• Für die Kunstwerke interessieren sich derlei Leute nicht. Es geht um die mentale Zersetzung. Schuld fressen Seele auf. Und damit lässt sich gut verdienen sowie eine ganz neue Gesellschaft nach ihrem Gusto formen.

  • Die Ausgrabung des Pergamonaltars seit 1878 und die Überführung der Reliefplatten geschahen ab 1879 nach Berlin. Die Ausgrabung und Überführung wurden von deutscher Seite forciert, da die Stadtbewohner von Bergama, wie Pergamon auf Türkisch heißt, den Altar wie die ganze Burg als Steinbruch verwendeten und die Marmorplatten zu Kalk brannten. Die Ausgrabung wie die Überführung nach Berlin geschah rechtens - das Osmanische Reich hatte Lizenzen erteilt.

    Nach 1886 strebten die Osmanen danach, grundsätzlich Kunstwerke im Land zu halten. Eine Teilung der Altarreliefs zwischen Berlin und Konstantinopel wurde durch einen legalen Tausch verhindert.

    Der Pergamonaltar wurde vor seiner völligen Zerstörung durch die Deutschen Ausgrabungen bewahrt, seine Überführung war Rechtens. Selbstverständlich wäre der Standort der Rekonstruktion - nur die Platten sind original - an seinem alten Ort angebracht und wünschenswert. Genau dies wurde auch von den Ausgräbern überlegt - die Möglichkeit dazu aber gab es damals nicht und ließe sich heute sicher nur schwerlich umsetzen; die Originale dürfen nicht der Witterung ausgesetzt werden.

    Zudem ist der Pergamonaltar in Berlin längst ein Kulturdenkmal eigener Bedeutung geworden.

    Alles prüfe der Mensch, sagen die Himmlischen,

    Daß er, kräftig genährt, danken für Alles lern‘,

    Und verstehe die Freiheit,


    Aufzubrechen, wohin er will.


    Hölderlin

  • Vor allem stellte sich dann die Frage, an wen die naive Dame denn den für die Nachwelt von den Deutschen geretteten Altar zurückgeben möchte? Wenn sie an die Türkei denkt, dann wird sich Griechenland echauffieren, aber das ist eine andere Geschichte. Wie Heimdall bereits aufzeigte, geht es der nicht nur hinter den Ohren grünen Frau Gomis nur um Aufmerksamkeit. Wirkliche, ehrliche Gedanken hat sich diese Frau Gomis nie dazu gemacht. (Schul-)Bildung über europäische Kulturgeschichte des Altertums wäre hier als Medizin zu verschreiben sowie eventuell die Erhöhung der Unterrichtsdosierung wieder von 4 auf 6 Tage Schule pro Woche. Zumindest würden die meisten Wähler dann solche unreflektierten Dämlichkeiten mit Wissen parieren können.

  • Die Berliner Staatssekretärin für Vielfalt und Antidiskriminierung, Saraya Gomis, will die Nofretete-Büste und den Pergamonaltar zurückgeben

    Das wäre skandalös und lächerlich zugleich, da das antike Pergamon heute in der islamischen Türkei liegt und dort kein kulturelles Interesse an dem Bauwerk besteht. Bei der Nofretete-Büste ist es ebenso. In den antiken Museen in der Türkei wie in Ägypten findet man beispielsweise nur ausländische Touristen. Von Einheimischen keine Spur. Alles was nicht der eigenen islamischen Kultur entspricht ist dort uninteressant.

    "Moderne Architektur heißt seit über 50 Jahren: Rechtwinklig, weiß, kahl, leer, gebaut von immer schwarzgekleideten Architekten."

    -Gerhard Kocher

  • (...) (Schul-)Bildung über europäische Kulturgeschichte des Altertums wäre hier als Medizin zu verschreiben sowie eventuell die Erhöhung der Unterrichtsdosierung wieder von 4 auf 6 Tage Schule pro Woche. (...)

    Laut dem Eintrag bei Wikipedia ist diese Frau ja sogar Gymnasiallehrerin. :schockiert: Von solchen Personen werden wir regiert. Es läuft doch einiges schief in unserer Bundesrepublik.

    Wenn wir jetzt anfangen alle Exponate aus den Museen wegzugeben, kann man die Häuser irgendwann schließen, weil es darin nichts Interessantes mehr zu sehen gibt.

  • Ich habe mal gehoert, dass das Deutschland seine Museums-stuecke in form des Istambuler Bahnhofs bezahlt habe.

    Ob das stimmt weiss ich nicht, aber den rechtschafenden Deutschen waere das zuzutrauen.

    Demnach habe die Bagdad Bahn Gesellschaft waehrend eines Juristenstreits den Bahnhof Istambul gebaut.

    Als gegenleistung fuer den Erwerb Archiologischer Stuecke. Die Tuerkei hatte keine Probleme damit,

    weil vor Islamische Bauwerke nach Islamischen Gesetzen nicht geschuetzt weden sollen.

  • Frohes neues Jahr Euch allen!

    Bentele: Danke für die Erläuterung zum Pergamonaltar und dessen Reise auf die Museumsinsel.

    Kann hier jemand noch etwas zur Nofretete-Büste sagen und deren Geschichte seit dem Fund? Zumindest den Wikipedia Eintrag habe ich dazu gelesen und es gab ja anscheinend in der Vergangenheit diverse prominente Befürworter von Rückgabe aber auch Erhalt des Status-Quo.... Insofern scheint die die Diskussion um die Büste bereits seit knapp 100 Jahren zu schwelen.

  • Wiki sagt uns :

    "Sie wurde im Januar 1913 im Rahmen der Fundteilung mit Genehmigung der ägyptischen Altertümerverwaltung nach Deutschland gebracht. 1920 ging die Büste der Nofretete durch eine Schenkung von James Simon mit weiteren Objekten, die Dauerleihgabe an die Ägyptische Abteilung der königlich preußischen Kunstsammlungen waren, an den preußischen Staat.[1] Zu einer öffentlichen Präsentation im für die ägyptische Sammlung der Staatlichen Museen zu Berlin errichteten Museum auf der Berliner Museumsinsel kam es aber erst 1924."

  • Der Kurfürst: Danke, ich meinte auch eher über wikipedia hinausgehendes Wissen. Denn im nächsten Absatz steht: " Weil Ägypten zur Zeit der Ausgrabungen ein britisches Protektorat war und somit die Büste unter Bedingungen der Besatzer, nicht der Ägypter, nach Deutschland kam, wird argumentiert, dass die Büste koloniale Raubkunst sei.[2] Ägyptische Behörden verlangen seit 1924 regelmäßig eine Rückgabe."

    Ich weiß, das Thema sorgt insbesondere hier im Forum für hitzige Gemüter, aber für mein Dafürhalten muss es tatsächlich im Einzelfall möglich sein, die Provenienz von Kunstwerken infrage zu stellen. Diese "Jetzt muss auch mal gut sein"-Einstellung ist weder moralisch wie wissenschaftlich eindwandfrei. Und das sage ich als regelmäßiger Museumsbesucher, der sich über alle Kunstwerke freut, für die er nicht mehrere tausend Kilometer fliegen muss und unabhängig von irgendwelchen Partei-Sympathien. Ich finde auch, dass die Hürden für eine Rückgabe hoch sein sollten. So sehe ich den Einsatz von menschenverachtender Gewalt durch einen Eroberungsfeldzug wie sie von den Briten in Nigeria / Benin im Jahre 1897 angewendet wurde, als eine Überschreitung einer solchen Schwelle. Bei der Nofretet-Büste sehe ich mit meinem wikipedia-Wissen im Hintergrund diese Schwelle nicht überschritten.

    So, jetzt auf mich mit Gebrüll :) Schönen Tag allen und ein gutes Jahr 2023

    P.S. Jetzt sehe ich, dass über das Thema im Nachbarstrang zum Schloss auch schon so manches gesagt wurde von den Foristen.

  • "Benjamin", gegen Einzelfall-Prüfungen habe z.B. ich gar nichts. Aber man sieht doch an den recht wahllosen Forderungen nach der Benin-Geschichte, dass es gerade darum nicht geht. Es geht um Verunsicherung, Schuldgefühl-Erzeugung, Brechung von "white supremacy", um die Gesellschaft sturmreif für die tiefgreifende Umgestaltung zu schießen. Der BLM-Ikonoklasmus, der Streit ums Schlosskreuz (um Rekonstruktionen überhaupt) und die "postkoloniale" Rückgabe-Debatte kann nur im Zusammenhang mit einer weit größer angelegten politischen Agenda betrachtet werden.

    Außerdem, wenn man von "menschenverachtender Gewalt" durch einen "Eroberungsfeldzug" der Briten spricht, sollte man im Auge behalten, dass sich das Königreich Benin ebenfalls durch "menschenverachtende Gewalt" auszeichnete. Dies nämlich in Form von Eroberungsfeldzügen gegen seine Nachbarvölker, durch Sklavenhandel und Menschenopfer (Sklaven wurden erdrosselt und enthauptet. Laut "wikipedia" sogar bis zu 23 pro Tag.). Zudem sollte man bedenken, dass unsere gesamte Welt durch Eroberungsfeldzüge und Gewalt entstanden ist. Das für das 19. Jahrhundert anzuklagen, bedeutet, die gesamte Menschheitsgeschichte zu beklagen. Und zu glauben, Eroberung und Gewalt fänden heute nicht mehr statt. Sie finden aber statt, nur viel subtiler, z.B. durch die Eroberung von Institutionen, die dann vor allem institutionelle Gewalt ausüben. Man muss also gar nicht an Ukraine und Co. denken, zumal, wenn man deren Vorgeschichte ausblendet. Es reicht heute, Schlüsselstellungen im mächtigen internationalen Polit- und Wirtschaftsapparat zu besetzen.

  • Hallo Heimdall,

    danke für Deine Nachricht. Über Deinen Punkt hinsichtlich der Schuld, welche sich der "Bestohlene" vorher aufgeladen hat, bin ich auch gestolpert und konnte das Dilemma für mich auch nicht richtig auflösen, weil sich immer die Frage stellt, wer "schlimmer" war, sich also mehr Schuld aufgeladen hat. Du hast natürlich Recht, unsere Welt wie wir sie kennen und die Grenzen der Länder sind durch Gewalt entstanden. Dennoch muss jede Generation für sich ausmachen, was sie für moralisch angemessen hält und ob man, und da wird es etwa handfester, die Rückgabe solcher Kunstwerke auch als erweiterte Außenhandels-/wirtschaftspolitik ansehen kann. So wird bspw. die Rückgabe der Bronzen nach Benin unser Verhältnis zum rohstoffreichen Nigeria sicher nicht verschlechtern.

  • Ich halte den Kommentar für grausig schlecht. Statt sich mit dem völlig irrlichternen Grundgedanken der Forderung auseinanderzusetzen, "Kulturgegenstände gehören zu den geografischen Plätzen ihrer Entstehung", wird genau diese Position mit einem schulterzuckenden "Vielleicht", als zwar radikal aber möglicherweise richtig verortet.

    Stattdessen wird dann argumentiert, dass ein Museum, dessen Markenkern das zurückzugebende Objekt darstellt, dieses ja irgenwie doch nicht verlieren kann, weil dann auch die Identität nicht nur des Museums, sondern auch teilweise der Stadt verloren geht. Eine argumentative Verrenkung, die weder verfängt, noch nötig wäre, wenn man die zugrundeliegende Ansicht der Staatssekretärin auseinander nehmen würde. Ein deutlich eingängigeres Unterfangen wäre das.

  • Wenn man sich die vielen Entwicklungen der letzten Jahre ansieht, stellt man eines fest: Es gibt Grundanliegen, die für sich genommen gerechtfertigt sind: der Kampf gegen Rassismus, der Kampf gegen Rechtsextremismus (mit dem natürlich auch ein entsprechender Kampf gegen den Linksextremismus und den Islamismus einhergehen müsste), die Anerkennung der Tatsache, dass es Menschen gibt, die sich nicht auf ein biologisches Geschlecht festlegen lassen; die Debatte über Verbrechen in der Zeit des Kolonialismus; die unreflektierte Verwendung stereotyper Geschlechterrollen; das Treffen von Vorsichtsmaßnahmen in Zeiten einer Pandemie; die Ersetzung von realen Zusammenkünften durch digitale Meetings; die Kritik am unrechtmäßigen Erwerb von Kulturgut usf. Aber diese an sich berechtigten Anliegen bilden leider die Speerspitze weiterführender Forderungen, die in ihrer Radikalität und Totalität auf die Zerstörung unserer Kultur und unserer Identität hinauslaufen: auf die Auflösusung natürlicher sozialer Bindungen (Familie, Kirche, Nation, Kollegenkreis, Klassenverbände, Vereinsleben) und auf die Beseitigung individuelle Zugehörigkeit (Heimat, Glaube, Kultur). Am Ende haben wir im Orwellschen Sinne ein fluides, orientierungsloses, entpersonalisiertes und entindividualisiertes Kollektiv von Monaden, die sich problemlos manipulieren und beherrschen lassen. Noch vor wenigen Jahren hätte ich diese These für hoffnungslos überzogen gehalten, mittlerweile halte ich sie für die grausige Zukunft.

    Wer einer Halbwahrheit eine weitere Halbwahrheit hinzufügt, schafft keine ganze Wahrheit, sondern eine ganze Lüge.

  • Es waren nicht Raub- und Beutegier!

    Neugier und Freude am Schönen und Andersartigen ließen das Sammeln fremder Kulturzeugnisse entstehen und wachsen. Und das nicht nur seit dem abendländischen Kolonialismus.

    Hier im Neckarland findet man in zweitausendfünfhundert Jahre alten Gräbern der Kelten Keramik aus Athen und Rom, auch etruskische Arbeiten - ebenso wie man in Ägypten Bernstein von der Ostsee findet.

    Weltweit haben über Jahrtausende hinweg Künstler über den Austausch von Kulturgegenständen voneinander gelernt und immer Menschen auch einander kennen gelernt. Immer war dabei - von uns nicht mehr zu ändern - auch Raubkunst, die es freilich unter zivilisierten Menschen nicht geben sollte.

    Vieles in der Barockzeit wurde von China geprägt, im 19. Jhdt. über Frankreich auch vom alten Ägypten, im beginnenden 20. war in der Malerei Japan Vorbild; unzählige Einflüsse ließen sich aufzählen, von denen andere Kulturen gelernt haben und auch von ihnen geformt worden sind - die moderne Skulptur ganz wesentlich von den Benin-Figuren.

    Wieviel Farbe und welcher ideelle Reichtum würden aus der Welt verschwinden, wenn alle Kunst seine Heimatkultur nicht mehr verlassen würde oder gar dürfte und nicht in anderen Kulturen gesammelt und als Anregung aufgenommen würde!

    Wie arm wären künftige Generationen, wenn sie in den Museen nicht mehr die Kunst der Mayas, Azteken oder der Inkas erleben könnten und sich nicht - wie ich mich schon als Kind - daran freuen dürften! Wie arm wäre der Anblick der Welt, wenn es keine transparenten Fenster überallhin in ihre Vergangenheit mehr gäbe: den Blick in die Südsee oder in die Welt der Kaiser von China, und das von Stuttgart, München oder Berlin, wie von Paris oder London aus.

    Und das, weil alles ausgerechnet eine Staatssekretärin unter anderem für Integration (!) unmöglich machen würde. Welche Qualitäten hat sie für dieses Amt mitgebracht?

    Kunst ist menschlich, und die Menschheit ist global!


    Alles prüfe der Mensch, sagen die Himmlischen,

    Daß er, kräftig genährt, danken für Alles lern‘,

    Und verstehe die Freiheit,


    Aufzubrechen, wohin er will.


    Hölderlin

  • Ob die Sanierung mal wieder vom Geiste Chipperfields beeinflusst wurde? Einige Kolonnaden-Teile sind frisch und hell, andere direkt daneben in dreckig-versifftem Schwarz. Sorry, aber so sieht das doch echt beschissen aus!

  • Typisch Berlin. Der Witz ist ja, dass es schädlich für den Stein ist, diesen so beschmutzt zu lassen. Drüben am Berliner Dom tun sie die gleichen Verkrustungen feinsäuberlich abtragen. Aber hier muss es erst mal Kontraste geben, darf ja nicht zu neu und sauber aussehen. Wir sind ja nicht in Paris sondern im armen, unsexy Berlin. Und in 10 Jährchen sind wieder Gerüste dran.

  • Ursprünglich hat die Kolonnade ja als Habrund die Apsis der Nationalgalerie umschlossen. Dann wurde das Halbrund durch den Neubau des Pergamonmuseums fragmentiert. Dieser Eckpavillon am Bogenansatz sieht etwas willkürlich aus. Ich frage mich daher, ob das der Vorkriegszustand ist oder ob man einige alte Säulen neu versetzt hat - wofür nicht nur das neu angefertigte gerade Gebälk, sondern auch die offenbar neu angefertigten geraden Brüstungen sprächen. Entsprechende Fotos, die Aufschluss gäben, habe ich noch nicht gefunden.

    Jedenfalls finde ich die Lösung nicht wirklich glücklich. Ich hätte es besser gefunden, man hätte - heute oder schon damals - die Kurvatur des Grundrisses möglichst weit fortgeführt

    .

    Wer einer Halbwahrheit eine weitere Halbwahrheit hinzufügt, schafft keine ganze Wahrheit, sondern eine ganze Lüge.