• finde grade keinen Strang Museumsinsel, deswegen packe ich das mal hierhin:


    steht am Kupfergraben und wurde grade aufwändig saniert, es sieht aber eigentlich genauso aus wie vorher, incl. Kriegsspuren.

    Bei diesem Gebäude in der geschwister-Scholl-Strasse wurden die Kriegsspuren ebenfalls belassen und werden sogar erläutert:

    Das ist übrgens die Vorderfront der zukünftigen "Königsdächer" Königsdächer (Berlin Mitte) | Start

    Dem bald wieder aufgebauten Berlin stehen goldene Zeiten bevor .....

  • Den Ruinenkult kann man bedauern, aber ich finde, das hat hier und da eigentlich was. So wie dieses eine Gebäude gegenüber dem Bodemuseum. Das taucht in den allermeisten Touri-Fotoserien auf.

    Es verleiht der Stadt zusätzliche historische Tiefe, durch die Berlin eben so interessant ist und sich von all den anderen geleckten, alten europäischen Städten abhebt.
    Berlin hat nun einmal auch eine Zerstörungsgeschichte und wenn man die ganz auslöscht, wäre das auch schade.

    Zudem taugen solche Bauten natürlich auch klasse als Filmkulisse ;)

    Natürlich sollte das nicht in großem Maßstab fortgesetzt werden, aber viele Bauten dieser Art gibt's ja auch nicht mehr.

  • Da gebe ich Dir auf jeden Fall recht. Der 2. WK. und die Schlacht um Berlin ist eines der einschneidendsten Kapitel der Stadtgeschichte, und die wenigen Spuren, die es heute noch gibt, sollte man konservieren, nicht zuletzt als Mahnung an die Nachwelt. Das kann die KW-Gedächtniskirche nicht alleine stemmen.
    Wäre übrigens auch mal ein interessanter Extra-thread: Kriegsruinen und Kriegsspuren

    Dem bald wieder aufgebauten Berlin stehen goldene Zeiten bevor .....


  • Wäre übrigens auch mal ein interessanter Extra-thread: Kriegsruinen und Kriegsspuren

    Gute Idee! Allein in Wien gibt es etliche Kriegsspuren, die einem mitunter kaum auffallen. Seien es nun Einschusslöcher, Granatsplitterspuren oder Orientierungsbeschriftungen im öffentlichen Raum für den Fall der Zerstörung ganzer Straßenzüge und der anschließenden Orientierungsmöglichkeit.

  • Diese "Alltagsspuren" des Krieges sind den offiziellen Mahnmalen (zu denen sie nicht selten leider gemacht werden) schon durch die offene Interpretation sowie ihre nicht vorhandene Inszenierung überlegen. Statt institutionalisert den Opfern aller irgendwo stattgefundener Kriege zu gedenken, spürt man hier nicht selten den kalten Schauder des Kampfes, den man sonst so in unseren Städten nicht mehr zu finden glaubt. Nicht umsonst erzählen die Schüler eines bestimmten Dresdner Gymnasiums voller gruselgeschwängertem Stolz von den angeblichen Einschusslöchern in der Fassade ihrer Anstalt.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • steht am Kupfergraben und wurde grade aufwändig saniert, es sieht aber eigentlich genauso aus wie vorher, incl. Kriegsspuren.


    Im Wesentlichen stimmt das wohl - hier der vorherige Zustand.

    Ich bin mit dem neuen Antlitz allerdings recht zufrieden - dem benachbarten Chipperfield-Bau stiehlt der Altbau m. E. ohnehin die Schau.

    Im Hofbereich ist immerhin alles heile. :lachen:

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • . . . "den kalten Schauder des Kampfes" . . . ( bilderbuch ) - an noblen Neorenaissance - Gebäuden benötige ich keineswegs, um die entsetzlichen Schrecken des Endkampfes um Berlin nachvollziehen zu können.

    Die gesamte Stadt mit all ihren sichtbaren oder nicht mehr vorhandenen Versehrungen ist DENKMAL - das halte ich für völlig ausreichend.

    Scheinbar wird es aktuell, "Kampfspuren" von 1945 an Gebäuden zu konservieren.
    Weder beim Bau am Kupfergraben, noch bei den Säulengängen auf der Museumsinsel halte ich solche "Konservierungs - Verfahren" für
    zielführend und naiv - um damit an Kriegszerstörungen erinnern zu wollen.

    Erforderlicher und realisierter Wiederaufbau ist Illustration dieser Vorgänge von 1945 genug.
    Da bedarf heute keineswegs eines oberlehrerhaft erhobenen Zeigefingers : "seht auf diese MG - Garbe an der Fassade - wo mag die wohl denn herkommen ? "
    Gelinde gesagt ist dies ein geschichtliches Armutszeugnis, dass man uns, als der nachgeborenen Generation wohl nur zu gerne ausstellen
    möchte.

    Sanierungen an Bauten des Historismus sollten in aller Konsequenz erfolgen.
    Dabei könnte man im wahrsten Sinne des Wortes ( Sanierung = HEILUNG ) arbeiten !

    Schon gar nicht benötige ich neben einem Haus im Neorenaissance - Stil, als "Ergänzung" profilierungssüchtige Chipperfield - "Architektur".
    Abscheulich so etwas ! Wie lange darf dieser Herr die Stadt Berlin weiter verhunzen ?

  • Ich kann mich Bernd Ludwig in Gänze nur anschließen.
    Der Berliner Ruinenkult ist nervig und wird nirgendwo sonst so exzessiv praktiziert.
    Gott sei Dank sieht man das ausserhalb Berlins in der sogenanten Provinz anders (Achtung Ironie).
    Das Gebäude am Kupfergraben und das andere Gebäude sehen einfach nach Nachwende und Armut aus. Irgendwie eher nach Osteuropa als nach deutscher Hauptstadt.
    Wenn man sich da Beispiele aus [lexicon='Leipzig'][/lexicon] oder Dresden anschaut ist das alles stimmiger, auch wenn die Gebäude dort keineswegs übersaniert wurden. Um gleich mal wieder Querschlägern in Richtung Provinz vorzubeugen. Nein ich möchte keine Geranienkästen am Kupfergraben sehen! :rolleyes:

    Der deutsche Pfad der Tugend ist immer noch der Dienstweg.

  • Eine Stadt ist in den seltensten Fällen ein Denkmal, sondern vielmehr ein Organismus im Werden. Ob also die Heterogenität Berlins heute immer noch an den Krieg erinnert, wage ich in Anbetracht der schlichtweg natürlichen Veränderungsprozesse seines Stadtbildes zu bezweifeln.
    Wenn wir nun allerdings einen Altbau vorfinden, der Spuren der Geschichte trägt und durch diese keineswegs beeinträchtigt wird, diese also gleichsam ein während einer bestimmten historischen Sequenz entstandener organischer Teil der Architektur geworden sind, so sollte man diese erhalten. Sie tragen nämlich gerade wegen des fehlenden "erhobenen Zeigefingers" zum Geschichtsbewusstsein bei.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Danke bilderbuch.

    Dies ist auch mein Empfinden, jedesmal wenn ich an dem Haus vorbeigehe. Kein "erhobener Zeigefinger", auch nicht das abstrakt erlebbare neue aufgebaute Berlin, sondern die direkte Wirkung der plastischen Zerstörungen - dies ist die Qualität des Gebäudes und macht die Ereignisse von damals erlebbarer als jeder Film.

    Desweiteren scheinen hier Einige zu fürchten ganz Berlin wäre voll von solchen Gebäuden. In Wirklichkeit ist deren Zahl doch sehr gering.

    Für mich eine sehr gelungene Renovierung und Konservierung.


    Bernd Ludwig - etwas überspitzt gefragt: können Sie eigentlich nach Rom oder Pompeii reisen? Dort stehen massen an Ruinen, schmerzt es Sie nicht extrem, das diese nicht wieder aufgebaut werden?

  • Bernd Ludwig - etwas überspitzt gefragt: können Sie eigentlich nach Rom oder Pompeii reisen? Dort stehen massen an Ruinen, schmerzt es Sie nicht extrem, das diese nicht wieder aufgebaut werden?


    Es geht hier doch gar nicht um Ruinen. In vielen Städten stehen Ruinen, die man nach dem Krieg bewußt als Mahnmale stehen ließ oder zum Mahnmal umgestaltete, meist Kirchen. Es sind mehr als man glaubt. Berlin, Hanau, Köln, Hannover, Ludwigshafen, Hamburg, Mainz, Heilbronn, Nürnberg, Kassel. Die Liste ließe sich fortfüren.
    Es geht um den Narbenkult, der in Berlin betrieben wird. Was bitte schön soll das, Einschußlöcher zu konservieren?, Wer nimmt die überhaupt wahr ausser uns? Welchen Mehrwert zieht der Bürger daraus? Die meisten werden denken: "Hättense' ruhig mal reparieren können, sieht ja gammelig aus!". Ich bin mir durchaus darüber in klaren, was der Krieg in Deutschland angerichtet hat und dass es letzendlich unsere eigene Schuld war, dass es so kommen musste, auch ohne dass es mir dauernd durch die Konservierung der Spuren vor Augen geführt wird. Jede andere Metropole würde gar nicht auf die Idee kommen sowas in ihrem Zentrum zu veranstalten.

    Der deutsche Pfad der Tugend ist immer noch der Dienstweg.

  • Die wenigen tatsächlichen Kriegswunden im Berliner Stadtbild sind einfach interessant. Und gerade weil sie kein verkopft-ideologisch-abstraktes Denkmal benötigen, um sich zu erklären.

    Ihr solltet euch das einfach mal in natura anschauen. Das ist schon sehr atmosphärisch. Man sollte es nicht übertreiben, aber wie gesagt, es gibt nur noch sehr wenige Bauten dieser Art.

    An meiner alten Schule in Mecklenburg etwa wurden auch einige dieser Spuren konserviert und das wirkt einfach klasse. Es ist eine historische Zeitschicht. Die Austauschschüler sind da heute noch jedes Mal beeindruckt.

    Übrigens wurde sowas auch schon in früheren Zeiten gemacht. So findet sich im Güstrower Schlosshof eine Kanonenkugel aus dem 17. Jahrhundert. Und das Rathaus von Waren an der Müritz etwa wurde während des Kapp-Putsches beschossen und trägt noch heute das mächtig klaffende Einschussloch. Ein eindrucksvolles Stück Geschichte, das auf keiner Stadtführung unerwähnt bleibt. :wink:

  • Ja, mein lieber S. Hartmann, es schmerzt mich , "überspitzt" ausgedrückt schon geraume Zeit, dass die römischen Senatoren nicht schon längst Herrn Foster beauftragten, dem Colosseum ein schickes Teflondach überzustülpen.

  • Der Bau der James-Simon-Galerie als zentrales Eingangsgebäude zur Museumsinsel sollte ursprünglich im Jahr 2013 abgeschlossen werden.

    Ich wage die Behauptung, das dieses Ziel deutlich verfehlt werden wird - der morastige Untergrund direkt am Spreearm ist ja bereits Schinkels Packhof zum Verhängnis geworden...
    Der Aufwand der dort seit Monaten betrieben wird (Rammgeräte, Bohrungen Spundwände, Verfüllungen, laufender Pumpeneinsatz) ist enorm, aber ein Fortschritt ist nicht recht zu erkennen.

    22. August 2012:

    Exakt drei Monate später:

    Immerhin hat die SPK die virtuellen Projektionen des Gebäudes mittlerweile erweitert:
    http://www.museumsinsel-berlin.de/gebaeude/james-simon-galerie

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • @Palantir: vielen Dank für die Info!

    Es bleibt zu hoffen, dass die Baumaßnahmen doch schneller als befürchtet weitergehen, weil dieses neue Eingangsgebäude (unabhängig von der diskutablen Architektur) eine notwendige und dringend benötigte Ergänzung der Museumsinsel ist. Dass über dieses Eingangsgebäude fast alle Museumsbauten auf der Museumsinsel durch teils unterirdisch angelegte Wegesystem miteinander verbunden sein werden (zumindest habe ich das so verstanden), ist doch eine merkliche Verbesserung für die Besucher, finde ich.

  • Da habe ich mir vor zwei Beiträgen meinen Benutzernamen verdient - war aber auch keine große Augurenkunst. Dass es allerdings geschlagene drei Jahre Verzug werden ist allerhand, aber wird in Berlin nur noch ein weiteres, zusätzliches Schulterzucken bewirken. Da kannste wohl nüscht machen, aber uns kann ja keener floet:)

    Das schreibt jedenfalls Mottenpost Online heute:

    Zitat

    Die Bauarbeiten für das Empfangsgebäude der Museumsinsel in Berlin ziehen sich länger hin als geplant. "Die Fertigstellung der James-Simon-Galerie verzögert sich um drei Jahre", sagte ein Sprecher des Bundesamtes für Bauwesen und Raumordnung der Nachrichtenagentur dapd am Mittwoch. Statt wie geplant 2014 rechnet das Amt nun erst 2017 mit einem Abschluss der Bauarbeiten.
    Grund für die massive Verzögerung sei der "extrem schwierige Baugrund". Wegen eiszeitlicher Auswaschungen gebe es in Teilen des Grundstücks erst in 20 Meter Tiefe tragfähigen Grund. Eine Baufirma sei daran gescheitert, eigentlich hätte der Grundstein bereits 2011 gelegt werden sollen. Nun habe eine andere Firma das Bauprojekt übernommen und arbeite unter anderem mit Tauchern im Wasser. Die Grundsteinlegung ist nun für September 2013 geplant. "Die Verzögerung hat sich abgezeichnet, es gab nur keinen Anlass, an die Presse zu gehen", sagte der Sprecher.


    Eiszeitliche Auswaschungen, Schlammblasen, Torflinsen, historische Rathäuser, hunderte Jahre alte Holzpfähle - Buddeleien in Berlin Mitte sind jedenfalls keine Standardprozedur.

    Siehe auch:
    Nächste Panne: Museumsinsel - Berliner Zeitung

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Warum bauen die nicht einfach eine Eingangsbrücke über den Morast mit dem Chipperfieldkasten oben drauf ? Dürfte preiswerter sein, als jetzt mit Kampfschwimmer den Morast zu bändigen.