• In diesem Zusammenhang noch ein Zitat von dem für den ECE-Bau nicht berücksichtigten Kaspar Kraemer:

    "Es ist ein großes Problem der Architektur, dass sie der Entwicklung der modernen Kunst zur Abstraktion gefolgt ist. Man mutet den Menschen eine Kühle zu, auf die sie nicht vorbereitet sind und mit der wir nicht umzugehen verstehen. Klassische Schönheitsbegriffe besitzen nach wie vor Gültigkeit und unsere Gesellschaft leidet darunter, dass ihre vermeintliche intellektuelle Elite ihr das nicht mehr zugestehen will. Eine schöne Umwelt ist frei von Wunden, von Defiziten, von Brüchen, von Dekonstruktivismen."

  • Kürzlich gab es eine Ausstellung von Architekturstudenten, die ihre Entwürfe für "Wohnen am Wasser" präsentierten. Als Stadtraum wurde die alte Leineinsel gewählt.

    Weiter oben hatte ich es beschrieben: die alte Leineinsel war mit Fachwerkhäusern übersät, im Krieg stark zerstört und schließlich zugunsten einer Ringstraße endgültig plattgemacht worden. Die Ringstraße war allerdings lange vor dem Krieg schon angedacht; denn Hannover hatte im Gegensatz zu anderen Großstädten keine.

    Mittlerweile hat man die Mißstände erkannt (u.a. Abkoppelung der Stadtteile) und sucht hier nach Lösungen. Die Ausstellung hat zwar nichts mit der Problemlösung zu tun, jedoch erhoffe ich mir, dass das Thema "Insel" endlich mal sensibilisiert wird.

    Schön finde ich, dass einige Studenten die Originalform der Insel aufleben lassen. Die Bebauung hat jeder modernistisch gewählt - ohne Abstriche. Anscheinend lernt man auch nicht dazu. :weinen:

    Na ja, ich habe jedenfalls ja unabhängig davon bereits an die Verwaltung geschrieben, man möge den City-Ring untertunneln und die alte Insel wieder aufleben lassen. 8)

  • Quote

    Na ja, ich habe jedenfalls ja unabhängig davon bereits an die Verwaltung geschrieben, man möge den City-Ring untertunneln und die alte Insel wieder aufleben lassen.

    Ja und dann doch mit altstadtgerechter Bebauung.

    VBI DOLOR IBI VIGILES

  • Heute wurde in der Tageszeitung ein erst kürzlich entdecktes Fotos aus der Progromnacht veröffentlicht. Es zeigt die jüdische Synagoge, wie sie in Band gesteckt worden ist.

    Dabei wurde diese Synagoge aus Integrationsgründen im 19. Jh. bewußt in heimischer Architektur gebaut.

    Man erkennt am rechten Bildrand, dass Hannover eine Fachwerkstadt gewesen ist.

  • Das Ende der autogerechten Stadt?

    Heute startet wieder einmal das öffentliche Forum zur Innenstadtentwicklung. Vorab gibt es schon Infos, von denen ich positiv überrascht bin. Insbesondere dem störenden City-Ring soll es endlich mal an den Kragen gehen. Er verhindert den Übergang von Innenstadt an die angrenzenden Stadtteile. Zudem scheint man sich in Teilen auf die alte Stadtstruktur des Hofbaumeisters Laves (1788-18-64) zurückzubesinnen - genießt er doch immer noch das höchste Ansehen in der Stadt. Bei den Neubauten dürfen wir allerdings keine Rekonstruktionen erwarten, ich hoffe jedoch zumindest auf qualitätsvolle Architektur.

  • Schön dass Du hier ein bißchen über Hannover berichtest, Leine!

    Erkenntnis und Einsicht über die großen Fehlentwicklungen scheinen hier glücklicherweise weiter gereift als im vergleichbaren Stuttgart.
    Und das ist nunmal notwendige Basis für Veränderung.

    Ich entschuldige mich von Herzen für meine früheren arroganten, provokanten, aggressiven und unfreundlichen Beiträge!
    Jesus ist mein Herr und Retter!

  • Ja, danke youngwoerth.

    Augenblicklich ist in der Innenstadt sehr viel im Umbruch. Nach und nach werden jetzt alle häßlichen Bausünden aus den 70ern platt gemacht. Seit Samstag ist jetzt Sinn & Leffers auf der Abbruchliste (ein fensterloser Betonklotz). Bald haben wir keinen Brutalismus mehr in der Stadt... :(

    Werd vielleicht morgen dann meinen Bericht hier aus dem Forum einstellen.

  • Hannover würde am meisten gewinnen, wenn auf dem Gelände der ehemaligen Altstadt (auch die Leineinsel) einige Bürgerhäuser wiederaufgebaut würden. Zum Beispiel auch auf dem Areal der ehem. Schule neben dem Landesmuseum. Die vorgeschlagenen Änderungen und das Verschwinden des Brutalismus aus dem Stadtbild sind aber schon riesige Fortschritte.

    VBI DOLOR IBI VIGILES

  • Die Stadt verbessert sich seit einigen Jahren kontinuierlich, auch durch wirklich brauchbare moderne Architektur. Brutalistische Klötze weichen eleganten Neubauten. Mit dem Stadtbaukultur-Verein und seinem Flusswasserkunst-Rekoprojekt sowie der Reko von Schloss Herrenhausen geht es dann allmählich auch in Richtung Wundheilung.


    Wer das nachvollziehen möchte, einfach mal einen Blick hier rein werfen: http://www.skyscrapercity.com/showthread.php?t=435737


    Der Hinweis sei mir mal vergönnt ;)

  • Ach ja, eigentlich wollte ich ja noch meinen Erfahrungsbericht zur letzten City2020-Veranstaltung reinstellen. Vielleicht tut es erst einmal noch der andere Zeitungsbericht der 2. größten Tageszeitung Hannovers. Wesentlich neues gab es in der Veranstaltung nicht. Jedoch zeigte ein Professor ein interaktives Simulationsmodell des Verkehrs, wie dieser sich auswirkt, wenn man auf Fahrspuren verzichtet. Irritiert war ich, als eine Stadtplanerin sprach, die Nikolaikirche (Hannovers ältestes Bauwerk aus dem 13. Jh.) solle wieder aufgebaut werden. Heute steht nur noch eine Ruine. Man hat sie teilw. abgebrochen, um Platz für Straßen zu machen.

    Bei der Bebauung von Freiflächen (Hannover hat viel davon) gab es zum Teil jedoch Protest. Dies aus unterschiedlichen Gründen - z.T. historisch bedingt, z.T. weil es Grünfläche bleiben soll und z.T. weil man sich mittlerweile an der Weitläufigkeit Hannovers gewöhnt hat. In den Tagen danach gab es auch viele Kommentare von Autofahrern, die partout keinen Straßenrückbau haben wollen.

    Insgesamt soll wieder Stadtgrundriss der Altstadt sichtbarer werden. Realistisch ist zumindest dass im Süden der Altstadt ein großer Verwaltungsklotz abgerissen wird und kleinteilige Wohnbebauung dort entstehen wird. Dies ist so gut wie beschlossen.

    Der Platz der alten Flusswasserkunst am Leineschloß soll auch unbedingt bebauut werden. Natürlich wollen die Stadtplaner aber dort etwas modernes. Da müssen wir noch Überzeugungsarbeit leisten. :zwinkern:

    Ansonsten tut sich einiges in der Kern-City: die große Bausünde am Stadtmittelpunkt Kröpcke wird komplett umgestaltet, häßliche Kaufhäuser aus den 70ern werden nach und nach abgerissen und auch an Hannovers Problemort - dem Raschplatz/ZOB läuft bzw. wird der Umbau vorangetrieben. In der Altstadt werden zudem jetzt nach und nach die Fachwerkhäuser flott gemacht.

  • Sollte tatsächlich die alte Leineinsel wiederentstehen?

    Erste Ergebnisse aus dem Großprojekt Hannover City 2020. Sofern Geld da ist, würde es die hannoversche Innenstadt komplett auf den Kopf stellen. Ich bin absolut beeindruckt, dass die Architekten von selbst auf die Wiederherstellung der historischen Leineinsel gekommen sind (Anm.: Nach dem Krieg hat man die Insel aufgegeben zugunsten des Autoverkehrs).

  • Das große Bild in dem Zeitungsartikel ist schon nicht mehr ganz aktuell. Freundlicherweise hat der Kammerflügel des Leineschlosses (der hier zu sehen ist) letztes Jahr im August/September seine Sprossenfenster nach historischem Vorbild wiederbekommen! Ich hoffe, dass in den anderen Schlossfassaden die Fenster auch noch ausgetauscht werden. Allerdings war der Kammerflügel im Krieg nicht zerstört (wen wundert´s: hier war das "Luftgaukommando" untergebracht, da fuhren die Löschzüge am 26. Juli ´43 natürlich zuerst hin...), die alten Fenster wurden erst beim Wiederaufbau durch Einscheibenverglasungen ersetzt, während sie in allen anderen Fassaden herausgebrannt waren.

    Wer zwischen Steinen baut, sollte nicht (mit) Glashäuser(n) (ent)werfen...

  • Etwas verwunderlich, dass diese wichtige Debatte und deren Entscheidung hier völlig unterging:

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    Hitzige Debatte
    Parlament beschließt Neubau des Landtags in Hannover

    Die Abgeordneten im Landtag von Hannover haben sich am Dienstag für einen Abriss und Neubau des Plenarsaales ausgesprochen.

    Gesammelte Information gibt es u.A. hier: http://www.ndr.de/nachrichten/niedersachsen/landtagsneubau104.html\r
    http://www.ndr.de/nachrichten/niedersac ... au104.html

    Von mir aus können sie das jetzige Gebäude abreißen, besonders schön ist er nicht. (Hat sogar Denkmalschutz) schade nur, dass der Nachfolger nicht unbedingt viel besser wird. Chance vertan sag ich mal.

    Was ist eigentlich mit Euch "Flusswasserkünstlern"? Was sagt Ihr denn zu dem Beschluss?

  • ^ Ich spreche mal für Hannover an dieser Stelle. Der Wettbewerbssieger erlaubt noch immer die Rekonstruktion der Flusswasserkunst. Es gab jedoch deutlich bessere Alternativentwürfe für den neuen Landtagsbau, die beim Wettbewerb zügig übergangen wurden.


    Das ist hier nachzulesen, neben weiteren Informationen zum Landtagsneubau: http://www.skyscrapercity.com/showthread.php…15#post53589215

  • http://www.haz.de/Hannover/Aus-d…kenhaeuschen-ab

    Tja wieder mal typisch. Anstatt ein wenig Alt-Hannover in die triste Umgebung zu bringen, lehnt die Stadt das Projekt ab, mit der fadenscheinigen Begründung, dass man die Nachkriegsfassung unter Denkmalschutz gestellt hat und es dementsprechend nicht in die Umgebung passt. Von seiten der Stadt eine absolute Bankrotterklärung, aber wenigstens gibt es noch vernünftige Bürger in Hannover.

    In der Altstadt die Macht, im Kneiphof die Pracht, im Löbenicht der Acker, auf dem Sackheim der Racker.

    Hätt' ich Venedigs Macht und Augsburgs Pracht, Nürnberger Witz und Straßburger G'schütz und Ulmer Geld, so wär ich der Reichste in der Welt.

  • „Ein Hochhaus ist großartig, weil es einen phantastischen Ausblick bietet“

    Da kann man wirklich nur die Hände über dem Kopf zusammenschlagen, vlt sollte man sich vordergründig darum kümmern, dass man von dem Hochhaus was man bauen will auch was phantastisches sehen kann. Aber ich habe Hannover so leid es mir tut schon vor längerer Zeit aufgegeben.