Das Bahnhofsviertel kann man ambivalent beurteilen. Einerseits ist es schon die urbanste Ecke Frankfurts. Nirgendwo sonst findet man nachts so viel städtisches Leben auf der Straße. Kein Vergleich zur ausgestorbenen Zeil. Hier kann man um 3 Uhr nachts noch ein Bier trinken, eine Bratwurst oder Pizza essen, und - wenn man will - das Geld beim Hütchenspieler verzocken.
Andererseits besteht noch vielerlei Sanierungsbedarf. Und das betrifft weniger die Bordelle oder Striplokale, die in der Regel einen eher gepflegten Eindruck machen und die von den Betreibern eher kontrolliert werden. RMA hat schon richtig die Hinterhöfe angesprochen, in denen sich teilweise der Sperrmüll stapelt. Im Sommer laufen einem an einigen Ecken nachts die Kakerlaken auf dem Bürgersteig entgegen - ungelogen. Die vielen ethnisch ausgerichteten Spelunken. Die losen Gehwegplatten. Die wirklich dubiosen Internetcafés - in der Regel wohl Geldwäscheeinrichtungen. Diese Massen an Junkies (sowie der von ihnen verursachte Dreck - blutige Taschentücher, Spritzenhüllen, Essensreste auf dem Bürgersteig), die vielen schmutzigen Penner, die besoffen auf dem Gehweg liegen oder einen anschnorren, die ganz offensichtlich Kriminellen (Dealer, Trickbetrüger), die von der Polizei kaum behindert ihrem Tagwerk nachgehen. Eine Bekannte von mir wohnte mal dort in einer unsanierten, billigen Altbauwohnung. Ein Erschossener vor ihrer Haustür war mal ein Highlight der dortigen Umfelderfahrung. Sie oder jemand anderer erzählte mir auch schon von Fixerspritzen, die in den Sitz des Motorrollers gesteckt wurden usw. Überall wird hingepisst, Hunde verrichten ihre Haufen, es fehlt an Grünflächen, Bäumen...
Also, das Bahnhofsviertel hat viel Potential und ist eine der interessantesten Ecken Frankfurts, aber man muß hier dringend auch mit harter Hand eine Generalsanierung durchführen.