Stuttgarter Bausituationen

  • Ich glaube, diese Ecke kann sich gar nicht mehr weiter verschlechtern - so sieht es nämlich in der Verlängerung der Sophienstraße unmittelbar daneben aus, die dann im gigantischen Rotebühl-Betonbauwerk des inzwischen zumindest teilweise insolventen Stuttgarter Bauunternehmers Rudi Häussler endet (der Name steht leider für viele stadtbildsprengende Bauprojekte wie auch die Schwabengalerie in Vaihingen). Das Publikum paßt sich im Niveau der Bebauung übrigens nahtlos an...

  • Vielen Dank für die Bilder, die mir als (beruflichen) (Teilzeit-)Stuttgarter wieder ins Gedächtnis rufen, warum ich mich so wenig wie möglich in der "Innenstadt" aufhalte. rant:)

  • Vermutlich ist die Neubebauung dann mit einem Verlust der Kleinteiligkeit verbunden? Das wäre m.E. nicht zu begrüßen.

    Einer Kleinteiligkeit dieser Machart würde ich aber nicht nachtrauern. Das war ja gerade die Crux des Stuttgarter Wiederaufbaus: Man wollte "modern" bauen (wie man es damals verstand), aber keineswegs in die angestammten Eigentumsstrukturen eingreifen, und so entstand eine spießige Kistchen-Altstadt. Man muss sich schon entscheiden: entweder baut man rekonstruierend oder historisierend auf mittelalterlichen Parzellen (wie z.Zt. in Frankfurt praktiziert), oder man baut "zeitgenössisch" in Größenordnungen, in denen eine solche Stilhaltung erst zur Entfaltung kommt. Das Gerber auf der anderen Straßenseite von Bernd Albers ist ein m.E. gelungenes Beispiel.

  • Milaneo vs. Gerber: Heiterkeit hier – Demut dort

    Irgendwie seltsam - das zentrumsnahe und relativ verträglich gestaltete Gerber ist offensichtlich ein Flop, während das Milaneo irgendwo hinter der Bahnhofsbaustelle mit seiner gruseligen Architektur zu einem Erfolg wird (am Wochenende sieht man dort allerdings vor allem Kennzeichen von weiter entfernten Landkreisen).

    Offensichtlich reicht es aus, groß genug zu bauen und ausreichend Parkplätze einzuplanen, um einen kommerziellen Erfolg zu erzielen. Da gibt es dann zwar auch nur McDonald's, KFC, MediaMarkt und Co. - aber OK, wenn alle dorthin fahren, fährt man halt auch hin...

    Das Milaneo hat nicht mal ausreichend Parkplätze sondern ist ein neuer Stauschwerpunkt auf der Wolframstrasse.
    => Es reicht also völlig aus so viele Geschäfte wie nur möglich in einen Komplex zu bauen, denn die Hauptsache ist: Kaufen, kaufen, kaufen!

    Das Gerber ist in der Tat ein interessanter Parkplatzstandort und architektonisch sehr gut gelungen. Das Milaneo hingegen ist eher für die Unterschicht sehr interessant und sieht keinen Cent von mir, nicht mal fürs parken!

  • Man muss sich schon entscheiden: entweder baut man rekonstruierend oder historisierend auf mittelalterlichen Parzellen (wie z.Zt. in Frankfurt praktiziert), oder man baut "zeitgenössisch" in Größenordnungen, in denen eine solche Stilhaltung erst zur Entfaltung kommt. Das Gerber auf der anderen Straßenseite von Bernd Albers ist ein m.E. gelungenes Beispiel.

    Das sehe ich anders, m.E. sollte im Innenstadtbereich immer weitestmöglich kleinteilig gebaut werden, da große Gebäude nur die Menschen von der Straße saugen und so für tote Innenstadtecken sorgen. Auch kleinteilige, moderne Bebauung kann gut werden - zumindest ist die Wahrscheinlichkeit, dass dort Perlen entstehen, größer, wenn mehrere Bauherren mitmischen.

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • In meinen Augen dennoch eine ordentliche Aufwertung, gerade durch die zweigeschossigen Schaufenster. Ob allerdings die Dachaufbauten, wie in der Visualisierung zu sehen, komplett verschwinden, sei mal dahingestellt.

  • Vertane Chance, denn unter der Natursteinverkleidung schlummert noch der Altbau des ehemaligen Kaufhauses Union bzw. Tietz. Diese Fassade hätte man freilegen und rekonstruieren können. Das was jetzt konserviert wird ist die modernistische Fassade des Architekten Richard Döcker, der damals noch den vollständigen Abriss des Neuen Schlosses empfahl.

    In dubio pro reko

  • Rein zufällig bin ich eben auf einen Zeitungsartikel vom 06.05.2016 gestoßen.


    Ein Hausbesitzer will das Dach seines denkmalgeschützten Wohnhauses gemäß den ursprünglichen Plänen rekonstruieren und darf das nicht. (...)

    Eine Nachbarin hat von ihrem Recht gebrauch gemacht, und gegen die Dachrekonstruktion gestimmt. Gründe für ihre ablehnende Haltung nennt sie nicht. Ich unterstelle mal Neid und Unzufriedenheit mit dem eigenen Leben.

    Um dieses Haus geht es:

    https://www.google.de/maps/uv?hl=de&…VK2A3cQpx8IajAN

    Vogelsangstraße 28 (neben der Kirche).

    http://binged.it/1XJRFyS

  • Man weiß nach der Lektüre des Artikels nicht, welche Motivlage exakt dahinter steht. Da aber die Nachbarin von einer möglichen Verschattung durch ein längeres Dach bzw. möglichen Voyeuren in ihr Schlafzimmer gar nicht betroffen ist, vermute ich persönliche Motive. Entweder sie führt mit dem Hausbesitzer eine Art privaten Kleinkrieg oder aber sie sieht sich Vorkämpferin gegen "Gentrifzierungen" und "Luxussanierungen". Letzteres wäre in diesem Fall natürlich völlig irrational, da ja hier Wohnraum geschaffen würde, niemand aber vertrieben.

  • In der Altstadt die Macht, im Kneiphof die Pracht, im Löbenicht der Acker, auf dem Sackheim der Racker.

    Hätt' ich Venedigs Macht und Augsburgs Pracht, Nürnberger Witz und Straßburger G'schütz und Ulmer Geld, so wär ich der Reichste in der Welt.

  • So was Blödes ! :wuetenspringen:  Wenn jetzt Stück für Stück jedes dieser hässlichen Nachkriegsbauten kernsaniert wird, dann können wir lange warten auf den originalgetreuen Wiederaufbau des Stuttgarter Marktplatz. :weinenstroemen: