• Mir gefällt der Ruinenkult, der in Berlin besonders ausgeprägt ist, auch nicht wirklich. Die Argumentation dahinter (Zeitschichten etc.) kann ich im Ansatz nachvollziehen, wenn man es aber zum Teil einfach überstrapaziert, dann ist es irgendwann einfach zu viel. Häufig wird auch verschwiegen, dass viele Sachäden gar nichts mit dem 2. WK zu tun haben, sondern vielmehr durch Witterungseinflüsse und Vernachlässigung entstanden sind.

    Beim Neuen Museum ist es besonders schade, weil ein fantastisches Gebäude außen wie innen in seiner ästhetischen Wahrnehmung extrem gestört wird. Bei dem Sanierungskonzept ist mir auch nicht klar, warum gerade das Neue Museum in diesem Zustand belassen wurde, alle anderen Gebäude wie z.B. das Bodemuseum, vollständig rekonstruiert wurden.

    Was mich aber noch mehr stört als die Zuschaustellung der Zeitschichten beim Neuen Museum als Solitär ist die teilweise nicht nachzuvollziehende "Ruinensanierung" bei normalen Wohnhäusern. Normale Berlintouristen verstehen den Kontext hier auch gar nicht und der Eindruck der Fassade ist einfach sehr störend.

    Und übrigens: Ich finde, Berlin ist die spannendste und aus meiner Sicht interessanteste deutsche Großstadt, trotzdem gibt es noch Kleinigkeiten zu verbessern :smile:

    APH - am Puls der Zeit

  • Die Kamereinstellung ist allerdings - wie zu jeder Zeit und bei jedem Fotografen - sehr perspektivisch. Die Schadhaftigkeit sollte gleichsam herausgestellt werden.
    Meiner Ansicht nach werden die Kolonnaden durch die Beschädigungen keinesfalls in ihrer architektonischen Erlebbarkeit eingeschränkt. Es ist auch nicht ersichtlich, ob die Abplatzungen ausschließlich kriegerischer Natur oder aber auch der Witterung geschuldet sind. Insofern muss man entscheiden, ob Geld für eine teure Kittung der Narben ausgegeben werden soll oder ob man die Säulen nur reinigt und konserviert. Mit Letzterem kann ich im vorliegenden Fall durchaus leben.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Man sieht schon, dass das nicht nur Witterungsschäden sind, sondern der Mensch seine Hand im Spiel hatte. Gefallen tut es mir persönlich ebenfalls nicht, aber wenn die Berliner stolz auf ihre Zeitspuren sind und den touristischen Standort damit attraktiv halten wollen, sei es ihnen einfach überlassen. Für mich kein Streitthema.

  • Außerdem ist an alle DEM lediglich die sehr perspektivische Kameraeinstellung SCHULD.

    M. E. sind es der "Zeitschichten" in Berlin nun aber genug, übergenug.
    Wie prächtig wirkt doch das Bode - Museum im Vergleich zu dieser aufwändig konservierten Ruine Neues Museum.
    Ein insgesamt und vollständig rekonstruiertes Neues Museum, ohne höchst entbehrliche, sog. "Zeitschichten," hätte den Intentionen eines Stüler sicher besser entsprochen, als das, was uns da abgeliefert wurde - für exorbitant hohe Summen.

  • Ihr erinnert euch schon noch, wie sehr dieser Hof mit den offenen Arkaden rund um die alte Nationalgalerie im Krieg zerstört, jahrzehntelang runtergewirtschaftet, jahrelang Baustelle war und nun wieder hergestellt und sogar stilecht bepflanzt wurde? Als ich vor ca. 1/2 Jahr nach längerer Pause mal wieder dort war, war ich durchaus sehr angetan von dem wieder erstandenen Kleinod. Was interessiert mich, ob mal ab und zu ein kleines Stück Stein aus den Säulen heraus gebrochen ist.... Die alternativ einzusetzenden Vierungen (Ersatzstücke aus Naturstein) würde man auch beim genauen Hinsehen als Flickenteppich wahr nehmen, dann lieber so!

  • Die Entscheidung über den Neubau der Gemäldegalerie gegenüber dem Bode-Museum (zwecks Umzug der Gemäldegalerie vom Kulturforum in das Quartier Museumsinsel) ist verschoben worden. Die entsprechende Machbarkeitsstudie liege erst im Sommer vor.

    Mehr Infos hier:
    http://www.berliner-zeitung.de/kultur/entsche…0,22769480.html
    http://www.morgenpost.de/kultur/berlin-…gehen-soll.html

    UND:
    http://www.museumsinsel-berlin.de/gebaeude/erwei…ode-museum.html

  • Ich habe mal versucht, mich auf der Seite der Stiftung Preußischer Kulturbesitz über die Sanierung des Alten Museums zu informieren. Leider wurden hier keine konkreten Daten bzw. Zeiträume genannt. Weiß hier jemand, wann das Alte Museum an der Reihe sein wird. Es wäre ja schön, wenn mit der Eröffnung des Humboldtforums auch das alte Museum fertig wäre. Dies scheint aber nicht mehr realistisch.

    APH - am Puls der Zeit

  • Ja, ja - das Alte Museum - sieht bald wieder aus wie in den späten 80ern.

    Auf den offiziellen Seiten findest du aber schon einige Informationen:

    Zitat

    Der Beginn der Grundinstandsetzung steht noch nicht fest. Einzelne Maßnahmen, die für den Erhalt der Substanz des Gebäudes zwingend notwendig waren, wurden bereits durchgeführt: die Sanierung der Freitreppe und die Restaurierung der Kassettendecke in der Rotunde.

    http://www.preussischer-kulturbesitz.de/standorte/baup…tes-museum.html

    Zitat

    AKTUELLER SACHSTAND
    HU-Bau Grundinstandsetzung liegt geprüft vor, die Baudurchführung der Grundinstandsetzung ist aus Finanzierungsgründen zurückgestellt.
    Zum Erhalt der Bausubstanz zwingend erforderliche vorzuziehende Maßnahmen wie u. a. Sanierung der Freitreppe und die Instandsetzung der Rotunde wurden vorab durchgeführt.

    http://www.bbr.bund.de/cln_032/nn_214…ltesmuseum.html


    Und wenn wir schon bei der Museumsinsel sind...

    Die bisherige Brücke über den Kupfergraben zum Pergamonmuseum ist abgerissen worden und durch diese (wohl) Behelfsbrücke für die weiteren Bauarbeiten ersetzt worden.

    An der Baustelle für das Tschipperfeld-Eingangsbebäude nüscht Neuet: Keen Moses, der das Wasser teilt, in Sicht.


    Vielleicht sollte man die sicherlich sehr teuren Arbeiten einfach aufgeben und künftig über ein Ponton oder Stege zu den Museen gelangen. floet:)

    Schließlich noch die bildliche Notiz, dass F.-W. IV hoch zu Rosse wohl poliert/repariert wird.

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Ja, ja - das Alte Museum - sieht bald wieder aus wie in den späten 80ern.

    Ja, das war mir bei meinem letzten Besuch auch aufgefallen. Ich meine mich zu erinnern, dass es auch mal einen Zeitplan für das Alte Museum gab, dieser scheint, wie du ja berichtest, nicht mehr aktuell zu sein. Schade, dass man jetzt nicht wie geplant fertig wird. D.h. dann aber auch, dass die Mitte wohl noch lange eine Baustelle bleiben wird. Das Pergamonmuseum dauert ja noch Jahre, vermutlich wird man dann erst danach mit dem Alten Museum beginnen. Dann dürfte so in 10 Jahren auch der Dom mal wieder an der Reihe sein und dann kann man eigentlich schon wieder bei der Alten Nationalgalerie anfangen. Für Arbeit ist also gesorgt!

    APH - am Puls der Zeit

  • Mal ernsthaft, wie viele Jahre befindet sich nun eigentlich schon ein Swimmingpool vor dem Neuen Museum? Ob das in diesem Jahrzehnt noch was wird...und ob ich auf meine alten Tage (30 Lenze im März) noch die komplette Fertigstellung der Museumsinsel erleben werde? :(

  • @ Treverer

    in der Tat ist die Unfähigkeit hier in 4 oder 5 Jahren zumindest mal den Ansatz eines Fundaments zustande zu bringen eigentlich nach dem BER-Debakel die nächste Peinlichkeit, aber wenn man bei einem Flughafen nicht mal in der Lage ist, das Licht auszuschalten, weil man den Schalter nicht findet oder es nicht mal einen gibt, dann sollte einen eigentlich nichts mehr überraschen.

    APH - am Puls der Zeit

  • Am Freitag erfolgt dann schließlich die Grundsteinlegung für die James-Simon-Galerie vor dem Neuen Museum. Sagenhafte 1.200 Pfähle mussten in den Boden gerammt werden.

    Grundstein-Termin für Museumsinsel-Neubau steht - rbb online
    Gibt es eigentlich auch Berichte der Tagespresse, wo Chipperfield nicht reflexartig mit Stararchitekt betitelt wird?

    Bebilderter Kurzbericht bei 'Baunetz'

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    (Immanuel Kant)

  • Die Bauarbeiten an der auf die Bodestraße führenden Friedrichsbrücke gehen zur Zeit intensiv und mit schwerem Gerät voran. Mittels neu gesetzter Stahlträger wird die historische Breite wiederhergestellt. Der Übergang ist aktuell nicht mehr möglich.

    Museumsinsel in Berlin : Die Friedrichsbrücke wird auf alt getrimmt - Tagesspiegel

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    (Immanuel Kant)

  • Wie schon lange vermutet, wird es auch bei der James-Simon-Galerie deutlich teurer als geplant.

    Zitat

    ...Die neue zentrale Eingangshalle zu den sechs Häusern der Berliner Museumsinsel wird teurer als ursprünglich geplant. Die nach Plänen von David Chipperfield entstehende James-Simon-Galerie war zunächst mit 71 Millionen Euro veranschlagt. Nach Informationen des Tagesspiegels beträgt die Bausumme jetzt jedoch 98,8 Millionen Euro. Grund dafür ist unter anderem die Verschiebung des Baustarts, Mehrkosten sind in solchen Fällen immer unvermeidlich. Zwar hatten die bauvorbereitenden Maßnahmen bereits 2009 begonnen. Aber dann kam es zu einem zeitraubenden Wechsel der ausführenden Spezialfirma, auch der extrem schwierige Baugrund neben dem Kupfergraben stellt eine bautechnische Herausforderung dar....


    http://www.tagesspiegel.de/kultur/kostens…er/8944000.html


    Das Reißen der 100 Mio.-Marke ist wohl nur noch eine Frage der Zeit. Die Eröffnung soll statt 2014 erst 2017 stattfinden. Ich habe den Verdacht, dass es auch mit der aktuellen Kalkulation, sowohl was den Zeit- als auch was den Kostenplan angeht, sehr schwierig wird. Man sollte sich vielleicht auch einmal hinterfragen, ob der Standort bei den bekannt schwierigen Bodenverhältnissen richtig gewählt war und ob es nicht günstigere Alternativen gegeben hätte. Nun ist aber auch dieses Kind in den Brunnen gefallen. Man muss auch dieses Projekt jetzt durchziehen, aber bei künftigen Großprojekten muss man sich in Deutschland vielleicht mal fragen, wie man solche Fehlplanungen besser vermeiden kann.

    APH - am Puls der Zeit

  • 98,8 Millionen Euro... dafür kann man ja 3x den Limburger Bischofssitz bauen, und das bei vmtl. annähernd ähnlichem Gebäudevolumen...

    ... bin mal gespannt, ob das Stadtschloss wenigstens im Budget bleibt.

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • Man muss auch dieses Projekt jetzt durchziehen, aber bei künftigen Großprojekten muss man sich in Deutschland vielleicht mal fragen, wie man solche Fehlplanungen besser vermeiden kann.

    Wenn man sich hier und da bei kleinen Handwerkerbetrieben umhört, erahnt man welcher Schaden in Deutschland durch mangelnde oder fehlerhafte Planung angerichtet wird. Es sind ja beileibe nicht nur Projekte in Elbhilharmonie- oder BER-Dimension, die in den Sand gesetzt werden. Anscheinend mangelt es akut an fähigen Köpfen (also Bauplaner, Projektleiter) die dazu in der Lage wären. Klug daher schwatzen hilft nicht weiter. Bisweilen werden an die ausführenden Baufirmen derart lächerliche Anforderungen gestellt, die praktisch gar nicht umsetzbar sind. Der Kontakt zu den ausführenden Kräften scheint den Planern gänzlich abhanden gekommen zu sein. Dilettantismus an allen Ecken und Enden. Es kann nur gut für den Seelenzustand sein, nicht alles zu erfahren was so vor sich geht.

  • Saxonia, Deine Generalkritik an den Planenden in Deutschland kann ich so nicht stehen lassen! Die Ursache der Probleme bei den von Dir angesprochenen Großprojekten sehe ich eher bei den Entscheidungsträgern in den Ämtern. Hier fehlen meiner Meinung nach ganz einfach die Strukturen, um diese Projekte ausreichend fachlich begleiten zu können. Schau Dir doch zum Vergleich mal Großprojekte privater Auftraggeber an. Wenn beispielsweise Volkswagen eine Autostadt baut oder die Commerzbank ein Hochhaus - da hört man von keinen Problemen (zumindest habe ich von keinen gehört).


    Die Schwierigkeiten bei den ganz normalen kleineren Planungen haben vielfältige Ursachen. Klar gibt es unqualifizierte Planer, aber wie steht es denn um die Handwerker? Wie viele Maurer sind in der Lage ein ordentliches Sichtmauerwerk mit Bögen, Verbänden usw. auszuführen? Wie viele Zimmerleute können einen Abbund mit verzapften Verbindungen, Überblattungen usw. herstellen? Die Planer sollen das mit übernehmen, wozu die Handwerker vom Fachwissen her oft nicht mehr in der Lage sind - und das in jedem der Gewerke. Dazu kommen noch unendlich viele DIN- Normen, Richtlinien, Landesbauvorschriften usw.

  • Sicherlich eine unschöne Kombination aus allen von euch beiden genannten Problemen und so wachsen die Pannen und die Summen...und sie wachsen...und wachsen...und...

    "We live in the dreamtime-Nothing seems to last. Can you really plan a future, when you no longer have a past." Dead Can Dance - Amnesia

  • Die Schwierigkeiten bei den ganz normalen kleineren Planungen haben vielfältige Ursachen. Klar gibt es unqualifizierte Planer, aber wie steht es denn um die Handwerker? Wie viele Maurer sind in der Lage ein ordentliches Sichtmauerwerk mit Bögen, Verbänden usw. auszuführen? Wie viele Zimmerleute können einen Abbund mit verzapften Verbindungen, Überblattungen usw. herstellen? Die Planer sollen das mit übernehmen, wozu die Handwerker vom Fachwissen her oft nicht mehr in der Lage sind - und das in jedem der Gewerke. Dazu kommen noch unendlich viele DIN- Normen, Richtlinien, Landesbauvorschriften usw.

    [Fettschrift zugefuegt]

    Den von Dir beschriebenen Zustand des Nicht-Koennens seitens der Handwerker fuehre ich darauf zurueck, dass diese Arbeiten nach jahrzehntelanger Herstellung von rechtwinkligen Kisten und Kasten nie oder aeusserst selten von ihnen verlangt wurde. Willkommen im Forum.