• Als Dessauer bin ich der Meinung, dass es eines neu gebauten "Kulturpalastes" (was anderes ist dem Projekt nicht zu entnehmen) nicht bedarf. Eh Herr Burger (Fa. infraplan, Bauträger des ersten Bauabschnitts der Hirtenhau-Siedlung) ausgeschlafen hat, hat Führer sich bereits ein komplettes Veranstaltungszentrum samt Golfpark und großem Saal unter Einhaltung des Denkmalschutzes in einer ehem. Junkers-Industrieanlage hingesetzt. Ein weiteres Veranstaltungszentrum wäre definitiv zu groß für diese schrumpfende Stadt. Schon jetzt ist das neue Alte Theater kaum ausgelastet. Die denkmalgerechte Sanierung der Erdmannsdorff-Fassade des ehem. Palais Brancony (Kristallpalast) steht da auf einem ganz anderen Stern. Hier ein ärztliches Versorgungszentrum zu errichten ist m.M.n. ein guter Ansatz. Ich hoffe nur, dass das auch durchgesetzt wird. Das medizinische Versorgungszentrum neben dem Klinikum in Dessau-Alten ist dort fehl am Platz, es gehört eigentlich in die Innenstadt.

  • Bei diesem Artikel sieht man mal wieder eine Frontansicht mit der heutigen Situation des Kristallpalastes. Ein Trauerspiel, das sich dort durch politischen Starrsinn nichts bewegt bzw. vermutlich nie mehr etwas bewegen wird (wg. anrollender Wirtschaftskrise)...

    http://www.mz-web.de/servlet/Conten…d=1313175792328

    Hier zum aktuellen Hintergrund:

    Erneuter Streit um Kristallpalast - RAN1
    http://www.youtube.com/watch?v=RPEAqRmjTeI

  • Dabei hätte es Dessau sehr nötig. Ich war im Juni dort und fand die Stadt sehr bedrückend. Mich beschlich jedenfalls nicht das Gefühl dieser Stadt in nächster Zeit noch einen Besuch abzustatten.

    "We live in the dreamtime-Nothing seems to last. Can you really plan a future, when you no longer have a past." Dead Can Dance - Amnesia

  • Ich war jetzt zwei Monate in Dessau und war auch sonst schon öfter in Dessau und finde die Stadt (insbes. die Innenstadt) sehr unattraktiv. Man fühlt sich einfach nicht wohl und ich bin aus Magdeburg schon einiges gewöhnt. :lachen: :augenrollengruen:
    Es ist ja nicht so, dass die Stadt kein Potenzial hätte. Es gäbe genug Möglichkeiten insbesondere die Innenstadt erheblich aufzuwerten. Was aber in Dessau meiner Meinung nach fehlt ist 1. der politische Wille zur wirklichen Veränderung, 2. ausreichende finanzielle Möglichkeiten und vor allem ein Aufschwung. Die Stadt verliert seit Jahren erheblich an Einwohnern, vieles wird abgerissen und ein Aufschwung, wie er beispielsweise in Magdeburg oder Halle durchaus zu sehen ist, ist hier weit und breit nicht zu erkennen. Das ist kein guter Nährboden für eine gelungene Stadtentwicklung.
    Vielleicht sehe ich die Entwicklung Dessaus auch etwas zu negativ, aber das ist mein momentaner Eindruck von dieser Stadt.

    Viele Grüße

    Magdeburger

  • Zitat

    Das 1926 erbaute „Haus Anton“ war zuvor aufwendig saniert worden, wie die Stiftung Bauhaus Dessau am Montag mitteilte. „Haus Anton“ zeige, was die Bauhaus-Architekten als „Volksbedarf“ ansahen.

    Zu dem vergleichsweise unscheinbaren Musterhaus gehören nach dem Vorbild rekonstruierte Glasbausteine in der Fassade sowie nachgebaute Mustermöbel. Dem Inneren des Hauses wurde ein neuer Kalkanstrich verpasst. Nach wie vor erhalten sind der Stall und ein Wannenbad in der Küche.

    Architektur: "Haus Anton" in Bauhaussiedlung wieder geöffnet - Kunst - FOCUS Online - Nachrichten

    In der Altstadt die Macht, im Kneiphof die Pracht, im Löbenicht der Acker, auf dem Sackheim der Racker.

    Hätt' ich Venedigs Macht und Augsburgs Pracht, Nürnberger Witz und Straßburger G'schütz und Ulmer Geld, so wär ich der Reichste in der Welt.

  • "Dessau 2012 - eine Stadt stirbt" bestürzend, dass dergleichen möglich ist. Dass allein die städtische Verwaltung an diesem Horrorszenario Schuldanteile haben soll, leuchtet nicht ein.
    Mit ein paar Rasenflächen, Büschen und Bäumen wird die Situation keineswegs verändert werden. Da müssen schon Finanzen bereit gestellt werden, ggf. durch die EU.
    Begreiflich ist mir nicht, wie bei der Verteilung von Geldern dieses Gremiums Prioritäten gesetzt werden. Da leistet sich Breslau mit EU - Sponsoring eine neue, exquisite Philharmonie, ( die ich den Breslauern neidlos gönne ), da verfällt aber gleichzeitig die prachtvolle Görlitzer Stadthalle, für die k e i n EU - Geld bereit steht. Auch für die Görlitzer Synagoge gibt es natürlich kein Geld von der EU. Dabei ist es eine der ganz wenigen Synagogen, die das Jahr 1938 überlebten !
    Da hat Dessau Probleme, das kostbare Mausoleum wieder herzurichten. In dem entchristianisierten Kaliningrad entstand aber mit deutschen Geldern der historische Dom aufs Neue. Unverständlich bleibt dies.

  • Wie von mir leider prophezeit wird es nichts mehr mit dem Kristallpalast. Die Chance ist vertan, durch städtischen Starrsinn oder falsche Träumereien. Ein weitere Dauerbrachfläche für absehbare Zeit. :daumenunten:

    Innenstadt
    Förderverein Kristallpalast löst sich auf
    http://www.mz-web.de/dessau-rosslau…8,22275712.html

    Zum Bau: http://de.wikipedia.org/wiki/Palais_Branconi

    Um wenigestens etwas Lichtblick als Gegengewicht zu liefern: Die Sanierung des historischen Wasserturms am Lutherplatz schreitet voran.
    http://www.mz-web.de/dessau-rosslau…8,17311958.html
    http://www.mz-web.de/dessau-rosslau…8,22320378.html
    http://www.mz-web.de/dessau-rosslau,20640938,22321390.html

    Einmal editiert, zuletzt von Heimdall (19. April 2013 um 00:50)

  • Das Eingangsportal des Historischen Friedhofs, ein Werk Erdmannsdorffs, wird saniert.

    Zitat

    Das Eingangsportal des ehemaligen „Neuen Begräbnisplatzes“ wurde nach einem Entwurf von Friedrich Wilhelm von Erdmannsdorff 1788/89 in Form eines antiken Triumphbogens errichtet. Es ist Bestandteil des von der Unesco als Welterbe anerkannten Dessau-Wörlitzer Gartenreiches. Aufgrund des sehr schlechten baulichen Zustandes und der Gefährdung durch abfallenden Putz sind Arbeiten am Dach- und Dachstuhl sowie an Mauerwerk und Fassade notwendig.


    http://www.mz-web.de/dessau-rosslau…8,23722530.html

    In der Altstadt die Macht, im Kneiphof die Pracht, im Löbenicht der Acker, auf dem Sackheim der Racker.

    Hätt' ich Venedigs Macht und Augsburgs Pracht, Nürnberger Witz und Straßburger G'schütz und Ulmer Geld, so wär ich der Reichste in der Welt.

  • Letzten Samstag war ich ungefähr 2 Stunden lang in Dessau und habe eine Galerie angelegt.

    Leider ist der Stadt deutlich anzumerken, daß sie im März 1945 fast vollständig zerstört wurde - viel grüne Wiese, Brachen und Baulücken, ziemlich viele Plattenbauten, Nachwende-Einkaufszentren und -Hotels, einige wenige historische Bauten, die aber nur selten zusammenhängende Ensembles bilden.

    Die rekonstruierte Kirche am "Pauliplatz" (eigentlich kein Platz mehr, sondern grüne Wiese mit Plattenbauten) macht deutlich, daß hier früher mal eine echte Stadt existierte... obwohl es Samstag vormittag war, wirkte die Stadt wie ausgestorben.

    Aufgefallen sind mir relativ viele traditionell gemauerte Gebäude, die aus der Frühphase der DDR stammen könnten (beispielsweise entlang der Friedrichstraße, siehe http://binged.it/1433pOl), gibt es Dessau-Kenner im Forum, die darüber mehr wissen?

  • Den Verlust der Bausubstanz Dessau nach dem 2.WK und den Verlust, den die Genossen der SED verursacht haben, kann man nicht hoch genug einschätzen. Einen groben Überblick über die Bausubstanz vor dem Krieg gibt das Buch "Dessau, ein verlorenes Stadtbild" aus dem Wartberg-Verlag. Über 50 der einstmals etwa 100 Baudenkmale der Dessauer Innenstadt waren nach dem Krieg teilweise ruinös, wären aber bei Interesse der zuständigen Behörden noch zu retten gewesen. Beispiele: Südflügel des Stadtschlosses, Pavillons "Elbe" und "Mulde" im ehem. Lustgarten (Architekt Erdmannsdorff- Wörlitzer Park), Portal des Friedrichstheaters (Erdmannsdorff), herzogliche Hofkammer am Schlossplatz, Altes Theater (Erdmannsdorff), Messelhaus (beide Kavalierstaße), Behördenhaus 1 (Steine wurden zum Bau des Roten Rathauses Berlin abtransportiert), Esiko-Freimauerloge, um nur einige zu nennen. Alle Gebäude mussten weichen. Ihre Baukörper wurden zum Verfüllen der Fließgräben im Tiergarten und zum Bau des Damms der Nord-Ausfallstraße verwendet. An ihre Stelle kamen Neubauten.

  • Was die Bauten der 50er in Dessau in der Nähe des Bahnhofes und in der nördlichen Kavalierstaße betrifft, so war das m.M.n. ein guter Ansatz, wie man das Zentrum wieder traditionell hätte aufbauen können. Leider war der Baustil für die DDR zu teuer. Es wurde später mehr und mehr auf Beton- bzw. Plattenbauweise umgestellt.

  • Was die Bauten der 50er in Dessau in der Nähe des Bahnhofes und in der nördlichen Kavalierstaße betrifft, so war das m.M.n. ein guter Ansatz, wie man das Zentrum wieder traditionell hätte aufbauen können. Leider war der Baustil für die DDR zu teuer. Es wurde später mehr und mehr auf Beton- bzw. Plattenbauweise umgestellt.

    Ich sehe das als Versuch an, eine eigenständige ostdeutsche Baukultur zu etablieren, wobei für mich das Musterbeispiel dafür in Eisenhüttenstadt liegt. Eisenhüttenstadt ist ja m. W. mittlerweile wieder komplett restauriert.

    Die Abkehr von dieser noch originären ostdeutschen Baukultur war nach meiner Überzeugung zugleich auch der Abgesang auf eine ernsthafte politische Alternative. Der Rest - WBS 50 und WBS 70 - war Normung und Standardisierung im hohen Ausmaß: 2 - 3 Fenstertypen, 2 - 3 Typen von Türen, monoton und über alle unterschiedlichen Gemengelagen sich ausbreitend zwischen Eisenach und Wladiwostok. Dort, wo sie Platz griff, mit größerer Wucht in die historische Bausubstanz hineinschlagend, aufgrund geringerer Finanzausstattung glücklicherweise mit weniger Ausbreitung als im Westen.