• Elsner83
    Hätte nicht gedacht das derartige Postkarten so viel kosten. Normalerweise steigt so etwas ja im Preis wenn die Stadt zerstört wurde und nix mehr davon da ist, aber in Görlitz bestehen die meisten Motive ja noch.
    Ich selbst sammle ja alles was östlich von Görlitz ist, und da bin ich Preise von 5-50€ gewohnt.

    @ Johan
    Ich werde im Frühjahr auch mal wieder was fotografieren. Jetzt ist es zu ungemütlich, außerdem tausche ich erst meinen Weitwinkel gegen ein normales Zoomobjektiv, da der Weitwinkel Architektur zu sehr verzerrt.

    Sebaldt
    Das Haus sieht für polnische Verhältnisse eigentlich gar nicht mal so übel aus, da gibt es wirklich weit schlimmeres.

  • @ Sebaldt
    Also ich weiß nicht wo genau die Endhaltestelle war aber ich habe keine Schienen endeckt, habe extra drauf geachtet. Nur auf der deutschen Seite habe ich noch ein ganz kleines Stück kurz vor der Grenze entdeckt (hab ich nur analog vorliegen).

    @ Karasek

    Ja, das Haus ist wirklich noch in einem guten Zustand (siehe Portal). Ich wollte es nur zeigen, weil es auf der Postkarte war.

    Es gibt auch noch weit schlimmere:

    Das Problem bei den Häusern ist, das jeder renovieren kann wie er will. Daher sieht es um die Läden in den Erdgeschossen immer verschieden farbig aus und außerdem haben viele Häuser jeweils viele verschiedene Fenster in den verschiedensten Farben und aus den verschiedensten Zeiten (die meisten sind diese schlimmen Plastikfenster ohne Sprossung, die man bei uns nur aus Einfamilienhäusern kennt). Jeder kann halt die Fenster einsetzten wie er will. Überhaupt ist es ja in Deutschland (zumindest Görlitz) so, das die Häuser entweder frisch (letzten 15 Jahre) und hochwertig saniert sind oder meist noch im original Zustand von 1900 sind (daher eigentlich auch noch sehr prächtig). Sehr wenige wurden in der Zwischenzeit renoviert und sind immer noch in diesem Zustand.
    In Polen ist das völlig anders. Es gibt eigentlich nur in den 60ern bis vielleicht Anfang der 90er "sanierte" Häuser. Wobei die früheren Werke gaaaaaaaaaanz schlimm aussehen. Völlig entstuckt und aufgestockt und in sehr komische Farben gehüllt. Die späteren Sachen haben meist noch den Stuck (wie die Villa oben), wirken aber irgendwie immer noch runtergekommen. Zum einen wegen der komischen Fenster und Satellitenschüsseln und auch weil die Farben billig und auch schon alt sind. Meistens wurde auch einfach nur drüber gestrichen, deswegen wirkt der Stuck nun sehr grob (bestimmt 10 Farbschichten oder so). Was in Polen einmal weg ist (Fenster, Stuck oder andere Details) bleibt auch meist bei Sanierungen weg. Ich habe auf meinem Rundgang nur zwei Häuser entdeckt, die auf Görlitzer Niveau lagen. Der Rest alle wie oben genannt. Man darf aber nicht in die Höfe oder Hausflure schauen, da sieht's anders aus.
    Aber es steckt halt wirklich Leben drin. Alle, wirklich alle Geschäfte sind voll, selbst die kleinen Souterrain Geschäfte (die ja eigentlich nur in der Gründerzeit genutzt wurden) sind in Betrieb. Es ist sogar so voll, das auf den Straßen auch noch kleine Kioske und Läden zwischen Bürgersteig und Straße stehen. Ist natürlich alles bunt und voll Werbung, aber wenigstens belebt. Die Wohnungen sind natürlich auch alle voll (ich rede nur von den Gründerzeithäusern, bei den Platten sieht's vielleicht anders aus).
    Als ich wieder in Görlitz war, war es schon sehr angenehm wie die Häuser aussahen und auch was man in den Fenstern gesehen hat (schon die Gardinen sind Welten entfernt). Aber man ist halt fast allein auf der Straße und fast alle Geschäfte sind leer (in den normalen Wohngebieten, nicht direkt in der City). In einigen sind dann nur so komische Sachen wie Versicherungen oder Ingenieurbüros (also nicht wirklich Geschäfte in die man mal so einfach reingeht).

    Hier nun ein paar Eindrücke:




    Moys

    Hier sieht man schön alle Merkmale: mehrere Satellitenspiegel, jeder gestaltet seinen Balkon wie er will, der Rest unsaniert, braune und weiße Fenster im ersten Stock, alte Fenster im zweiten, Plastikfenster mit aufgeklebter Sprossung im dritten Stock. Erdgeschoss eigenständig "saniert" und noch Läden auf die Straße gebaut.


    "Altstadtbereich", die Kirche hinten ist schon Görlitz:

    Das hier ist direkt an der Grenze. An beiden Seiten der Straße standen mal Häuser. Die Häuser im Hintergrund hatten auch mal ein richtiges Dach (siehe rechter Rand) und Stuck. Aber diese Gebiet soll ja bald wieder hergestellt werden, inklusive Neubau und Pflasterung der Straße:


    Und auch der sozialistische Städtebau hat auf der polnischen Seite schlimmer zu geschlagen, als auf der deutschen (wir haben höchstens 6-Geschosser):




  • Elsner 83

    Vielen Dank für die klasse Fotos von Görlitz-Ost. Und keine Spuren der alten Tram mehr, schade, noch nicht einmal ein paar Rosetten an den Häusern?

    Der Vorteil von Görlitz-Ost oder auch von Frankfurt/Oder-Dammvorstadt (Slubice) ist, daß dort Leben in den Straßen herrscht.

    Hierzu eine kleine Geschichte: Aus einem zweiwöchigen Riesengebirgs-Urlaub kehrt ich mit dem PKS-Bus aus Karpacz (Krummhübel) zurück und ging dann zu Fuß vom Busbahnhof zur Grenze. Es war zwar Sonntagnachmittag doch in Görlitz-Ost war mächtig was los. Hier spielten Kinder, dort steckten alte Frauen ihre Köpfe zusammen und tratschten, dort kauften Jugendliche in einem Laden ein und in der Kirche am Busbahnhof war (wie immer) lebhafter Gottesdienst. Drüben angekommen in Görlitz, totenstille, kaum ein Mensch auf der Straße, hier ein Plastiktüte die über die Straße flog und dort mal eine huschende Gestalt, sonst nix. Gut, es war Sonntag, aber trotzdem.....

    Für weniger Ideologie!

  • hehe - fliegende Plastiktüte "the most beautifull thing I have ever seen".

    ______________________________________

    Ich kriege leider nichts für die Werbung, aber wer Lust und Geld hat:

    http://www.immobilien-auktionen.de/de/pdf/dga-katalog-279-282.pdf

    Katalogseite 9 - weiter hinten noch mehr schöne Ruinen!

    "Nichts zeichnet eine Regierung mehr aus als die Künste, die unter ihrem Schutze gedeihen."
    Friedrich der Große

  • http://www.sz-online.de/nachrichten/artikel.asp?id=1092580


    http://www.sz-online.de/nachrichten/artikel.asp?id=1092586

  • Habe mich mal durch die ebay-Ansichtskarten geklickt und bin auf folgendes Gebäude gestoßen:

    http://img468.imageshack.us/img468/6916/bautzen661yd.jpg (Mod.: Bitte copyright beachten)

    Da hat mich natürlich interessiert ob dieser "Minireichstag" noch steht-- und siehe da:

    http://de.wikipedia.org/wiki/Oberlausitzer_Ruhmeshalle

    Hier der polnische Link:

    http://www.mdk.zgorzelec.com/

    dort ist auch ein heutiges Bild:


    Quelle:http://www.mdk.zgorzelec.com/php/index.php?…id=13&Itemid=27

    PS: Steht das Viadukt denn noch?

  • Ja, das Viadukt steht noch. Es ist eine Eisenbahnbrücke über die Neiße, wurde wohl 1945 beschädigt, ist aber danach vollständig wiederhergestellt worden. Inzwischen verkehrt nur noch ein Regionalzugpaar am Tag und einige wenige Güterzüge über das Viadukt. Bis vor wenigen Jahren verkehrten hier noch 4 Interregio-Zugpaare auf der Distanz [lexicon='Leipzig'][/lexicon] - Görlitz - Liegnitz - Breslau. PKP und DB haben den Zugverkehr leider sehr ausgedünnt.

    Für weniger Ideologie!

  • Zitat

    Im Jahre 1891 erfüllte sich für den Berliner Grundstücksbesitzer Richard Sommer ein Traum. Im Schwanter Forst nordwestlich von Berlin wurde das letzte Gebäude seines Landsitzes fertig gestellt – ein repräsentatives Schloss, das verblüffende Ähnlichkeit mit Paul Wallots erstem, nicht umgesetzten Entwurf zum Berliner Reichstag aufweist.

    Liegt ganz im Norden Berlins. Nachdem alle üblichen Ideen (Luxushotel, Kasino) nicht realisierbar waren, sind jetzt die Buddhisten drin. Interessant an diesen Reichstagskopien (es gibt sicher noch mehr), ist ja, daß der Reichstag die Menschen im Land inspiriert habt. Glaube kaum, daß sich jemand das BK-Amt nachbaut.

    http://www.bundestag.de/blickpunkt/105…el/0401047.html

    "Nichts zeichnet eine Regierung mehr aus als die Künste, die unter ihrem Schutze gedeihen."
    Friedrich der Große

  • Noch deutlicher ist der Bezug zum Reichstag beim Bundsverwaltungsgericht, dem ehem. Reichsgericht in [lexicon='Leipzig'][/lexicon]. Einige Räume im Innern wurden in den letzten Jahren sehr gut saniert und im Gegensatz zum Reichstag sogar rekonstruiert

    http://www.bverwg.de

  • Hat jemand Fotos von der Görlitzer Synagoge? Die soll 1938 wohl überlebt haben. Wo ist sie denn eigentlich, die ist mir noch nie aufgefallen. Wäre überhaupt mal interessant einiges über die Görlitzer Sakralbauten zu erfahren. Auch derer die außerhalb der Altstadt liegen.

    Für weniger Ideologie!

  • Oh, das riecht ja wieder nach einer Aufgabe für mich :D
    Allerdings ist hier (wie wohl überall) das Schneechaos ausgebrochen. Wenn es etwas geschmolzen ist, werde ich mich mal auf den Weg begeben.
    Es ist erst kürzlich ein kleines Büchlein über die Synagoge herausgekommen, mit historischen Innenaufnahmen. Ich hab auch ein paar aktuelle Innenaufnahmen, aber alles wieder nur analog.

    Ach und nochmal wegen der Straßenbahn in Moys: Also Rosetten habe ich auch keine gesehen, obwohl da bestimmt noch welche sind. Aber die Gleise sind alle weg.

    Aber noch was trauriges: Görlitz ist wieder um ein Denkmal ärmer. Die Cottbuser Straße 31 (war in der Denkmalliste) ist über's Wochenende verschwunden.

    Letzten Freitag:

    Heute:

    So schnell ging es selten zu. Ich konnte nicht mal ein Bild während des Abrisses machen :weinen:

  • Armes Görlitz! Die Stadt verliert nur solche Bauten da sie immer mehr Bewohner verliert. Es ist traurig, daß gerade die wunderschönen Städte in der Oberlausitz an so hohem Bevölkerungsschwund leiden. Es ist fast eine Tragödie, die uns aufgeführt wird. Kein Krieg, kein Kommunismus, kein Modernismus zerstört die Substanz der Neiße-Stadt, sondern der Bevölkerungsschwund. Wo wird dies noch hinführen?

    Würde micht wirklich auf Fotos von GR Sakralbauten (auch außerhalb der Altstadt) sehr freuen.

    Für weniger Ideologie!

  • Görlitz und Zgorselecz (Oh Gott. Hoffentlich habe ich das richtig geschrieben) haben seit Jahren diametral entgegengesetzte Probleme: Während in Görlitz Leerstand herrscht, klagt man am östlichen Ufer über Wohnungsmangel.
    Seit Jahren suchen die beiden Städte nach unkomplizierten Wegen Polen auf deutscher Seite wohnen zu lassen; nur Berlin und Warschau sperren sich natürlich wieder. Es darf eben nicht zu einfach sei.

  • Da halte ich jetzt net so viel von, Reinhold. Könnte von polnischen Nazis falsch ausgelegt werden, die immer noch von einem Groß-Polen von der Elbe bis nach Litauen träumen.

    Für weniger Ideologie!

  • Also das halt ich jetzt aber wirklich für sehr weit hergeholt...
    In beiden Stadtregierungen herrscht der Willen zu dieser Regelung und darauf kommt es meiner Meinung nach an.
    Ich denke das ist eine sehr pragmatische Lösung. Auch im Sinne des Zusammenwachsens Europas.

  • Zitat von "Sebaldt"

    Hat jemand Fotos von der Görlitzer Synagoge? Die soll 1938 wohl überlebt haben. Wo ist sie denn eigentlich, die ist mir noch nie aufgefallen. Wäre überhaupt mal interessant einiges über die Görlitzer Sakralbauten zu erfahren. Auch derer die außerhalb der Altstadt liegen.

    Geh mal auf Seite 2 dieses Threads, da hatte ich ein Bild des Innenraums der Synagoge eingestellt.
    Von den Kirchen habe ich auch noch paar Innenraumaufnahmen, ich weiß allerdings nicht ob ich die hier schonmal verlinkt habe.

  • Hallo, ich wollte mal wieder ein paar positive Veränderungen aus Görlitz hier reinstellen.

    Zuerst ein Detail von der Emmerichstraße 3. Diese wurde bereits angefangen saniert zu werden, dies wurde aber nicht zu Ende geführt, wodurch sich ein toller Kontrast du der bereits sanierten glatten Fassade und den alten Stuckelementen ergab. Nun wurde die Sanierung aber endlich abgeschlossen.


    Noch besser ist das nächste Beispiel. An einem Gründerzeitbau am Postplatz im Zentrum befand sich ein Erdgeschoß im Stil der 70er. Obwohl das Haus bereits Anfang der 90er saniert wurde, änderte das nichts daran. Nun wird aber das Haus daneben zum Hotel umgebaut und da wurde das Haus erneut saniert, bei dem nun auch das Erdgeschoß wieder angeglichen wurde (obwohl es nicht der historische Zustand ist).