• Die Idee mit der Schlosskirchen-Haube ist nicht schlecht. Bloß, wer soll sie bezahlen? Der Turm gehört, nach meinem Wissensstand, der evangelischen Kirche. Und diese versteht ihn als "Mahnmal" gegen den Krieg. Vor allem, so denke ich, weil das für sie die billigste und bequemste Lösung ist. Es gab vor Jahren mal einen Investor, der den Turm erwerben und zu einem Wohnturm ausbauen wollte. Das hätte allerdings einen modernen, kegelförmigen Dachaufsatz aus Glas und eine umlaufende Balkonbrüstung zur Folge gehabt, also keine Haubenrekonstruktion. Das Projekt ist schließlich an den Bauvorgaben, vor allem hinsichtlich des Brandschutzes, gescheitert. Er hätte ein zweites Fluchttreppenhaus bauen müssen. Das wäre nur möglich durch Wanddurchbrüche und ein neues Außentreppenhaus geworden, was das Projekt verteuert hätte und Probleme mit dem Denkmalschutz bedeutete. Schwierige Sache.

  • Das Stadtparlament hat übrigens dem Rückkauf des Isenburger Schlosses und des angrenzenden Gebäudes der Hochschule für Gestaltung (HfG) für die Zeit nach dem in den nächsten Jahren geplanten Umzug der HfG in einen Neubau im Hafengebiet zugestimmt. Damit ergeben sich neue Entwicklungspotenziale in der historischen Mitte Offenbachs, eventuell auch die lange fällige Rekonstruktion des Daches des Eberhardt-Baus (alte HfG). Wir reden hier allerdings von einem Zeitraum von zehn Jahren.

    Außerdem...

    An Inselspitze soll ein stadtbildprägendes Quartier entstehen
    Drei Türme, zentraler Platz und Sandstrand
    https://www.op-online.de/offenbach/inse…en-9434392.html

    Polizeipräsidium Südosthessen lässt am Buchhügel neu bauen
    Bald alle 900 Mitarbeiter unter einem Dach
    https://www.op-online.de/offenbach/alle…en-9432304.html

    So wird das Polizeipräsidium aussehen. Es steht ohnehin an einer Ausfallstraße am Rand der Innenstadt.
    https://www.wollborn.com/2-platz-im-oep…enbach-am-main/
    (etwas verwirrend, dass in der Überschrift vom 2. Platz im ÖPP-Verfahren die Rede ist, im Text aber vom 1. Platz...)

  • Ein kleines Neubau-Update zu Offenbach. Derzeit wird dort viel entlang der Berliner Straße gebaut. Diese Straße wurde in der Nachkriegszeit als Ost-West-Achse durch die Stadt getrieben und ist bis heute an einigen Stellen noch unbebaut oder verbaut. Das wird sich nun zumindest in den nächsten Jahren ändern und somit (für Offenbacher Verhältnisse) verbessern).

    Von West nach Ost.

    1. Der Kaiserlei-Verkehrskreisel, einst der größte Deutschlands, wird derzeit in einer Großbaustelle in zwei Kreuzungen umgebaut. Dort herrscht nun mehrere Jahre Verkehrschaos. Offizielle Begründung, die auch in der Presse unkritisch verbreitet wird: Der Kreisel könne den erwarteten vermehrten Verkehr in Zukunft nicht mehr aufnehmen. In Wirklichkeit dürfte es aber ähnlich wie beim Projekt Stuttgart 21 nur um die Gewinnung von Bauland für Gewerbeimmoblien gehen.

    Direkt am Kreisel stehen einige leerstehende Gewerbehochhäuser. Die werden nun umgebaut und sollen zum Teil Mikroapartments für Pendler beherbergen. Nicht grundlos vergleichen einige Leserkommentatoren dies mit einer Entwicklung zu Wohnwaben im asiatischen Stil. Andere Kommentatoren finden das alles "wunderbar" und machen sich über Kritiker lustig. Das übliche eben.

    Pläne für Vitopia bekräftigt
    Stadtquartier am Kaiserlei soll 2023 stehen
    https://www.op-online.de/offenbach/stad…t-10262690.html

    2. Direkt östlich anschließend enstehen auf einer Jahrzehnte langen Industriebrache mit Altlasten 327 Wohnungen in einer Großanlage. Der Immobilienhype macht auch solche Flächen mittlerweile lukrativ. Der Haken des Goethe-Quartiers: Pro Wohnung wird nur ein halber Stellplatz gebaut, also ein Stellplatz für zwei Wohnungen. Offizielle Begründung: Die Leute können doch Fahrrad fahren oder werden schon die nahe S-Bahn nutzen. (Kleiner Widerspruch zu Punkt 1, der Begründung des Kreisel-Umbaus. Aber das merkt kaum einer... :wink: ) Die jetzigen Anwohner laufen Sturm, weil bald verstärkter Parkplatzsuchverkehr einsetzen wird. Die Architektur aber ist für eine solche Großplanung noch recht gefällig.

    Wohnkompanie plant „Goethequartier“ im Nordend / Attraktives Entrée in die Innenstadt
    https://www.offenbach.de/leben-in-of/pl…-im-nordend.php

    Günstig wohnen in Offenbach
    http://www.fr.de/rhein-main/all…nbach-a-1347099

    Größtes Wohnungsbauprojekt
    Spatenstich fürs Goethequartier: Ein Symbol der Häutung
    https://www.op-online.de/offenbach/offe…er-9775479.html

    3. Etwas weiter östlich wird ein kleineres Wohnprojekt fertiggestellt. Nichts besonderes. Dresden... äh...nein...Offenbach eben.
    https://www.op-online.de/offenbach/neub…in-7571084.html

    4. Auf dem Gelände des ehemaligen Berufsinformationszentrums der Agentur für Arbeit entstehen weitere siebengeschossige Wohnblöcke. Nicht groß der Rede wert. Bisher ist nicht viel aus der Baugrube herausgewachsen.
    http://www.fr.de/rhein-main/all…ungen-a-1346336

    5. Nun kommen wir, nur wenige Schritte weiter, erstmals zur Südseite der Berliner Straße. Das Projekt wurde schon mal hier vorgestellt. Das marode Versicherungsgebäude Berliner Straße 172 wurde abgerissen. Derzeit ist man fleissig am werkeln für das Neubauprojekt an der Ecke Luisenstraße. (Irgendwo habe ich mal gelesen, der Entwurf sei überarbeitet worden. Ich vermute, zum Schlechteren. Aber, das ist nur ein Gerücht und eine Vermutung.)

    Ersehnter Lückenschluss
    Schandfleck weicht Neubaukomplex
    https://www.op-online.de/offenbach/scha…ch-7000545.html

    6. Nun kommen wir in den unmittelbaren Zentrumsbereich. Hier bahnen sich wirklich Verbesserungen an.
    Auf der Südseite wird das marode City-Center mit der Rest-Rampe der einstigen zweiten Ebene der 70er Jahre umgebaut. Kein großer Wurf, aber eine Verbesserung des Vorzustands auf jeden Fall. Insofern begrüßenswert.

    Hier sieht man das City-Center mit der abgebrochenen Rampe: https://www.offenbach.de/dialog/blogs/m…n17.05.2017.php

    Im DAF-Forum sieht man die Umbauplanungen: http://www.deutsches-architektur-forum.de/forum/showpost…6&postcount=131

    7. Gegenüber auf der Nordseite der Straße wird nun doch das Toys´r´us-Gebäude abgerissen und durch eine von Christoph Mäckler inspirierte Wohnblockbebauung ersetzt. Ein riesiger Gewinn. Mehr ist derzeit in Offenbach architektonisch nicht drin. Insofern fast das Maximum herausgeholt. Städtebaulich wird die Schlossstraße besser gefasst. Als "kritische Rekonstruktion" wird die bislang seit den 70ern abgeriegelte Glockengasse wieder durch eine Öffnung nach Süden weitergeführt.

    Das in Zukunft abzureißende Bestandsgebäude: https://www.op-online.de/offenbach/hick…de-8404881.html

    Der Neubau, westlicher Teil: https://www.skylineatlas.de/neubau-toysrus-center/

    Der Neubau, östlicher Teil: https://www.offenbach.de/leben-in-of/pl…eude-1.9.17.php

    (Wie gesagt, das ist das Stadtzentrum.)


    ---------------


    Soweit zur Berliner Straße. Noch zwei Links.

    - Am Spessartring wurde auf dem Gelände ehemaliger und geräumter Schrebergärten der Neubau eines Polizeipräsidiums begonnen. Die Architektur ist eigentlich zu massig, aber gerade noch halbwegs ordentlich. Der Bau hat eine gewisse modernistische Rest-Eleganz.

    https://www.presseportal.de/blaulicht/pm/43561/4045123

    - Auf der langjährigen Industriebrache Waldstraße/Odenwaldring ist ein Gewerbebau geplant. Auch hier hatten Altlasten das Gelände Jahrzehnte vor einer Bebauung bewahrt. Nun wird es wohl ernst. Die Architektur ist alptraumhaft. Dass der SPD-Oberbürgermeister darin eine "historische Chance" wittert, spricht für die ästhetische Kompetenz seiner Partei, die Jahrzehnte lang das Stadtbild verschandeln durfte. Ich hoffe jedenfalls, dass dem Investor die Puste ausgeht und die mit Gras bewachsene Fläche für die nächsten 10-20 Jahre nicht bebaut wird. Danach ist die Architektur vielleicht wieder etwas besser.

    https://www.op-online.de/offenbach/beba…ar-9956081.html

  • „Fachleute“ unter sich. Im Englischen gibt es für solch abgeschottete gegenseitige Selbstbestätigung den Begriff des „circle jerk“ (Gruppenmasturbation).

    In dubio pro reko

  • In der Luisenstraße/Rathenaustraße wird ein Gründerzeitler abgerissen. Natürlich geht es um die bessere Ausnutzung des Grundstücks und die Schaffung von mehr rendite-trächtigem Wohnraum. Doch Ensar Yanik vom Eigentümer Goldstein Immobilien GmbH äußerte: "Wir wollen die Ecke aufwerten". Wer Offenbacher Verhältnisse kennt, weiß, dass dem nicht unbedingt Glauben geschenkt werden muss. Ich befürchte einen hohen Wärmedämm-Klotz im Plattenbau-Stil. Gerade in dieser Ecklage kann das eine Verschlechterung werden. Aber, warten wir es ab.

    Gleichwohl ist auch das Bestandsgebäude kein architektonisches Meisterwerk, sondern ein sehr schlichtes Wohnhaus. Und es hat eine, für die Offenbacher Innenstadt nicht ganz untypische, Verfalls-Historie. ;)

    Neubau ist geplant
    Luisenstraße 24: Abriss schon genehmigt
    https://www.op-online.de/offenbach/luis…t-11770702.html

    DSCF9745

    DSCF9744

  • Im Offenbacher Hafen-Viertel wird ein neues Hochhaus gebaut.

    Hier ein Bild: https://www.facebook.com/FRoffenbach/ph…?type=3&theater

    Im Deutschen Architektur Forum wird der Entwurf gelobt:

    Zitat

    Wow, die geringe Fläche klasse ausgenutzt und die Fassade ist mal etwas ganz anderes. Wirkt deutlich höher als 70m.
    Das ganze Mainviertel ist klasse. Irgendwie können das die Offenbacher besser als die Frankfurter!


    Dann scheint ja in den letzten Jahrzehnten seit dem Aufkommen des Internationale Style alles richtig gelaufen zu sein...

  • Hört sich ja schon mal gut an, dass man sich über die Aufwertung der Offenbacher Stadtmitte Gedanken macht und dabei den historischen Stadtgrundriss zugrunde legen möchte.

    Problematisch dürfte allerdings werden, dass die Grundstücke sicher nicht alle im Eigentum der Stadt sind, wie dies in Frankfurt ja wohl der Fall war.

  • Tja nicht uninteressant. Man müsste mal die alten Fotos durchblicken, was da geht. Natürlich war da nie eine atemberaubende Altstadt, aber ...

    Offenbach hat mit der Berliner Straße einen der brutalsten Straßendurchbrüche durch eine Altstadt bekommen und die S-Bahn und die neuen Hochhäuser machen das zu einem unwiderruflichem Faktum. Kommt man von der Kaiserstraße oder der Herrnstraße an das Areal ist das auf seine Art akzeptabel, man hat ja dann das Büsing Palais samt Park und das Museum für Stadtgeschichte und im Norden bzw. Westen schon einige Gründerzeitler.
    Aber östlich davon gibt es schon das unschöne Loch zum Isenburger Schloß. Die Mainstraße ist nervtötend stark befahren und trennt den Main ab. Die Hochschule für Gestaltung bräuchte mal endlich ihr Dach zurück und dieser verdammte neue Anbau kann gleich wieder weg. Ansonsten steht da ziemlich viel beliebiger Kram drum herum und eigentlich nichts Historisches. Nur die Schloßstraße gibt dem Ganzen mit ihren Gebäuden etwas Fassung und Halt. So viel kann man da gar nicht falsch machen.

    Mir würden noch ein paar andere Ecken einfallen, wo man mal was machen müsste. Die Kaiserstraße wird z.B. besonders an der Geleitstraße ästhetisch rüde unterbrochen, die Luisenstraße rennt vom Bahnhof kommend in die Punkthochhäuser ... (kann man sich alles auf Google Maps in 3D ansehen).

  • Ich habe soeben einem Bericht (BILD und FR) entnommen, dass Offenbach seine Altstadt nach dem Frankfurter Vorbild rekonstruieren möchte! Ich weiß leider nicht, wie das mit dem Verlinken funktioniert. Dort wir zwar noch nicht genau beschrieben, wie oder was genau rekonstruiert werden soll, aber es ist von einer Mischung aus Original Reko und angepassten Neubauten, also wie in Frankfurt, die Rede.

  • Der BILD-Artikel ist hier:

    Link zu BILD.de

    Das wäre natürlich der Hammer und ein großer Schritt um Rekonstruktionen weiter zu etablieren. Auch wenn die Realität vielerorts in die styroporgeschwängerte gegenteilige Richtung geht...

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)