Frankfurter Bausituation

  • Frischer Wind und Aufbruch dank Burgern und Steaks(statt regionaltypischem Handkäs)...1951 wäre so ein Satz ja noch verständlich gewesen...

    " Und ich sehe in Zukunft bis zu 20 Busse, die das Viertel täglich anfahren"

    Aber jetzt nicht wegen des Neubaus oder? :kugelnlachen:

  • Zitat

    Frankfurter Quadriga
    Die Muse schwebt über den Opernplatz

    20. Oktober 2009 Zwei gelbe Gurte spannen sich um die Schultern der Muse Erato. Ein kurzer Ruck, dann schwebt sie auf ihrem Streitwagen an der Südseite der Alten Oper herab. Dort soll die Natursteinfassade instand gesetzt werden, deshalb müssen die Muse und ihr Gespann aus vier Panthern den Platz über dem Haupteingang räumen.
    Die Figuren werden nach Thüringen transportiert und dort ebenfalls restauriert. Bis 1960 thronte die Quadriga auf dem Giebel des alten Frankfurter Schauspielhauses. Nach dem Abriss verschwanden die Figuren lange Zeit. Auf einem Schrottplatz wurden sie wiederentdeckt und auf dem Mittelgiebel der Oper aufgestellt. Im März 2010 soll die Quadriga ihren Platz wieder einnehmen.

    Quelle: F.A.Z.

    Ich dachte erst, ich lese nicht richtig - das ist einfach nicht zu fassen!

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Oh, doch kannst Du hier nachlesen:

    http://www.architekturforum.net/viewtopic.php?f=18&t=2183">viewtopic.php?f=18&t=2183

    Man fragt sich welche Figur zuvor auf der alten Oper getrohnt hat, wenn da jetzt die Panther-Quadriga des Schauspielhauses drauf ist.
    Edit: Wiki hilft weiter, zuvor war da wohl auch eine Panther-Quadriga. Man fragt sich was aus dieser geworden ist?

    Denn ich, bin ein Mensch und habe als solcher in jedem Menschen, der vor mir war, gelebt und werde in einem jeden, der nach mir kommt, leben...
    (Mika Waltari /Sinuhe der Ägypter)

  • Zitat von "Wahnfried"

    Wiki hilft weiter, zuvor war da wohl auch eine Panther-Quadriga. Man fragt sich was aus dieser geworden ist?

    Vielleicht Schrottplatz? In Frankfurt alles möglich...

    In der Vorkriegszeit gab es diesem Foto nach jedenfalls eine Quadriga:
    http://www.frankfurt.frblog.de/wp-content/ima…0_alte_oper.jpg

    Aber hier sehe ich bereits nichts mehr von einer Panther-Quadriga:
    http://www.gerhards-corner.de/History/Aoper74.jpg
    http://www.aufbau-ffm.de/serie/Teil21/Bilder/20.jpg

    Könnte natürlich auch ein Kriegsschaden gewesen sein.

    Einmal editiert, zuletzt von Heimdall (15. April 2011 um 03:15)

  • http://www.architekturforum.net/viewtopic.php?…=1118&start=108

    Der in dem obigen Link schon einmal als Visualisierung gezeigte Umbau des Bürogebäudes an der Stelle des in der 70er Jahren abgerissenen Carlton-Hotels schräg gegenüber vom Hauptbahnhof schreitet voran:

    Die Abbildung auf dem Bauschild hinterläßt bei mir einen seltsamen Eindruck (man vergleiche mit Grafik in dem oberen Link) da wird man wohl das reale Ergebnis abwarten müssen. Das bisherige Gebäude aus den 70ern war jedenfalls banal und häßlich, so daß es nicht viel schlechter werden kann.

    Bemerkenswert: Im Oktober sah der Bau so aus,

    und im Dezember erkennt man nun immerhin richtige Gauben, und sogar ein richtiges Dach mit scheinbar traditioneller Formensprache,

    Hier noch besser sichtbar:


    3000ster Beitrag :prosit:

  • Zu meiner ungemeinen Erleichterung hat man die Gauben im Vergleich zum ursprünglich präsentierten Entwurf erheblich verschmälert, auch das "echte" Mansarddach ist neu. Scheinbar ist man doch lernfähig, oder die Stadt Frankfurt hat dezent mit Verweis auf die anfangs klar missachtete Gestaltungssatzung interventiert. Wie auch immer, das Resultat ist eine erhebliche Verbesserung. Man darf auf das Gesamtergebnis gespannt sein.

    Was sagt sie uns für Unsinn vor?
    Es wird mir gleich der Kopf zerbrechen.
    Mich dünkt, ich hör’ ein ganzes Chor
    Von hundert tausend Narren sprechen.
    Goethe, Faust I

  • Sehr erfreulich. Man kann zu dem Bau stehen wie man will, aber das zählt definitiv zum dem "bahnhofsviertelgerechtesten", was seit dem Zweiten Weltkrieg neu gebaut wurde. Gerade die Dachzone, die sich am gründerzeitlichen Bestand orientiert, ist ein klares Signal – auch in Richtung der verstümmelten Bauten am Bahnhofsvorplatz mit ihren traurigen Notdächern.

  • Der umgebaute Eckbau am Hauptbahnhof ist fertig:



    Zwar kein Ersatz für das 1976 abgerissene Carlton-Hotel, aber für meine Begriffe recht gut gelungen und in jedem Fall eine erhebliche Verbesserung gegenüber dem bisherigen Zustand vor dem Umbau (Gebäude in der Bildmitte), alles in allem ein Beitrag zur Aufwertung des Areals.


    In der Altstadt wird auch gebaut - in der Braubachstraße. Dieses Gebäude aus den 20 Jahren...

    ...ist von seinem rückwärtigen Anbau befreit worden

    ...und wird zusammen mit dem unscheinbaren Nachbargebäude für den Börsenverein des Deutschen Buchhandels umgebaut.

  • Ein ganz interessantes Sanierungsprojekt kann man in der Hochstraße 27 (ganz in der Nähe von Hauptwache, Börse und Goetheplatz) beobachten: Ein eher unscheinbarer, weil arg heruntergekommener Altbau, der es irgendwie geschafft hat, den Krieg und die Abrißwut der 60er zu überleben. Das Gebäude, dem laut FAZ wohl auch schon der Abriß drohte, ist hinter Gerüst und Planen verschwunden, hier der Zustand bis 2010:

    Rückseite:

    Nach Abschlagen des Putzes kommt dieses Baumaterial für die Außenwände zum Vorschein...

    ...ebenso Fachwerk, das teilweise durch neue Balken ersetzt wird:

    Man sieht also, daß es sich hier um eine sehr sorgfältige und aufwendige Sanierung handelt. Laut FAZ soll das Haus wieder in seinen Originalzustand versetzt werden. Man darf gespannt sein auf das Resultat.

  • Zitat von Schloßgespenst

    Laut FAZ soll das Haus wieder in seinen Originalzustand versetzt werden. Man darf gespannt sein auf das Resultat.


    Wenn es denn so kommen sollte, dürfte eigentlich niemand unzufrieden sein.

    Gut, dass das Frankfurter Geschehen zumindest aus Wiesbaden beobachtet & geschildert wird. :thumbup:

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    (Immanuel Kant)

  • Dieses Haus zeigt die Frankfurter Bautradition sehr schön. Viele klassizistische Bauten wurden aus Kostengründen ganz oder teilweise in Fachwerk errichtet. Da dieses jedoch zum Verputz bestimmt war, sehen die Häuser wie Steingebäude aus.

  • Ein interessantes Projekt kommt am Roßmarkt 10 ins Rollen. Der Bestand, Baujahr vielleicht so um 1975, vielleicht im Kern auch älter (Nachkriegszeit), eher ein gutes Beispiel für den schlechten Geschmack:


    (Klicken zum Vergrößern)

    Der Entwurf für die Neubebauung kommt vom Darmstädter Büro msm Meyer Schmitz-Morkramer und wirkt sehr ansehnlich, fast schon berlinerisch. Man kann nur hoffen, dass er auch, wie in nachstehender Visualisierung zu sehen, mit all den Gesimsen und Profilen kommt:

    Ein gutes Beispiel, dass auch moderne Architektur durchaus ansprechend sein kann, wenn sie klassische Gestaltungsregeln (horizontale und vertikale Gliederung!) einhält. Bemäkeln muss man wie immer das Staffelgeschoss.

  • Genial auch, weil man diesen Bau von der Hauptwache aus sehen kann und somit ein zentraler Bereich aufgewertet wird. Am Roßmarkt stehen ja noch ein paar teilerhaltene Gründerzeitler - schön, dass man das Potential nutzt.

    Ich entschuldige mich von Herzen für meine früheren arroganten, provokanten, aggressiven und unfreundlichen Beiträge!
    Jesus ist mein Herr und Retter!

  • Ja, ein schönes Projekt.

    Zu den geschundenen Gründerzeitlern rund um den Roßmarkt habe ich mal ein paar alt-neu-Links. Anhand dieser kann man sehen, welches Potential diese Immobilien (auch hinsichtlich der Vermarktungschancen) hätten, wenn ihre Fassaden fachgerecht rekonstruiert würden.

    (das linke Eckhaus)
    einst
    http://www.ak190x.de/Shop/06-Shop/s6001.jpg
    heute
    http://rma2k2.servepix.com/Goetheplatz_20090613/VB5L6793.jpg
    http://upload.wikimedia.org/wikipedia/comm…t_Frankfurt.jpg
    (am rechten Bildrand)

    einst
    http://farm4.static.flickr.com/3393/3424036843_d9919a73d9.jpg
    http://www.db-artmag.com/archiv/assets/images/92/13.jpg
    heute
    http://upload.wikimedia.org/wikipedia/comm…utsche_Bank.jpg

    Es geht also vor allem um eine Wiederherstellung der Dachzonen, eventuell auch der Erdgeschossbereiche.

    Der hier in der Bildmitte befindliche Kuppelbau dürfte übrigens der Vorgänger des hier beschriebenen Bauprojekts sein:
    http://images.zeno.org/Ansichtskarten/I/big/AK03558a.jpg
    Eine Reko wäre somit natürlich die Krönung gewesen, doch so weit ist das hiesige Bewußtsein noch nicht. :wink:

  • Sehr interessant, vielen Dank!

    Hoffentlich findet die Stadtkämmerei Nachahmer.

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  • Zitat

    Der Entwurf für die Neubebauung kommt vom Darmstädter Büro msm Meyer Schmitz-Morkramer und wirkt sehr ansehnlich

    Das Projekt kannte ich noch gar nicht. Aber ein Komplett-Neubau wird das doch nicht, sondern ein Umbau des Bestandsgebäudes, oder? Auf jeden Fall - wenn auch leider hier wieder keinerlei Rückgriffe auf die Formensprache der Vorkriegsbebauung erfolgen - eine erhebliche Verbesserung gegenüber dem Bestandsgebäude.

  • Naja, was soll man sagen – das 1885 an dieser Stelle fertig gestellte Geschäftshaus der Germania-Versicherung war einer der pompösesten neobarocken Bauten der Kaiserzeit in [lexicon='Frankfurt am Main'][/lexicon]. Dabei hat das Teil damals gerade mal 500.000 Reichsmark gekostet. Heute unvorstellbar. Das zur Bauzeit noch als besonders feuerfest geltende Gebäude brannte im März 1944 völlig aus und stürzte einschließlich des zweiten Stockes ein, nur das Erdgeschoss und der erste Stock blieben stehen. Abriss und Neubau erfolgten ziemlich fix, wohl bis spätestens 1955.

    Wir wissen ja alle, das Rekos von Historismusgebäuden in Deutschland weiterhin ein absolutes No-go sind. Leider. Der jetzige Neu- bzw. Umbau wird in seiner Fassadengestaltung eher an den noch schlichteren klassizistischen Vorgängerbau angelehnt sein (zweites Haus von links im Bild aus dem Jahre 1845):


    (Klicken zum Vergrößern)

    2 Mal editiert, zuletzt von RMA (5. Juni 2011 um 23:23)

  • Und auch eine gute Nachricht, das Haus Landsberg am Dalbergplatz in Frankfurt-Höchst, ein stadtbildprägendes Gebäude (ja liebe Mädels und Jungs aus [lexicon='Leipzig'][/lexicon], auf solche popeligen Historismusbauten ist man in [lexicon='Frankfurt am Main'][/lexicon] bereits stolz!), das schon zum Abriss freigegeben war, wurde jetzt doch in letzter Minute saniert:


    (Klicken zum Vergrößern)


    (Klicken zum Vergrößern)

    Übrigens hatte der Magistrat der Stadt 2003 und 2009 versucht, das Gebäude unter Denkmalschutz zu stellen, und so vor dem Abriss zu bewahren. Das Landesamt für Denkmalpflege wies die Anfragen beide Male zurück.

    Bei der „Sanierung“ handelt es sich allerdings im Wesentlichen nur um einen Neuanstrich, und auch nur das ohnehin schon entkernte Erdgeschoss wurde oberflächlich repariert. In den noch weitgehend bauzeitlich erhaltenen Obergeschossen ist praktisch gar nichts geschehen. Erwähnen sollte man noch, warum der Denkmalwert alles andere als unumstritten war: im Kern handelt es sich hier nämlich um einen typischen spätklassizistischen Kasten der Zeit um 1840–60, wie es sie im Frankfurter Westen hundertfach gibt, der um 1900 eine Jugendstilfassade erhielt. Einzig letzterer kommt aufgrund ihrer Originalität ein Denkmalwert zu.

    Der Ortsbeirat hatte sich eine Nutzung als Tourismusbüro gewünscht. Leider geht es wohl aktuell wieder in die Richtung einer Spielhölle (die bereits vorher drin war), von denen es in Frankfurt-Höchst gefühlt schon Dutzende gibt. Im Streit darum hatte sich meines Wissens sogar die OB persönlich eingemischt, um diesen Schandfleck endlich von einem der prominentesten Plätze von Höchst, der noch dazu eines der Haupteinfallstore des Stadtteils für Besucher darstellt, zu entfernen. Leider scheint offenbar die Frechheit zu siegen: durch die Fenster sah ich heute bereits die ersten Spielautomaten im Ladenlokal aufgestellt.

  • Die Nutzung entspricht allerdings den gesellschaftlichen Realitäten. Ein Tourismusbüro in Höchst hätte nämlich schon eine mindestens bizarre Note. Bleiben 1 Euro-Shop oder Schnellimbiss-Bude. Oder eben Spielsalon, Sportwettenshop oder Internet-Café. Die letztgenannten Nutzungen sind jedenfalls für die Bausubstanz vermutlich schonender. Und für den Fiskus oft einträglicher, da nicht selten mit Geldwäsche verbunden.