist. Absolut billig, fad und unschön.

    Die Bilder der verlinkten Fotogalerie sind toll! Beeindruckend, wie authentisch man bauen kann. Wenn man es nicht besser wüsste, würde man den Häusern das Alter abkaufen. Aber das Frankfurter Haus lässt sich doch niieeee und nimmer hiermit vergleichen!

  • Ich verstehe euch nicht. Das ist doch nix weiter als eine zu allem Übel auch noch symmetrische 0/8/15-Post-Bauhaus-Kiste aus Wärmedämmung mit Betonkern, ... (...)

    Ja, sicher ist das eine Wärmedämm-Kiste mit Betonkern. Aber eine ansehnliche. Mir gefällt das ebenso. Besonders, wenn man die Bestandsbebauung sieht. Wie Königsbau schon schrieb, nervt mich auch dieses ewige Weiss. Wenigstens eine dezente zweite Farbe darf es schon sein. Und ich hätte auch nichts daran auszusetzen, wenn man einen dieser Bauten demnächst mal mit einem Satteldach kombiniert. Vielleicht kommt das noch irgendwann.