• Ludwigsburg - Abriss für Parkplätze?

    Ludwigsburg, gleich neben Stuttgart gelegen, ist eine schöne Barockstadt, von Krieg und „Nachkriegszerstörern“ à la Bürgermeister Klett verschont. Die Stadt wird von Touristen aus aller Welt besucht und auch der Weihnachtsmarkt gilt als einer der Schönsten in Deutschland. Und in so einer Stadt wurden vor kurzem eine ganze Anzahl von Häusern abgerissen, ohne Grund. Sie standen weder der Straße im Weg noch irgendeinem Bauvorhaben. Sie wurden von der Firma FAHRION abgerissen, um an die „Abrissprämie“ zu kommen. Seit dieser Zeit liegt die Fläche brach und wird von Autos zugeparkt.
    Und nun das Gute: Gestern las ich in der Zeitung, dass diese Firma Insolvenz beantragen muss. Geschieht ihm und seiner Firma Recht!!!!!

    Der Tiefpunkt der Baukultur wurde in den 60er und 70er Jahren des 20sten Jahrhunderts erreicht...

  • Ist damit das Walcker Areal in der Schlossstrasse gemeint ?
    Das war früher eine Klavierfabrik oder so was ähnliches. Die Gebäude waren allerdings über Jahre in einem erbärmlichen Zustand. Ursprünglich sollte an der Stelle ein Grosskino enststehen, es wurde aber nie gebaut. Die Häme über den Zusammenbruch dieser Firma halte ich aber für unangebracht.

  • Abrissprämie ?

    Was für ein Schwachsinn ist das denn ? Da wird das sauer verdiente Geld der Steuerzahler verschwendet um Gebäude abzureissen. Natürlich werden damit auch die Bausünden der "DDR" beseitigt, aber es ist doch nicht die Aufgabe der Bürger, diesen Schwachsinn zu bezahlen.

  • Zitat von "Senator"

    Ist damit das Walcker Areal in der Schlossstrasse gemeint ?.

    Nein, es sind die Häuser an der Hauptstraße neben dem Walcker Areal. Das grüne Haus hatte noch einen wunderschönen, gusseisernen Balkon und auch die Häuser weiter unten waren schön. Haben Sie mal gesehen, wie idyllisch es hinter den Häusern aussah? Da standen alte Fachwerk-Schuppen, Kopfsteinpflaster etc.
    Man hätte alles wunderbar renovieren können und auf dem Platz dahinter (Walcker Areal) wäre genug Platz für ein Kino, Einkaufszentrum oder sonst was gewesen. Habe Gott sei Dank noch Fotos von diesem Ensemble.

    Der Tiefpunkt der Baukultur wurde in den 60er und 70er Jahren des 20sten Jahrhunderts erreicht...

  • Das sind die Häuser entlang der Bundesstraße. Ich scanne die Bilder in d. nä. Tagen ein u. stell sie in's Netz.

    Der Tiefpunkt der Baukultur wurde in den 60er und 70er Jahren des 20sten Jahrhunderts erreicht...

  • Zitat aus der Stuttgarter Zeitung zum Thema:

    Früher war das Gelände mit den zerfallenen Häusern ein Schandfleck, heute ist hier ein Parkplatz.

    Aha ! Ein Parkplatz ist aus Sicht der Zeitung also schon eine Verbesserung ...

  • Immerhin könnte jetzt endlich Bewegung in das Projekt kommen, so zumindest die Hoffnung der Stadt. Hätte jemand eine Idee für ein anspruchsvolles Barock-Projekt?

    Auf die Bilder warte ich auch memet :)

  • ...gut, es waren keine "prachtvollen" Häuser, aber bis kurz vor dem Abriss haben Leute darin gewohnt und es waren "Originale"!I ch habe noch sehr gut die Hinterhofidyllen in Erinnerung. Warum das abgerissen wurde, ist mir bis heute ein Rätsel!

    Der Tiefpunkt der Baukultur wurde in den 60er und 70er Jahren des 20sten Jahrhunderts erreicht...

  • Das ist für schwäbische Verhältnisse vielleicht ungepflegt, aber so sieht es in vielen Teilen ausserhalb BaWüs noch aus, trotzdem kein Grund, gleich alles niederzureissen.

  • Du sagst es. Die Bilder erinnern mich an früher, als man durch Frankreich fahrend fast ausnahmslos solche Bauzustände abwärts passierte. Irgendwann war es dann immer Zeit für den Satz: "Die Franzosen geben ihr ganzes Geld für Essen aus, während die Deutschen es ins 'Häusle' stecken"...

  • Zitat

    Das ist für schwäbische Verhältnisse vielleicht ungepflegt, aber so sieht es in vielen Teilen ausserhalb BaWüs noch aus, trotzdem kein Grund, gleich alles niederzureissen.

    Vor dem Krieg war dieser aus heutiger Sicht "ungepflegte" äußerliche Zustand bei den meisten Gebäuden in Stadt und Land, gerade auch in den historischen Altstädten, eher sogar völlig normal. Insbesondere wenn man die raren Farbaufnahmen aus jener Zeit mit heutigen Stadtansichten vergleicht, wird man feststellen, dass viele Gebäude für den heutigen Betrachter, der an blütenweiße und klinisch reine Fassaden gewöhnt ist, eher "schmuddelig" wirken. Die alten Städte und Dörfer erinnerten in ihrem Erscheinungsbild eher an die DDR vor 1989/90 (abzüglich des Verfallsgrades). Vermutlich war für die meisten Menschen dieser "gebrauchte" und "abgenutzte" Zustand ihrer eben nicht manisch "auf Hochglanz polierten" Gebäude nichts besonderes und wurde als "normal" hingenommen - bis sich nach 1945 das Leitbild des "glatten, weißen, sauberen, rationellen, modernen Hauses" etablierte.

  • Ich finde leicht verwitterte Fassaden auch eigentlich schöner, solange das Innere sauber und gepflegt ist und die Substanz gut ist.

    Besonders die eisernen Balkone fand ich schön, sowas sieht man heutzutage leider viel zu selten.

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • Zitat

    Vermutlich war für die meisten Menschen dieser "gebrauchte" und "abgenutzte" Zustand ihrer eben nicht manisch "auf Hochglanz polierten" Gebäude nichts besonderes und wurde als "normal" hingenommen - bis sich nach 1945 das Leitbild des "glatten, weißen, sauberen, rationellen, modernen Hauses" etablierte.

    Etwas OT

    Damals waren die Altstädte eher Viertel, in denen die armen Leute wohnten und aus denen alle wegzogen, die sich das leisten konnten. Das galt noch in den achtziger Jahren teilweise für die Regensburger Altstadt, bevor der große Wirtschaftsaufschwung einsetzte und Geld für die Sanierung vorhanden war. Jedenfalls fand ich die heute so schöne Regensburger Altstadt damals in weiten Teilen eher unwirtlich (speziell im Westen, so um den Arnulfplatz herum), und die Gebäude hatten keine "Patina", sondern waren schlicht feucht und vergammelt (man denke nur mal an das Theater am Bismarckplatz, was innen wie außen heruntergekommen war...).

  • ECE will das Marstall-Center sanieren.

    http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.einkauf…59769ef398.html

    Meine Meinung: Abreißen das hässliche Trumm. Überall rückt es ins Bild, dieses widerliche Hochhaus, und das in einer Barockstadt. Wie kann man diese städtebauliche Katastrophe jetzt nur erhalten wollen, es gäbe die einmalige Chance der Stadtreparatur, wenn man es beseitigen würde.

    Genau wie ich es im parallelen Strang "Residenzstadt Ludwigsburg" schon schrieb, sehe ich das genauso.
    Das so bezeichnete Marstall-Center wirkt wie von Riesenhand unförmig in den Stadtraum hineingesetzt, so, als stemme sich eine Hochhauswand der eigentlichen Stadt entgegen.
    Gehen wir von dem geschlossenen Entwurf von Barockstädten aus, so muss über kurz oder lang auch die Frage gestellt werden, wie die zerschneidenden Achsen der B 27 (Schloßstraße) und der L 1124 zurückgebaut werden können, dass der eigentliche Kern der Stadt und Schloss und Schlossgarten wieder als Einheit, nicht aber als zwei abgespaltene Bereiche wahrgenommen werden.

    Diese Problematik stellt sich in vielen analogen Städten auch, unabhängig der vergangenen politischen Systemgrenze, was ich immer wieder frappierend finde.

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    P. S.: Könnten die beiden Pfade zu Ludwigsburg ggf. vereinigt werden?
    Oder sind es mittlerweile nicht schon drei Pfade zu Ludwigsburg, die ein gemeinsames Dach finden könnten?

    Danke!

  • Was macht Ludwigsburg unverwechselbar? Vor allem wohl seine Architektur, meint der Stadtplaner Martin Kurt. Um sie zu schützen, reicht der Denkmalschutz allein nicht aus. Die Verwaltung will deshalb 2014 eine Erhaltungssatzung erlassen, mit der sich in Zukunft möglichst viele Bausünden verhindern, historische Substanz erhalten und eine ästhetisch ansprechende Modernisierung verwirklichen lassen sollen.

    Kataster erhaltenswerter Häuser

    http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.ludwigs…75dc705cbd.html

    In dubio pro reko