• ich finde es wirklich schade, dass komplette Stadtquatiere in Görlitz niedergerissen werden, andererseits, wie soll man die Immobilen nutzen wenn die Einwohner fehlen, lt. wiki ca. 40000 Einwohner weniger als 1949?!

  • Zitat von "gerdsen"

    ich finde es wirklich schade, dass komplette Stadtquatiere in Görlitz niedergerissen werden, andererseits, wie soll man die Immobilen nutzen wenn die Einwohner fehlen, lt. wiki ca. 40000 Einwohner weniger als 1949?!

    Solange sie nicht in Bereichen mit Bebauung von vor ca. 1920 abgerissen werden, finde ich das aufgrund der demografischen Entwicklung absolut gerechtfertigt. Die Altstadt hat seit Jahren einen Einwohnerzuwachs, die gründerzeitlichen Bereiche halten sich weitgehend stabil, die Abwanderung betrifft also absolut gesehen nur die Randbereiche.

  • Wenn Abriss durch Abwanderung notwendig ist, dann bitte zuerst die billige austauschbare Neubau ab 1955 bis 1980. Bin dagegen dass historische Bauten am Rande des Stadtgebietes verschwinden ohne zu prüfen ob es keine Plattenbauten gibt die zuerst abgerissen werden sollen.

    Hat Görlitz sanierungsbedürftige Plattenviertel?

  • Eben, es ist trotzdem auch schade um die 20er Jahre Bebauung, da es immernoch auch genügend Plattenbauten mit hohem Leerstand gibt und die liegen schließlich noch weiter außen (und gehören z.T. auch der WBG).
    Außerdem zeigte gerade die Blockrandbebauung der Reichertstraße die Entwicklung von Gründerzeit, über Jugendstil, 1920er und 30 Jahre bis hin zum sozialistischen Wohnungsbau der 50er/60er Jahre. Nun wurde aber mit dem Abriß der 30er und nun auch der 20er Jahre eine Lücke in diese städtebauliche Entwicklung gerissen.

    Ein großes Gebiet von Plattenbauten ( 1978-88 ) gibt es im Norden der Stadt. Wie wenig bisher saniert ist, sieht man am hohen Anteil grauer Blöcke:

    http://maps.live.com/default.aspx?v=2&cp=shtx4qj7f81d&style=o&lvl=1&tilt=-90&dir=0&alt=-1000&scene=10912016&encType=1\r
    maps.live.com/default.aspx?v=2&c ... &encType=1

    Im September werden auch wieder zwei Blöcke abgerissen.

    Ein weiteres Gebiet, aber diesmal der 70er Jahre (verputzt und ansatzweise Satteldach), gibt es im Westen der Stadt, allerdings umrahmt von älterer Bebauung. Ein Totalabriß würde also ein Loch in den Stadtteil reißen. Trotzdem wird auch dort im September ein Block mit 50 Wohnungen abgerissen (der erste in dem Stadtteil).

    http://maps.live.com/default.aspx?v=2&cp=shqs94j7byz5&style=o&lvl=1&tilt=-90&dir=0&alt=-1000&scene=10912564&encType=1\r
    maps.live.com/default.aspx?v=2&c ... &encType=1

  • Elsner83:
    Ich habe jetzt erst diese schockierenen Bilder vom gesehen. Abgesehen davon, dass ich meine, Gründerzeithäuser und ältere solle man gar nicht mehr abreissen, halte ich auch die von dir gezeigten 20er/30er Jahre Bauten für eher hochwertig. Wohl erhalten, mit Fledermausgauben, Biberschwanzziegeldach (wenn ich das richtig erkannt habe), Ziegelsteinakzentuierungen an Eingängen etc., einfach schön. Da kann der Westen von träumen.
    Neben den gravierenden städtebaulichen Schäden ist es daher auch um das Einzelgebäude schade. Und dafür geben die unsere Steuergelder aus. Unglaublich.
    Also hier in [lexicon='Leipzig'][/lexicon] scheint es mir eindeutig nicht so schlimm. Zumindest scheint mir seit ca. 1 Jahr wieder Ruhe bezügl. weiterer Abbrüche eingekehrt. Ober wie lange hast du "gesammelt"?

    Du musst uns unebdingt auf dem laufenden halten. Bitte...

  • Na klar werde ich das Forum weiter auf dem Laufendem halten. Die Bilder die ich gezeigt hatte sind alle innerhalb des letzten halben Jahres entstanden. Grund dafür ist u.a. das es sich um Objekte der WBG handelt und diese den Abrißvertrag (siehe vorherige Beiträge) schnellstmöglich umsetzten will. Letztes Projekt dabei ist das Grundstück ihres Hauptsitzes, dessen Hof nun entkernt und ein Zugang zur Straße geschaffen werden soll.

    Das Wohnhaus an der Straße wird gerade entkernt:


    In Innenhof (ehemaliger Außenbereich einer Tanzgaststätte) wurde einzigst das hölzerne Portal eines Pavillions von Denkmalschützern ausgebaut. Der Rest ist nun zum Abriß bereit.



    Allerdings nicht von der WBG, sondern vom Waggonbau war das Haus an der Christoph-Lüders-Straße:


    Hier mal aus einer anderen Perspektive:


    Dem gegenüber befindet sich das ehem. Verwaltungsgebäude vom Waggonbau:


    Auch dieses wird nun entkernt und abgerissen:


    Allerdings wird nun auch die dahinter liegende Poliklinik von 1953 abgerissen (auch auf dem Bild oben zu sehen). In Dresden mag es sowas häufiger geben, in Görlitz sind 50er Jahre Bauten selten. Beide Gebäude waren noch bis nach der Jahrtausendwende in Betrieb.


    Detail des Eingangs mit Äskulapstab:


    Nun eben der Abriß:

    [/img]


    Und für was das alles? Für einen Lidl Markt! Und das wo es auf der gleichen Straße bereits einen Norma-, Aldi- und Netto-Markt gibt :augenrollen:

    .

  • Zitat von "Oliver"

    Hat das irgendwelche Gründe das da die Fenster überall fehlen ? Liegt aber nicht an der Nähe zu Polen oder ? :boeseslachen:

    Schon mal was von "kontroliertem Rückbau" gehört? So akademisch diese Begrifflichkeit auch klingt (wir haben gemeinsam mit unseren Bauleitern auch schon darüber gelacht), aber es werden tatsächlich die Baustoffe getrennt und so gut es geht sortenrein entsorgt. (Dazu gibt es detaillierte Vorschriften.) Dazu werden die Fensterschon mal vorher herausgekloppt. Ich denke nicht, dass die Holzfenster (wahrscheinlich aus wenig widerstandsfägigem Nadelholz) aus den 50ern nach Polen verkauft wurden. Aber bei jüngeren Alu- oder Plaste-Fenstern kommt das schon vor, so geschehen mit einigen Fenstern aus dem Uni-Abbruch in [lexicon='Leipzig'][/lexicon]....

    Und jetzt noch was zum Thema:
    Warum kann Lidl nicht mal in einen Altbau einziehen? Die hätten doch auch diesen 50er-Jahre-Bau umnutzen können. Aber nein: Bei Lidl muss alles extrem wirtschaftlich sein, damit Herr oder Frau Lidl noch reicher wird.... und es müssen alle Lidls gleich sein. Leuchtet ein, oder?

  • Zitat von "Leipziger"


    Warum kann Lidl nicht mal in einen Altbau einziehen? Die hätten doch auch diesen 50er-Jahre-Bau umnutzen können. Aber nein: Bei Lidl muss alles extrem wirtschaftlich sein, damit Herr oder Frau Lidl noch reicher wird.... und es müssen alle Lidls gleich sein. Leuchtet ein, oder?


    Du wirst lachen, aber ich kannte mal ein Lidl in Hannover Kleefeld, das war in einem alten Kino. (vom interieur war nischt mehr zu sehen, dafür die üblichen Neonlampen)

  • LIDL ist ehr radikal was Abbrüche angeht, innerhalb eines Jahres habe ich in Dortmund sowie meiner Heimat im Münsterland 3 Fälle mitbekommen, wo historistische Villen LIDL-Märkten weichen mussten.
    Mittlerweile boykottiere ich diese Kette.

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • @ Oliver

    Mir war schon klar, das du nur einen Scherz gemacht hast, deshalb habe ich mich auch nicht dazu geäußert. Trotzdem schön, das es einige angeregt hat, den Sachverhalt zu erklären :zwinkern:

    @ Booni

    Na mal sehen ob ich diesen Markt dann boykottieren werden. Wenn ich allerdings in DD bin, bin ich als autoloser Student leider auf den Markt in nächster Nähe angewiesen und das kann dann auch schon mal ein Lidl sein :peinlich:

  • Zitat von "Elsner83"

    @ Oliver

    bin ich als autoloser Student leider auf den Markt in nächster Nähe angewiesen und das kann dann auch schon mal ein Lidl sein :peinlich:

    Wenn Deine Prinzipien so schnell zu erweichen sind, weshalb sollte dann die Geschäftsführung von L. Rücksicht auf alten Baubestand nehmen?
    Außerdem sehen die (sogenannten) Lebensmittel bei Lidl nicht nur schrecklich aus, die Auswahl ist sehr beschränkt und es schmeckt dort fürchterlich - das sollte Dir einen längeren Weg zu einem besseren Händler wert sein.

  • Das wird die Leute von Lidl sicher wenig stören, ob ich dort nun einkaufen gehe oder nicht. Selbst wenn dort niemand mehr hingehen würde, würde es eben nach einiger Zeit geschlossen werden. Gebaut werden die Märkte aber erstmal trotzdem überall. Aber wenigstens zieht dieser Markt in Görlitz aus dem Plattenbaugebiet in die Innenstadt, was ja auch einen positiven Entwicklungstrend zeigt. Nun gibt's in Königshufen (eben dieses Plattenbaugebiet) nur noch eine alte DDR-Kaufhalle. Falls die auch noch dicht macht, wissen die Einwohner ja, wo sie endlich mal hinziehen können. Die leeren Gründerzeithäuser haben es bitter nötig.

  • Haben solche Protest- und Boykottaktionen gegenüber bestimmten Konzernen Sinn? In Wien gibt es den Fall der Süßwarenfabrik Manner, die sich weigert, ihr prachtvolles Fabriksgebäude von Ende des 19. Jh.s unter Denkmalschutz stellen zu lassen. Drohen mit Produktionsverlagerung und Arbeitsplätzeabbau. Da hab ich mir auch schon Protest und Boykott überlegt - vor allem, weil diese Firma mit dem Traditions- und Nostalgieargument Werbung macht!

    ... und wenn jetzt nicht ganz allgemeine und durchgreifende Maßnahmen angewandt werden, so werden wir in kurzer Zeit unheimlich nackt und kahl wie eine Kolonie in einem früher nicht bewohnten Lande dastehen... (Schinkel 1815)

  • Keine Ahnung ob es Sinn macht, aber LIDL finde ich auch so extrem schäbig so dass ich lieber woanders kaufe. Rewe, Edeka und Plus reißen sicher auch mal historische Gebäude für neue Märkte ab, aber dennoch ist das Warenangebot besser.

    Aber manche Firmen machen halt Sachen, so dass ich mich weigere, Dinge von denen bzw dort zu kaufen. Z.B. diese "Stockcar-Challenge" von TV-Total zu sponsorn.... ist im Prinzip 'ne reine Oldtimervernichtung, rafft aber keiner weil die meisten nicht wissen, was die dort für Autos vernichten.

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • ^ Nunja, im Falle der Stockcar Challenge handelt es sich nun aber beileibe nicht um wertige Oldtimer, geschweige denn in respektablem Zustand. Sind doch eher überwiegend Schrottmühlen, die dafür umgebaut und neu lackiert werden, die höchstens 30 Jahre auf dem Buckel haben. Kein schmerzlicher Verlust, wie ich finde. ;)

    Dass für belanglose Supermärkte der absoluten Unterkategorie jedoch architektonisch wertvolle (ja zum Teil gar aufwändig sanierte!!) Prachtstücke á la Gründerzeitler und mitunter noch ältere Bürgerhäuser in Mitleidenschaft gezogen werden, ist hingegen absolut indiskutabel ein absoluter Alptraum und grenzt an ein Kapitalverbrechen!!

    Ich verstehe nicht, wie man sich überhaupt diesen enormen Aufwand machen kann, wunderschöne alte Gebäude abzureißen, wo doch in nahezu unmittelbarer räumlicher Nähe sogar ausreichend große Brachen (!!) existieren bzw. schäbige Nachkriegsbauten weitaus weniger kostenintensiv einem baldigen Abriss zugeführt werden könnten. Nein, lieber weg mit dem alten Schund, was neues, schön kommerzielles muss her! Widerwärtig sowas :boese: Mittlerweile weiss ich schon gar nicht mehr, ob ich mich an so eigentlich wunderbaren Entwicklungen wie den entstehenden Neumarkt, oder den sich langsam erhebenden Phönix aus der Asche - dem Berliner Stadtschloss - erfreuen kann, wenn gleichzeitig alte Prachtbauten biederen Glasstahlbetonkisten bzw. erwähnten Wellblechsupermarkthallen weichen müssen. Zum Davonlaufen ist das doch :augenkrummblau:

  • So richtig verstehe ich das auch nicht.... meistens ist wirklich in der Nähe noch ein Bauplatz frei. Oder aber es wird abgerissen für den Parkplatz dieses Supermarktes...

    ... und zum Stockcar-Thema: Das sind meistens 20-30 Jahre alte Autos, teilweise älter. Die jüngeren Modelle haben zu viel Knautschzone. Letztes Jahr haben die z.B. ein Granada Coupé und einen 1600er BMW (der große, nicht der kleine) verheizt. Beides Fahrzeuge, die mittlerweile sehr selten sind und für die es teilweise keine Ersatzteile mehr auf dem Markt gibt. Aber okay, um sowas zu verstehen muss man ein Faible für Autos haben, dem Rest ist es sicher egal, genauso wie sich viele freuen, dass statt der Bruchbude endlich ein nagelneuer LIDL entsteht.

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • Eine Frage an die die Leute vor Ort: Ist schon die Entscheidung gefallen, ob am Untermarkt das Eckgebäude rekonstruiert wird und somit der derzeitige Altbau weichen wird oder soll dass jetzige Gebäude saniert werden. Eine Reko mit Laubengang wäre gerade an dieser besonderen Stelle wunderbar. Ein Investor wird doch an dieser ganz besonderen Stelle auffindbar sein?!

    Und was tut sich eigentlich in Zgorzcelec mit der Reko des netten Platzes? Es hieß auch, dass zweisprachige Straßenschilder dort angebracht werden würden…

  • Zitat von "Booni"

    Keine Ahnung ob es Sinn macht, aber LIDL finde ich auch so extrem schäbig so dass ich lieber woanders kaufe. Rewe, Edeka und Plus reißen sicher auch mal historische Gebäude für neue Märkte ab, aber dennoch ist das Warenangebot besser.

    In der Region hat man weniger die Qual der Wahl sondern eher die Wahl der Qual. Hochwertige Anbieter sind auf dem Rückzug und Discounter übernehmen das Ruder. In Zittau etwa haben sich Real, Edeka und Rewe zurückgezogen, der einzige hochwertige Anbieter ist Toom. Bei dem aber gibt es ständige Abwanderungsgerüchte. Im selben Zeitraum ist Aldi 2x innerhalb der Stadt (!) umgezogen weil sich geringfügig bessere Standorte anboten... und jedes Mal hat man einen neuen Flachbau hochgezogen.
    Das sich in Görlitz da gerade ein Lidl breitmacht passt nur ins Bild.