• Es ist aber in dem Sinne keine Rekonstruktion, sonder ehern historisierendes Bauen.


    Eben. Wo liegt das Problem, dass es mehr gibt als sture Reko und sturen Modernismus? In Deutschland hat man das leider vergessen.

    Schon allein die Zierleisten die an den beiden abgerüsteten Häusern angebracht wurden, waren früher so nie vorhanden.


    Hätten die Häuser den Krieg überdauert, wären sie womöglich auch weiterentwickelt worden. Wer sagt und bestimmt denn, dass nur das strikte Original '43 eine Existenzberechtigung hat? Solcherlei Dogmatismus ist bekanntlich nicht mein Fall, demgemäß stehe ich auch dem (Neo-)Historismus und einer originellen Weiterentwicklung alter Baustile offen gegenüber. Was verblendete Modernisten davon halten und ob diese meine Einstellung brüskiert, ist mir dabei reichlich egal. Ich werde jenen Herrschaften nicht in ihren durchideologisierten Hintern kriechen, damit es bloß keine "Negativbeispiele in deren Sinne" gibt. Ganz im Gegenteil, ich freue mich auf die Kontroverse und versuche, mit Argumenten zu punkten.

    im Gegensatz zur Görlitzer Innenstadt, wo gerade an vielen Stellen geplasterte Straßen geteert werden


    Der große Bruder Dresden macht's vor. Freie Fahrt für freie Bürger! Wer eine Autobahnbrücke durchs Welterbe erzwingen kann, setzt wohl andere Prioritäten...

    Ich entschuldige mich von Herzen für meine früheren arroganten, provokanten, aggressiven und unfreundlichen Beiträge!
    Jesus ist mein Herr und Retter!

  • So, die Gäste sind raus, da kann ich auch mal zu Weihnachten einen längeren Beitrag schreiben :)


    Saxonia

    Die Bebauung der Neißevorstadt (ehem. Altstadt im Ostteil) ist in einem
    Rahmenplan festgelegt und der besagt, das die Straßen alle gepflastert werden
    sollen und der Straßenzug an der Neiße historisierend gebaut werden muss (um
    wieder ein historisches Stadtbild zu erzeugen). Das betrifft die aktuelle
    Bebauung am Töpferberg (nun Postplatz), sowie die zukünftige recht und links, sowie
    gegenüber davon. Links finden bereits Ausgrabungen statt. Investor ist ein
    griechischer Privatmann. Es gibt also keine Debatten wie in Dresden, es ist
    sogar von der Stadt so gewollt (wie so oft in polnischen Städten).

    @ Exilwiener

    Am Weinberghaus hat sich nichts getan, immer noch nur das Dach und der Turm
    saniert. Die Betreiber hatten damals nur die Zulassung zur Gastronomie für
    ein Jahr, danach hätten sie Toiletten usw. einrichten müssen. Dadurch sind
    die abgesprungen und nichts tut sich mehr. Aber ich bin jetzt zur
    Weihnachtszeit einfach mal optimistisch. Das wird sicher irgendwann noch mal
    saniert und geöffnet (das Dach ist ja neu, einfallen kann es nicht mehr),
    auch wenn es danach bald vielleicht geschlossen wird. Aber aktuell wird in
    Görlitz viel saniert (auch einige Investruinen aus den 90ern) und selbst die
    Stadthalle wird nach 10 Jahren wieder geöffnet werden. Daher bin ich mir
    sicher, das auch das Weinberghaus in den nächsten 10 Jahren wieder als
    Restaurant genutzt werden wird.

    @ youngwoerth

    Ich bin vollkommen deiner Meinung. Historisierender Neubau wird viel zu kritisch gesehen. Es mag vielleicht oberflächlich klingen, aber es geht eben doch auch um eine schöne Fassade und urbanen Charakter. Bei den heutigen Glas- oder Strichcodefassaden kommt dieses Gefühl einfach nicht mehr zu stande. Gerade für Lücken in Innenstädten ist historisierendes Bauen für den Gesamteindruck wichtig. Der Disneyland Aspekt gilt da nicht, da auch bei Neubauten eine Fassade (Glas oder Sandsteinplatten) dem Betonbau vorgeblendet wird. Gerade die Architektur der 1910er und 20er Jahre sollte für heutige Neubauten Vorbild sein. Viele Bauten wurden damals schon aus Stahlbeton gebaut und schließlich historisierend oder mit Jugendstilelementen verkleidet (in Görlitz z.B. die Synagoge, Kaufhaus, Kreuzkirche usw.). Trotzdem geschah dies in unterschiedlichen Formen und mit funktionaler Ästhetik, ohne dabei zuviel Fassadenschmuck zu benutzen.

    Ich stimme auch überein, dass der Zustand unserer Städte 1945 nicht der Idealzustand war. D.h. es muss daher nicht immer genau dieser Zustand rekonstruiert werden. Es kann etwas weggenommen werden, aber auch ergänzt werden. Nicht wie die Denkmalpflege meistens meint: "Was weg ist, ist weg. Ergänzungen sind nicht authentisch." Oder: "Ergänzungen/Anbauten muss man auch als solche erkennen, dürfen also nicht angepasst werden". So wird es selbst in Görlitz praktiziert. Wir können froh sein, das hier noch vieles erhalten ist. Rekonstruiert wird kaum, außer der Eigentümer will es (aber von der Denkmalpflege wird es nicht verlangt, auch wenn erst vor ein paar Jahren ein Balkon oder Türmchen entfernt wurde).


    So, nun aber zu den versprochenen Bildern:

    Zuerst die Seite und Rückseite des Neubauprojektes am polnischen Ende der Altstadtbrücke. Wie man sieht ist es durchaus moderner, trotzdem gibt es ein Schrägdach bzw. eine Art Mansarddach, Gauben, Sprossenfenster, Zierleisten und Fensterrahmungen. An der Giebelseite die man sieht, soll demnächst weiter gebaut werden.


    Aber auch andere Neubauten in der Zgorzelecer Innenstadt haben so einen angepassten Baustil (in Sachen Dachgestaltung, Fenster, Fassadengliederung). Hier ein ganzer Straßenzug, gebaut 2007:

    Detail:

    Übergang zum Nachbar aus den 20ern:


    Man sieht, dass durchaus auch moderne Elemente, wie die beiden Glasbereiche, integriert sind. Wobei das schwarz/grüne Gebäude wieder die Schwächen heutiger Neubauten zeigt.

    Nun folgend Wohnbebauung aus dem Bereich zwischen dem Wiederaufbauprojekt Töpferberg und den Plattenbauten (das hintere Gebäude wurde letztes Jahr fertig gestellt).


    Zwischen diesen Häusern und dem Töpferberg ist auf noch unbebautem Gelände in den letzten Monaten eine neue Straße entstanden, komplett gepflastert, mit Parkplätzen, Zebrastreifen und Bepflanzung. Interessant dabei, dass noch im November dafür Rollrasen verwendet wurde, nur damit es sofort fertig aussieht. So was würde man bei uns nie machen, lieber einsäen, denn das kostet natürlich weniger. Wofür die Straße ist, weiß ich nicht (steht auch nichts auf polnischen Seite). Ob eine Bebauung im Stil wieder auf dem oberen Bild oder mit Einfamilienhäusern geschieht, ist ungewiss.

    Im Hintergrund das Neubauprojekt sowie die Peterskirche in Görlitz:

    Parkflächen und Baum mit Rollrasen:

    Hinter einer Kreuzung geht die Straße weiter. Vorher war dort nur ein Feldweg. Ein erstes Haus steht schon (bereits vor dem Straßenbau). Ob so die weitere Bebauung aussieht? Die Giebelseiten lassen es zumindest vermuten. Wäre eine tolle Erweiterung der Altstadt. Übrigens links angeschnitten Bebauung aus den 20ern, die damals in die Villensiedlung Rabenberg überging, wohin die neue Straße nun auch führt.

    Platz für Neubauten (im Hintergrund wieder Görlitz und ein weiterer Neubau hinter den Büschen (rotes Dach mit Gauben)):

    Detail der Straße und Beleuchtung:

    Detail der Lampe (vollständige Neuschöpfung, kein Bezug auf Görlitzer Lampen oder historischen Bestand):


    In der Zgorzelecer Innenstand werden allerdings die Lampen wie in der Görlitzer Altstadt aufgestellt. Interessant auch dabei: In Görlitz werden diese Lampen nur in der Altstadt aufgestellt (nicht im Gründerzeitgebiet), in Polen sieht man das nicht eng.

    Das Straßenpflaster fehlt noch, Bürgersteig und Lampen sind schon fertig (im Hintergrund auch eine der seltenen Sanierungen).
    Detail gepflasterte Einfahrt:

    Detail Lampen (im Hintergrund noch alte Lampen):

    An der Straße, weiter Richtung Altstadtbrücke, sind die Lampen erst halb aufgestellt. Besonders dabei ist, das sie an der Hausseite des Bürgersteigs aufgestellt wurden und nicht an der Straßenseite (gibt es glaube ich in Deutschland nicht):


    Beim Spaziergang habe ich auch ein neues Jakob Böhme Denkmal entdeckt. Es wurde im November aufgestellt. Auch diese Gestaltung überzeugt (nicht modern abstrakt):


    Nächstes Jahr soll vor seinem Wohnhaus an der Neiße ein weiteres aufgestellt werden. Es soll eine Bank werden, auf der Jakob Böhme dann sitzt.

    Im Gegensatz zu Zgorzelec, wo Straßen neu gepflastert werden, wird in der Görlitz Innenstadt das Pflaster entfernt. Hier am Beispiel der Jakobstraße vom letzten Monat:

    Vorher:

    Nachher:


    Hauptsache die schicken Lampen sind geblieben ;) Geht halt mit
    den Lampen nicht so wie in Polen.
    Nächstes Jahr ist die Salomonstraße dran (rechts übrigens die Bebauung, die für die neue Passage weichen soll):


    Nachdem in den letzten 20 Jahren in Zgorzelec kaum etwas gemacht wurde, abschließend noch ein paar fertig gestellte Sanierungsobjekte des letzten halben Jahres:


    Man sieht, die Dächer sind meistens schon vorher gemacht worden und die Fenster bleiben wie sie sind (was immer viele verschiedene Typen pro Haus sind, da die Häuser Eigentumswohnungen sind und jeder kann machen was er will). Bei dritten Beispiel sieht man auch, wie die historischen Balkongitter mit neues (aus dem Baumarkt) ersetzt wurden, dieselben die für Neubauten verwendet werden.


    Wenn Interesse besteht kann ich auch noch ein paar Bilder von Sanierungsobjekten in Görlitz hochladen, die im letzten halben Jahr fertig gestellt wurden.

  • Vielen Dank für die sehr interessanten Aufnahmen Elsner83... irgendwie habe ich den Eindruck, in Polen möchte man vom Touristenbraten etwas abhaben. Mir gefällt, wie man dort anfängt den Straßenraum zu gestalten und auch wie man dort ensemblefähig baut.

    Sehr schick das cclap:)


    "Wenn Interesse besteht kann ich auch noch ein paar Bilder von Sanierungsobjekten in Görlitz hochladen, die im letzten halben Jahr fertig gestellt wurden."

    Liebend gerne :)

    Frohe Weihnachten Dir :engel:

    Gruß DV

    "We live in the dreamtime-Nothing seems to last. Can you really plan a future, when you no longer have a past." Dead Can Dance - Amnesia

  • Hallo,
    bei meinem letzten Aufenthalt in Görlitz sind mir u.a. die Häuser Untermarkt/Ecke Weberstraße und die Elisabethstraße 21 aufgefallen, die beide zum Verkauf standen und nun anscheinend "weg" sind. Wem liegen hierzu Infos vor?
    Danke.

  • OK, ich werd noch weitere Bilder hochladen, wird aber erst ab 29.12. werden. Also bitte noch etwas gedulden.

    @ Weingeist

    Ja, die sind beide verkauft. Am Eckhaus musste ja bereits vor dem Altstadtfest die Weberstraße gesperrt werden, auf Grund akuter Einsturzgefahr. Seit dem wird es gesichert (es wurde bis aufs Erdgeschoß entkernt und neue Betondecken eingezogen) und soll auch abschließend saniert werden. Diese Glück wird auch dem Nachbarhaus Untermarkt 2 zuteil. Eine Impfstofffirma (Sitz im Gewerbegebiet), hat nach dem letzten unsanierten Haus am Wilhelmsplatz auch dieses gekauft und will einen Weinhandel im EG, ein Jakob Böhme Museum im 1. OG und eigene Büros im 2. OG einrichten. Damit ist auch der Untermarkt fast fertig saniert (was allerdings schlecht ist für historische Dreharbeiten).
    Elisabethstraße 21 (auch letztes unsaniertes Haus am Platze) wurde gerade letzten Montag eingerüstet und wird nun mit der dahinter liegenden Krischelstraße 13 (die haben einen gemeinsamen Hof) saniert. Bilder zu all dem folgen auch ab 29.12.

    Frohe Restweihnachten noch.

  • Quote

    Die Sanierung der Görlitzer Frauenkirche ist abgeschlossen. In erster Linie soll das Objekt immer noch ein Gotteshaus bleiben.
    Ein großes Werk ist vollendet worden: Seit dem vergangenen Wochenende steht die Görlitzer Frauenkirche nach umfassender Sanierung wieder für Besucher offen. "Bereits kurz nach der Wende gab es erste Bestrebungen dafür", erinnert sich Margrit Kempgen, stellvertretende Vorsitzende der Kirchlichen Stiftung Evangelisches Schlesien. Doch ahnte damals noch niemand, wie lang der Weg am Ende tatsächlich sein würde. Erst im Jahre 2001, nachdem je nach vorhandenen finanziellen Mitteln bereits verschiedene kleinere Reparaturen verwirklicht worden waren, setzte sich die Erkenntnis durch, dass es eines grundlegenden Sanierungskonzeptes bedurfte, um in den Genuss von Fördermitteln zu kommen.

    "Bei der Sanierung legten wir Wert darauf, den historischen Charakter der Frauenkirche zu erhalten", erklärt Margrit Kempgen. Den Beginn machte die Erneuerung der Außenhülle, bei der man auf ein "Facelifting" für das im Laufe der Jahrhunderte nachgedunkelte Gemäuer verzichtete. Dafür erhielt nun seit August das Innere ein helleres, freundliches Antlitz. "Wir entschieden uns dafür, den Chorraum im historisierenden Stil der großbürgerlichen Zeit im 19. Jahrhundert auszugestalten", betont die Konsistorialrätin, die bereits Erfahrung mit zahlreichen kirchlichen Bau- und Sanierungsprojekten besitzt. Die mächtigen Kronleuchter mit ihrer kraftvollen Bestückung – "alles Energiesparlampen" – legen davon Zeugnis ab. Doch lässt die neue Gestaltung auch Sichtfenster in ältere Zeiten offen – in Form der Inschriften, die frühere Pilger an den Wänden hinterließen. Zwei Epitaphe (Grabplatten) erinnern an die Zeit als Begräbniskirche.

    Görlitz: Frauenkirche jetzt wieder besucherfein | Alles-Lausitz.de - Kultur

    In der Altstadt die Macht, im Kneiphof die Pracht, im Löbenicht der Acker, auf dem Sackheim der Racker.

    Hätt' ich Venedigs Macht und Augsburgs Pracht, Nürnberger Witz und Straßburger G'schütz und Ulmer Geld, so wär ich der Reichste in der Welt.

  • Bei diesen Hiobsbotschaften wären ein paar Lichtblicke doch toll, oder Elsner83? ;)

    "Bilder zu all dem folgen auch ab 29.12."

    Ich muss sagen, ich bin etwas ungeduldig. Du mögest es mir verzeihen ;)

    Gruß DV

    "We live in the dreamtime-Nothing seems to last. Can you really plan a future, when you no longer have a past." Dead Can Dance - Amnesia

  • @DV

    Das ist richtig. Die Tage zwischen den Jahren waren etwas stressig und nun wollte ich die Bilder nicht zwischen die laufende Diskussion um die Berliner Straße posten, da wären sie sicher untergegangen. Aber nun wurde ja ein extra Strang erstellt, daher geht es heute Abend los (und "ab dem 29.12." gilt ja noch). Die Bilder sind bereits bei abload hochgeladen, ich muss sie nur noch einbinden in ein paar Beschreibungen. Ich habe im Moment zu tun, es wird aber heute Abend gemacht, versprochen!

  • So hier nun die angekündigten Sanierungsobjekte, die seit August 2011 fertig gestellt wurden. Sie sind nicht nach Datum oder Stadtteil geordnet, ich werde aber die Adressen angeben, sodass man auf Bing in der Vogelperspektive nachschauen kann. Es ist erstaunlich, wie viel in den fünf Monaten geschafft wurde, trotz Bevölkerungsrückgang und Wirtschaftkrise (aktuell in Sanierung befindliche Projekte sind nicht mal inbegriffen). Los geht's.


    Otto-Buchwitz-Platz 3:

    Durch Schäden am Dach ist fast die gesamte Fassade abgefallen (Innen Deckendurchbrüche). Trotzdem wurde die Fassade wieder hergestellt, auch Innen wurden die Bemalungen im Hausflur rekonstruiert (vielleicht stelle ich dazu noch Bilder ein).



    Hotherstraße 3 und 4:

    Die Häuser befinden sich direkt an der Grenze und auch im Hochwassergebiet. Die Sanierungen sind Teil eines großen Projektes, in dem gleich 8 (!!!) Häuser saniert werden. Ich hatte es schon mal hier vorgestellt. Diese beiden Häuser sind nun Fertigstellung Nummer 4 und 5 (Bergfest ist also geschafft), Haus 6 ist gerade eingerüstet.

    Hotherstraße 3 (ursprünglich sollten Balkons an der Seite angebracht werden, nun sind sie nur hinten):


    Hotherstraße 4 (es wurde tatsächlich noch Fassadenstuck ergänzt, was recht selten in Görlitz ist; Denkmalpflege sagt "was weg ist, ist weg"):





    Weberstraße 4 (Ecke Handwerk):

    Eines der wenigen originalen, nicht überformten Barockgebäude. Leider wurden unter dem Putz Reste von spätgotischen Fenstergewänden gefunden (4. Bild links), daher wurden die Öffnungen wieder hergestellt und auch der Putz wurde im typischen grauen Rauputz ausgeführt. Ich hätte einen Glattputz in gelblichen Tönen besser gefunden.







    Obermarkt 28:

    Ähnliches ist auch hier passiert. Trotz Renaissance Gewänden wurde der Putz "gotisiert" und die Aufstockung hervorgehoben. Das gründerzeitliche Erdgeschoss wird gerade erneuert (im Moment ist alles weg, ich hoffe die alten Türen kommen wieder) und es soll ein Hotel reinkommen.



    Jüdenstraße 5:

    Das Erdgeschoß wurde wieder hergestellt, inklusive neuer Ziergitter an den Fenstern. Beim Nachbargebäude sieht man wie das Geschäft zugemauert wurde. Leider sind die neuen Fenster vom Nachbarn nicht gerade toll (die Gauben übrigens auch nicht). Ich habe das Gefühl ein Pole saniert das (dauert auch schon ewig).



    Obersteinweg 6:

    Ebenfalls Wiederherstellung des Erdgeschosses und der Fenster. Nachbarhaus wurde übrigens auch saniert, wie man sieht, allerdings schon 2010.



    Brunnenstraße 8:

    Sanierung eines Gründerzeitlers. Machen zwei ganz alleine, auch die Fassade, deswegen wurde die immer nur stückweise gemacht (unten fehlt ja immer noch was). Im Vordergrund übrigens eine Abrissfläche von 1989.



    Grüner Graben 8:

    Nichts besonderes, aber immerhin etwas. Positiv: Naturstein bei Fenstergewänden und Sockelzone wurde schön saniert, Dach wurde wieder mit Bieberschwanz gedeckt. Negativ: die Farbe der Fassade



    Augustastraße 11:

    Besonders toll, denn der Besitzer wollte tatsächlich die Aufstockung wieder rückgängig machen (was wirklich selten der Fall ist). Auch die Dachtraufe aus Holz wurde wieder hergestellt. Die Gitter an den Balkonen wurden erneuert. Nun gibt es nur noch zwei unsanierte Häuser in der Straße.


    Wilhelmsplatz 11:

    Hier wurde das letzte unsanierte Haus am Platze fertig gestellt. Gestaltung ähnlich einem Palazzo. Einige Fenster an der Seite wurden wieder geöffnet. Hinten bekommt es einen Anbau, da dort eine Firma ihr Büro hin verlegt und die Kunden brauchen natürlich einen großen Glaseingang :augenrollen:




    Dr.-Friedrich-Str. 11:

    Sanierung eines der letzten Häuser in der Straße (gegenüber wird auch gerade ein Bau der 20er saniert). Die Türmchen am Giebel wurden verändert, ansonsten super.



    Dr.-Kahlbaum-Allee 11:

    Sanierung einer Villa. Sie wurde zu DDR-Zeiten schon mal teilsaniert, weshalb rückseitig kein Stuck mehr vorhanden war, der Wintergarten vereinfacht wurde und das Dach erneuert und der Überstand entfernt worden war. Gerade wird das Grundstück und die Mauer erneuert.


    Dachüberstand:

    Rückseite:

    Wintergarten:


    Klosterplatz 17:

    Auch sehr interessant. Auf dem Vorher-Bild sieht man nämlich noch die Arbeiten aus der DDR (hellere Flächen). An dem Traufgesims wurden wie so oft die Kragsteine (nennt man das so?) entfernt (war vorher wie bei den Nachbarhäusern), der Erker wurde entfernt (nun nur noch Balkon) und zum Erdgeschoss muss ich nichts sagen. Traufgesims und Erker wurden leider nicht wiederhergestellt, aber zumindest das Erdgeschoss.



    Landeskronstraße 18:

    Dies ist auch ein sehr interessanten Objekt, da am und im Haus Szenen für der Vorleser gedreht wurden. Es war das zu Hause von Hannah (Kate Winslet). Die für den Film angebrachten Stuckelemente und Beschriftungen sind entfernt worden und auch allgemein, ist das Filmhaus nun nicht mehr wieder zu erkennen. Die Balkone wurden wieder angebracht. Sie sind erst 2006 abgenommen worden (erstes Bild, man sieht noch die hellen Stellen) und im Haus eingelagert.


    So sah es seit den Dreharbeiten bis zur Sanierung aus:

    So im Film (man beachte das Straßenpflaster, welches als Gummimatten gelegt wurde):


    Das war nun Teil 1, Teil 2 kommt gleich!

  • Eine sehr schöne und eindrückliche Dokumentation der bewundernswerten Fortschritte in Görlitz. Bravissimo!

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Super Sache mit den Vorher-Nachher Vergleichen. Gerade hier kann man eindrucksvoll nachvollziehen, dass es sich immer lohnt auch die heruntergekommensten Gebäude in wahre Schmuckstücke zu verwandeln. Das Stadtbild wird dadurch ausserordentlich aufgewertet. Diese Beispiele sollte man den Investoren präsentieren, die sofort behaupten, dass eine Sanierung bei so einem Zustand nicht möglich ist.

    @ Elsner83

    hast du vielleicht auch noch Bilder von weiter zurückliegenden Sanierungen??? Kann von den Vergleichen nie genug bekommen :biggrin:

  • Jaja, es gibt wirklich kaum etwas aufregenderes, immer wieder die Fortschritte der Sanierung von Görlitz mitzuverfolgen. Wenn man aufgrund der räumlichen Entfernung nur ganz selten in die Stadt kommt, prägen sich natürlich besonders die Problemkandidaten im Gedächtnis ein. Umso faszinierender ist es dann, deren Wiederauferstehen bildlich vor Augen zu haben. Zwei Gründe, daß sich diese Stadt so sehr den Status des Darling verdient, dürften zum einen die Geschlossenheit sein, die man andernorts so sehr vermißt, und zum anderen natürlich die besondere Anerkennung für die in 2 Jahrzehnten geleistete Arbeit, um wirklich und wahrhaftig eine der schönsten, vielleicht die schönste Stadt Deutschlands zu machen.

  • So, weiter geht's, Teil 2:

    Handwerk 18:

    Gleich neben dem vorhin gezeigten Objekt Weberstraße 4 befindet sich dieses Barockhaus. Schön saniert, die Metallteile vom Eingangstor werden noch angebracht. Die Lücke daneben ist schon vor dem 2. Weltkrieg entstanden. Kleiner Exkurs: In der Historischen Altstadt (also wirklich nur der Bereich innerhalb der Stadtmauer) ist seit der Wende nicht ein einziger Neubau entstanden. Alle Lücken (egal ob durch DDR, Krieg oder vorher) bestehen noch. Auch wurden keine Abrisse getätigt. Der Gebäudebestand ist also exakt der von 1989 (ist bestimmt selten in deutschen Altstädten, z.B. in Bautzen gibt es viele Neubauten und in Zittau wird viel abgerissen). Nun aber die Bilder.





    Goethestraße 39+40:

    Das einzige Projekt in der Südstadt umfasst zwei Gebäude. Links ist der ältere Bau (ca. 1910), die rechte Hälfte wurde erst in den 20ern angepasst ergänzt. Nun wurde dort ein Mehrgenerationenhaus eingerichtet (barrierefrei mit Fahrstuhl).


    Eigentlich recht gut ausgeführt, wurde nur an den Brüstungen der oberen Balkone der Stuck entfernt (sehr schade, warum gerade an der einen Stelle).


    Blumenstraße 40:

    Solide Sanierung (eigentlich nur neuer Anstrich, Fenster sind noch alt). Schön, das die Dachgauben erhalten wurden.



    Blumenstraße 47:

    Wieder Blumenstraße, diesmal eine Villa. Man beachte die Wiederherstellung der Fenster im Obergeschoss, außerdem zwei neue Zugänge vom Haus zur Terrasse (rechts ganz neu). Balkon wird ganz neu in Holz ausgeführt. Entstuckte Rückfassade wurde wieder hergestellt (war auch am Tag des offenen Denkmals offen). Auf dem Grundstück ist noch alles vorhanden, wie Kutscherhaus und Remise.





    Bautzener Straße 62:

    Ein abrissreifes Haus wurde zum Glück (vorbildlich) saniert. An der schmalsten Stelle der Straße (siehe Bürgersteig 2. Bild) hätte viele lieber eine Verbreiterung gesehen. Bis 1986 fuhr dort die Straßenbahn entlang (siehe schwarzer Hacken), nun immer noch die Busse. Die Nebenhäuser wurden in den 70ern und 80ern abgerissen (siehe Stützmauer). Der Besitzer hat auch das Nachbargrundstück gekauft und behält sich vor, das Haus wieder historisch aufzubauen.



    Demianiplatz Ecke Teichstraße

    Direkt neben dem Abrissgebiet der DDR (wie auch bei Bautzener 62 und Brunnen 8) befindet sich diese ehemalige Investruine. Bereits in den 90er Jahren wurde die Sanierung begonnen. Leider wurde die Fassade nicht wieder hergestellt. Wie auf dem historischen Bild sah die Fassade auch noch in den 90ern aus. Nachdem der Putz bereits entfernt wurde (zur Neuanbringung der historischen Fassade) hat man sich nun nach 15 Jahren Stillstand leider für eine ahistorische Version entschieden. Es wurden sogar noch die Ziegelreihen unter den Fenstern abgeschlagen, die noch von der ursprünglichen Gestaltung zeugten. Zuerst wurde sogar ein Rauputz aufgetragen, der nach Abrüstung wieder vollständig erneuert werden musste und nun glatt ist. Da hat die Denkmalpflege wohl gemerkt, dass der Besitzer sein eigenes Ding macht (er wollte auch noch die Fenster zukleben, wegen der Toiletten, das wurde auch verboten). Aber die historische Fassade wurde natürlich nicht erzwungen ("was weg ist, ist weg"). Interessant ist auch der Werbeschriftzug. Leuchtreklamen sind in der Görlitzer Innenstadt verboten, deswegen wird das wie früher aufgemalt (auch schon bei der Bautzener 62, siehe oben).






    Elisabethstraße 24:

    Wie gerade eben, auch eine Investruine, nur wurde hier die Fassade wieder hergestellt.



    Lunitz 11 + 12:

    Weitere Investruine (dieses Jahr wurden viele davon saniert, noch eine in der erste Hälfte von 2011 und zwei weitere (allerdings Neubauten) im Moment). Nur war hier die Fassade noch unangetastet. Leider wurden bei der Sanierung die Quaderung der Erdgeschosse weggelassen (muss man auf den Bildern genau hinschauen).





    Bergstraße 5:

    Sanierung Gründerzeitler der städtischen Wohnungsgesellschaft. Ausbau Dachgeschoss, dadurch neue große (historisierende) Gaube. Allerdings wurden im Giebel über dem Eingang komische Fenster eingesetzt. Schade, wo sonst alles so vorbildlich ist.



    Bautzener Straße 45:

    Leider auch vereinfachte Sanierung. Die gründerzeitliche Umrahmung der Fenster ist einem einfachen weißen Rahmen gewichen (wie schon bei Demianiplatz Ecke Teichstraße).



    Zittauer Straße 4:

    Diese Sanierung ist etwas Besonderes für Görlitz, da es sich um einen Kriegsschaden handelt. Auf Grund der Nähe zum Bahnhof hat es, wie die Jakobus-Kathedrale, eine Sprengbombe abbekommen (ist also nicht ausgebrannt). Natürlich hat es eines der aufwändigsten Ecken getroffen, einen über 10 Stockwerke reichenden Turm. Hier ein Bild:

    Betroffen hat es nur den Turm und die angrenzenden zwei Fensterachsen. Nicht mal das Tor zur Kathedrale wurde beschädigt. Der wiederaufbau wurde von der Form her angepasst gestaltet, nur auf den Turm und den Stuck hat man verzichtet, im Gegenteil wurde sogar extra eine "Platten-Optik" nachgeahmt. Nun hat die Wohnungsgesellschaft endlich das Haus saniert. Es bestand die Hoffnung, dass die Fassade wieder hergestellt wird, da die Originalfassade ja recht und links noch vorhanden war. Leider geschah dies nicht. Es verschwand nur die "Platten-Optik" und immerhin wurde die Eck-Fenster in Form von Aufmalungen "rekonstruiert". Nun sieht es aus, wie ein entstuckter Altbau. Vielleicht behebt man den Fehler bei der nächsten Sanierung in 20 Jahren.



    Konsulstraße 6:

    Obwohl schon vor August fertig gestellt, hier noch mal, weil's so schön ist.



    Zum Abschluss noch ein Bild vom Stadtumbau Ost vom letzten halben Jahr. Im Görlitz ist es die erste Abzonung von WBS 70 Blöcken. Interessant dabei, der stehen gebliebene Rest bleibt unsaniert (um weitere Sozialwohnungen anbieten zu können). Also kein Grund, warum in 10 bis 20 Jahren nicht der Rest auch noch verschwinden sollte :)


  • Vielen Dank, aus Sicht von Norddeutschland, das immer mehr verfällt bzw. durch die gestaltlose energetische Sanierung mit Styropordämmplatten geprägt ist, einfach unglaublich, was in Görlitz geschieht, und das ganze bei der schlechten Vermietungssituation.

  • Dem kann ich auch aus südwestdeutscher Sicht leider auch nur zustimmen. Die Sensibilität der Sanierungsmaßnahmen in Material, Form und Farbe haben in Görlitz eine Qualität, wie man sie sich hier nur wünschen kann. Selbst denkmalgeschützte Gebäude sind hier im Regelfall nicht gefeit vor provinziell modernistischen Zutaten. Gebäude wie die gezeigten Vorherbeispiele aus Görlitz, die zum Teil äußerlich einen ruinösen Charakter aufweisen, werden im Ländle aus 'höherwertigen Interessen', gleich ob Denkmalschutz besteht, zum Abriss frei gegeben. In den meisten Fällen dürfte es neben den Behörden auch am mangelnden Interessen der Bauherren und Investoren liegen.
    Ich würde mich über weitere Vorher-Nachher-Beispiele aus Görlitz freuen. :)

  • Ja bitte ich kann auch nicht genug davon bekommen, bin nur noch selten in meiner Heimatstadt. Hast du vielleicht auch noch Vorher-Nachher Fotos der letzten Jahre?? Das Eckgebäude an der Zittauer Straße hat mich schon immer fasziniert, als es letztes Jahr eingerüstet war, hatte ich echt die Hoffnung dass es wiederhergestellt werden würde, schade.

    also immer her damit :wuetenspringen: cclap:)

  • Einwandfrei Elsner83, da hat sich meine Ungeduld ja gelohnt. Was für ein fulminanter Paukenschlag. Hab großen Dank. Wir bleiben über die Sanierungsprozesse in Görlitz leider etwas im Dunkeln, seit der user Karasek "abhanden" gekommen ist.

    Eine Frage

    Das Gildezeichen(?) welches bei Handwerk 18 über der linken Tür vor der Sanierung zu sehen ist, konnte ich nach der Sanierung nicht mehr entdecken. Weißt du, was damit geschehen ist?


    Eine wahrlich seltsame Sanierung, die mich irgendwie ans entfernte Berlin erinnert hat. Die Balkone gehen ja gar ni eye:)

    Viele Grüße

    DV

    "We live in the dreamtime-Nothing seems to last. Can you really plan a future, when you no longer have a past." Dead Can Dance - Amnesia

  • Schön dass es euch allen so gefällt, aber da steht echt viel Arbeit dahinter, ich hab seit heute früh um 8 daran geschrieben und die Bilder hatte ich schon vorher rausgesucht und hochgeladen. Ich muss ja wissen, was saniert wurde, muss dazu die passenden Bilder raussuchen (die Vorher-Bilder sind teilweise 6 Jahre alt) und dann auch noch etwas schreiben und die Bilder einbinden (was bei der Menge auch chaotisch ist, weil ich ja immer die passenden Bilder zuordnen muss, nicht so einfach wie eine Galerie, wo alle hintereinander kommen). Bei älteren wäre das ja noch schwieriger, da ich ja nicht mehr genau weiß, was zb. im März 2011 oder August 2010 fertig wurde. Ich bin schon froh, den Überblick zu halten, von allen laufenden Sachen (ca. 20 im Moment). Dann verfolge ich ja auch noch die Abrisse, Straßenbau, Brücken, Parks, die ganze polnische Hälfte und auch die äußeren Stadtteile von Görlitz. Wenn ich dafür bezahlt werde, mache ich gerne ein Buch darüber. Ich hab ja mangels Zeit schon ewig nichts mehr ins Forum gepostest, aber nun um Weihnachten und Silvester kann ich das auch mal 5 Stunden machen.
    Wenn also jemand ein bestimmtes Haus möchte, dann gehe ich dem gerne nach, aber ich kann jetzt nicht rückwirkend bis 2000 alles zeigen. Man hat ja gesehen wieviel allein in 5 Monaten fertig geworden ist. Ich kann aber trotzdem neu dazu kommende Projekte hier dokumentieren.

    Dazu auch gleich @ weingeist. Er schrieb:

    Quote

    bei meinem letzten Aufenthalt in Görlitz sind mir u.a. die Häuser Untermarkt/Ecke Weberstraße und die Elisabethstraße 21 aufgefallen, die beide zum Verkauf standen und nun anscheinend "weg" sind. Wem liegen hierzu Infos vor?

    Hier nun die aktuellen Bilder:

    Wie bereits geschrieben wird Untermarkt 1 / Ecke Weberstraße gerade gesichtert (alle Decken ersetzt) und danach saniert. Das ist auch etwas schade, weil es fast immer Drehort für jegliche Filme der letzten Jahre war.

    Auch das Nachbarhaus Untermarkt 2 wird von der gleichen Firma, die schon das vorgestellte Haus Wilhelmsplatz machen, saniert. Damit ist der Untermarkt mehr oder weniger durchsaniert.

    Elisabethstraße 21 wurde kurz vor Weihnachten eingerüstet. Es wird auch das letzte Haus am Platze sein.

    Da sie einen Hof teilen, wir gleichzeitig das rückseitige Gebäude Krischelstraße 13 saniert.

  • @ DV

    Ich hab mich schon gewundert. Du warst am ungeduldigsten, aber von dir kam noch nichts :wink:

    Eigentlich hab ich deine Fragen schon beantwortet. Zum Haus Handwerk schrieb ich, das die Metallteile vom Eingangstor noch angebracht werden. Da die Türen erneuert wurden, musste alles abmontiert werden. Für die Türknäufe sind ja schon die Löcher vorhanden, daher gehe ich davon aus, das auch das Gildezeichen wieder kommt.

    Auch beim Eckhaus Zittauerstraße schrieb ich, dass es nur eine einfach Sanierung ist, die hauptsächlich nur aus neuem Putz und neuer Farbe bestand. Daher wurden auch die Balkons gelassen wie sie sind, die Brüstung hat nur eine neue Abdeckung bekommen. Aber es sieht tatsächlich wie Berlin aus, da dort auch die Altbauten meist entstuckt sind, aber hier handelt es sich immerhin um einen Neubau.