Stuttgarter Bausituationen

  • ...hier passiert unter den Augen der unfähigen Denkmalbehörden folgendes: Die ganzen Komplexe werden bis auf die Vorderfassade abgerissen!!!! Die noch vorhandenen Innenräume, u. a. Elemente einer alten Badeanstalt, werden vernichtet! Habe ich heute in den Stuttgarter Nachrichten gelesen.

    Der Tiefpunkt der Baukultur wurde in den 60er und 70er Jahren des 20sten Jahrhunderts erreicht...

  • Zitat von "memet"

    ...hier passiert unter den Augen der unfähigen Denkmalbehörden folgendes: Die ganzen Komplexe werden bis auf die Vorderfassade abgerissen!!!! Die noch vorhandenen Innenräume, u. a. Elemente einer alten Badeanstalt, werden vernichtet! Habe ich heute in den Stuttgarter Nachrichten gelesen.

    Alternative?

    Das Areal mit "Badelementen" 50 Jahre lang weiter herunterkommen lassen und dann ganz abreißen und in der Zwischenzeit die rußgraue Fassade präsentieren?

    Mal ehrlich, um das Postdörfle und seine Badereste hat sich jahrelang kein Mensch gekümmert. Jetzt kommt ein Investor mit der Idee eines Designhotels, welches zumindest Teile rettet, und das Gejammer setzt ein.

    Und Stuttgart hat seine Bäder, auch ältere wie Mineralbad Berg oder Heslach. Derzeit werden städtische Bäder bundesweit wegen Finanzknappheit geschlossen. Das o.g. Berger Bad stand schon öfter auf der Kippe. Eine Kraftanstrengung, daß es weiterbetrieben wird. Niemals wird die Stadt und schon gar kein Privater irgendwelche "Postdörfle-Therme" bei der Konkurrenz (Schwabenquellen, Leuze, Mineralbad Cannstatt) herrichten und eröffnen - ganz abgesehen davon daß das Wasser dort nicht die Qualität von Berg oder Cannstatt haben dürfte.

  • Alternative: Schützenswerte Innenausstattung retten und in den Neubau integrieren. Auch das Dach nach den alten Bildern (kann ich gerne zur Verfügung stellen) rekonstruieren. Den gesamten vorderen Komplex als repräsentativen Eingangs- und Lobby-Bereich erstellen, ergänzen, erweitern, ohne die Innenraumelemente zu zerstören. dahinter von mir aus das eigentliche Hotel...Diese Auflagen dem Investor machen!

    Der Tiefpunkt der Baukultur wurde in den 60er und 70er Jahren des 20sten Jahrhunderts erreicht...

  • Laut dem genannten Artikel in den Stuttgarter Nachichten war die Vermarktung des Geländes immer wieder gescheitert. Originale Reste hätten sich ohnehin nur noch wenige dort befunden, weil vieles im Zweiten Weltkrieg zerstört und nachher notdürftig wiederaufgebaut wurde, wovon auch das Bad betroffen war. Nicht alles Erhaltene läßt sich außerdem wegen mangelnder Gebäudetiefe sinnvoll bzw. wirtschaftlich in die Neubebauung integrieren.

    Man kann den Artikel also so oder so lesen. Unfähigkeit oder Unmöglichkeit, das ist hier die Frage.

  • Ich bin auf eine kleinere Instandsetzung gestoßen. Auch wenn es sich nicht um einen schmucken oder sonderlich wertvollen Altbau handelt:
    Was haltet Ihr davon, Ver(schlimm)besserung?

    Aus Alt mach Neu

    Übrigens handelt es sich um das ehemalige Verwaltungsgebäude der Firma Steinmann, Baujahr ist mir unbekannt.

    Projektseite
    Weitere Infos

    Ich finde, man hätte die alte Fassadengestaltung ruhig mehr zitieren können, wie es so schön heißt. Das wäre sicherlich nicht wesentlich teurer gekommen und hätte etwas Identität vermittelt. Es gab schon eintönigere Nachkriegsbauten - in diese Epoche schätze ich den Altbau.

    Dabei geht es mir weniger um die blaue Farbe, sondern die Abwechslung, deren Fehlen den Neubau nackt und eintönig wirken läßt. Konkret also zwei Brauntöne und weiße Vertikal- und Horizontalstreifen wie im Altbau würden schon genugen.

  • Das Salamanderhaus wird aufwendig saniert - WMF-Laden mit eigenständiger Cafébar

    "...hat der Umbau und die Sanierung des 1911 errichteten Geschäftshauses mit der Hausnummer 19 A begonnen, das vor zweieinhalb Jahren den Besitzer gewechselt hat. Neuer Eigentümer ist der Geschäftsmann Ferdinand Piëch, der erst jüngst als Eigentümer von Feinkost Böhm eine fulminante Neueröffnung im neuen Kronprinzbau feiern konnte. Piëch hat sich auch mit dem Immobilieninvestment auf der Königstraße einiges vorgenommen.

    So soll das einstige Stammhaus von Salamander bis September nicht einfach renoviert werden, sondern mit Liebe zum historischen Detail wieder etwas von seinem Charme vor der Zerstörung im Krieg und dem nüchternen Wiederaufbau danach zurückbekommen. "Wir wollen das Gebäude wieder mehr in die Gründerzeit zurückbringen", sagt der Architekt Nikolaus Tennigkeit.

    Und der Hauseigentümer betont: "Wir gehen ein Stück zurück auf das Verspielte." Er spielt damit auf die kassettenartige Unterteilung der Fassade, die optische Öffnung der Dachbalkone und vor allem auf die Pilaster an. Diese verliehen dem Gründerzeitbau eine gewisse Pracht und sollen nun wieder andeutungsweise in moderner Form und mit Schmuckelementen hervorgehoben werden.
    ..."

    http://img115.imageshack.us/img115/469/salamanderbauez2.jpg

    Quelle Text/Bild: http://www.stuttgarter-zeitung.de/stz/page/detail.php/1472709

    In dubio pro reko

  • Stimmt, auf jeden Fall eine Verbesserung!

    Eine der vorzüglichsten Eigenschaften von Gebäuden ist historische Tiefe.
    Die Quelle aller Geschichte ist Tradition. (Schiller)
    Eine Stadt muss ihren Bürgern gefallen, nicht den Architekten.

  • Stuttgart steht im Ruf wenig Rekonstruktionsprojekte aufzuweisen. Das könnte sich zukünftig ein wenig ändern:
    Neulich habe ich im Vorbeigehen eine Bautafel entdeckt, die die Teil-Rekonstruktion einer gründerzeitlichen Stadtvilla an markanter Ecklage ankündigt. D.h. es soll der Vorkriegszustand wiederhergestellt werden und Eigentumswohnungen für den gehobenen Anspruch eingerichtet werden. Nach den Bauzeichnungen auf der Tafel soll das Nachkriegs-Notdach beseitigt werden zugunsten der Rekonstruktion der ursprünglichen Dachsituation mit Rundturm an der Ecke. Das Projekt wird "mit Liebe zum Detail" gepriesen.
    Die Villa steht Ecke Herdweg/Hölderlinstraße, schräg gegenüber den Unikliniken.
    Leider habe ich auf der Seite des Investors, der "Schwäbische Wohnungs AG" das aktuelle Projekt nicht finden können, scheint noch nicht aktualisiert zu sein:

    http://www.sw-ag.com/\r
    http://www.sw-ag.com/

    Vielleicht kann einer der Stuttgarter mal das Bauschild abfotografieren und das Projekt beobachten!

    PS:Habe auf der website des Investors um Infomaterial gebeten! Melde mich dann, wenn was brauchbares bei mir ankommt.

  • Vieles in Stuttgart entwickelt sich zum Guten, wie ersichtlich bei den letzten hier gezeigten Projekten. Aber solange der Stadtkern um den Marktplatz herum nicht repariert oder besser noch rekonstruiert wird, bleibt Stuttgart ein Flickerlteppich aus Schoenheiten und mehrheitlich Haesslichkeiten, ohne Mitte.

    VBI DOLOR IBI VIGILES

  • Naja, eine Rekonstruktion des Marktplatzes ist wohl etwas für die Wünsch-dir-was-Rubrik. Es wäre dem Ganzen schon gedient, wenn man sich auf qualitätvolles Bauen mit wertigen, regionalen Materialien verpflichten würde, anstatt bloß Renditehütten hinzustellen, die nach 25 Jahren wieder abgerissen oder totalsaniert werden müssen.

    Den Willigen führt das Schicksal, den Unwilligen zerrt es dahin. (Seneca)

  • Zitat von "Wolfsheim_Jena"

    Es wäre dem Ganzen schon gedient, wenn man sich auf qualitätvolles Bauen mit wertigen, regionalen Materialien verpflichten würde, anstatt bloß Renditehütten hinzustellen, die nach 25 Jahren wieder abgerissen oder totalsaniert werden müssen.

    Schöner Satz, in dem mir das Wortkonstrukt "Renditehütten" wegen Unbekanntheit heraus sticht. *gg*

    Es stimmt alles: Stuttgat hat schöne Ecken, es sind aber nur Ecken und die hässliche Innenstadt wirkt richtig uneinladend (wenn man mal von den Verkaufsprodukten der ganzen Läden dort absieht). Neidisch bin ich aber auf den schön grossen Schlossplatz (mit Schloss natürlich) und die vielen mittleren, recht hübschen Städte um Stuttgart herum mit ihrer Bevölkerungsdichte. Man wohnt gerne etwas ausserhalb und fährt nur zum Einkaufen und Freizeitspass in die hässliche Mitte, um das Geld in den Renditehütten zu lassen. xD

    Was ich insgeheim hoffe: Es ändert sich wenig an der städtebaulichen Attraktivität und die Region dünnt sich in Folgesfolge deshalb etwas aus, damit wieder paar Menschen als Ausgleich in Ostzentren siedeln. *wunschträumt*

  • Zitat von "heiji"


    Es stimmt alles: Stuttgat hat schöne Ecken, es sind aber nur Ecken und die hässliche Innenstadt wirkt richtig uneinladend (wenn man mal von den Verkaufsprodukten der ganzen Läden dort absieht). Neidisch bin ich aber auf den schön grossen Schlossplatz (mit Schloss natürlich) und die vielen mittleren, recht hübschen Städte um Stuttgart herum mit ihrer Bevölkerungsdichte. Man wohnt gerne etwas ausserhalb und fährt nur zum Einkaufen und Freizeitspass in die hässliche Mitte, um das Geld in den Renditehütten zu lassen. xD

    Was ich insgeheim hoffe: Es ändert sich wenig an der städtebaulichen Attraktivität und die Region dünnt sich in Folgesfolge deshalb etwas aus, damit wieder paar Menschen als Ausgleich in Ostzentren siedeln. *wunschträumt*

    Das Problem ist: den Leuten hier ist (bis auf eine Minderheit) städtebauliche Attraktivität im Alltag schnurzpiepegal. Hier kreist das Leben um Wirtschaftskraft, Preis-Leistungs-Verhältnis und neue Autos. Wenn es eine Idenifikation mit Kultur gibt, dann allenfalls mit Zeitgenössischem. Der größte städtebauliche Stolz ist der Glaskubus am Schlossplatz (Kunstmuseum mit moderner u. zeitgen. Kunst).
    Also: Stuttgart kann hässlich sein oder werden wie es will, in die schönen Ost-Städte würde kein normalerStuttgarter gehen.
    Schönheit ist allenfalls was für den Urlaub. Im Alltag wird aber gschafft!

    (Ich würde ja SOFORT von hier abhauen, aber blöderweise gibt es im Osten keine Jobs... :weinen: )

  • Ich finde Stuttgart auch gruselig, ich fühle mich in der zubetonierten Innenstadt fast schon körperlich unwohl. Doch auch Vororte wie Zuffenhausen sind überraschend häßlich und in schlechtem Bauzustand.

    Wüßte ich es durch Statistiken nicht besser, würde ich Mecklenburg für die reichste Region in Deutschland halten und das Ländle mit Pforzheim, Mannheim und Co. für das Armenhaus. Angeblich war Sindelfingen lange Jahre die reichste Stadt Deutschlands - und wie sieht es dort aus? Wie im Ruhrgebiet, mit einer bemerkenswert ärmlichen und primitiven Innenstadt. Wo geht da das ganze Geld hin? Verstehe ich nicht.

  • Und dabei wäre es in Anbetracht der Wirtschaftskraft Stuttgarts wohl ein Leichtes, einen großen Teil der ohnehin kleinen, ehemaligen Altstadt zu rekonstruieren, wenn man es denn wollte... :augenrollen:

    "Meistens belehrt uns der Verlust über den Wert der Dinge."
    Arthur Schopenhauer