Ich liebe diesen Kontrast zwischen dem Zustand vor und nach der Sanierung. Da sieht man, wie unglaublich viel bei einer ordentlichen Sanierung möglich ist.
Görlitz
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Abbrüche sind das letzte Mittel
Von Peter ChemnitzStadtumbau. Die Zahl der einsturzgefährdeten Innenstadthäuser wächst rapide. Für den städtischen Haushalt könnte das teuer werden.
Eigentum verpflichtet, heißt es im Grundgesetz. Aber nicht alle Immobilienbesitzer scheren sich darum. Einige lassen ihre Häuser wissentlich und letztlich auf Kosten des Steuerzahlers verfallen. Denn es ist die städtische Bauaufsicht, die notfalls alles veranlassen muss, damit von den Ruinen keine Gefahr für die öffentliche Sicherheit ausgeht.
„Wir ermitteln dann den Eigentümer und fordern ihn auf, Abhilfe zu schaffen“, sagt Gerd Tack, Sachgebietsleiter Bauaufsichtsamt/Bauordnung. Eine Aufgabe, die leichter klingt, als sie ist. Denn in vielen Fällen sind die Eigentümer insolvente GmbHs oder es handelt sich um Eigentümergemeinschaften, deren Mitglieder rund um den Erdball verstreut leben. „Es müssen aber alle einzeln angeschrieben und aufgefordert werden, Abhilfe zu schaffen“, sagt Tack.
Viele Denkmale sind gefährdet
Im vergangenen Jahr ergingen in 75 Fällen derartige Aufforderungen. Allerdings wurden lediglich 47 Hausbesitzer aktiv. Die anderen erhielten schließlich „Bescheide über Sicherungsmaßnahmen“ zugeschickt. Um den Kompletteinsturz der Objekte zu verhindern, investierte die Stadt 2005 sechsstellige Euro-Beträge in Privateigentum. Das Geld stammt vor allem von der Unteren Denkmalschutzbehörde. Im vergangenen Jahr standen 100 000 Euro für Zwangsmaßnahmen bereit. Für 2006 wurde allerdings dieser Haushaltsposten erheblich reduziert. Außerdem werden jährlich 50 000 Euro aus der Altstadtstiftung auf Antrag von Hausbesitzern für Sicherungsmaßnahmen bereitgestellt.
„Unsere Aufgabe ist die Gefahrenabwehr, die des Denkmalschutzes und der Stadtplanung der Erhalt der Substanz“, erläutert Tack die enormen Summen, die für die Sicherung einsturzgefährdeter Denkmale aufgewendet werden. Karten an der Wand seines Arbeitszimmers geben einen Überblick über die Objekte, die sich in einem sehr schlechten Zustand befinden. Diese sind rot eingezeichnet. Es sind überraschend viele in der Alt- und Innenstadt: Weit über 200 Denkmale bei steigender Tendenz.
Für die Gefahrenabwehr sind im Haushaltsetat der Bauaufsicht 128 000 Euro vorgesehen. „Wir hoffen, dass der Stadtrat diese Summe mitträgt“, sagt Tack. Denn ein Viertel des Geldes wird voraussichtlich allein für das Objekt Bautzener Straße 16 benötigt. Das Haus ist seit dem Jahr 2000 bei der Bauaufsicht aktenkundig. Bereits vorher war es dem Ordnungsamt aufgefallen, weil sich niemand um das Objekt kümmerte. Da der Besitzer sich nicht regte, konnte die Bauaufsicht nur den fortschreitenden Verfall registrieren. Inzwischen ist das Gebäude eine Ruine, die das sanierte Nachbarhaus gefährdet.
Die Bauaufsicht hat eine Teilabrissverfügung ausgesprochen, gegen die allerdings die Eigentümer Widerspruch eingelegt haben. Der Fall liegt zurzeit beim Gericht. Mit einer Eilentscheidung wird in den nächsten Tagen gerechnet.
20 Anzeigen im Monat März
Die Veranlassung von Teil- bzw. Komplettabbrüchen ist das letzte Mittel der Bauaufsicht. Auf der Rauschwalder Straße wurde es bereits angewandt. Hier wurden vom privaten Eigentümer zwei Häuser abgerissen. Verschwunden ist auch die Cottbuser Straße 31. Im Fall der denkmalgeschützten Brautwiesenstraße 22 ist man vor der Ultima Ratio bisher zurückgeschreckt. Da das „Bügeleisenhaus“ aus Sicht von Baubürgermeister Stefan Holthaus unverzichtbar ist, wurde es weitgehend gesichert.
Mittelfristig werde man sich bei allen Bemühungen des Denkmalschutzes von Gebäuden trennen müssen, sagt Tack. Denn der Verfall geht weiter. Allein in diesem Monat gingen bei der Bauaufsicht bisher 20 Anzeigen wegen Gefährdung des öffentlichen Verkehrsraumes durch marode Gebäude ein. Tack und seine Leute schätzen anschließend vor Ort die konkrete Situation ein, veranlassen eine Absperrung und Maßnahmen zur Gefahrenabwehr. „Wir bräuchten Münchner Verhältnisse“, seufzt Tack: tausende Wohnungssuchende und einen staatlich geförderten Sanierungsschub. Mitunter gibt es aber auch positive Erlebnisse. So wurde für ein fast schon aufgegebenes Haus auf der Melanchthonstraße ein neuer Besitzer gefunden, der jetzt mit der Sanierung begonnen hat.
Quelle: sz-online.de
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Das mit den Erbengemeinschaften ist schon ein ganz schöner Mist. Oft nehmen diese das Problem gar nicht Ernst, weil sie sich selten ein Bild von der Lage machen und denken möglichst viel rauszuholen, ohne was reinzustecken. Meistens gibt es auch noch Streitigkeiten untereinander, sodass vor uneinigkeit gar nichts passiert.
Genauso ist der Fall bei dem Haus, wo meine Eltern wohnen (Weimar). Schon vor über 10 Jahren, wollte ein ehem. Nachbar das Objekt der Erbengemeinschaft abkaufen und sanieren, diese stellte sich jedoch quer. Es ist mittlerweile fast das einzige Haus weit und breit, was nicht saniert ist. Naja, wer sich freut sind die Studenten. Mein Vater sagt auch: solange sich nichts tut bleib ich wohnen, wir wären ja sonst dumm. Sie zahlen für 100m2 270 € incl Nk. und das 5 min vom Zentrum in einem intakten Gründerzeitviertel.
Und solange es bewohnt ist, geht der Verfall langsamer von statten.PS: Für mein Geburtshaus in Magdeburg gab es keine Zukunft mehr: meine Mutter hat zufällig in den anhaltinschen Lokalnachrichten eine Meldung gesehen, wo sie über die spektakuläre Sprengung berichteten
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Keine Frage, Erbengemeinschaften sorgen für viel Unheil, aber oft lässt es sich einfach nur schwer vermeiden (z.B. wenn vier Partien ein Haus erwerben, dieses saniert werden soll, aber eine Partie kein Geld zum Sanieren hat, und die anderen Partien vielleicht kein Geld zum Auszahlen, etc. pp.).
Damit muss man leben, aiuch wenn sich so manche Gemeinschaft auch mal etwas zusammenreißen könnte. -
Zitat von "Kindvon2dresdnern"
PS: Für mein Geburtshaus in Magdeburg gab es keine Zukunft mehr: meine Mutter hat zufällig in den anhaltinschen Lokalnachrichten eine Meldung gesehen, wo sie über die spektakuläre Sprengung berichtetenSprengung von einem Gründerzeitgebäude? Hast du Fotos davon? Von dem Gebäude? Oder bist du in einem Plattenbau geboren?
... aber es muss sicher wehtun, ein Gebäude fallen zu sehen wo man lange drin gelebt hat oder dort geboren ist. -
Zitat
... aber es muss sicher wehtun, ein Gebäude fallen zu sehen wo man lange drin gelebt hat oder dort geboren ist.
Ne lange habe ich dort nicht verweilt. Wir sind nach Weimar gezogen, da war ich 1 3/4 Jahr alt. Meiner Mutter stand aber schon der Mund offen, als sie es im Fernsehen sah, ist die Nacht extra munter geblieben, um die Wiederholung auf Video aufzunehmen. -
Was war das denn für ein Gebäude?
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Es war ein relativ markantes Eckgebäude in der Rogätzer Str. Die Sprengung war bereits Ende 2004. Erinnern kann ich mich nicht, ich müsste das Video mal sehen. Beim googlen habe ich rausbekommen, dass ein Privatvideo ins Netz gestellt wurde, dieses Forum ist aber inaktiv.
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Dieses Bild, bei denen die Ziegel unter der vorgetäuschten Säule hervorschauen, finde ich wahnsinnig interessant.
Denn als handwerklicher Laie kann ich mir noch immer nur ansatzweise vorstellen, wie man eigentlich diese ansich simplen Ziegelbauten zu Möchtegernschlössern gemacht hat.Diese ganzen Elemente sind also nur mit einer dünnen Schicht auf die Ziegel "draufgeschmiert"? Was ist das überhaupt, Gips? Wie kriegt man den an der Fassade in so eine Form?
Und wie hat man Balkone gemacht, mit Stahlträgern? -
Ich kenne mich da zwar nicht so gut aus, aber das sind schon alles mehr oder weniger nur Putzschichten. Deswegen kann ja auch in Görlitz nichts von Abbruchhäusern gerettet werden, die zerfallen alle zu Staub. In Richtung Westen geht's erst ab Bautzen los mit Sandsteinornamenten in den Fassaden bis dann in Dresden der Höhepunkt ist, mit seinen ganzen Sandsteinbrüchen.
Daher ist es auch bei uns häufiger der Fall das Stuck abgeschlagen wird, wobei er in Dresden fast vollständig (um die Fenster und Türen) erhalten ist. Sowieso wird bei Sanierungen der ganzen Putz abgeschlagen und dann muß der ganze Stuck erneut angebracht werden. Da kann man schon echt froh sein, wenn der dann so original wie möglich ist. Allerdings finde ich es schade, das dies bei entstuckten Häusern nicht passiert, die bleiben wie sie waren.Ja, die Balkons haben Stahlstäger, die dann mit Ziegeln und Putz umhüllt werden.
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Neues zum Thema "Stadtumbau" in der SZ:
Zitat... Wenig Zustimmung bekam Kolley (Geschäftsführer der Wohnungsbaugesellschaft Görlitz) für den geplanten Abriss auf der Reichertstraße. Die WBG verstoße gegen den Grundsatz des Stadtrates, dass der Abriss von außen nach innen zu erfolgen hat. Dies lasse sich nicht immer umsetzen, antwortete Kolley. Es gebe viele Mieter in der Innenstadt, die in die Südstadt umziehen wollen. Da aber Ziel sei, die Innenstadt zu stabilisieren, sei für ihn der Abriss auf der Reichertstraße das „kleinere Übel“.
Der Verkauf dieser Häuser und der denkmalgeschützten Villen auf der Querstraße, die die WBG seit Jahren verfallen lässt, sei ausgeschlossen, sagte Kolley: „Wir wollen abreißen, um Altschulden zu tilgen und die Unterhaltungskosten zu senken.“ Beim Verkauf würden weitere Wohnungen auf den Markt kommen.
Traurig, das extra ein Verkauf an potientielle Sanierer verhindert wird um abreißen zu können. Und das soll die zukünftige Kulturhauptstadt werden. Übrigens ist am Dienstag, 11. März die Entscheidung wer gewinnt.
Noch ein paar Daten zum bereits vollzogenen Rückbau:
Rückbau. Die WBG hat bisher 187 Wohnungen in Königshufen (80er Jahre Plattenbau), 280 in Weinhübel (70er Jahre Plattenbau), 242 in der Südstadt (Gründerzeit und 20er Jahre), 18 in der Innenstadt (Gründerzeit) und eine in der Nikolaivorstadt (Gründerzeit und älter) abgerissen. Keine Abrisse wurden in Rauschwalde (70er Plattenbau) und in der Historischen Altstadt getätigt.
Plan. Laut Stadtratsbeschluss müssten in Königshufen 900, in Weinhübel 660, in Rauschwalde 170, in der Südstadt 100, in der Historischen Altstadt 212, in der Nikolaivorstadt 20 und in der Innenstadt 200 Wohnungen bisher abgerissen worden sein.
Prognose. Im Jahr 2020 stehen bei Nichteinhaltung der geplanten Abrisse 43 Prozent der Wohnungen leer. Es gibt dann 18 400 Wohnungen zu viel.
Quelle: sz-online.de
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Traurig, einfach nur traurig und unverständlich. Neulich habe ich erst einen Bericht gesehen, das die Vermieter einer grenznahen Stadt die polnischen Bürger entdeckt hat. Ehrlich gesagt glaube ich Angesicht dessen nicht an solche Prognosen des möglichen Leerstandes.
Ausserdem, warum nicht ein Überangebot, dann kann man halt mal keine Traummieteinnahmen erwarten, wie in München. Den Bürger wird es freuen! -
Kindvon2dresdnern, der polnische Teil von Görlitz brummt (Nähe zu EU-Raum) mit der Folge eines Wohnraummangels. Pfiffige Lokalpolitiker im deutschen Teil kamen deshalb auf die naheliegende Idee, polnische Görlitzer auf deutscher Seite wohnen zu lassen und so den Leerstand zu verringern. Woran ist diese gute Idee gescheitert? An den Berliner Bürokraten natürlich.
Der ganz normale Irrsinn: Auf der einen Seite Wohnraummangel, und nur über den Fluß rüber wird - von Steuergeldern bezahlt - Wohnraum abgerissen .
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Ich weiß leider nicht mehr genau, um welche Stadt es sich handelte, aber es wird schon in dieser Weise praktiziert. Ich glaube es ging um die Stettiner in entw. Ueckermünde oder Greifswald.
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Ich hab mir mal die Mühe gemacht, alle seit 1945 abgerissenen Gebäude im Görlitzer Katasterplan einzutragen. Damit will ich zeigen, das Görlitz auch ohne Krieg doch etliche Verluste hat. Ich habe das aber nur analog. Trotzdem hab ich mal den Bereich der Altstadt (Mitte rechts) und Nikolaivorstadt (oben rechts), sowie des südl. Gründerzeitgebietes eingescannt. Alles eingerahmten sind vor 1990 abgerissen, die ausgemalten nach 1990. Natürlich wurde nach 1990 kaum noch in der Altstadt abgerissen, dafür vermehrt in den Gründerzeitgebieten. Erläuterungen kann ich dann auch noch geben. Unten rechts (an so einem Kreis) kann man die Synagoge sehen, mit ihrer noch unzerstörten Umgebung (siehe Gallerie). Aber grad in der Altstadt fehlen ganze Straßenzüge. Einige Lücken sind natürlich auch schon wieder bebaut, allerdings alle vor 1990 und daher dementsprechendes Äußeres.
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Ich weiß nicht wie die Ecke heißt, aber wenn man vom Untermarkt durch den Anbau des Rathauses geht ist es besonders schmerzhaft. Nirgends ist offensichtlicher das da etwas fehlt. Angesichts der Tatsache das sich auf der linken Seite ein Haus mit wunderschönem Renaissance- Portal befindet ist zu befürchten das diese Häuserzeile ein echter Verlust ist.
Ob man da vielleicht boch paar Bilder finden kann? -
Görlitz wird nicht kulturhauptstadt, sondern Essen....
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Also viel mehr als ein Augenrollen fällt mir dazu nicht ein... Ach überigens: Hübsch oder?
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Wenn ich aus meinem Fenster nach rechts schaue habe ich das tolle Bild genau im Blick!
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Kulturhauptstadt wird also eine Stadt, die sich ihrer wertvollsten Gebäude in der Nachkriegszeit entledigt hat und immer noch weitermacht... aha.
Schade... Görlitz hätte es sicherlich gutgetan.
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