• Heute stellt ein Stadtrat die Argumente der Linkspartei vom Kopf auf die Füße. Investoren haben keinen Rechtsanspruch auf Vollzug der mit der Ausschreibung verbundenen Grundstückskaufaussicht. Wenn das Angebot nicht gefällt, kann abgelehnt werden, soweit das Kriterium für alle Bewerber gleich ist. Man will die eigenen Versäumnisse auf die "uneinsichtigen" Bürger abwälzen, um den Irrtum nicht zugeben zu müssen. Außerdem lägen noch die teuer bezahlten Vorschläge aus der Landesgartenschau-Bewerbung vor.
    Ein weiterer Leserbrief stellt eine Lösungsmöglichkeit mit winziger Skizze für den gesamten Schlossplatz vor, bei welcher die Berufsschule umgebaut werden soll. Auch hier wird der Vorwurf erhoben, dass sich die Stadt die Deutungshoheit aus der Hand nehmen lässt. Und ein größerer Wettbewerb mit ausgewiesenen Fachleuten der bessere Weg gewesen wäre.
    (MZ heute)

  • Ein Interview mit der Geschäftsführerin der Architektenkammer zum Problem der Reglementierung von Bauherren und Eigentümern (MZ)
    Frau Heise:
    -Zum Schlossplatz wäre ein Architektenwettbewerb sinnvoll gewesen, der städtebauliche Grundsätze vorgegeben hätte.
    -Die Entwürfe von Investoren sind nicht unverrückbar. Man kann immer mit ihnen sprechen.
    - Die Sehnsucht nach der guten alten Zeit kann nicht nachempfunden werden. Es leben nur noch wenige, die das Zerstörte unzerstört kennen. Es gibt nicht nur positive Erfahrungen mit dem Wiederaufbau.
    -Da es keine Bauleitplanung für den Schlossplatz gibt, greift §34 des BauGB, umgebende Bebauung, Geschossigkeit. Die Vorschläge der Initiative sind mit zwei Geschossen viel zu klein.
    -Die Eigentümer der umliegenden Gebäude können nicht zu Änderungen gezwungen werden. Das wäre ein Eingriff ins Eigentum.
    Mit dem Bedauern über den ausgebliebenen Zuschlag für die Landesgartenschau und dem Hinweis, dass am Schlossplatz Stadtplanung und Wirtschaftsförderung eng zusammenarbeiten müssten, endet das Interview.
    Ein paar Zeilen tiefer wird über die Neuaufstellung der "Kunst aus Edelstahl" berichtet. In einer Stadt, die früher hauptsächlich durch Technik und Maschinenbau gekennzeichnet war, besteht diese "Kunst" aus drei 4 Meter hohen blanken Edelstahlsäulen ohne jede Verzierung. Sie sollten wohl eine Assoziation zu der Freimaurerloge "Zu den drei Säulen" herstellen. Es handelt sich um ein sogenanntes kinetisches Kunstwerk. Die Säulen sind drehbar, aber nicht um ihre Achse, sondern ausladend exzentrisch. Darin besteht der integrale ästhetische Effekt. Die Kinder drehen gern daran. Erwachsene Angehörige eines Metallberufes können kaum etwas Kunstvolles darin sehen. Aber die Säulen passen in gewisser Weise zum neuen Museum.

  • Hier das gesamte Interview mit Frau Heise aus der Onlineausgabe der "Mitteldeutschen Zeitung" vom 22.03.19: Interview

    Man merkt aber, dass der Dame die nötige Sensibilität für den ältesten Bereich der Stadt fehlt. Das Rathauscenter gehört nicht unmittelbar zum Kleinen Markt. Der von mir genannte Leserbrief (siehe oben) enthielt eine winzige Skizze, auf welcher dem westlichen Block Kolonnaden vorgesetzt waren. Da eine Reduzierung der Bauhöhe nicht eingefordert werden kann, ist das eine gute Lösung. Und vielleicht wäre das auch die letzte Lösung für einen Hotelbau, dem solche "Kolonnaden" in historischer Frontgestaltung vorgesetzt wären, während das eigentliche Hotel dezent dahinter angeordnet werden könnte.

  • Im neuen Amtsblatt vom 4.April macht der OB der Schlossplatzinitiative keine Hoffnung. Unter Bezug auf das Motto des Kurt-Weill-Festes "Mut zur Erneuerung" meint er:
    "dass die Chance, den Schlossplatz sinnvoll zu erneuern, einer Nutzung zuzuführen und historische Elemente in die Gestaltung einzubeziehen, schlichtweg auf der Strecke bleibt. Dies darf aber nicht passieren. Es ist die Abwägung zwischen Verantwortungsethik und Gesinnungsethik, die hier von uns verlangt wird. Die Gesinnung sagt uns, wir wollen das historische Ensemble um jeden Preis zurück, koste es, was es wolle. Die Verantwortung aber sagt uns, wir können nur umsetzen, was realisierbar ist. Letztlich haben alle davon etwas, denn der jetzige Missstand wird überwunden. Von schönen Träumen auf dem Papier wird leider nicht viel übrigbleiben als der jetzige Anblick, den wir eigentlich überwinden wollen."
    Und das, obwohl eine Stellungnahme der Investoren bezüglich der gewünschten (oder nie gewünschten?) Änderungen bisher nicht bekannt wurde und der Bezug auf das o.g. Motto eigentlich besagt, dass seitens der Verantwortlichen nie eine Änderung geplant war.
    Jeder Versuch einer Annäherung der Standpunkte dürfte demnach aussichtslos sein. Statt dessen geht es nun um reine Konfrontation.

  • Der OB klingt ja fast so, als wäre die Stadt hier die Getriebene und müsste das Unvermeidliche akzeptieren. Da macht man sich gegenüber den Investoren aber ganz schön klein.

  • Der OB klingt ja fast so, als wäre die Stadt hier die Getriebene und müsste das Unvermeidliche akzeptieren. Da macht man sich gegenüber den Investoren aber ganz schön klein.

    Er versucht eigentlich nur, seinen Kurs vor den Einwohnern zu rechtfertigen.

  • Endlich, zehn Jahre nach der Idee, soll die Dessauer Zufahrt durch ein zehn Meter hohes Junkers-Denkmal gekrönt werden. Anlass ist das Jubiläum des Starts des ersten Ganzmetall-Verkehrsflugzeugs F13. Diesmal soll kein Griff ins Materiallager, wie bei den drei Säulen, oder in die Geschmacklosigkeit, wie beim Lutzmann-Entwurfs, erfolgen. Das Junkers-Symbol, der fliegende Mensch, stammt aus den 20er Jahren. https://www.junkers.de/media-gallery/detail/362/1935
    Es hat sehr lange gedauert. Der Streit um den Stadtnamen beinhaltete auch die Variante Junkersstadt. Aber der wurde zugunsten des Bauhauses aufgegeben.

  • Investor Papenburg gibt nicht auf und legt einen neuen Entwurf vor. Der ist auch leicht geknickt, wie der von Getec. Eine Historisierung kommt für den Investor aus wirtschaftlichen Gründen nicht in Frage. (MZ).
    Bemerkenswert ist,dass sich weder die Stadt noch die Initiative bezüglich gewünschter Änderungen bei ihm gemeldet hätten.
    Das bestätigt erneut den Verdacht auf Verdummung der Bürger.

  • Die Bürgerinitiative hat mehr als 5000 Unterschriften gesammelt. In etwa 2 Wochen sollen diese geprüft sein. Bis spätestens 8.Mai soll der Stadtrat über die Zulässigkeit entscheiden. Bei Zulässigkeit könnte innerhalb von drei Monaten ein Bürgerentscheid stattfinden. Nötig wären dann 17 000 Ja-Stimmen für historische Fassaden. Bis dahin kann allerdings so manches geschehen. Bisher scheiterten hier alle Bürgerinitiativen schon im Vorfeld.
    Das große Interesse an diesem Bürgerentscheid überrascht nicht mehr. Parallel dazu beklagt der Chef der Linkspartei die fehlende Jubelstimmung zum Bauhausjubiläum. (MZ) Und vernachlässigt dabei, dass die Dessauer schon zu allen Zeiten ein distanzierendes Verhältnis zur Bauhauspolitik hatten. Hoffentlich werden sie einmal dafür nicht wieder als unbelehrbare ewig Gestrige am rechten Rand beschimpft.
    Immerhin hatte vor Jahren eine repräsentative Umfrage Dessau als Stadt mit den unzufriedensten Einwohnern unter allen deutschen Städten ermittelt. Woran mag das wohl liegen?

  • Affentheater in der Hotel-Debatte. Der ehemalige OB Otto (Pro Dessau-Rosslau) beklagt in einem Wutausbruch, dass Stadträte zu Veranstaltungen mit Investor und und Bürgerinitiative nicht eingeladen werden. Er musste erst aus der Zeitung erfahren, dass Papenburg einen neuen Entwurf eingereicht habe. Zwei Tage kannte die Stadtverwaltung den Entwurf, ohne mit den Stadträten zu kommunizieren.
    Hintergrund für den Wutausbruch: Am Vortag war nichtöffentlich über den Verkauf abgestimmt worden. Er bekam zur Antwort, dass der Vorgang (neuer Entwurf) erst mit Sorgfalt geprüft werden musste. Selbst die Baudezernentin habe davon erst aus der Zeitung erfahren.
    Aber auch im Stadtrat hatten vier Stadträte für den Verkauf an Getec bei vier Enthaltungen gestimmt.
    Die finale Entscheidung wird der Stadtrat voraussichtlich noch im April fällen. (MZ)

  • ´Der Verein Historischer Neumarkt (Dresden) stellte am Montag in der vollbesetzten Marienkirche seine Erfolge vor und erhielt gewaltigen Applaus. Zwanzig Jahre habe man kämpfen müssen. Das Bürgerbegehren war für ungültig erklärt worden, aber die Politik wurde munter. Mit dem Stadtrat sei intensiv zusammengearbeitet worden. Der Verkauf an eine deutsche Bank, die auf dem fast leeren Platz einen unmöglichen Entwurf realisieren wollte, fand nicht statt.
    Aber Dresden ist nicht Dessau. Ein Haus dort in Dresden war Gold wert, das Investoreninteresse enorm. Es liegt eine Bereitschaft zum historischen Bauen vor. Es wurde abgesprungen oder nachgebessert.
    Die Initiative muss sich gegen Vorwürfe wehren. Es gibt keine Rückkehr ins 18.Jahrhundert. Keine Kutschen und Plumpsklos. Nur Altstadtatmosphäre.(MZ)
    Warum stehen in Dessau die Investoren nicht ebenfalls Schlange? Stört sie die höchste Unzufriedenheit der Einwohner? Oder geht sie der Bauhaus-Luftblase nicht auf den Leim?
    Auf jeden Fall scheint die Vermietung im Luxussegment hier nicht so einfach zu sein. Kein Wunder. Abends sind hier die Bürgersteige hochgeklappt. Es fehlt an zugkräftigen Veranstaltungen und am Publikum. Sogar die Angestellten am Umweltbundesamt pendeln lieber bis Berlin, als sich hier wohnlich nieder zu lassen.
    Und das wird sich auch in den nächsten Jahren nicht ändern.

  • Der Schlossplatz wird indirekt aufgewertet. Die Särge der Mitglieder des Fürstenhauses, die 1958 aus dem total vernachlässigten Mausoleum auf dem Ziebigker Friedhof anonym bestattet worden waren, werden ausgebaggert und kommen in die Gruft der Marienkirche. (MZ) Nur der Chef, der Alte Dessauer, fehlt. Sein soldatenverzierter Metallsarg fiel Schrottsammlern zum Opfer. Seine Gebeine gelten als verschollen.

  • Heute soll um 16 Uhr in nichtöffentlicher Sitzung über den Verkauf der Schlossplatz-Grundstücke abgestimmt werden. Theoretisch ist ein Verkauf möglich, bevor die Zulässigkeit des Bürgerbegehrens festgestellt wurde. Klug wäre er nicht. Zumal der OB gerade voll im Feuer der Kritik steht. Hat er sich doch wohl, ebenfalls nicht öffentlich, geäußert: "Die will ich besiegen". Er wehrt sich damit, dass sein Satz unzulässig verkürzt worden wäre. "Die will ich besiegen- aber nicht so!"
    Wobei das "so" sich auf ein Szenario bezogen habe, in dem man das Hotelprojekt durchziehe. (MZ)
    In Wahlkampfzeiten äußerst ungeschickt.

  • Obwohl die erforderlichen 3000 Unterschriften gerade bestätigt wurden, hat man gestern den Verkauf an Getec beschlossen. Es gibt allerdings eine Bedingung: er gilt nur, wenn die Bürgerinitiative scheitert.(MZ) Damit beruhigt man natürlich zunächst einmal die Bevölkerung, ohne den Investor zu verprellen. Denn schließlich ist in der Vergangenheit hier in D. jede Bürgerinitiative gescheitert. Und sei es an den erforderlichen ca. 17 000 Zustimmungen.