• Wo in Deutschland gibt es eine Stadt mit über 700.000 Einwohnern und einem Marktplatz, der nicht durch ein Einkaufszentrum oder ein anderes unpassendes, hässliches Gebäude verschandelt wurde?

    Der Satz ist gewagt angesichts des Hochhauses am Ring. Natürlich stammt es aus deutscher Zeit, und seine Beibehaltung ist nicht unbedingt zu kritisieren, und der Wiederaufbau hat so manches "Einkaufszentrum" wieder zugunsten pseudohistorischer Anpassungsarchitektur beseitigt. Die deutschen Metropolen waren überhaupt schwerstem wirtschaftlichem Erschließungsdruck ausgesetzt, und das hatte auch Breslau betroffen. Der heutige Eindruck ist kein historisch gewachsener. Der Vergleich ist darüber hinaus überhaupt nicht recht passend, weil es spätestens nach 1918 keinen überhaupt nur vergleichbaren Ringplatz in "Deutschland" gegeben hat (weltweit, dh in Polen, überhaupt nur zwei weitere). Der Bremer Marktplatz (als großstädtisches sehr hochwertiges zentrales Ensemble) konnte imgrunde nie mithalten.

    Als großstädtischer zentraler Platz- oder Straßenraum dieses Ausmaßes und mit hinreichender architektonischer Qualität kommt eigentlich nur der Erfurter Anger in Betracht. Auch er hat seine altstädtische Bebauung allerdings weitgehend eingebüßt.

  • Naja, nach sechs Jahren deutscher Gewaltherrschaft, sechs Millionen Toten, einer zerstörten Hauptstadt und dann noch 45 Jahren als sowjetische Kolonie, dürfte es kaum verwundern, woher die Abneigung gegenüber allem Deutschen kam.

    Nun, diese Argumentationslinie ist mir natürlich geläufig.

    Die Abneigung gegenüber allem Deutschem war im offiziellen Polen allerdings schon weit vor dem 2.WK verbreitet.

    2.3. Polnische Minderheitenpolitik

    Kennzeichnend für den Geist, in dem die polnische Republik schon in den ersten Jahren nach der Staatsgründung ihre Nationalitätenpolitik betrieb, ist die Aussage des Nationaldemokraten und späteren Kultusministers Stanislaw Grabski aus dem Jahr 1919: „Das fremde Element wird sich umsehen müssen, ob es nicht anderswo besser aufgehoben ist. Im August 1924 entstanden in der Politischen Abteilung des polnischen Außenministeriums die „Richtlinien polnischer Politik gegenüber Deutschland“, in denen zum ersten Mal auch die Leitsätze systematisch entfaltet wurden, die den Umgang des polnischen Staates mit der deutschen Minderheit in den westlichen Verwaltungsbezirken nach der Staatsgründung bestimmt hatten. Angestrebt wurden eine möglichst weitgehende Reduktion des Umfangs der deutschen Minderheit und ihres Besitzes ...


    Und mit dem Ende des 2.WK wurde diese Politik eben fortgeführt, zumindest ist eine Traditionslinie klar erkennbar.

    Nein, ich will keineswegs ein Fass aufmachen oder eine langwierige Diskussion anstoßen, die ja ohnehin wieder von gewissen Moralwächtern gekapert werden würde.

    Aber diesen einen, oben aufgeführten Aspekt in der deutsch-polnischen Geschichte musste ich hier anbringen.

    "Wenn wir die ehemalige Schönheit der Stadt mit der heutigen Gemeinheit verrechnen, kommen wir, so die Bilanz, aufs direkteste in den Schwachsinn." (E.H.)

  • Quote

    weil es spätestens nach 1918 keinen überhaupt nur vergleichbaren Ringplatz in "Deutschland" gegeben hat (weltweit, dh in Polen, überhaupt nur zwei weitere).

    Welche Ringplätze hattest Du hier im Sinn? Den in Prag?

    Quote


    Als großstädtischer zentraler Platz- oder Straßenraum dieses Ausmaßes und mit hinreichender architektonischer Qualität kommt eigentlich nur der Erfurter Anger in Betracht. Auch er hat seine altstädtische Bebauung allerdings weitgehend eingebüßt.

    In Erfurt war ich leider noch nicht, aber es ist gewiss auf meiner Liste, auch nach den vielen positiven Beiträgen hier im Forum.

  • Nein. Posen und Krakau. Übergroße Viereckplätze mit ähnlicher Seitenlänge und zentraler blockartiger Bebauung als idealtypische Verwirklichung des ostdt. Zentralmarktschemas.