Berlin - Museumsinsel

  • Ich muss ja ohnehin sagen, dass ich alles andere als begeistert bin von der Museumsinsel, auch das Neue Museum mit seiner misslungenen Teilrekonstruktion und die anderen Gebäude wirken auf mich irgendwie düster und überhaupt nicht als Ensemble, sondern als runtergekommene, nebeneinander herumstehende, lieblos und inkomplett renovierte und dabei irgendwie parallel auch noch "zu kleine" Monolithen aus verschiedenen Epochen, aber diese "Galerie" setzt dem ganzen wirklich die Krone auf... die Sehnsucht nach Zerstörung der letzten minimal intakten Ensembles aus der Vorkriegszeit in Berlin-Mitte scheint sehr groß zu sein...

  • Der Unterschied ist aber, dass die Bausubstanz heute viel besser ist also noch vor 40 Jahren, weshalb man damals allen Ernstes den Abriss des Neuen Museums plante, um dieses durch einen Plattenbau zu ersetzen.

    Sicher, ein Schmuckstück sieht anders aus. Und gegen eine rekonstruierte Frontfassade ist nichts einzuwenden.
    Man muss nicht jedem Gebäude ansehen, dass es einmal ganz entstellt war, dazu kann man auch Infotafeln aufstellen.
    Was auch nicht geht, ist das Tolerieren von Schmierereien am Bodemuseum zur Bahnseite hin.

    Das Alte Museum braucht dringend eine Hüllensanierung. Auch das zeigen die Bilder. Aber solche Ergebnisse, wie beim Schloss Charlottenburg, lassen hoffen, diese Anmut auch einst auf der Museumsinsel wieder erleben zu können.

  • Ich hingegen finde es unerträglich, dass auch 30 Jahre nach der Wende noch Gebäude in derartig katastrophalem Gesamtzustand in der letzten halbwegs repräsentativen zentralen Ecke der Hauptstadt herumstehen. Letztlich natürlich auch symptomatisch für den Gesamtzustand des Allgemeinwesens. Mal sehen, ob das da in 30 Jahren fertig ist. Parallel haben die anderen europäischen Hauptstädte weiter Gas gegeben und Berlin fällt und fällt und fällt weiter zurück.

  • Das Alte Museum braucht dringend eine Hüllensanierung.

    Die Grundsanierung des Alten Museum ist im Masterplan Museumsinsel als letztes großes Projekt bereits fest geplant. Allerdings wird diese wohl erst nach Beendigung der Arbeiten im Pergamonmuseum begonnen werden, um die Besucher der Museumsinsel nicht durch zu viele gleichzeitige Ausstellungsschließungen zu frustrieren.

    Eingestellte Bilder sind, falls nicht anders angegeben, von mir

  • Und die Straße im ersten Bild ist eine völlig unzeitgemäße Asphaltwüste. Schinkels Säulen wirken marginalisiert. Die Autos haben hier zu verschwinden. Zudem sollte die Fahrbahn um die Hälfte verkleinert werden, um endlich Platz für schöne Grünflächen zu schaffen.

    Die Bodestraße zerschneidet die Museumsinsel hier in einer wirklich üblen Art und Weise, auch die Asphaltierung wirkt alles andere als attraktiv. Das Problem war bisher, dass eine Durchfahrtmöglichkeit für die Reisebusse benötigt wurde, damit die Besucher direkt in die Museen gehen konnten. Es gibt aber Pläne der Senatsverwaltung, dies zu ändern und hier nur kurze Halteslots für die Busse zuzulassen, sowie auch den Individualverkehr durch Poller fernzuhalten. Vielleicht kann diese übergroße Asphaltfläche dann letztlich in das Freiflächen-Konzept der Museumsinsel einbezogen werden.

    Eingestellte Bilder sind, falls nicht anders angegeben, von mir

  • Einige Bilder von heute.

    Der übliche Verkehrswahnsinn am Wochenende, gesteigert um die Eröffnung der JSG.

    Hier noch das Foto, auf welches sich Goldsteins Äußerung bezog ...

    Eingestellte Bilder sind, falls nicht anders angegeben, von mir

  • Nicht nur die Bodestraße, auch die an der Spree vor den Museen entlangführende Straße "Am Kupfergraben" gibt kein gutes Bild ab:

    Auch hier Asphaltwüste mit vernachlässigten Gehwegen und unterschiedlichen ollen, hässlichen Straßenlaternen, z. T. noch auf den DDR-Betonpfeilern.

    Die ausgerechnet dort angesiedelten, seltsamen Flohmärkte bzw. Antikbüchermärkte lassen die Gegend noch schäbiger erscheinen.

    Insgesamt unwürdig des benachbarten Weltkulturerbes.

    Würde man in Paris oder London so niemals vorfinden...

  • Würde man in Paris oder London so niemals vorfinden...

    Denke ich auch. Ich würde sogar so weit gehen, zu behaupten, dass man dort die Sanierungen in der Hälfte der Zeit gemacht hätte, zumindest in Paris.

    "Mens agitat molem!" "Der Geist bewegt die Materie!"

  • Die ausgerechnet dort angesiedelten, seltsamen Flohmärkte bzw. Antikbüchermärkte

    ...beleben aber die Straße und sind schon passend zur Museumsinsel.

    Ein Großteil der Bücher über Berlin in meiner Bibliothek stammt übrigens von dort ;).

  • Soweit ich mich erinnere, sind Quais an der Seine rund um die Pont des Arts mit genau solchen Second-Hand-Buchhändlern belegt. Soviel zu "In Paris gäbe es sowas nicht" ...

  • Ich glaube, die wenigsten Touristen erwarten ein perfekt restauriertes Berlin des 19. Jahrhunderts. Es gilt ja immer noch der Ruf des "arm, aber sexy", schräg, jung, kreativ und so weiter. Wer Schickimicki sucht, geht nach München. Und dass in Prag mehr Architektur den 2. Weltkrieg überlebt hat als in Berlin, wissen auch die meisten.

    Daher glaube ich, dass die aktuelle Situation ziemlich gut den Erwartungen der meisten Besucher Berlins entspricht.

    Deutschland ist sauber, gut organisiert, perfekt restauriert, sorgfältig aufeinander abgestimmt?

    Ja, aber hier ist nicht das typische Deutschland, det is Balin...

    _______________________________________
    Gutmensch = Gut gemeint, nicht zuende gedacht, schlecht gemacht

  • Es gibt verschiedene Berlintouristen.

    Die einen bevorzugen das Brandenburger Tor, die anderen das Kottbusser Tor.

    Ich bevorzuge ersteres und würde auf der Museumsinsel einer angemessenen Inszenierung den Vorzug vor der vorherrschenden Mittelmäßigkeit geben.

  • Ganz allgemein gesagt, ist Berlin schon vorzeigbar und in vielen Bereichen auch sauber und "angemessen inszeniert". Man gehe mal vom Leipziger Platz über Potsdamer Platz zum Brandenburger Tor. Oder die Linden ab dem Fridericus Rex Denkmal. Das sieht schon ziemlich gut aus. Dazu passen auch die anderen, eher etwas heruntergekommenen Bereiche als Kontrast schon auch ganz gut. Es hat teilweise zumindest ein besonderes Flair.

    Die Museumsinsel jedoch ist wirklich "ganz großes Kino", städtebaulich und von der Bedeutung her. Hier würde ich mir wünschen, man hätte das alles mit mehr Energie und schneller saniert. Die Kosten, unabhängig von den Kosten. Das z.B. das Alte Museum immer noch unsaniert ist, kann man sich doch kaum erklären. Auch finde ich Lösungen, wie z.B. für die Friedrichsbrücke, unpassend. Die Zugänge zur Museumsinsel hätte man durchaus alle wieder originalgetreu herstellen können.

    "Mens agitat molem!" "Der Geist bewegt die Materie!"

  • JSG - meine Eindrücke

    • Das Gebäude sieht sehr wertig und sauber aus. Betonbrutalismus von hoher Qualität.
    • Das Gebäude hat kaum erkennbare Funktion. In der Anordnung ist es unpraktisch und übermässig großzügig. Also riesige Garderobe in der Mitteletage, dazwischen Treppen. Sehr leer, sehr viel Raum. So muss sich der Diplomat in der Reichskanzlei gefühlt haben. Eingangstreppe zitiert Tempel, ein Allerheiligstes gibt es aber nicht. Die Skater werden sich freuen.
    • Barrierefreiheit eher ein Minus für den Neubau, man muss viel Treppen steigen oder eigentlich unnötig häufig mit dem Lift fahren. Nichts ist logisch beieinander, lange Wege.
    • Die Einweihung war ziemlich kleinkariert. Wollte man ins Pergamon- oder Neue Museum gab es eine Eintrittskarte für 10 Euro. Nun dachte ich, Pergamonmuseum sei inzwischen fertig. Nein, es gibt nur den einen Flügel mit Ishtar Tor und Islamische Kunst. Aus der JSG kommt man quasi in eine Art Hintereingang im Museum an. Nicht gut gelöst. Überhaupt seltsam weiterhin vom Pergamonmuseum zu sprechen, wenn es den Pergamonaltar nicht mal zu sehen gibt. Ich hätte gedacht nach 5 Jahren ist das mal fertig. Viele Exponate fehlen.
    • James Simon Kult. Um den Mäzen, den keiner kannte, wird ein irrer Kult betrieben. Bei der Eröffnungsfeier sollten gar seine Nachfahren aufstehen. In der Sektion des Pergamonmuseum für islamische Kunst ist die Würdigung von Mäzenen ebenfalls peinlich aufdringlich. Wahrscheinlich wird die JSG in Zukunft als Ruhmeshalle für Mäzene genutzt, vermute ich mal. Es gibt einen großzügigen Mehrzweckraum für Ausstellungen oder Vorträge und eine Aula.
    • Kinderbelustigung, ok. Aber sonst eigentlich kein volkstümliches Angebot.
    • Kartenverkäufer konnte nicht richtig deutsch, man verständigte sich irgendwie. Sehr seltsam.
    • Dach der JSG scheint nicht genutzt zu werden.
    • Löwe ist ganz nett. Hoffentlich stimmt nicht der Hinweis, dass man den nicht anfassen darf.
    • Wertig auch der Gründungspfahl.
    • Sehr nett gemacht die Eingangszone, der Kellergang, zum Neuen Museum, in der die Museen der Insel mit Beispielexponaten vorgestellt werden.

    Was hätte sein können:

    • Man hätte die Elemente der Prozessionstraße in originaler Anmutung (Breite) in einer JSG präsentieren können. Im Pergamonmuseum ist ja nur ein Ausschnitt.
    • Man hätte den Übergang zu den Arkaden besser angleichen können und die Arkaden architektonisch bruchlos fortsetzen.
    • Garderobe, Schließfächer, Tickets, Museumsshop alles barrieregerecht beieinander.
    • Zur Eröffnung hätte der Eintritt in die Museen frei sein müssen.
    • Man hätte Künstler in die Gestaltung des Baus einbeziehen können statt so eine übertriebene Sachlichkeit.
    • Das Café auf's Dach.
    • Die Trennung in Sachen Panorama macht null Sinn, das hätte in der JSG sein können.
    • Auf die Aula mit Hinblick aufs Humboldtforum verzichten.
    • Virtuelle Exponate.
    • Etwas weniger als 134 Millionen und 10 Jahre Bauzeit

    Siehe auch:
    https://www.tagesspiegel.de/kultur/die-neu…n/24595518.html
    "Auf der Café-Terrasse macht der Spruch von der „teuersten Garderobe der Welt“ die Runde."

    "Die nach Protesten anstelle der geplanten Gipsabguss-Eröffnungsausstellung kurzfristig präsentierte Videoschau über den Mäzen und sozialen Wohltäter funktioniert nicht richtig. Auf vier Leinwänden wird das Publikum über den Unternehmer und Kunstsammler informiert. Ist das nicht die Stimme von Katharina Thalbach, die aus den Lautsprechern tönt?"

    Einmal editiert, zuletzt von Agon (16. Juli 2019 um 12:19)

    • James Simon Kult. Um den Mäzen, den keiner kannte, wird ein irrer Kult betrieben.

    "Irrer Kult"?? Finde ich nicht. Auch wenn James Simon durch seinen Tod 1932 eine Verfolgung und Ermordung durch das Nazi-Regime erspart blieb, gilt es doch endlich einmal bewusst zu würdigen, welche Schätze die Museumsinsel dank James Simon besitzt. Ohne James Simon keine Nofretete, kein Ischtar-Tor, nicht die größte Renaissance-Sammlung nördlich der Alpen, usw.
    Dass James Simon so stark in Vergessenheit geriet war der Wille der Nazis, weil ein jüdischer Mäzen natürlich nicht mit deren Weltbild kompatibel war. Dass die "Damnatio memoriae" James Simons bis in die jüngste Vergangenheit Bestand hatte ist um so bedauerlicher. Von daher empfinde ich die jetzige Form der Erinnerung an den großen Mäzen als absolut gerechtfertigt und angemessen.

  • Von einem James-Simon-Kult zu sprechen ist absolut lächerlich. Ich wa heute dort und habe mich vor die 3-4 Displays gesetzt um der angenehmen Stimme von Frau Thalbach zu lauschen. Alles wurde sachlich, ohne jegliches Pathos vorgetragen und gab ein umfassendes Bild zu diesem außergewöhnlichen Menschen, dem die Berliner Museen unendlich viel zu verdanken haben, seinem Leben und Wirken wieder. Hier mal ein Bild von der Räumlichkeit mit dem 'irren Kult'.

    James-Simon-Galerie


    Es kam übrigens wieder die Fehlermeldung:

    Fatal error: Allowed memory size of 104857600 bytes exhausted (tried to allocate 12288 bytes) in /kunden/376483_73760/webseiten/forum/wcf/lib/system/image/adapter/GDImageAdapter.class.php on line 157


    Obwohl das Bild die gleiche Größe mit ca. 490 KByte hat wie die im Kapitel Neues Museum eingesetzten.

  • Wer mehr von meinem Besuch sehen möchte:

    DAF

    Mir ist das Einstellen von Fotos hier einfach zu langwierig und häufig nicht von Erfolg gekrönt. Mit 'abload' geht das alles viel schneller und vor allem Komfortabler!

    Für einzelen Bilder mag das ja angehen, aber bei größeren Serien einfach zu nervig!

  • Also, James Simon kann gar nicht genug geschätzt werden. Der verwarloste Park neben der Museumsinsel, der nach ihm benannt ist, tut es jedenfalls nicht. Ohne ihn wäre die Museumsinsel nicht das was sie heute wäre. Bedeutendste Schätze wie die Nofretete wären ohne ihn jetzt wohl nicht in Berlin.

  • @tegula
    Kannst du dir die obige Fehlermeldung von Spreetunnel mal ansehen?

    @Spreetunnel
    Du musst dich gegenüber tegula schon bemerkbar machen. Wenn du deine technischen Probleme und Fehlermeldungen in einem beliebigen Strang versteckst, gehen sie unter. Dann kannst du lange klagen und jammern. Technikchef tegula muss doch irgendwie erfahren, dass es ein Problem gibt, um Maßnahmen ergreifen zu können.

    Stichwort: James-Simon-Kult
    Im Bode-Museum wurde ein Kabinett mit seinen Schenkungen originalgetreu wiedereingerichtet. Simon hatte gewünscht, dass die Werke hundert Jahre lang in einem Raum unter seinem Namen vereint bleiben sollten. Bisher hatte man uns erzählt, Simon hätte völlig selbstlos geschenkt. Die Neueinrichtung des James-Simon-Kabinetts ist nicht zeitlich befristet. Als Sonderausstellung wäre das eine gute Sache, aber für die nächsten hundert Jahre? Für die hochkarätigen Kunstwerke ist das James-Simon-Kabinett sicher nicht die beste Präsentationsform. Hier wird meines Erachtens der Mäzen zu sehr in den Vordergrund gerückt.

  • Nachdem ich mir Spreetunnels Bilder im DAF angsehen haben, muss ich nochmal wiederholen: Das Äußere der Galerie wirkt offen, leicht, edel und tatsächlich an klassische Tempel erinnernd. Durchaus eine Bereicherung der Insel. Das Innere hingegen...da kriegt man das Grausen. Absolut hässlich und abweisend. Ich würde hier viel eher einen wahllosen Rohbau oder eine verlotterte Fabrikhalle vermuten, nicht den Eingang einer Insel voll Tempeln der klassischen Kunst. Komplett den Auftrag verfehlt.