Schönwald im Schwarzwald

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    Der historische Bauernhof Reinertonishof in Schönwald
    (Schwarzwald-Baar-Kreis) ist am frühen Morgen abgebrannt.
    Es entstand Sachschaden in Millionenhöhe. Der Hof war ein
    bekanntes Ausflugsziel.

    Nach Angaben der Polizei ist die Ursache des Brandes noch unklar.
    Verletzt wurde niemand. Auch die 21 Pferde und vier Schweine,
    die auf dem Hof untergebracht waren, konnten gerettet werden.
    Der im 17. Jahrhundert erbaute Reinertonishof, einer der ältesten
    der Region, gehörte zu den baden-württembergischen Kulturdenk-
    mälern und wurde als Bauernhofmuseum genutzt.

    Erbaut im Jahr 1619 als Lehenshof der Herrschaft Habsburg war
    der Hof nach geschichtlichem Baubestand ein so genanntes Heiden-
    haus alter Form. Seit 1981 war er zu besichtigen.


    Hintergrundsinformationen:

    Einer der ältesten Heidenhöfe in Schönwald war der "Reinertonishof".
    Die eingehauene Jahreszahl 1619 am Bug über der Haustür wies
    darauf hin, dass dieses Haus schon fast 400 Jahre alt ist.
    Das Interessante und Sehenswerte an diesem Hof war sein erhaltener
    Ur-Zustand. 1980 wurde das Gebäude renoviert. Erneuerungen gab
    es keine, die Renovation war aber zur Erhaltung des Gebäudes notwendig.


    Alle Räume wiesen noch auf das einfache Leben der Bauern
    vergangener Generationen hin: In der Küche stand noch der
    Herdaufbau von 1619 - dies ergaben Untersuchungen der
    Technischen Hochschule Karlsruhe. Es war eine Räucherküche;
    an den rußgeschwärzten Balken und an der Decke wurden
    sogar noch bis heute viele Speckseiten und Schinken geräuchert.


    Im Hof iwar kein Kamin eingebaut; der Rauch ging nach oben
    und zog dann durchs Dach ab. Von der Küche aus wurde der
    große Kachelofen in der Wohnstube angefeuert. Über der
    Wohnstube lagen die Schlafkammern. Durch einen "Stiegen-
    kasten" gelangte man in diese Räume. Der Weg zu den Gesinde-
    kammern führte jedoch über den "Gang". Im Reinertonishof war
    noch eine originalgetreue "Magdkammer" - ein Raum ohne Fenster -
    zu sehen. Nur zwei kleine Gucklöcher, etwa zehn mal zehn Zentimeter
    groß, brachten etwas Helligkeit in das Zimmer.


    Zwischen Stallungen und Hausflur lag die Dreschtenne.
    Hier wurde früher nicht nur Getreide gedroschen, auch
    die Familienfeste wie Taufen, aber auch Erntedank wurden
    in dieser Tenne zusammen mit den Knechten und Mägden
    gefeiert. Dicht vor dem Haus steht das Milchhäusle. Aus dem
    laufenden Brunnen fließt Sommer wie Winter Wasser mit einer
    gleichbleibenden Temperatur von sieben bis acht Grad Celsius.
    In der Nähe des Hauses steht auch das Backhäusle und der
    Getreidespeicher. Etwa 100 Meter weiter im Tal existiert noch die
    zum Hof gehörende Mühle. Eine kleine hofeigene Hausbrennerei war
    noch in Betrieb.


    Der Reinertonishof konnte täglich, außer Montag, besichtigt werden.
    Marianne und Lukas Duffner als Eigentümer des Hofes waren jederzeit
    bereit, das Gebäude zu zeigen und auf die Besonderheiten hinzuweisen.
    Am alten Backhaus, das erweitert wurde, besteht zudem eine
    Vespermöglichkeit (Bauernwirtschaft). In den Stallungen standen
    über 20 Ponys und luden zu Reiterferien und Ausritten ein.

    Der Reinertonishof lag nur wenige Kilometer von der B500 (zwischen Schönwald und Triberg) entfernt.








    quelle:
    http://www.swr1.de
    Schwarzwald-Ferienwohnungen und Schwarzwaldhotels

  • Carsten

    ob die familie duffner den hof teils bewohnt hat
    und nur ein teil für die öffentlichkeit zugänglich
    war, kann ich leider noch nicht sagen. nach ersten
    meldungen vor ort, soll das gebäude durch
    einen defekt von elektrischen leitungen ein
    heer der flammen geworden sein. auch was
    noch übrig ist vom hof, kann ich derzeit aus stuttgart
    schlecht beurteilen. aber ich halte euch auf dem
    laufenden.

  • ...ich revidiere:

    BRANDSTIFTUNG !!! ??? :schockiert::schockiert::schockiert:

    Südkurier
    21.01.2006 14:50

    +++Kulturdenkmal Reinertonishof komplett abgebrannt+++

    20 Pferde und vier Schweine in letzter Minute gerettet -
    Mehrere Millionen Schaden

    Schönwald


    Nur noch Schutt und Asche ist vom Kulturdenkmal Reinertonishof in
    Schönwald übrig geblieben. Ein Feuer hat den aus dem Jahr 1619
    stammenden Hof am Samstagmorgen komplett vernichtet. Die Polizei
    schätzt den Sachschaden auf mehrere Millionen Euro. Zur Brandursache
    gibt es bislang noch keine klaren Erkenntnisse. Am Brandort war aus den
    Reihen der Feuerwehren aber öfters der Verdacht der Brandstiftung zu
    hören. "Dafür haben wir keinerlei Hinweise", sagt Volker Bausch von der
    Kripo in Villingen-Schwenningen dazu
    . Ausgebrochen ist das Feuer
    nach aktuellen Erkenntnissen in der Tenne. Bemerkt wurde der Brand
    vom Fahrer eines Rettungswagens, der allerdings nur zufällig in der Nähe
    des Hofes vorbei kam. Noch unbekannte Täter hatten in Schönwald,
    Schonach und auch anderen Orten Bäume umgesägt und damit die
    Straßen blockiert. Aufgrund einer solchen Blockade musste auch der
    Rettungswagen einen anderen Weg nehmen.
    Diesem Umstand war
    es zu verdanken, dass die 20 Pferde und vier Schweine gerade noch in
    letzter Minute aus dem Stall des brennenden Gebäudes gerettet werden
    konnten.


    anmerk.: damit dürfte zumindest die frage geklärt sein, was noch übrig ist... :(:weinen::(:weinen::(:weinen::weinenstroemen:

  • für mutmaßungen ist es natürlich noch zu
    früh, angesichts der tatsache, daß die ursache
    noch nicht einmal geklärt ist, aber ich könnte
    mir durchaus vorstellen, dass der hof entsprechend
    der dokumentation aus den 80er jahren wieder aufgebaut
    wird, wenngleich viel der ursprünglichkeit, die der alte
    hof inne hatte, für immer verloren sind.

    es ist nicht zu fassen, ausgerechnet... :

    :traurigboese: :sehrtraurig: :weinenblau: :kopfschuetteln:

  • Also eine originalgetreue Reko wird aufgrund der derzeitigen Bau- und Brandschutzbestimmungen nicht möglich sein. Der Hof hat ja in jeder erdenklichen Hinsicht gegen Bauvorschriften verstossen und konnte eigentlich nur wegen bestandsschutz und Denkmalschutz so existieren. Mit dem Brand ist beides weggefallen, damit ist das Ding wohl endgültig verloren. Es sei denn, die deutsche Bürokratie handelt ausnahms- und wunderbarerweise mal entgegen ihrer Natur und erteilt doch eine Baugenehmigung... aber da kommt eher der Heiland wieder, glaub ich...

    &quot;... es allen Recht zu machen, ist eine Kunst, die niemand kann...&quot; (Goethe)

  • Wie ist das denn bei Gebäuden für Freilichtmuseen? Die werden doch auch wider Bau- und Brandschutzbestimmungen neu aus alten Materialien erbaut... vielleicht kann man sich darauf berufen?

    Ansonsten aber eine wirklich schreckliche Nachricht, trotzdem gut dass es nur Sachschaden ist.... und ein großer geschichtlicher Schaden.

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • Die Gebäude für Freilichtmuseen sind meist nicht für ihre ursprüngliche Nutzung freigegeben und haben zudem oft auch die vom Gesetzgeber geforderten Einbauten, wenn auch in versteckter Form.

    &quot;... es allen Recht zu machen, ist eine Kunst, die niemand kann...&quot; (Goethe)

  • Zitat von "Stefan"

    Noch unbekannte Täter hatten in Schönwald,
    Schonach und auch anderen Orten Bäume umgesägt und damit die
    Straßen blockiert.

    Kommt das in der Gegend öfter vor oder könnte gar ein Zusammenhang bestehen (Haß wegen irgendeines Lokalthemas oder Blockade Feuerwehr)?

    Zum Wiederaufbau: Das Freilichtmuseum Neuhausen ob Eck ist ja nicht allzu weit, ließe sich der Reinertonishof dort aufbauen - auch wenn der Originalstandort wünschenswerter wäre?

  • Zitat von "Max"

    Zum Wiederaufbau: Das Freilichtmuseum Neuhausen ob Eck ist ja nicht allzu weit, ließe sich der Reinertonishof dort aufbauen - auch wenn der Originalstandort wünschenswerter wäre?

    Wenn möglich, sollte der Hof auf jeden Fall am Originalstandort wiederaufgebaut werden. Wenn ich richtig gelesen habe, dann gehörten zu dem Hof ja noch einige abseits stehende Nebengebäude wie z. B. die Mühle, die vom Brand wohl nicht betroffen waren. Von da gäbe es eigentlich keine Alternative, den Reinertonishof als wichtigsten Bestandteil dieses Ensembles wieder dort aufzubauen, wo er auch vorher schon stand.

    Im übrigen sind ja Freilichtmuseen auch nicht das Gelbe vom Ei. Vorrang sollte immer die Bewahrung dörflicher Ensembles mit allen einzelnen, aufeinander Bezug nehmenden Gebäuden haben, vor der Translozierung eines Hauses ins "Bauernhaus-Endlager" Freilichtmuseum (wobei eine solche natürlich in jedem Fall besser ist als ein Totalabriss).

    Doch wenn man einen richtigen historischen Dorfkern mit einer im Freilichtmuseum wiederaufgebauten Gruppe von Häusern vergleicht, etwa dem Hessenpark bei Neu-Anspach, fallen sofort die Unzulänglichkeiten der Freilichtmuseumskonzeption auf: es passt häufig nichts zusammen!

    Bei dem im Hessenpark wiederaufgebauten "Dorf" z. B. erkennt man (ich jedenfalls) recht schnell, dass die Häuser aus unterschiedlichsten Regionen Hessens stammen und am Originalstandort wohl nie so erbaut worden wären. Sie passen einfach nicht zueinander. Dabei war gerade die gegenseitige Bezugnahme der Häuser etwas charakteristisches im alten Dorf. Die Ensemblewirkung der alten Dorfkerne kam dadurch zustande, weil die bäuerlichen Dorfgemeinschaften einen Hausbau üblicherweise in Gemeinschaftsarbeit vornahmen und damit immer recht ähnlich (nie eintönig!) bauten. Dies läßt sich in einem Freilichtmuseum naturgemäß schlecht darstellen.

    Andererseits staune ich bei meinem Besuchen im Hessenpark immer wieder, warum denn eigentlich so manches Gebäude den Verantwortlichen vor Ort der Erhaltung am ursprünglichen Standort nicht wert war...

  • Zitat von "Mephistino"

    Die Gebäude für Freilichtmuseen sind meist nicht
    für ihre ursprüngliche Nutzung freigegeben und haben zudem oft auch
    die vom Gesetzgeber geforderten Einbauten, wenn auch in versteckter Form.

    wenn man von diesen gesetzlich bestimmten abstriche absieht,
    und wenigstens zur dokumentation im sinne eines freilicht-
    museums, allerdings am ORIGINAL-STANDORT, wiederauf-
    baut, wäre der sache doch gedient. über den verlust des
    alten originals kann das zwar nicht hinwegtrösten, aber wie
    heißt es doch im anliegen der rekonstruktion: nicht die
    substanz, der geist und die idee des bauwerks ist ent-
    scheidend.

  • Es ist schon merkwürdig, worauf manche Menschen so kommen. Aber solange die Gesellschaft ein solches Verhalten subventioniert, scheint es wohl auch gesellschaftlich erwünscht zu sein.
    Schade, dass wir den Herren Adorno und Horkheimer für derartige kulturelle Grosstaten nicht mehr danken können.

  • Die Familie Duffner wohnt Gottseidank nicht selbst auf dem Hof, wenigstens konnte da nichts passieren.
    Und wenigstens sind die Tiere gerettet worden.
    Mit das Schlimmste ist, daß jetzt, bei einer Brandstiftung, keine Versicherung zahlt.
    Ich hoffe nur, die Täter werden gerecht bestraft. Wobei, wiedergutmachen können sie das nie, also gibt es auch nicht wirklich Gerechtigkeit.
    Wie können Menschen so etwas tun.
    Ich hoffe nur, dass die Duffners damit fertig werden, dass sie Unterstützung bekommen und vielleicht doch der Hof wieder aufgebaut werden kann...

  • Wer soll es denn sonst zahlen? Der Staat? Das wäre ja noch schöner...

    Eine der vorzüglichsten Eigenschaften von Gebäuden ist historische Tiefe.
    Die Quelle aller Geschichte ist Tradition. (Schiller)
    Eine Stadt muss ihren Bürgern gefallen, nicht den Architekten.

  • Kann nicht ganz richtig sein. Als in Göttingen letztes Jahr zwei Jugendliche die Turmspitze der gerade frisch renovierten Johanneskirche angesteckt haben, konnte diese aufgrund der gerade angepassten Versicherungspolice sofort wieder errichtet werden (Mittlerweile fertig und sieht aus, als wäre nichts passiert). Allerdings wird die Versicherung später Rückforderungen an die beiden Täter stellen. Kommentar eines Göttinger Bekannten: "Die haben ihr Leben verwirkt..."

    Wer zwischen Steinen baut, sollte nicht (mit) Glashäuser(n) (ent)werfen...

  • Zitat von "Max"

    Heißt das, daß bei Brandstiftung das Opfer auf dem Schaden sitzen bleibt, wenn die Täter keinen Schadenersatz leisten können?

    kommt drauf an, was im "Kleingedruckten" des Vertrags steht...

    andererseits, wenn man gegen den Brandstifter eine Schadensersatzklage durchgesetzt bekommen hat, hat man einen vollstreckbaren Titel auf 30 Jahre, heisst, man kann dem Verurteilten 30 Jahre lang (bis auf den gängigen Existenzminimum-Satz) alles wegnehmen, was der erwirtschaftet.
    nach 30 Jahren verjährt zwar die Vokllstreckbarkeit, nicht aber die Schuldsumme selbst, man kann dann z.B. die Erben verklagen. Unter Umständen kann das dann auch der Staat sein ;)

    &quot;... es allen Recht zu machen, ist eine Kunst, die niemand kann...&quot; (Goethe)